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Gegründet wurde Rom laut Titus Livius am 21.
April 753 v. Chr. Nach der Ermordung seines Bruders herrschte
Romulus über die Stadt.
Die römische Republik (um 470 - 27 v.Chr.)
Ruhm und Italien (um 470 - 265 v.Chr.): da die
Gründung der Republik (zur Etymologie des Begriffs res
publica) ausschließlich ein Werk der Patrizier gewesen war,
hatten diese alle Machtmittel in den Händen und bildeten im
strengen Sinn allein das römische Starts folgt.
Nach der Überlieferung und der
überwiegenden Anschauungen der modernen Forschung bildeten die
Patrizier aus ihrer Mitte Jahres Beamte, zuerst Prätoren,
später Konsuln genannt. Die sakralen Befugnisse des
Königs wurden dem Rex sacrorum und dem Pontifex maximus
übertragen. In wirtschaftlicher Hinsicht waren die Patrizier
Großgrundbesitzer, die auf ihren weitgehend autarken
Gütern souverän über die freien
Familienangehörigen (liberi) und die unfreien Knechte (servi)
schalteten; außerdem ordneten sich ihnen als den Patroni freie
plebej. Gefolgsleute (Klienten) zu.
Nach außen hatte der neue Staat erhebliche
Verluste hinzunehmen, da die Latiner abfielen, einen eigenen
Stammesbund bildeten und ist zu Kriegen mit den Volsgern und den
Äquern kam. Da die Latiner das erste Angriffsziel dieser
Völker waren, schlossen sie um 460 (nach der
Überlieferung 493) mit Rom einen Bündnisvertrag (sog.
Foedus Cassianum), der es den Verbündeten ermöglichte,
seit dem Ende des fünften Jahrhundert die Feinde
zurückzudrängen. Im Inneren musste die Umgestaltung der
bisherigen rein patriz.-gentiliz. Heeresordnung durch Aufnahme
vermögender Plebejer vollzogen werden, aus der am Ende des
fünften oder zu Beginn des vierten Jahrhunderts die
Zenturiatkomiteen hervorgingen. Die Heranziehung der Plebejer zum
Heeresdienst zog deren Forderung nach politischer
Gleichberechtigung nach sich, was zum Ständekampf führte,
der den Plebejern 451/449 die Kodifikation des Rechts im
Zwölftafelgesetz, 363 (nach der Überlieferung 367) den
Zugang zum Konsulat, 300 zu den Priesterämtern und 287 die
rechtliche Gleichstellung der Plebiszite mit den Leges (Lex)
brachte. Parallellaufend waren vermutlich noch im fünften
Jahrhundert als neue Volksversammlung die patriz.-plebej. nach
lokalen Gesichtspunkten gegliederten Tributkomiteen entstanden.
Diese Organisationsform galt auch für die ausschließlich
plebej. Versammlung (concilium plebis). Die plebejischen
Sonderbeamten der Volkstribunen verstanden sich als Vertreter des
gesamten Volkes; die Grund besitzenden Patrizier und die
vermögenden und damit zur Ämterübernahme
fähigen Plebejer wuchsen durch die Ausübung der
Ämter zur Nobilität zusammen, die die staatstragende
Schicht während der römischen Expansion im Mittelmeerraum
stellte. Die wirtschaftliche Struktur war noch immer agrarisch.
Während in der auswärtigen Politik Rom 396 die Eroberung
der Etruskerstadt Veii gelang, schlugen Kelten aus der Poebene das
römische Heer an der Allia (386) und besetzten für sieben
Monate Rom mit Ausnahme des Kapitols. Der dadurch ausgelösten
Abfallbewegung wurde Rom rasch Herr; es brachte 358 die Latiner in
Abhängigkeit und schloss 354 mit den Samniten einen
Bündnisvertrag.
Die Münzprägung der römischen
Republik.
Auch für Rom ist eine Entwicklung vom
Wertmesser des Viehs zum Metallgeld (pecus- pecunia) bezeugt, doch
trat die Stadt am Tiber erst sehr spät in den Kreis der
münzprägenden Mächte ein. Zunächst war sie in
das Geldsystem Mittelitaliens verflochten, das heißt in eine
Geldlandschaft, welche nach griechischen und hellenistischen
Maßstäben als durchaus rückschrittlich gelten
mußte. Denn ihre Münzen bestanden aus
verhältnismäßig plumpen, gegossenen
Kupferstücken, die durch Wertzeichen und in den verschiedenen
Wertstufen auch durch verschiedene Bilder differenziert
waren.
Die Entwicklung des römischen Geldsystems
spiegelt nun das politische und militärische Ausgreifen Roms
wieder. In dem Augenblick, als die Stadt nach den Samnitenkriegen
zur Vormacht Mittelitaliens geworden war, mußte sie notwendig
über eine Währung verfügen, die sich an die
traditionellen Formen Mittelitaliens anschloß (Cales, Luceria,
Venusia, Hatria, Tuder, Volaterrae, Iguvium). - Umgekehrt erzwangen
die immer engeren Verbindungen mit den griechischen Städten
Unteritaliens (327 Neapel) und speziell der Krieg gegen Pyrrhos
(280- 275 v. Chr.) den Anschluß an Standard und Form des
süditalischen, das heißt des griechischen
Geldwesens.
Von diesen beiden Polen her läßt sich
die eigenartige Gestalt des Geldsystems der römischen Republik
verstehen, dessen Chronologie freilich noch immer umstritten
bleibt. Die mittelitalische Komponente des frührömischen
Münzwesens wird durch den Übergang von vorgewogenen
Kupferbrocken (aes rude) einerseits zum aes signatum, anderseits
zum aes grave charakterisiert. Die als aes signatum bezeichneten,
gegossenen und mit Bildern versehenen Kupferbarren im Gewicht von
rund drei Pfund, die noch zu Anfang des 3. Jahrhunderts v. Chr.
hergestellt wurden, können zwar nicht als Münzen gelten,
doch waren sie teilweise schon durch die Legende 'Romanom'
gekennzeichnet. Das schwere, gegossene Kupfergeld des aes grave
weist dagegen schon die griechische Rundform auf, seine
Orientierung nach den Gewichtseinheiten (1 As = 1 Pfund = 273 g)
schloß es jedoch von vornherein von einer weiträumigen
und intensiveren Geldzirkulation aus.
Auf den Vorderseiten der Einheiten des
römischen aes grave sind die Köpfe des Ianus (As-
Wertzeichen I), Iuppiter (Semis-Wertzeichen S), der Minerva
(Triens- Wertzeichen 4 Kugeln), des Hercules (Quadrans-Wertzeichen
3 Kugeln), Mercurius (Sextans- Wertzeichen 2 Kugeln) und der
Bellona (Uncia- Wertzeichen eine Kugel) dargestellt. Auf der
Rückseite findet sich dagegen stets ein Schiffsvorderteil
(prora), eine Darstellung, die früher zum Teil als eine
Anspielung auf die Wegnahme der Flotte von Antium (338 v. Chr.)
oder als Hinweis auf den Seesieg des C. Duilius bei Mylae (260 v.
Chr.) erklärt worden ist. Daneben werden auch hier die
Wertzeichen wiederholt.
Der griechische Einfluß auf das
frührepublikanische Münzwesen Roms ist erstmals 326 v.
Chr. faßbar, als in Neapel in römischem Auftrag
Kupfermünzen mit der Legende RWMAIWN hergestellt wurden.
Verstärkt hat sich dieser Impuls dann im Pyrrhuskrieg, als Rom
auf dem süditalischen Kriegsschauplatz ein auch für seine
Verbündeten und Partner akzeptables Geld benötigte und
deshalb in kampanischen Münzstätten die Serien der
'Römisch- Kampanischen Didrachmen' im Gewicht von rund 7,5 g
Silber prägen ließ. Ihre Bilder (zum Beispiel Mars-
Pferdekopf; Apollo- Pferd) schlossen eng an tarentinische
beziehungsweise karthagische Vorbilder an. Nur die Legende ROMANO
(für ROMANOM, arch. Gen. Plur.) kennzeichnete den
Prägeherrn. Wie hier, so haben auch später immer wieder
Erfordernisse der äußeren Politik oder bestimmter
Kriegsschauplätze eine 'römische' Münzprägung
außerhalb Roms entstehen lassen, Emissionen, die freilich
anfangs stets unter der Kontrolle des Senates entstanden sind, erst
seit der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. dann unter der
Eigenverantwortung der betreffenden Feldherrn. An diese
Dezentralisation der Münzprägung knüpften dann
später Oktavian und die anderen Triumvirn an.
Mit den römisch-kampanischen Didrachmen war
nun aber auch bereits der Übergang zu einem bimetallischen
System vorbereitet, der dann endgültig vollzogen wurde, als -
wahrscheinlich 269 v. Chr. - in Rom selbst Didrachmen geprägt
wurden, die schon durch ihre Bilder (Vorderseite: Hercules;
Rückseite: Wölfin mit Romulus und Remus) die
Prägehoheit Roms erkennen ließen. Es folgten Didrachmen
mit Romakopf auf der Vorder-, Victoria auf der Rückseite; in
der Legende wurde ROMANO durch ROMA ersetzt und vermutlich 235 v.
Chr. dann der sogenannte Quadrigatus eingeführt, Didrachmen,
welche auf der Vorderseite einen janusähnlichen, aber
bartlosen Kopf zeigen, auf der Rückseite luppiter mit
Blitzbündel und Szepter, von einer Nike begleitet, in einer
nach rechts fahrenden Quadriga, dazu die Legende ROMA.
Wohl 213 v. Chr. folgte dann der ebenfalls nach
seinem Bildtypus als Victoriatus bezeichnete Silbertypus im Gewicht
von etwa 3,41 g und darauf dann schließlich diejenige
Silbermünze, die gleichsam zum Nenner der römischen
Prägung überhaupt werden sollte, der Denar. Die ersten
Serien dieses neuen Silbernominals im Gewicht von circa 4,5 g
zeigen auf der Vorderseite den Kopf der Roma mit Helm, auf der
Rückseite die mit eingelegten Lanzen nach rechts
galoppierenden Dioskuren.
Da parallel zu dieser Entwicklung auch die
Gewichtseinheiten der - ausgehend vom einstigen Libral-
über den Semilibral-, den Quadral- bis zum Sextantaistandard -
herabgesetzt worden waren, konnte der Denar 10 Sextantar- Assen
gleichgesetzt werden, Assen, die jetzt auch geprägt und nicht
mehr gegossen wurden. Die wichtigsten Nominale dieses
Währungssystems waren neben dem durch X oder *
gekennzeichneten Denar der Quinar (V), der Sesterz (IIS) und der
As. Das Absinken des Normalgewichts des Denars auf zuletzt etwa
3,89 g und das des Asses auf zuletzt ca. 27,3 g brachte dann die
Relation von 1 Denar = 16 Asse, bei der es auch blieb, als der As
nach dem Semiuncialstandard endlich nur noch ein Gewicht von ca.
13,6 g aufwies und damit zur Kreditmünze geworden war (um 90
v. Chr.).
Goldserien wurden in der Zeit der römischen
Republik dagegen nur in Ausnahmefällen geprägt. Eine
erste mit dem Gewicht von 6, 4 und 3 Scrupel (1 scripulum = 1,13
g), mit den Bildern des Januskopfes und einer Eidszene, gehört
wohl mit dem Quadrigatusstandard zusammen und ist vielleicht 216 v.
Chr. anzusetzen. Eine zweite (Mars-Adler) mit den Wertzeichen LX,
XXXX, XX (Asse) soll nach neuerer Forschung 211 v. Chr. entstanden
sein. Eine Serie eigener Art bilden jene Goldstatere, welche in
Griechenland für T. Quinctius Flamininus geprägt wurden;
unter Sulla und Pompeius folgen dann weitere Goldserien, doch setzt
die Emission des Aureus im Gewicht von über 8 g erst unter
Caesar in größerem Umfang und in kontinuierlicher Weise
ein. Aus diesen Ansätzen kommt es dann schließlich in
augusteischer Zeit zu dem stabilen, alle drei Metallsorten
umfassenden Geldsystem der frühen Kaiserzeit, das durch
folgende Relationen charakterisiert wird:
1 Aureus = 25 Denare
1 Denar = 4 Sesterze
1 Sesterz = 2 Dupondien
1 Dupondius = 2 Asse
1 As = 4 Quadranten.
Die Münzbilder und -legenden der
römischen Republik werden, wie gesagt, anfangs weithin durch
griechische Prinzipien und Vorbilder bestimmt. In den
Götterdarstellungen wie in den langen Reihen der Quadrigaten,
Victoriaten und Dioskurenserien prägt Rom den Nachbarn in
griechischem Stile charakteristische Bilder seiner Hoheit ein.
Demonstrativ tritt der römische Staat gerade in den Krisen
seiner Expansionsphase als geschlossene Einheit auf. Erst seit dem
Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. geht die Stadt von diesen
stereotypen Geprägen ab. Die für die Prägung
verantwortlichen Münzmeister nehmen sich größere
Freiheit in der Gestaltung und damit beherrscht schließlich
der starke 'Wille der römischen Aristokratie, die Leistungen
der Vorfahren zu rühmen, um auch die eigene Stellung zu
festigen, das römische Münzbild. Zunächst erfolgt
dies durch symbolischen Hinweis, zuletzt durch die ganz eindeutige
Zurschaustellung der Tradition des eigenen Geschlechts.
Ähnlich entwickelt sich die Differenzierung der Legende. Auch
hier werden die Sigel und Namen der Beamten schließlich von
Bilderklärungen und Hinweisen auf die Taten der Vorfahren
abgelöst.
Wenn so, insbesondere in der Zeit zwischen
Marius und Caesar, der Ruhm der facta maiorum und die Hervorhebung
der einzelnen gentes zum Hauptthema der römischen
Münzprägung wird, so erklärt sich diese Tatsache
nicht zuletzt dadurch, daß die Angehörigen der
senatorischen Familien als erste Stufe ihrer Ämterlaufbahn
auch das Amt eines III-vir monetalis (III vir AAAFF = aere,
argento, auro flando, feriundo) bekleiden konnten, das Amt eines
Mitglieds der in der Regel für die Münzprägung
verantwortlichen Dreimännerkommission.
Szenen, die im Zusammenhang mit der
legendären Tradition der römischen Adelsgeschlechter
standen (zum Beispiel die Darstellung des Hirten Faustulus, der
Romulus und Remus fand, durch Sextus Pornpeius Fostulus, Bauten
(wie die Aqua Marcia, die Basilica Aemilia und andere mehr), Bilder
der Vorfahren (zum Beispiel des Marcellus, Scipio Africanus,
Sulla), Bildszenen, die an deren militärische oder politische
Leistungen erinnern (zum Beispiel die Abbildung von Elefanten zur
Erinnerung an den Sieg des L. Caecilius Metellus 251 v. Chr. vor
Panormus, als karthagische Elefanten erbeutet und nach Rom
geschafft wurden), werden deshalb auf den Münzbildern
dargestellt oder die Taten werden durch Hinweise der Legende in
Erinnerung gerufen. In dem in der späten Republik
alljährlichen Wechsel der Typen erringt die republikanische
Prägung so in Bildersprache und Legendenformulierung eine
stark differenzierte Ausdrucksmöglichkeit, die in diesem
Bereich mit Ciceros Leistung für die Sprache der lateinischen
Literatur zu vergleichen ist, und die zugleich die Voraussetzungen
für die vielfältigen Aussagen der römischen
Reichsprägung der Kaiserzeit schuf.
Auszug aus Karl Christ
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1. Römischer Staatsvertrag
Rom erkennt das karthagische Handelsmonopol im
westlichen Mittelmeer an und erwirken dadurch im Gegenzug, dass
keine römischen Bundesgenossen durch Karthago geschädigt
werden.
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Als Latinerkriege waren die Kriege Roms gegen die
benachbarten latinischen Städte.
Der 1. Latinerkrieg begann 498 v.Chr. und endete
493 v.Chr..
Der 2. Latinerkrieg gegann 340 v.Chr. und endete 338 v.Chr..
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Am Ende des Latinerkriegs stand die Anerkennung
der Autonomie der Latinerstädte durch Rom. Im Falle eines
Krieges hatte Rom den Oberbefehl.
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Entwicklung der Zensur
Die Zensur wurde am Anfang des 5. Jahrhunderts
v.Chr. (nach Livius im Jahr 443 v.Chr.) geschaffen. Zuvor waren die
Aufgaben der Zensoren von den Konsuln wahrgenommen worden. Anders
als das Konsulat war die Zensur kein jährlich vergebenes Amt.
Ursprünglich wurden die Zensoren in unregelmäßigen
Abständen gewählt. Später bestimmte man alle
fünf Jahre zwei Zensoren, die ihre Aufgaben binnen 18 Monaten
zu erledigen hatten. Die Wahl erfolgte in den
Zenturiatkomitien.
Lucius Cornelius Sulla und Gaius Iulius Caesar
schafften die Zensur zeitweilig ab. In der Kaiserzeit gingen die
früheren Aufgaben der Zensoren allmählich auf den Kaiser
und auf andere Amtsträger über. Im Lauf des 2.
Jahrhunderts wurde die Wahl von Zensoren unüblich. Das Amt
verschwand damit früher als andere republikanische
Ämter.
Befugnisse der Zensoren
Die wichtigste Aufgabe der Zensoren (und
diejenige, von der das Amt seinen Namen hat) war der so genannte
census, die Zählung der Bürger und die Feststellung ihres
Vermögens. Im Zusammenhang mit dieser Zählung und
Vermögensschätzung steht die Befugnis der Zensoren zur
Zuweisung der Bürger zu Wählerklassen und tribus. Da die
Zugehörigkeit zu diesen Untergliederungen der
Bürgerschaft über das Gewicht entschied, das die Stimme
des Einzelnen in der Volksversammlung hatte, war mit der Befugnis,
die Zuweisung vorzunehmen, großer politischer Einfluss
verbunden. Dies gilt erst recht für die gleichfalls den
Zensoren obliegende Entscheidung über die Aufnahme in den
Ritterstand (recensio equitum) und in den Senat (lectio
senatus).
Aus diesen Befugnissen erklärt sich, wie die
Zensoren die Sittenaufsicht (regimen morum) führen konnten.
Sie konnten bei moralischen Verfehlungen den Stand des Bürgers
mindern, indem sie ihn in eine weniger einflussreiche
Wählerklasse oder tribus versetzten oder aus dem Ritter- oder
Senatorenstand ausschlossen. In minder schweren Fällen
beließen sie es bei einer Ermahnung oder einem förmlichen
Tadel (nota censoria), der allerdings in der Bürgerliste
vermerkt wurde.
Ebenfalls im Zusammenhang mit der Aufgabe der
Volkszählung und Vermögensschätzung stehen weitere
wirtschaftliche Aufgaben der Zensoren. Sie konnten staatliche
Einnahmequellen wie Steuern und Schürfrechte verpachten und
staatliche Aufträge z.B. zur Erhaltung öffentlicher
Gebäude an Unternehmer vergeben. In beiden Fällen war die
Laufzeit der Pacht bzw. des Auftrages die Fünfjahresperiode
bis zur nächsten Einsetzung von Zensoren.
Am Ende ihrer Amtszeit vollzogen die Zensoren ein
großes Reinigungsopfer, das ebenso wie die genannte
Fünfjahresperiode als lustrum bezeichnet wurde.
Berühmte Amtsträger
Die Zensoren waren sehr einflussreich und
genossen hohes Ansehen. Das Amt gehörte - schon wegen der
langen Zeiträume zwischen den Wahlen - nicht zu denen, die im
Rahmen des cursus honorum regelmäßig durchlaufen wurden.
Nur ehemalige Konsuln kamen als Zensoren in Betracht. Besonders
berühmte Zensoren waren:
- Appius
Claudius Caecus, Censor 312 v.Chr., Erbauer der Via Appia.
- Marcus
Porcius Cato, genannt Censorius oder Cato maior (der ältere
Cato), 234 v.Chr. - 149 v.Chr., Zensor 184 v.Chr., Verteidiger
altrömischer Tugenden und Verfasser vieler Schriften, darunter
ein Buch De agri cultura (Über die Landwirtschaft).
Heutige Bedeutung der Wörter "Zensur" und
"Zensor"
Ausgehend vom regimen morum der Zensoren nahm das
lateinische Wort censura allgemein die Bedeutung Sittenaufsicht an.
Später wurde es insbesondere für die Kontrolle von
Publikationen durch kirchliche oder staatliche Stellen gebraucht.
Daher erklärt sich die heutige Bedeutung des Wortes Zensur.
Als Zensor wird folgerichtig der bezeichnet, der eine Publikation
zensiert.
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Gallierkatastrophe
Nach vernichtener Niederlage der Römer durch
die Kelten unter ihrem Herzog (= Brennus) in der Schlacht von
Allia am 18. Juli 387 v.Chr. wurde Rom eingenommen und
niedergebrannt. Erst nach Zahlung eines Lösegelds
beendeten die Kelten die Belagerung des Kapitols und zogen ab (vae
victis!).
Infolge ereigneten sich Angriffe der umwohnenden
Stämme und Rom verlor die Macht in Latium.
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341 v.Chr. nachdem Ende des 1. Samnitenkrieges
schlossen Römer und Samniten ein formelles Bündnis und
definierten ihre gegenseitigen Interessenssphären (Sidiciner
zur samnitischen, Capua zur römischen).
Die latinischen Städte befürchteten,
dass Rom zukünftig im ursprünglich auf Gleichberechtigung
angelegten Lateinischen Bund dominieren würde. Im Jahr 340
v.Chr. erhoben sie sich gegen Rom. Als Verbündete gewannen sie
die Sidiciner und das griechische Kampanien. Nachdem die Latiner zu
Beginn des Krieges nach Samnium vorgedrungen waren, kam es 339
v.Chr. am Vesuv zur ersten bedeutenden Schlacht des Krieges.
L. Papirius Crassus wird zum Diktator ernannt und
konfisziert den Besitz der Latiner.
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Die Schlacht am Vesuv wird in das Jahr 339 v.Chr.
datiert. Diese wurde während des 2. Latinerkrieges zwischen
Rom und den Latinern ausgetragen.
Auf römischer Seite hatten die Konsuln
Decius Mus und Titus Manlius Imperiosus den Oberbefehl. Die
Berichte zur Schlacht sind legendär überwuchert. Manlius
soll, zur Stärkung der Truppendisziplin, seinen eigenen gegen
ihn rebellierenden Sohn getötet haben. Decius Mus soll sich
gar, wie die späteren Träger dieses Namens ebenfalls, den
Göttern geopfert haben, um den Sieg zu gewährleisten.
Sicher ist nur, dass die Römer die offenbar zunächst fast
verloren geglaubte Schlacht tatsächlich für sich
entscheiden konnten. Ein Jahr später wurden dann die Latiner
durch den römischen Sieg bei Trifanum und die Einnahme Antiums
endgültig niedergerungen.
Als Schlacht am Vesuv wird mitunter auch die
Schlacht am Mons Lactarius bezeichnet, in der die Ostgoten durch
Ostrom besiegt wurden, da sich auch dieser Schlachtort unweit des
Vesuvs befand.
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Die Römer besiegen die Latiner, Volsker und
Aurunker in der Schlacht von Trifanum. Der römische Feldherr
Furius siegt über Pedum und Tribur, während Manlius
über Antium, Lavinium und Velitrae siegt. Entscheidend wird
der Sieg über die Volsker in einer Seeschlacht vor der
latinischen Küste. Die Schiffsschnäbel der sechs
erbeuteten Schiffe stellen die Römer auf der
Rednertribüne (Rostra) auf dem Forum Romanum aus. Die
Römer gehen als Sieger aus dem Latinerkrieg hervor und
unterwerfen den Latinischen Städtebund. Aricia, Lanuvium,
Nomentum, Pedum und Rusculum erhalten das Bürgerrecht, Capua,
Cumae, Formiae, Fundi und Suessula die zivilrechtliche
Gleichstellung mit Rom.
Rom ging als Sieger aus diesem Krieg hervor und
unterwarf die Latiner. Es dehnte sein Einflussgebiet dabei auf
über 6.000 km² aus, wobei nicht alle eroberten
Städte das römische Bürgerrecht erhielten.
Das in diesem Krieg eroberte Gebiet wurde zum
Kern der Provinz Latium und somit des Römischen Reiches.
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Plinius (XXXIII, 13): "Argentum signatum est anno
urbis CCCCLXXXV. Q. Ogulnio, C. Fabio Coss. quinque annis
ante primum bellum Punicum"
Quelle: Gewichte, Münzfüße und
Masse, August Böckh.
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(nach
Jan Brunner aus "Römische Geschichte I - Die
Republik")
6 Der Aufstieg zur Weltherrschaft (264-133
v.Chr.)
Anders als z.B. Alexander der Große strebte
Rom eine Weltmachtstellung nicht an. Die Verwicklungen in Kriege
und die Erweiterung des eigenen Einflußbereiches ergaben sich
einerseits aus dem römischen Sicherheitsbedürfnis,
andererseits aus Verpflichtungen gegenüber
Bundesgenossen.
In der Zeit zwischen 264 und 133 v.Chr. stieg Rom
von einer mittleren Macht zur beherrschenden Weltmacht auf.
Zunächst versuchte Rom, auch die entfernten Gebiete über
Bündnisverträge zu kontrollieren, gab diese Strategie
nach mehreren Kriegen schließlich auf und richtete Provinzen
ein, die ein Promagistrat (Prokonsul oder Proprätor) im
Anschluß an seine Amtszeit als regulärer Magistrat
verwaltete. Diese römischen Statthalter hatten keinen Kollegen
neben sich und verfügten zur Kontrolle der Provinzen über
militärische Machtmittel.
6.1 Rom im Westen - Punische Kriege
Noch während der Konsolidierungsphase trat
Rom mit dem 1. Punischen Krieg (264 - 241) in die Weltpolitik ein.
Noch im Pyrrhoskrieg waren Rom und Karthago Verbündete
gewesen. Die oskische Stadt Messana auf Sizilien rief Karthago 270
zur Hilfe gegen Syrakus unter König Hieron. Karthago legte
eine Besatzung nach Messana, die sich aber 265 gegen den Willen
Karthagos zurückzieht. Der Kommandant der Besatzung wird
hingerichtet und Messana von Karthago und Hieron belagert. Die
Stadt bat Rom um Unterstützung, ein konsularisches Heer zog
264 nach Sizilien und erklärte Karthgao und Syrakus den Krieg.
263 wurde ein Separatfrieden mit Hieron geschlossen. Rom baute eine
Flotte und konnte sich nach mehreren Seesiegen die Überfahrt
nach Afrika sichern. 255 wurde das römische Heer in Afrika
geschlagen, bei der Rückfahrt wurde die römische Flotte
bei 254 durch einen Sturm vernichtet. Nach dem Verlust einer
zweiten Flotte durch Sturm und Kämpfe gab Rom den Seekrieg
zunächst auf, konnte aber 241 den Krieg mit einer privat
finanzierten Flotte für sich entscheiden. Sizilien wurde
römisch und Roms Großmachtrolle wurde weiter gefestigt.
Karthago mußte nach dem Krieg gewaltige Reparationen
(insegesamt 3200 Talente) zahlen. Die Stadt war ein eigentlich
unkriegerisches Seehandelsimperium (814 von der phönikischen
Stadt Tyros als Kolonie gegründet), das nur für Kriege
ein Söldnerheer anwarb. Politisch bestand ein krasser
Gegensatz zwischen den herrschenden Kaufleuten und den Feldherren,
die durch die Söldner eine gewisse Macht hatten. Diese
mußten sich scharf kontrollieren lassen. Nach der Niederlage
gegen Rom kam es wegen fehlender Soldzahlungen zu Meutereien, die
Karthago an den Rand des Untergangs brachten. Rom nutzte die
Situation 237 zu einer Erpressung: Karthago mußte auch
Sardinien ud Korsika abtreten. 227 wurden Sizilien, Sardinien und
Korsika zu römischen Provinzen. Um die politischen Aufgaben
des gewachsenen Gebietes zu bewältigen, richtete Rom weitere
Beamtenstellen ein: 4 Flottenbevollmächtigte und 3
zusätzliche Prätoren.
Rom gönnte sich keine Pause und engagierte
sich vielfältig: im 1. Illyrischen Krieg (229) zerschlug es
den Seeräuberstaat Illyrien und erlangte dadurch die
Schutzherrschaft über die griechischen Städte in
Dalmatien, der 2. Illyrische Krieg (219) gegen den von Rom
eingesetzten Dynasten Demetrios (er war ein Bündnis mit
Makedonien eingegangen) war eher eine Polizeiaktion. Bis 218 wurde
auch Oberitalien unterworfen: eine keltische Allianz wurde im 1.
Keltenkrieg (225 - 222) von den Römern geschlagen.
Der 2. Punische Krieg (218 - 201) entzündete
sich an zwei Herausforderungen Hannibals, des karthagischen
Statthalters in Spanien. Sein Vater, Hamilkar Barkas (Geschlecht
der Barkiden), und sein Schwager, Hasdrubal, hatten die Herrschaft
Karthagos in Spanien bedeutend gefestigt, als Hasdrubal 221
umgebracht wurde. Hannibal machte sich an die Erweiterung des
karthagischen Gebiets, belagerte 219 einen römischen
Verbündeten, die iberische Stadt Sagunt, und überschritt
unerlaubt den Ebro, um die gesamte iberische Halbinsel zu besetzen.
Statt sich in Spanien angreifen zu lassen, überquerte Hannibal
die Alpen und ging zum Angriff über. Bei Trebia (218), am
Trasimenischen See (217) und schließlich bei Cannae (216)
schlug er die zahlenmäßig überlegenen römischen
Heere. Den Zeitgenossen wurde klar, daß Hannibal in der
Schlacht unüberwindlich war.
Sein Ziel war es, die römischen
Bundesgenossen auf seine Seite zu bringen, um Rom zu isolieren.
Allerdings hatte er die feste Bindung Italiens an Rom
unterschätzt. Obwohl einige wichtige Städte
überliefen (Syrakus, Capua) blieb eine Massenreaktion aus.
Hannibals Bündnis mit Philipp V. von Makedonien brachte ihm
keinen Vorteil: die überlegene römische Flotte konnte das
makedonische Heer von Italien fernhalten und den 1. Makedonischen
Krieg (212 - 205) gegen Philipp und den Achäischen Bund auf
Griechenland beschränken.
Nach Cannae blieb Rom nur die Möglichkeit
einer Ermattungsstrategie, mit der sich gleichzeitig politisch die
konservativen Gegner des Volkstribunen Gaius Flaminius unter
Quintus Fabius Maximus durchsetzten. 211 wurde Publius Cornelius
Scipio (Beiname Africanus) als Nachfolger seines Vaters und seines
Onkels Kommandant in Spanien, wo er die karthagischen Truppen rasch
vernichtete. 205 wählte man ihn zum Konsul. Er setzte nach
Afrika über und besiegte den rückkehrenden Hannibal
schließlich 202 bei Zama. Der Friedensvertrag von 201 verbot
Karthago jede Kriegsfürhung ohne römische Zustimmung.
Außerdem förderte Rom den numidischen König
Masinissa als Gegengewicht. Nach dem Krieg machte sich Rom an die
Befriedung Spaniens, die Bestrafung untreuer Bundesgenossen und das
„Aufräumen“ in Italien. Die
Nobilitätsherrschaft konnte sich weiter konsolidieren, weil
die Politik ihrer Gegner bei Cannae versagt, ihre eigene dagegen
zum Erfolg geführt hatte.
Die politischen und militärischen Leistungen
Roms in den Konflikten im Osten und in Spanien blieben weit unter
Roms Möglichkeiten (die Befriedung Spaniens dauerte von 153
bis 133 wurde erst von Scipio Aemilianus, dem Enkel des Africanus,
beendet) und schürten bei den Gegnern die Hoffnung, Rom doch
noch zu besiegen, bei den Römern ein Gefühl der
Unsicherheit, das schließlich zu einer destruktiven
Außenpolitik und zu blinder Vernichtung führte: nachdem
Karthago sich ohne Zustimmung Roms in einen Krieg mit dem
numidischen König Masinissa hatte verwickeln lassen,
erklärte Rom ihm den Krieg. Dieser 3. Punische Krieg (149 -
146) wurde ebenfalls von Scipio Aemilianus geleitet und endete mit
der völligen Zerstörung Karthagos, sein Staatsgebiet
wurde zur Provinz Africa.
6.2 Rom und der hellenistische Osten
Im hellenistischen Osten hatte sich Rom (mit
Ausnahme der illyrischen Kriege und des kurzen 1. Makedonischen
Krieges) bisher nicht engagiert. Dort gab es die Diadochenreiche,
die sich in den 50 Jahren nach Alexanders Tod etabliert hatten:
neben dem Staat der Ptolemäer in Ägypten das
Seleukidenreich mit dem Mittelpunkt Nordsysrien und den
makedonischen Staat. Während Makedonien und der
ptolemäische Staat relativ einheitlich waren, mußten die
Seleukiden ständig gegen den Zerfall kämpfen. Seit 221
herrschte im Ptolemäerreich der schwache Ptolemaios IV.
Philopator, in Makedonien und im Seleukidenreich die
tatkräftigen Könige Philipp V. und Antiochos III. (seit
223).
Nach einem Hilferuf von Rhodos und Pergamon (201)
wegen makedonischer Annexionen begann der 2. Makedonische Krieg
(200 - 197) gegen Philipp V. Dem Konsul Titus Quinctius Flamininus
gelang es, ab 198 eine antimakedonische Bewegung innerhalb des
Achäischen Bundes (Philipps Verbündeter) zu schaffen und
den Krieg zu beenden, bevor Antiochos eingriff. Nach dem
Friedensschluß wurde Makedonien zur Mittelmacht deklassiert.
Rom zog sich 194 aus Griechenland zurück.
Das Seleukidenreich hatte im Laufe des 3.
Jahrhunderts erhebliche Verluste hinnehmen müssen, im Osten
hatten sich das gräko-baktrische Reich und das Partherreich
gebildet. Antiochos III. (der Große), Herrscher des
Seleukidenreiches, gewann bis 205 die östlichen Strapien
zurück und annektierte ab 196 die nach der makedonischen
Niederlage befreiten Städte in Kleinasien. Es gelang ihm auch
kurzzeitig, den politischen und territorialen Verlust wettzumachen.
Er wollte ein neues seleukidisches Großreich schaffen und
glaubte, Rom werde dies zulassen. In Wirklichkeit lief genau dieser
Plan den römischen Interessen, die ein Gleichgewicht mehrerer
mittlerer Staaten unter römischer Hegemonie wünschten,
entgegen. 191 brach der Krieg gegen Antiochos (191 - 188) aus, auf
dessen Seite auch der Ätolische Bund kämpfte. 189 siegte
Rom vernichtend bei Magnesia. Der Friede von Apameia (188) beendete
auch den Großmachtstatus des Seleukidenreiches im westlichen
Teil. Die Attaliden in Pergamon wurden zur Vormacht in Kleinasien.
Makedonien, das diesmal auf römischer Seite gekämpft
hatte, erhielt einige Gebiete zurück.
Rom wollte eine eigene Präsenz in
Griechenland vermeiden, scheiterte aber mit dieser Politik: Perseus
von Makedonien (seit 179) schlug einen antirömischen Kurs ein
und zog andere romfeindliche Staaten auf seine Seite, was
schließlich zum 3. Makedonischen Krieg (171 - 168)
führte. Bei Pydna (168) wurde Perseus besiegt, danach erkannte
die römische Regierung die Notwendigkeit einer stärkeren
Kontrolle: die Romfeinde wurden nach Italien deportiert (ca. 2000
Männer, darunter auch der Historiker Polybios) und die
griechischen Staaten weiter geschwächt. Mißtrauen war von
nun an die römische Grundhaltung. Die griechische Stadt
Korinth wurde nach einem Aufstand des Achäischen Bundes und
Makedoniens 148 gegen Rom zerstört und Makedonien zur
römischen Provinz. Durch Erbschaft erhielt Rom 133 Pergamon
und machte daraus die Provinz Asia. Damit hatte es endlich seine
verfehlte Politik der lockeren Oberhoheit im Osten
aufgegeben.
Durch den engen Kontakt mit dem Osten entstand
eine römisch-griechische kulturelle Symbiose, die allerdings
teilweise auf schroffe Ablehnung (Cato) in Rom stieß. Ihr
bedeutendster Vertreter war der nach Rom deportierte griechische
Historiker Polybios (198-177), der auch zu dem
griechisch-römischen Scipionenkreis um Scipio Aemilianus
gehörte. Er schrieb ein gewaltiges Geschichtswerk über
Rom und verkörperte als römischer Botschafter in seiner
Heimat die Verbindung von römischem Westen und hellenistischem
Osten.
7 Die römische Innenpolitik bis zu den
Gracchen
Nach dem Ende der Ständekämpfe konnte
sich eine neue plebejisch-patrizische Führungsschicht, die
Nobilität, etablieren. Sie schloß sich, wie früher
die Patrizier, zunehmend gegen neue Mitglieder ab. 232 setzte der
Volkstribun Gaius Flaminius im politischen Kampf kurzzeitig eine
Ausweitung der herrschenden Klasse durch, so daß von nun an
(bis etwa 216) häufiger ein außenstehender homo novus zum
Konsulat gelangte.
Seit dem 2. Punischen Krieg waren gewaltige
Summen nach Rom geflossen und hatten die wohlhabenden Schichten
erheblich verbreitert. Die neureichen „Kapitalisten“
gelangten nach der timokratischen Zenturienordnung in die
höchsten Zenturien (Ritterzenturien) und damit zunächst
zu großem politischen Einfluß. Um einen unkontrollierten
Zugang der Ritter zur Führungsschicht zu verhindern, verband
eine Reform der Zenturiatskomitien 218 die Tribus- mit der
Zenturienordnung und stärkte das ländliche Element
gegenüber dem stadtrömischen Kapital. Die Korrelation von
Zensus und politisch-sozialer Rangordnung wurde aufgehoben. Im
selben Jahr verbot die lex Claudia des Tribunen Quintus Claudius
den Senatsmitgliedern den Handel als selbständigen
Erwerbszweig und schrieb dadurch die Position der Nobilität
als Agrarierschicht fest. Mit diesen Maßnahmen grenzte man die
reichen, aber politisch nun bedeutungslosen Ritter von den
Mitgliedern der römischen Führungsschicht ab und schuf
einen neuen Stand, den sog. Ritterstand. Um 129 wurde diese
Abgrenzung weiter formalisiert, indem der Eintritt in den Senat an
den Austritt aus dem Ritterstand geknüpft wurde.
Trotz dieser Konflikte um seine Zusammensetzung
regierte der Senatsadel bis zur Mitte des 2. Jahrhunderts im
Schatten der erfolgreichen Außenpolitik unangefochten: seine
Macht war durch das Klientelsystem und die Tradition gesichert, die
Konsulate gingen an die Angehörigen weniger Familien.
Wichtigstes Prinzip war die Gleichheit innerhalb des Adels, die
Erhebung einzelner Aristokraten über die anderen wurde sofort
energisch bekämpft: der ältere Cato erreichte den
Rückzug des Scipio Africanus aus der Politik, weil ihm dessen
Popolarität gefährlich schien.
Aber es zeigten sich bereits erste Anzeichen
einer beginnenden Desintegration der Nobilität,
hauptsächlich wegen der unkontrollierte Macht der
Promagistrate in den Provinzen und der zunehmenden Einflüsse
des Ostens (stärkere Betonung des Individuums, luxuriöse
Lebensformen) auf die traditionelle römische Gesellschaft.
Ehrgeiz und Gewinnstreben der Adeligen, bisher durch einen strikten
Verhaltenskodex verhindert, wurden immer ausgeprägter. Der
Senat versuchte, diese Tendenzen durch Gesetze gegen den Luxus
(leges sumptuariae) und den Ämterehrgeiz abzuschwächen:
der cursus honorum wurde reformiert, um einen zu raschen Aufstieg
zu verhindern: bis 27 mußten junge Adelige im Heer dienen, ab
37 konnten sie Ädil, ab 40 Prätor und ab 43 Konsul
werden. Zwei Jahre Abstand zwischen verschiedenen Ämtern und
zehn Jahre zwischen zwei Konsulaten (später wurde die
mehrmalige Bekleidung sogar ganz verboten) waren
vorgeschrieben.
Aber diese Maßnahmen konnten eine weitere
Auflösung nicht verhindern. Nach der Beseitigung der letzten
Widerstände gegen die römische Vorherrschaft (Spanien,
Karthago, Korinth, Numantia) trat die Zerrüttung des
politischen Systems zutage. Die Außenpolitik wurde vom
integrativen Element zu einem Arsenal von innenpolitischen
Machtmitteln.
Neben diesen inneren Problemen der Führung
wurde auch das Verhältnis Rom - Italien durch die
ständige Benachteiligung der Bundesgenossen schwierig: obwohl
die Italiker die gleichen Pflichten hatten, wurden sie auf vielen
Gebieten (Beutezuteilung, Bürgerrechte) schlechter behandelt.
Hinzu kam die soziale Krise - die in Italien selbst die Form einer
Agrarkrise hatte - durch die Zusammenballung des Kapitals der
gesamten römischen Welt in den Händen weniger
römischer Geschäftsleute und Statthalter. Die anhaltenden
Kriege hatten das kleine und mittlere Bauerntum sehr
geschwächt, viele Höfe wurden an Angehörige der
Aristokratie verkauft, die nach der lex Claudia gezwungen waren,
ihre gesamten Kapitalien in Grundbesitz anzulegen. Auch das
Staatsland (ager publicus) geriet nach dem Hannibalischen Krieg zum
größten Teil in die Hände der großen
Grundbesitzer, die noch über ausreichende Betriebsmittel
verfügten. Die entstehenden großen Landgüter
ließ man durch Sklaven (seltener) oder Lohnarbeiter
bewirtschaften. Weite Teile der Landbevölkerung zogen nach Rom
und bildeten dort das städtische Proletariat oder sanken zum
Lohnarbeiter ab. Die Behandlung der Sklaven wurde durch das
Überangebot an Arbeitskräften und den Preisverfall immer
schlechter, auf Sizilien brach deshalb 136 der 1. Sizilische
Sklavenkrieg aus, der 132 mit Militärgewalt niedergeschlagen
wurde. Für die römische Führung schien das Problem
der Proletarisierung am drängendsten, weil die
militärische Macht Roms auf dem Milizheer aus
selbständigen Bauern beruhte. Der von konservativer Seite
getragene Ansatz einer gerechteren Verteilung zumindest des
Staatslandes wurde 140 von den senatorischen
Großgrundbesitzern im Keim erstickt.
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Nachdem Rom 217 v.Chr. während des 2.
Punischen Krieges schwere Niederlagen gegen Hannibal erlitten
hatte, sah Philipp V. von Makedonien eine günstige Gelegenheit
gekommen, sich der unter römischem Patronat stehenden
Küstenstädte Illyriens zu bemächtigen. Philipp V.
beendete deshalb den Bundesgenossenkrieg gegen die Aitoler und
wandte sich dem Norden seines Reiches zu. Zunächst ging
Philipp V. gegen den Ilyrerfürsten Skerdilaidas vor, welcher
im Bundesgenossenkrieg gegen ihn gestanden hatte. Zudem ließ
der Makedonenkönig eine Flotte vom Stapel, mit der er zwar die
illyrischen Küstenstädte bedrohte, letztlich aber keine
Konfrontation mit der maritimen Macht Rom wagte.
Als eigentlicher Beginn des Ersten
Makedonisch-Römischen Krieges gilt das Jahr 215 v.Chr., in dem
Philipp einen Vertrag mit Hannibal abschloss, in dem beide ihr
Vorgehen gegen Rom zu koordinieren beabsichtigten. Tatsächlich
ist es nie zu einer gemeinsamen Aktion zwischen Makedonien und
Karthago gekommen. Philipp V. konnte sich aber immerhin 213 v.Chr.
der illyrischen Stadt Lissos bemächtigen und damit einen
festen Platz an der Adriaküste erringen. Zudem wurde er in
Kämpfe auf der Peloponnes verwickelt, in denen sich die mit
ihm verbündeten Achaier sowie Sparta, Elis und Messene
gegenüber standen. Erfolge Philipps V. in Thrakien
beunruhigten König Attalos I. von Pergamon. Die bisher
äußerst passiven Römer schlossen schließlich
212 v.Chr. einen Vertrag mit Philipps V. alten Feinden, den
Aitoliern, dem sich die übrigen Gegner Phillips V. bald
anschlossen.
Durch die Vereinigung der römischen und
pergamenischen Flotte war das maritime Übergewicht der
Koalition noch größer geworden, doch konnte sich Philipp
V. zu Lande behaupten. Ein Einfall der Dardaner 209 v.Chr. brachte
ihn in Bedrängnis, doch schaffte ihm eine Bündnis mit
Bithynien den Gegner Attalos vom Hals. Nach Siegen gegen die
Aitoler, schlossen diese 206 v.Chr. aufgrund der mangelhaften
römischen Unterstützung einen Vorfrieden mit Philipp V.
Im Jahr 205 v.Chr. wurde schließlich der allgemeine Friede von
Phoinike geschlossen, in dem der jeweilige Status quo anerkannt
wurde. Philipp V. behielt also seine hegemoniale Stellung in
Griechenland und durfte zusätzlich Lissos behalten.
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209 v.Chr. wurde die Hafenstadt Tarent, die
größte Griechenstadt in Italien, von Rom erobert. Das
dazugehörige Territorium wurde annektiert. Die Einwohner
wanderten in die Sklaverei und der Reichtum der alten Gemeinde
wurde radikal geplündert.
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Rom hatte die Parteinahme Philipps V. von
Makedonien zu Gunsten Karthagos nicht vergessen und wartete auf
eine Möglichkeit, sich zu rächen. Diese ergab sich, als
201 v.Chr. Pergamon und Rhodos ein Hilfegesuch an Rom richteten, da
sie sich von Philipp bedroht sahen. Dieser hatte nämlich mit
dem Seleukidenkönig Antiochos III. 202 v.Chr. einen
„Raubvertrag“ geschlossen, in dem sie das Territorium
der politisch geschwächten Ptolemaier unter sich aufteilten.
Die Mittelmächte Pergamon und Rhodos befürchteten wohl zu
Recht, dass sie sich angesichts dieser Gegner nicht ohne fremde
Hilfe würden behaupten können.
Rom nahm die sich bietende Gelegenheit wahr und
versicherte sich der Neutralität der griechischen Staaten. Der
kraftzehrende Krieg gegen Karthago war gerade beendet worden, so
dass nun auch militärische Mittel im ausreichenden Maß
bereit standen. Die Römer stellten Philipp vor vollendete
Tatsachen, als sie ihm ein nicht annehmbares Ultimatum vorlegten,
welches ihm verbot, in Griechenland Krieg zu führen. Die
Motive Roms für den 2. Makedonisch-Römischen Krieg
dürften erstens darin gelegen haben, den schlechten Eindruck
gegenüber den Griechen aus dem letzten Krieg wettzumachen,
zweitens eine weiteren Machtgewinn Makedoniens zu unterbinden und
drittens sich für Philipps Allianz mit Hannibal zu
rächen.
Im Jahre 200 v.Chr. landeten die Römer in
Griechenland und eröffneten damit den Krieg, konnten aber
zunächst nur wenig Erfolge verzeichnen. Dies änderte sich
aber, als 199 v.Chr. die Aitoler in den Krieg gegen Philipp
eintraten und 198 v.Chr. auch die Achaier folgten. Diese waren
bisher Philipps wichtigste Verbündete gewesen, konnten aber
keinen weiteren Nutzen in der Allianz mehr erkennen und hatten es
außerdem auf die zu Philipp gehörende Stadt Korinth
abgesehen. Auch hatte ein Umschwung in der griechischen
Öffentlichkeit zugunsten Roms daran seinen Anteil, was der
Verdienst des römischen Feldherrn Titus Quinctius Flamininus
war.
Die endgültige Entscheidung des Krieges fiel
197 v.Chr. in der Schlacht von Kynoskephalai, wo die makedonische
Phalanx eine vernichtende Niederlage erlitt. Erst 196 v.Chr. kam es
zu einem Friedensschluss, der die makedonische Hegemonie über
Griechenland beendete: Philipp verlor die „drei Fesseln
Griechenlands“ Demetrias, Eretria und Korinth sowie die
Herrschaft über Thessalien. Zudem musste er 1000 Talente als
Entschädigung zahlen, seine Flotte bis auf sechs Schiffe
ausliefern und von nun an den Römern militärische
Unterstützung leisten. Flamininus erklärte bei den
Isthmischen Spielen im Jahre 196 v.Chr. die Freiheit der
griechischen Staaten. Die letzte römische Legion zog 194
v.Chr. aus Griechenland ab.
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In Kleinasien hatte mittlerweile der Seleukide
Antiochos III. seine Position erheblich ausbauen können. Gegen
die Warnung des Flaminus setzte er 196 v.Chr. über den
Hellespont und eroberte zahlreiche Städte in Thrakien. Schwer
enttäuscht vom Frieden mit Makedonien waren die Aitoler, die
sich große Gewinne erhofft hatten. Deshalb riefen sie 192
v.Chr. schließlich Antiochos III. dazu auf, Griechenland von
Rom zu „befreien“. Antiochos III. führte den Krieg
aber vor allem in der Anfangsphase sehr zaghaft, auch weil er den
übertriebenen Versprechungen seiner aitolischen
Verbündeten geglaubt hatte, dass ganz Griechenland hinter ihm
stehen würde. Nach der Niederlage bei Magnesia musste
Antiochos III. schließlich 188 v.Chr. im Frieden von Apameia
hinnehmen, in dem er seinen gesamten Besitz in Kleinasien an die
römischen Verbündeten Pergamon und Rhodos abzutreten
hatte.
Philipp V. hatte Rom im Krieg gegen Antiochos
III. unterstützt und es war ihm mittlerweile gelungen, seine
Machtposition wieder vorsichtig auszubauen, ohne dabei die
Römer zu verärgern. Nach seinem Tod im Jahr 179 v.Chr.
folgte ihm sein Sohn Perseus auf dem makedonischen Thron nach.
Dieser bemühte sich um gute Beziehungen zu Rom aber auch zu
den griechischen Staaten. Bei diesen war mittlerweile nämlich
Unmut in Bezug auf die Römer gewachsen. Letztere hatten zwar
keine direkte Herrschaft in Griechenland errichtet, garantierten
aber die Machtbalance und übten durch ihre Gesandten eine
Rolle als Schiedsrichter aus. Aus diesem Missverhältnis von
juristischer und faktischer Macht wuchsen zahlreiche Irritationen,
sowohl bei Römern als auch bei Griechen. Als Alternative
für letztere bot sich nun der betont zuvorkommend auftretende
Perseus an.
Daraufhin brachte Eumenes II. von Pergamon die
Römer dazu, 171 v.Chr. den Dritten Makedonisch- Römischen
Krieg zu beginnen, in dem er die Position Perseus' gewaltig
aufbauschte. Rom hatte mittlerweile genug von den wechselnden
Stimmungen der hellenistischen Staaten und erklärte Perseus
praktisch ohne Grund den Krieg. Zwar konnte der Makedonenkönig
einige Anfangserfolge feiern, doch gelang schließlich unter
Lucius Aemilius Paullus der endgültige Sieg über Perseus
in der Schlacht von Pydna (22. Juni 168 v.Chr.). Die Römer
vernichteten den makedonischen Staat, in dem sie diesen in vier
Republiken aufteilten, während Perseus als Gefangener nach Rom
gebracht wurde.
Die Hegemonie Roms gegenüber Griechenland
nahm jetzt eine immer direktere Form an. Das mit Rom
verbündete Rhodos hatte es gewagt, gegenüber Perseus zu
vermitteln, so dass die Seemacht mit der Errichtung des Freihafens
von Delos abstraft wurde. In Achaia kam es zu innenpolitischen
Auseinandersetzungen, woraufhin 1000 prorömische Bürger
als Geiseln nach Rom gebracht wurden (darunter der Historiker
Polybios). Zwischen 151-148 v.Chr. erklärte sich ein gewisser
Andriskos, der sich als Sohn des Perseus ausgab, zum König
Gesamtmakedoniens. Nach seiner Niederlage schufen die Römer
schließlich die Provinz Makedonien und gingen damit zur
Ausübung einer direkten Herrschaft über. Mit der
Niederlage Achaias gegen Rom im Jahr 146 v.Chr. endete praktisch
die eigenständige Politik der griechischen Staaten.
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Zwischen dem Zweiten und Dritten Punischen Krieg
war das Römische Reich mit der Eroberung der Hellenistischen
Staaten im Osten und der Niederhaltung der Iberer im Westen
beschäftigt, die zuvor als Verbündete wesentlich zum
Erfolg der Römer im Zweiten Punischen Krieg beitrugen.
Kriegsausbruch
Um 190 v.Chr. konnte sich das karthagische
Staatswesen durch das Aufblühen des Handels und
innenpolitische Reformen Hannibals erholen. Karthago war es sogar
möglich, die gesamte Kriegsschuld auf einmal
zurückzuzahlen. Rom lehnte ab, Karthago sollte von Rom
weiterhin abhängig bleiben. Seine Bündnispflicht gegen
die Seleukiden erfüllte Karthago, es wurden sechs Schiffe der
römischen Flotte beigesteuert. Karthago wurde besonders durch
die ständig von Numidien ausgehende Gefahr negativ belastet.
Meistens ergriff Rom bei Grenzstreitigkeiten zwischen Karthago und
Numidien Partei zu Ungunsten von Karthago. Die expansive Politik
Massinissas von Numidien spaltete die politische Schicht Karthagos
in zwei Lager. Eines davon war eine Rom entschieden feindlich
gesinnte Partei und das andere sah es für aussichtslos an,
sich gegen die einzig verbliebene mediterrane Großmacht zu
stellen.
Erneute Plünderungen Massinissas auf
karthagischem Gebiet forcierten einen Gegenschlag von Karthago.
Diese Verletzung des Friedens von 200 v.Chr. sah Rom als casus
belli an. Dies bildete ein Wendepunkt in der Außenpolitik
Roms. Jetzt mussten die Kolonien, anstatt Bündnispartner zu
sein, Rom direkt unterstehen. 150 v.Chr. beschloss der
römische Senat die Zerschlagung des karthagischen Reiches. Im
Gegensatz zu den Scipionen war Cato der Ältere einer der
hartnäckigsten Befürworter. Angeblich stammt von ihm der
Satz: Ceterum censeo Carthaginem esse delendam („Im
Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört
werden muss“), mit dem er jede seiner Reden beendete.
Kriegsverlauf
Ein Jahr später bewegte sich die
römische Kriegsflotte in Richtung Karthago. Die Karthager
versuchten alles, um die militärische Auseinandersetzung
zu verhindern. Ausgenommen von der Herausgabe Karthagos wurden alle
Forderungen der Römer akzeptiert. Im Jahr 149 v.Chr. begann
die dreijährige Belagerung Karthagos. Diese endete 146 v.Chr.
mit der sechstägigen Eroberung der Stadt unter Publius
Cornelius Scipio Aemilianus. 10% der ca. 500.000 Einwohner ergaben
sich und wurden in die Sklaverei geschickt. Das karthagische Gebiet
wurde als römische Provinz Africa proconsularis einverleibt
und spielte im Römischen Reich nur noch eine untergeordnete
Rolle. Das aus dem 19. Jahrhundert stammende Gerücht, dass auf
Karthagos Grund und Boden Salz ausgestreut wurde, um die Gegend
unfruchtbar zu machen, ist durch keine antike Quelle belegt.
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(nach
Jan Brunner aus "Römische Geschichte I - Die
Republik")
8 Die römische Revolution (133-30
v.Chr.)
8.1 Die Gracchen
Durch diese verschiedenen Belastungen des
politischen Systems kam es schließlich zur Revolution, die mit
der Errichtung des Augusteischen Prinzipates endete. Nach der
gescheiterten Bodenreform von 140 kam eine progressive Gruppe
innerhalb des Senats zum Zug: 133 wurde Tiberius Sempronius
Gracchus, ein junges Mitglied der Nobilität, durch die
Protektion einflußreicher Freunde Volkstribun. Er vertrat
Reformideen in der sozialen Frage und legte ohne Zustimmung des
Senats entsprechende Gesetze vor: ein Ackergesetz beschränkte
die Okkuppation von Staatsland auf 500 Morgen und gab das
übrige Land in Parzellen von 30 Morgen an Bauern als
gebundenes Eigentum. Eine Ackerkommission aus drei Männern
sollte diese Reform durchführen und etwaige Streitigkeiten
regeln, der Senat war also auch in der Exekutive ausgeschaltet.
Diese Vorhaben waren an sich noch nicht revolutionär und
hätten sich unter Umständen auch durchsetzen können.
Verantwortlich für den Mißerfolg war der wiederholte
Bruch der Verfassung: einen interzedierenden Volkstribun ließ
Gracchus durch eine Volksversammlung absetzen. Als er dann auch
noch versuchte, zum zweiten Mal Volkstribun zu werden ermordeten
ihn die Senatoren mit ihrem Anhang. Die politische Klasse teilte
sich in konservative Optimaten, die die Senatspolitik vertraten,
und progressive Popularen, die als Volkstribunen agierten. Die
Einheit der Nobilität war zerbrochen und die Revolution hatte
begonnen.
Obwohl die Optimaten gesiegt hatten, war ihre
Position alles andere als günstig: die soziale Krise hatte
sich weiter verschärft (vor allem im Osten kam es zu
Sklavenaufständen) und die Stimmung der Bevölkerung war
für den ermordeten Volkstribunen. Deshalb ließ der Senat
die Agrarreform zunächst unangestastet, während die
Anhänger des Tiberius verfolgt wurden. Die Ackerkommission
arbeitete weiter, geriet allerdings mit zunehmendem Erfolg auch in
Konflikt mit den italischen Bewohnern des römischen
Staatslandes. Daraufhin entmachtete der Senat die Kommission. Eine
Initiative des progressiven Konsuls von 125, Marcus Fluvius
Flaccus, den Italikern das römische Bürgerrecht zu
verleihen, um damit den Konflikt zwischen der Ackerkommission und
den Bundesgenossen zu entschärfen, scheiterte am Veto seines
Kollegen.
Gaius Gracchus, der jüngere Bruder des
Tiberius und Mitglied der Ackerkommission seit 130, war umsichtiger
und politisch erfahrener, als er 123 Volkstribun wurde.
Zunächst beseitigte er die verfassungsrechtlichen Hindernisse,
an denen sein Bruder gescheitert war (mehrfache Bekleidung des
Tribunats, Absetzung eines Volkstribunen durch das Volk). Mit der
Übertragung der Geschworenengerichte an die Ritter schuf er
ein politisches Gegengewicht zur Nobilität und setzte die
Ritter zu Richtern über die Provinzialverwaltung, die in den
Händen der Senatoren lag. Senat und Ritterstand wurden
endgültig zu politischen Gegnern. Ein Getreidegesetz (lex
frumentaria) sollte für gleichbleibend günstiges Korn
sorgen und den Rückhalt bei der stadtrömischen Plebs
stärken.
Der Agrarreform verlieh er neuen Schwung, gab der
Ackerkommission ihre alten Rechte zurück und
vergrößerte die Zahl der zu verteilenden Parzellen. Er
scheiterte schließlich am Widerstand des Volkes, das von
seinem konservativen Gegenspieler Marcus Livius Drusus manipuliert
wurde, gegen die von ihm propagierte außeritalische
Kolonisation und das Bürgerrecht für Italiker: 121 wurde
er nicht mehr zum Volkstribun gewählt, kurz darauf ließ
er sich von einem Sklaven umbringen. In der folgenden Restauration
wurde die Agrarreform endgültig liquidiert, die
Getreidegesetzgebung und die Rittergerichte blieben dagegen
erhalten, um die Eintracht wiederherzustellen.
8.2 Wiederaufnahme der Revolution
Unter dem Eindruck ständiger Niederlagen
gegen eigentlich weit schwächere Gegner und wiederholter
Sklavenaufstände kam mit Marius Gaius ein Mann zum Konsulat,
der die nächste Phase der Revolution einläutete. Er hatte
im Jughurtinischen Krieg (112 - 105) unter Quintus Caecilius
Metellus gedient und konnte in Rom den Eindruck erwecken, er sei
als Feldherr geeigneter. 107 wurde er als homo novus zum Konsul
gewählt und besiegte Jughurta zwei Jahre später. Unter
dem Eindruck des Erfolges wählte man ihn bis 100 mehrmals zum
Konsul, der die Kimbern nach der vernichtenden Niederlage 105 bei
Arausio bekämpfen sollte. Bei Aquae Sextiae (102) und
Vercellae (101) besiegte er ein Heer der Kimbern und
Teutonen.
Die Heeresreform des Marius - er rekrutierte die
Soldaten hauptsächlich aus dem Proletariat - schuf das Problem
der Veteranenversorgung, das für die spätere Zeit
innenpolitisch bestimmend sein sollte. Der traditionelle
Bürgersoldat wandelte sich zu einem neuen Typus, der keine
zivile Existenz hatte. Auch die enge Bindung von militärischen
Führern und Soldaten, die das Heer zu einem machtpolitischen
Instrument machte, hatte hier ihren Ursprung.
Marius’ politisches Talent fiel gegen sein
militärisches stark ab, er brauchte daher geschickte Freunde.
Sein Widerwille gegen die herrschende Nobilität machte ihn zum
Verbündeten des popularen Volkstribunen von 103, Lucius
Appuleius Saturninus, eines fähigen Agitators. Appuleius
versuchte, Marius’ politische Ziele (Versorgung der
Veteranen) durchzusetzen, indem er sich auf dessen Popularität
stützte. In seinem zweiten Tribunat (100) scheiterte er - wie
Gaius Gracchus - an der außeritalischen Kolonisation und der
Gleichberechtigung der Italiker. Marius war zu unbeweglich, um
seinen Freunden zu helfen, so daß es der Nobilität erneut
gelang, die Revolution aufzuhalten und ihre Köpfe zu ermorden.
Marius selbst wurde politisch kaltgestellt.
Durch die erneute Konsolidierung verhärtete
sich auch der Konflikt Ritter - Senatsadel. Die Ritter waren schon
durch den Angriff auf die Gracchischen Rittergerichte (106) durch
den Konsul Quintus Servilius Caepio verstimmt. Das Konsulat von
Quintus Mucius Scaevola und Lucius Licinius Crassus (95), beide
erklärte Gegner eines politischen Ritterstandes,
verschärfte die Spannungen. Demonstrativ wurde daher ein
Gegner des Caepio freigesprochen. 92 wurde sogar der Legat des
Scaevola wegen angeblicher Erpressung vor Gericht gezogen. Die
Politisierung der Justiz wurde gefährlich.
Marcus Livius Drusus, der Sohn des konservativen
Gegenspielers von Gaius Gracchus, vertrat als Volkstribun 91 eine
optimatische Politik mit popularem Anstrich: der Widerstreit
zwischen Senat und Rittern sollte durch die Aufnahme von 300
Rittern in den Senat und die Abschaffung der reinen Rittergerichte
erreicht werden. Die Ritter waren mit diesen Maßnahmen, die
nur zur Aufsaugung der nobilitierten Ritter geführt
hätten, keineswegs einverstanden. Dem Volk versprach Drusus
gleichzeitig die Wiederaufnahme der Gracchischen Siedlungspolitik,
den Italikern das Bürgerrecht. Er wollte die Revolution mit
revolutionären Mitteln beenden und hatte auch gegen gewaltsame
Aktionen nichts einzuwenden. Der Senat, dem diese Methoden
unheimlich wurden, ließ ihn fallen, er wurde ermordet.
Dadurch sahen sich die Italiker ihrer letzten
Hoffnung beraubt; sie waren von der römischen Politik stets
vertröstet worden und teilweise sogar schroff gedemütigt
worden. Mitten in das innenpolitische Chaos (der Anhang des Drusus
wurde durch ein Inquisitionstribunal verfolgt) brach der
Bundesgenossenkrieg (91 - 88). Er schuf die paradoxe Situation,
daß die Italiker versuchten, den römischen Staat zu
zerstören, um in ihn aufgenommen zu werden. Schließlich
bot Rom den treu gebliebenen Völkern 90/89 das römische
Bürgerrecht an, Italien wurde ein einheitlicher Staat.
Allerdings waren die Altbürger weiterhin durch das Tribusrecht
privilegiert. Durch die Belastungen des Krieges kam es zu einer
wirtschaftlichen Krise in Rom: Italien war verwüstet, die
Provinzen konnten wegen des Krieges nicht voll genutzt
werden.
Mit Publius Sulpicius Rufus versuchte 88 zum
letzten Mal ein Volkstribun, Politik gegen des Widerstand des
Senats zu machen. Er scheiterte mit einer Initiative zur
Gleichberechtigung der Neubürger (ihrer Verteilung auf alle
Tribus) - und damit der endgültigen Beseitigung von Spannungen
- wegen des Widerstandes der optimatischen Konsuln, von denen der
eine Lucius Cornelius Sulla, war.
8.3 Restauration unter Sulla
Sulla, ein snobistischer Aristokrat aus verarmter
Familie, stand in direktem Gegensatz zu Marius, dem
„Emporkömmling“, dessen erbitterter Feind er war.
Mit ihm teilte er das militärische Talent, anders als dieser
war Sulla aber auch ein gerissener Politiker. Die Innenpolitik Roms
seit den Gracchen und die popularen Methoden waren ihm
zuwider.
Er hatte seine Eignung bereits im Jughurtinischen
Krieg als Quästor des Marius und im Bundesgenossenkrieg gegen
die Samniten bewiesen und wurde jetzt vom Senat mit dem Kommando im
1. Mithridatischen Krieg (87 - 83) betraut. Mithridates VI. von
Pontos hatte wegen der römischen Schwäche fast ganz
Kleinasien einnehmen können und verbündete sich mit Athen
und Böotien unter dem alten Schlagwort der griechischen
Freiheit. Er besetzte die Provinz Asia und eroberte die
Ägäisinseln. 88 wurde bei der Vesper von Ephesos aufgrund
eines Ediktes ein Massaker unter der römischen
Bevölkerung angerichtet.
Als Sulpicius Rufus den Oberbefehl von einer
Volksversammlung Marius zusprechen ließ, führte Sulla
sein Heer 88 nach Rom (1. Marsch auf Rom) und übernahm die
Macht - der bisher schlimmste Verfassungsbruch. Sulpicius wurde
ermordet, Marius floh. Das Heer hatte zum ersten Mal einen
innenpolitischen Streit mit Gewalt entschieden, eine Entwicklung,
die mit der Heeresreform eingeleitet worden war.
Bevor Sulla die Besetzung des Konsulats regeln
konnte, mußte er zum Krieg in den Osten ziehen und ein
Gefolgsmann des Marius, Cinna, kam an die Macht. Er wurde zwar als
Konsul zunächst gestürzt, kehrte aber mit einem
illegitimen Heer unter Marius’ Befehl zurück. Dieser
ermutigte seine Soldaten, politische Feinde zu töten und sich
zu bereichern, was zu Massenabschlachtungen führte. Nach
Marius’ Tod 86 in seinem 7. Konsulat übernahm Cinna das
Kommando und erklärte jeweils sich und einen Kollegen zum
Konsul.
Währenddessen hatte Sulla im Osten gesiegt
(Athen und Böotien waren verwüstet worden) und zog 83
erneut nach Rom (2. Marsch auf Rom). Seine Gegner hatten zwar ganz
Italien und die Unterstützung der Bundesgenossen sicher,
konnten aber dem erprobten Heer Sullas und seiner Führung
nichts entgegensetzen. Cinna wurde bei einer Meuterei ermordet.
Innerhalb eines Jahres hatte Sulla ganz Italien in der Hand und
ließ die Abschlachtungen in umgekehrter Richtung
fortführen: während Marius und Cinna die
Senatsaristokratie verfolgt hatten, wurden jetzt gezielt Ritter
ermordet und ihr Vermögen eingezogen. Öffentliche
Aushänge der geächteten Feinde (Proskriptionen) galten
als Freibrief für Mord und Raub. Die Versorgung seiner
Veteranen war kein Problem: er vertrieb und vernichtete die
Italiker von ihrem Land und wies es seinen Soldaten zu.
Sulla installierte 82 als
„verfassungsgebender Diktator“ ein Regime mit dem Ziel,
den römischen Staat zu reformieren und die alte Adelsrepublik
zu erhalten. Das Initiativrecht des Volkstribunen und die
Rittergerichte wurden abgeschafft, Statthalterposten nur noch an
Promagistrate für ein Jahr vergeben (ihre Militärgewalt
beschränkte sich auf ihre Provinz), der Senat auf 600
vergrößert (auch Ritter und Italiker wurden aufgenommen)
und die Erstellung der Senatslisten durch den Zensor beendet.
Außerdem wurden gewesenen Tribunen eine Ämterlaufbahn
verboten. Sulla versuchte, Rom krisenfest zu machen und den Brauch
durch feste Vorschriften zu ersetzen. Im Jahr 79 trat er freiwillig
zurück, er starb 78 als Privatmann.
Nach seinem Tod waren die Verhältnisse
zunächst stabil. Die Führungsschicht bestand zwar aus
dekadenten Opportunisten, die Politik mit Geld betrieben: für
öffentliche Veranstaltungen, Bestechung und Anwerbung von
Terrorbanden wurde das aus den Provinzen gezogene Kapital
ausgegeben. Viele Aristokraten hatten während der
Proskriptionen alle Hemmungen fallen lassen und sich
rücksichtslos bereichert und gemordet. Trotz seiner
Schwäche konnte sich das Optimatenregime auf das sullanische
System stützen und die Angriffe durch die Angehörigen der
Proskribierten und die Volkstribune abwehren.
Die wenigen Ausnahmen hatten kaum politisches
Gewicht. Zu ihnen zählte Marcus Tullius Cicero, der Konsul von
63, ein homo novus und Verehrer der Nobilität mit
bemerkenswerter Rednergabe und Bildung, dem allerdings die
notwendige Zähigkeit und Unbeirrbarkeit fehlte. Sein
Gegenstück war Cato Minor Uticensis, ein unbeugsamer und
entschlossener, aber kaum gebildeter oder intellektueller Mensch
aus altem Senatsadel, der das moralische Rückgrat der
römischen Führung bildete.
Mehrere Krisen blieben ohne größere
Wirkung: ein Umsturz des Konsuls Marcus Aemilius Lepidus (78)
scheiterte, der Statthalter von Spanien, Sertorius, errichtete eine
römische Gegenregierung und torpedierte das sullanische
System. Er hatte große militärische Erfolge im seit 80
geführten Krieg (das Kommando hatte Gnaeus Pompeius), bis es
schließlich wegen der Belastungen zu einer Abfallbewegung
seiner iberischen Verbündeten kam. 72 wurde er von seinen
eigenen Leuten ermordet. Im Jahr davor war der Sklavenaufstand des
Spartakus (73 - 71) ausgebrochen. Gleichzeitig mußte sich Rom
gegen die Korsaren an der Adria und in Dalamatien engagieren.
Bereits 74 begann der 3. Mithridatische Krieg (74 - 63), nachdem
Mithridates die kurz zuvor eingerichtete Provinz Bithynien
angegriffen hatte. Nach großen römischen Erfolgen unter
dem Kommando von Lucullus kam es zu einem Rückschlag und
Pompeius übernahm das Kommando.
8.4 Pompeius und das Ende der
Restauration
Gnaeus Pompeius (Magnus) hatte sich 83
eigenmächtig ein Heer aus Freiwilligen verschafft und Sulla
zur Verfügung gestellt. Gegen jede Tradition - und vor allem
gegen das sullanische System - befehligte er mit knapp 20 Jahren
ohne ordentliches Amt eigene Truppen, die ihm den Beinamen Magnus
(nach Alexander) gaben und ihn als Imperator begrüßten.
Obwohl dem konservativen Sulla dieses Verhalten mißfiel,
ließ er ihn gewähren. Die Angst des Senats, er werde wie
Sulla die Macht ergreifen, brachte ihn schließlich auf die
Bahn der Opposition, auch wenn er selbst keine politischen
Ambitionen besaß.
In Spanien hatte Pompeius erfolgreich gegen
Sertorius gekämpft und bewarb sich nach seiner Rückkehr
71 für den Konsulat, was der Senat natürlich (Pompeius
war nicht einmal Ädil gewesen) verweigerte. Im Austausch gegen
die Wiederherstellung des Initiativrechts der Volkstribunen erhielt
Pompeius die Unterstützung des Volkes bei seiner Kandidatur
zum Konsulat. Das Regime konnte dem Druck der Straße
angesichts eines laufenden Prozesses (gegen den Adeligen Verres
wegen Korruption) nichts entgegensetzen und wählte Pompeius,
der bis dahin nicht Mitglied des Senats gewesen war. Sein Kollege,
Marcus Licinius Crassus, war durch die Proskriptionen zum reichsten
Mann Roms geworden und fühlte sich dadurch zum Politiker
berufen. Nach seiner Überzeugung war Politik allein eine
Geldfrage. Außerdem wurden die Ritter wieder zu den
Geschworenengerichten zugelassen und die Zensur wieder
eingeführt. Das Ende der Restauration war gekommen.
Das Seeräuberproblem machte einen zentralen
Konstruktionsfehler der sullanischen Verfassung aktuell: es konnte
von Rom nicht gelöst werden, weil das Kommando eines
Magistraten räumlich begrenzt, die Gegner aber mobil waren.
Pompeius erhielt 67 durch Volksbeschluß (lex Gabinica) ein
umfassendes Kommando gegen die Seeräuber und durchbrach damit
erneut Sullas Verfassung. Innerhalb eines Vierteljahres war das
Seeräuberunwesen beendet. Im nächsten Jahr erhielt
Pompeius durch die lex Manilia das Kommando für den gesamten
Osten und beendete den Krieg gegen Mithridates 63. Mit der
Einrichtung der Provinz Syria 64 besiegelte er das Ende des
Seleukidenreiches, die römischen Provinzen im Osten
schützte er durch vorgelagerte Klientelfürstentümer.
In den fünf Jahren nach 67 wurde er zum mächtigsten Mann
Roms und damit der antiken Welt.
In Rom plante der Senator Catilina die Ermordung
der Konsuln des Jahres 65 nach seiner mißglückten
Kandidatur für das Amt (1. Catilinische Verschwörung).
Als der Plan aufgedeckt wurde, hatte sich Catilina alle Sympathien
verscherzt und an seiner Stelle wählte der Senat den homo
novus Cicero zum Konsul für das Jahr 63. Daraufhin kam es zum
Putsch, den Cicero allerdings unterdrücken konnte. Druch
diesen Sieg war die optimatische Regierung bei der Rückkehr
des Pompeius bedeutend gestärkt. Obwohl Pompeius sein Heer 62
entließ und lediglich die Anerkennung seiner Politik im Osten
und die übliche Versorgung seiner Veteranen forderte,
behandelte der Senat ihn wie den Verlierer im politischen Kampf und
bearbeitete seine Wünsche sehr schleppend.
8.5 Caesar und das 1. Triumvirat
Gaius Julius Caesar, der für die Regierung
viel gefährlicher werden sollte als Pompeius, war ein strikter
Gegner des sullanischen Systems und der Senatsoligarchie. Er hatte
trotz seiner ungünstigen Position als Anhänger des Marius
und des Cinna alle Ämter durchlaufen und wurde im Jahre 60 zum
Konsul für 59 gewählt. Seine verschiedenen
Vorstöße, wie Pompeius außerordentliche Kommanden zu
erhalten, waren alle gescheitert, so daß er mächtige
Verbündete brauchte, um nach seinem Konsulat eine Provinz und
damit militärische Macht zu bekommen.
Er fand sie in Pompeius und Crassus, die zwar
persönlich verfeindet waren, aber beide im offenen Konflikt
mit dem Senat standen: im Jahre 60 entstand das 1. Triumvirat. Der
Nutznießer diese Bündnisses war Caesar. In seinem
Konsulat setzte er zwar alle Forderungen des Pompeius durch; aber
das Wichtigste war sein prokonsularisches Kommando für das
Jahr 58. Er erhielt vom Volk die Gallia Cisalpina und Illyricum,
vom Senat zusätzlich die Gallia Narbonensis für die Dauer
von fünf Jahren. Dieser Beschluß verstieß in fast
jeder Hinsicht gegen die übliche Ordnung: mehrere Provinzen,
teilweise Verleihung durch das Volk und längere
Amtszeit.
Trotz dieses für Caesar befriedigenden
Ergebnisses war die Triumviratspolitik wenig erfolgreich, es gab
große Widerstände in Volk und Senat und viele
Beschlüsse konnten nur durch Verfassungsbruch erzwungen
werden. Auch das terroristische Verhalten des Clodius, dem Caesar
den Weg zum Volkstribunen für das Jahr 58 gebahnt hatte, wurde
dem Triumvirat angelastet. Auch die Verhältnisse zwischen den
Triumvirn waren wechselhaft. 56 wurde das Bündnis dennoch
erneuert, weil Caesar eine Verlängerung seines Kommandos (um
weitere 5 Jahre) brauchte und auf Unterstützung angewiesen
war. Pompeius und Crassus erfüllten Caesars Wünsche als
Konsuln des Jahres 55, sie selbst erhielten Spanien (Pompeius) und
Syrien (Crassus). Pompeius blieb wegen der Getreideversorgung, die
er seit 57 als Prokonsul verwaltete, in Rom und ließ seine
Provinzen durch Legaten regieren. Wegen der zunehmend chaotischen
Situation in Rom - Schlägertrupps terrorisierten Volk und
Senat - wurde Pompeius 52 zum consul sine collega gewählt und
näherte sich damit dem Senat weiter an. Crassus war 53 gegen
die Parther gefallen. Die Entwicklung lief auf einen Bruch mit
Caesar zu.
Die Unterwerfung Galliens (58 - 51) durch Caesar
hatte ihm ein treu ergebenes Heer und große militärische
Erfahrung gebracht. 52 wurde ein letzter großer Aufstand unter
Vercingetorix in einer Schlacht bei Alesia beendet. Sein einziges
Ziel war nun, die Veteranenversorgung und die Anerkennung seiner
Verfügungen in Gallien. Allerdings näherte sich das Ende
seines Imperiums und die Situation des Pompeius nach seiner
Rückkehr aus dem Osten hatte gezeigt, daß man in Rom ohne
Amt nichts durchsetzen konnte. Außerdem hätten ihn seine
Gegner als Privatmann vor Gericht stellen können. Er wollte
deshalb unmittelbar im Anschluß an sein Imperium den Konsulat
bekleiden.
Die lex Licinia Pompeia von 55 verhängte
deshalb eine Beratungssperre über Caesars Provinzen bis zum 1.
März 50, des Jahres also, in dem Caesars Imperium offiziell
endete. Zu diesem Zeitpunkt waren den Konsuln des Jahres 50, die
allein das Recht hatten, die prokonsularischen Provinzen im
nächsten Jahr zu verwalten, bereits andere Provinzen
zugewiesen worden, so daß erst die Konsuln von 49 nach dem
Ende ihrer Amtszeit am 1. Januar 48 Caesars Nachfolge antreten
konnten, wenn Caesar bereits Konsul war. Er sollte sich ohne
persönliches Erscheinen bewerben dürfen, d.h. von seiner
Provinz aus. Diese Strategie scheiterte: seit dem Tod Julias 54
(Pompeius’ Frau und Caesars Tochter) und Pompeius’
neuer Ehe mit einer Optimatentochter war das Band zwischen Pompeius
und Caesar gelockert, so daß Pompeius 52 ein Gesetz
einbrachte, nach dem zwischen Magistratur und Promagistratur 5
Jahre liegen mußten. Damit konnte am 1. März 50 aus den
Reihen der Konsularen ein Nachfolger für Caesar bestimmt
werden, der spätestens Anfang 49 die Provinzen übernehmen
konnte. Außerdem sollte Caesar nun für seine Kandidatur
persönlich als Privatmann in Rom erscheinen.
Ein übereilter Vorstoß der Optimaten im
Jahr 51 zur Ernennung eines Nachfolgers scheiterte wegen der
legalen Beratungssperre. Ab dem 1. März 50 konnte der mit
Caesar verbündete Volkstribun Curio (vorher ein erbitterter
Gegner) die Beratungen durch Gegenvorschläge und
Interzessionen ein halbes Jahr lang behindern und schließlich
einen Senatsbeschluß durchsetzen, der Caesar und Pompeius zum
Rücktritt aufforderte. Caesar war bereit, die
Entmilitarisierung seiner Gegner durch den Verlust seiner eigenen
militärischen Macht zu erkaufen. Damit waren die Optimaten
gezwungen, selbst gegen die Verfassung zu verstoßen: der
Konsul Gaius Marcellus betreute eigenmächtig und ohne
Zustimmung des Senats Pompeius mit der militärischen
Rüstung gegen Caesar.
Obwohl Caesar zu Beginn des Jahres 49 Pompeius
und Cicero für einen Kompromiß gewinnen konnte,
erklärte der Senat am 7. Januar den Staatsnotstand gegen
Caesar und beauftragte Pompeius mit seiner Bekämpfung in der
Hoffnung, Caesar werde seine zaudernde Politik beibehalten und dem
Senatsheer Zeit zur Aufstellung geben. Man hatte sich
getäuscht: sofort zogen Caesars Truppen aus der Gallia
Cisalpina über den Rubikon und übernahmen Rom, Pompeius
und der Hauptteil des Senats flohen in den Osten. Dort gab es
große militärische Reserven, und Pompeius hatte
unumschränkte Autorität. Im Westen dagegen stand gegen
Caesar noch das spanische Heer Pompeius’, in Gallien
erklärte sich Massilia für den Senat. Caesars
Versöhnungspolitik fand in Italien kein Echo, er mußte
sich den Staatsschatz unter Verletzung der tribunizischen
Unverletzlichkeit sichern und war dadurch auch politisch weitgehend
isoliert.
Bis zum Ende des Jahres gelang es Caesar,
Massilia und Spanien (Schlacht bei Ilerda) einzunehmen. Obwohl er
sein Heer 48 überraschend nach Albanien übersetzte,
geriet er kurz darauf wegen der maritimen Überlegenheit des
Gegners in einen Versorgungsengpaß. Sein Versuch, eine
Entscheidungsschlacht herbeizuführen, endete erfolglos bei
Dyrrhachium. Pompeius favorisierte eine Zermürbunsgtaktik (die
wegen der abgeschnittenen Versorgung Caesars auch vernünftig
war), ließ sich aber von der Siegesgewißheit der
Optimaten anstecken und entschloß sich zum offenen Angriff:
bei Pharsalos in Thessalien vernichteten Caesars Truppen das
feindliche Heer am 9. August 48. Auf seiner Flucht wurde Pompeius
in Ägypten, daß sich auf die Seite des Siegers geschlagen
hatte, von einem seiner Offiziere ermordet. Während Caesar die
Verhältnisse in Ägypten zugunsten Kleopatras regelte,
bildete sich in Afrika ein neues Heer der Optimaten, das er am 6.
April 46 bei Thapsus besiegt. Daraufhin beging Cato Selbstmord. Bei
Munda in Spanien wurden am 17. März 45 schließlich die
Söhne des Pompeius geschlagen.
Caesar reformierte die Verwaltung: römisches
Bürgerrecht für Norditalien (die Provinz Gallia Cisalpina
wurde nach Caesars Tod 42 aufgehoben), latinisches Bürgerrecht
für Spanien und Sizilien, einheitliche Munizipien und
Kalenderreform (Julianischer Kalender). Die Außenkolonisation
wurde in Afrika und dem griechischem Osten erneut aufgenommen. Der
Senat wurde auf 900 vergrößert, unter ohnen viele homines
novi, die der alten Aristokratie als Schandfleck galten. Seine
schlechte Position als Aufrührer versuchte Caesar durch Milde
gegenüber den Gegnern (clementia Caesaris) zu
verbessern.
Bereits 46 hatte er sich die Diktatur für 10
Jahre reservieren lassen, außerdem bekleidete er von 46 bis 44
den Konsulat, 45 ohne Kollegen. Erst als er sich im Früjahr 44
zum Diktator auf Lebenszeit (dictator perpetuus) erklären
ließ, war das Ende der Republik und der Toleranzgrenze
erreicht. Caesars offene Entmachtung des Senats blieb ohne
Rückhalt im Volk. Wegen seiner Milde gegenüber den
Gegnern hatte man gehofft, er werde den Staat wie Sulla lediglich
reformieren, jetzt war die Enttäuschung um so
größer: eine Gruppe von Senatoren ermordete Caesar
während einer Sitzung unter Führung des Gaius Cassius
Longinus und des Marcus Junius Brutus.
Nach Caesars Tod blieb die kopflose
Führungsschicht ohne Autorität. Die Politik war
gelähmt und verlagerte sich auf junge Karrieristen. Die
einzige politische Initiative ging von Marcus Antonius aus, der
jetzt bis zum Amtsantritt Dolabellas allein Konsul war. Seine
Ausgangsposition war günstig: er war Statthalter von
Oberitalien und Gallia Comata und höchster Magistrat.
Allerdings hatte er einige Konkurrenten: Aemilius Lepidus, der
magister equitum Caesars hatte Rom mit seinen Truppen besetzt, und
auch die anderen Caesarianer (Dolabella, Caesars Nachfolger im
Konsulat, Hirtius und Pansa, die Konsuln des Jahres 43) meldeten
ihre Ansprüche an. Gaius Octavius, den Adoptivsohn Caesars,
wurde zunächst nicht ernst genommen.
8.5.1 Der Aufstieg Octavians
Gaius Octavius, der spätere Augustus, wurde
63 v.Chr. als Mitglied der provinzialen Oberschicht geboren. Er
entwickelte früh eine enge Bindung zu seinem Großonkel
Gaius Julius Caesar und wurde von ihm mit Ehren
überhäuft. Die Nachricht vom Tod Caesars erreichte ihn in
Albanien, wo er seine Ausbildung erhielt und wo auch die für
den Partherfeldzug bereitgestellten Legionen stationiert waren.
Statt dem Rat der Offiziere zu folgen und mit den Truppen auf Rom
zu marschieren, zog er mit einer kleinen Begleitung und der
Kriegskasse Caesars nach Italien. In Lucida erfuhr er von seiner
Adoption durch Caesar und nannte sich von nun an Gaius Julius
Caesar (ohne den üblichen Zusatz Octavianus).
Währenddessen hatte Antonius sich in Rom
durchsetzen können: er erhielt die Gallia Cisalpina für
fünf Jahre und zusätzlich die makedonischen Legionen
für den Partherfeldzug. Andererseits hatte er durch die
Abschaffung der Diktatur für alle Zeiten und die Ablehnung der
Divinisierung Caesars jede Popularität verloren. Ende April
reiste er nach Kampanien, um die Veteranen Caesars zu
versorgen.
Octavian hatte mit der Annahme des Erbes auch
erhebliche finanzielle und moralische Verpflichtungen
übernommen: die Rache für seinen Vater und die Auszahlung
eines Geldgeschenkes an alle römischen Bürger. Antonius,
der mit einem Heer aus Kampanien zurückgekehrt war,
verweigerte die Herausgabe des caesarischen Vermögens, worauf
Octavian seinen gesamten Besitz verkaufte, die Geschenke auszahlte
und so in den Ruf moralischer Integrität gelangte.
Während Octavian nun die Sympathie der Veteranen und der plebs
urbana genoß, hatte Antonius immer noch sämtliche
Machtmittel (Magistratur, Truppen und Geld) in der Hand.
Die Situation änderte sich, als es zu einem
Bündnis Octavians und der Republikaner unter Cicero kam.
Cicero wollte den unerfahrenen Caesarerben gegen den mächtigen
Antonius ausspielen, um ihn danach zu beseitigen. Octavian hatte
bereits illegal Truppen in Kampanien aufgestellt und brachte auch
zwei der makedonischen Legionen zum Überlaufen. Der Senat
legalisierte seine Stellung und beauftragte ihn mit einem
proprätorischen Imperium zum Kampf gegen Antonius.
Dieser war in die Gallia Cisalpina gezogen und
hatte den republikanischen Statthalter Decimus Brutus, der die
Übergabe der Provinz verweigerte, eingeschlossen. Im April 43
kam es zum Feldzug des Konsuls Hirtius und Octavians gegen
Antonius. Pansa, der mit 4 Legionen folgte, wurde von Antonius
angegriffen und geschlagen, konnte aber durch den herbeieilenden
Hirtius gerettet werden. In der Entscheidungsschlacht bei Mutina
unterlag Antonius und floh in die Gallia Comata. Daraufhin wurde
die Entmachtung Octavians durch Cicero eingeleitet. Octavian
beendete sofort die Verfolgung Antonius’ und ging nach Rom,
wo er mit seinem Heer seine Wahl zum Konsul erzwang. Antonius
konnte seine Stellung im Norden ausbauen, Munatius Plancus, der
Statthalter der Narbonensis, stellte sich auf seine Seite, Decimus
Brutus wurde auf der Flucht ermordet.
In Norditalien kam es zu einem Treffen zwischen
Antonius, Octavian und Lepidus und zur Gründung des 2.
Triumvirats. Octavian und Antonius sollten gemeinsam den Krieg
gegen die Caearmörder im Osten führen, während
Lepidus als Statthalter in Rom fungierte. In Italien war die
Position des Antonius sehr stark: er hatte viele Verbindungsleute
an wichtigen Posten, außerdem war Lepidus sein erklärter
Gefolgsmann.Um das Besoldungsproblem zu lösen, wurden wie
unter Sulla Proskriptionen ausgehängt: 300 Senatoren und 2000
Ritter fielen ihnen zum Opfer. Antonius erhielt für das
folgende Jahr die Provinzen Gallia Cisalpina und Comata, Lepidus
Gallia Narbonensis und Spanien und Octavian Africa, Sardinien und
Sizilien. Durch die mächtige Stellung des Antonius war
Octavian außerdem gezwungen, das Konsulat niederzulegen und an
zwei Anhänger des Antonius zu übergeben. Vor der
Volksversammlung wurde das Triumvirat bestätigt und auf
fünf Jahre befristet.
Nach der Ausschaltung der inneren Gegner
rüsteten die Triumvirn zum Krieg gegen die Caesarmörder.
Nach zahlreichen Beschlüssen zur sakralen Verehrung Caesars
Anfang 42 (mit dem Ziel, die Bevölkerung auf den Krieg
einzustimmen), zogen Octavian und Antonius in den Osten. Von den 43
Legionen, die ihnen zur Verfügung standen, brachen etwa 21
auf, von denen 19 in der Schlacht bei Philippi kämpften.
Brutus und Cassius, die Heerführer auf der anderen Seite
führten ebenfalls 19 (von 21) Legionen an.
Sextus Pompeius, der Sohn des Pompeius, blieb mit
seiner mächtigen Flotte ein unberechenbarer Faktor. Octavian
ließ ihn durch einen Stellvertreter in eine Schlacht
verwickeln, um die Überfahrt von Brindisi an die dalmatische
Küste zu ermöglichen. Bei Philippi trafen die Heere im
Herbst 42 schließlich aufeinander, Antonius stand gegen
Cassius, Octavian gegen Brutus. Nach dem Sieg des Antonius beging
Cassius Selbstmord, während Brutus auf dem anderen Flügel
siegreich blieb, Octavian versteckte sich in den Sümpfen.
Gleichzeitig siegte die Flotte der Caearmörder und vernichtete
zwei Legionen. In der zweiten Schlacht verlor Brutus gegen
Antonius. Er und viele andere Adelige aus seinem Heer begingen
Selbstmord oder wurden hingerichtet, seine Soldaten liefen
über.
Nach der endgültigen Niederlage der
Caesarmörder und damit der Republik wurden die Aufgaben neu
verteilt: Antonius erhielt den gesamten Osten zur Neuordnung,
außerdem die Gallia Comata und Narbonensis und sechs Legionen,
Octavian erhielt den Westen und fünf Legionen, Lepidus
lediglich Afrika. Italien sollte gemeinsam beherrscht werden.
Octavian nutzte die ihm übertragene Veteranenversorgung zu
seinem Vorteil: zwar brachten die rücksichtslosen Enteignungen
Volk und Senat gegen ihn auf, aber die Treue der Veteranen war ihm
sicher. Ein Versuch des Lucius Antonius, Volkstribun und Bruder des
Triumvirn, das Triumvirat für ungesetzlich erklären zu
lassen, scheiterte, er wurde bei Perusia von den Octavian treu
ergebenen Truppen geschlagen und floh zu Antonius in den Osten.
Perusia wurde als Warnung geplündert, der gesamte Stadtrat
ermordet. Nach dem Tod des Statthalters der Gallia Cisalpina,
Fufius Callenus, ließ Octavian im Jahr 40 die Provinz
besetzen.
Auf diese Nachrichten hin verbündete sich
Antonius mit Sextus Pompeius und schnitt Roms Getreideversorgung
ab. Bei seinem Eintreffen in Italien solidarisierte sich sein Heer
mit dem Heer des Octavian, beide waren gezwungen, sich im September
40 auf den Vertrag von Brundisium zu einigen: der ganze Westen
sollte Octavian gehören, Antonius blieb im Osten. Eine Heirat
des Antonius mit der Schwester Octavian, Octavia, sollte den
Vertrag besiegeln. Kurz darauf wurde wegen der andauernden
Seeblockade der Vertrag von Misenum (39) zwischen Octavian und
Sextus Pompeius geschlossen, der auch dessen Stellung im
Machtgefüge anerkannte. Er erhielt die Inseln Sardinien,
Sizilien und Korsika sowie die Provinz Achaia für fünf
Jahre.
Diese Einigung und propagandistische
Maßnahmen festigten Octavians Position weiter. Allerdings
muß er eine schwere Niederlage gegen Sextus Pompeius
hinnehmen, der als Reaktion auf den Angriff die Seeblockade Roms
erneuert. Im Vertrag von Tarent (Frühjahr 37) erhielt er gegen
die Zusicherung von 20.000 Legionären 120 Schiffe aus der
Flotte des Antonius. Außerdem wurde das Triumvirat um weitere
fünf Jahre verlängert. Marcus Vipsanius Agrippa, der
engste Vertraute Octavians, baute mit den Schiffen die Flotte
wieder auf und besiegte im September 36 Sextus Pompeius
entscheidend bei Naulochus. Lepidus versuchte, die Nachfolge des
Sextus Pompeius auf Sizilien anzutreten und griff Octavian an, aber
seine Truppen liefen geschlossen über, er wurde in Italien
interniert. Währenddessen hatte Antonius im Osten eine
große Niederlage gegen die Parther erlitten. Langsam begannen
sich die Machtverhältnisse zugunsten Octavians zu
verändern.
Auch die gegen Antonius gerichtete Propaganda
wegen dessen Lebensstils im Osten begann langsam. Sie wurde der
wichtigste Teil der Politik Octavians. Schon zu Beginn seines
Konsulats 33 hielt er eine scharfe Rede im Senat und entfaltete
einen hemmunsglosen Propagandafeldzug. Schließlich brach
Antonius die Vorbereitungen für einen neuen Partherkrieg ab
und zog mit seinem Heer nach Ephesos, wo er sich mit Kleopatras
Flotte vereinigte. In Rom bedrohte Octavian mit seiner Leibgarde
den Senat, der zum großen Teil zu Antonius floh und dort eine
Gegenregierung bildete. Octavian erklärte Kleopatra den Krieg
und ließ seinen Feldherrn Agrippa angreifen. Bei Actium
schloß dieser das Heer des Antonius ein und zwang es zur
Kapitulation. Antonius floh am 2. September 31 nach Alexandria, wo
er nach der Einnahme der Stadt durch Octavian Selbstmord beging.
Kleopatra folgte ihm neun Tage später. Octavian hatte sein
Ziel erreicht: er war der unbestritten mächtigste Mann des
römischen Reiches.
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Die Römer praktizierten in den ersten
Jahrhunderten verschiedene Formen des Menschenopfers; von den
Etruskern (nach anderen Quellen den Sabellianern) wird die Form des
Gladiatorenkampfes überliefert, wobei die Opfer in einem
rituellen Kampf erschlagen wurden. Während der frühen
Republik wurden Verbrecher, Meineidige oder Betrüger,
feierlich "den Göttern überlassen" (so wörtlich die
spätere Fluchformel "Anathema"), das heißt, als
menschliche Opfer exekutiert. Kriegsgefangene und Vestalinnen
wurden den Manen geopfert und für die Dii Inferi (die
Götter der Unterwelt) bei lebendigem Leibe begraben.
Archäologen haben Reste menschlicher Opfer in Fundamenten
gefunden. (Normalerweise äscherten die Römer ihre Toten
ein).
Jedoch änderten die Römer ihre
religiöse Praxis im Lauf der Zeit. Nach Plinius wurden
Menschenopfer durch einen Senatsbeschluss des Jahres 97 v.Chr.
abgeschafft. Die meisten Rituale wurden in ein Tieropfer wie das
Taurobolium umgewandelt oder nur mehr symbolisch vollzogen.
Später hatte ein Römer die Möglichkeit, eine ihm
ähnliche Statue an seiner Statt zu begraben, um den
Göttern für einen Sieg zu danken. Cicero schildert ein
Opfer von Götterstatuetten im Vestalinnenritual, das
ursprünglich ein Opfer von alten Männern gewesen sein
könnte. Als das römische Reich expandierte, beendeten die
Römer die Menschenopfer und erklärten sie für
barbarisch.
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Den Bewohnern der Toskana wird das römische
Bürgerrecht zugesprochen.
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Auf Befehl von König Mithridates VI. werden
in Kleinasien ca. 80 000 Römer ermordet. Anlass waren
übermässige Steuern und Tributzahlungen an das
Römische Reich.
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Zur Vertreibung der Römer aus Anatolien
vereinigt sich Mithridates, der König von Pontus, mit den
anatolischen Piratenstaaten.
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Sulla amtiert als "dictator rei publicae
constituendae".
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Sulla erobert im Zuge des 1. Mithridatischen
Krieges Athen und lässt es plündern.
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Nach seiner Landung in Italien 83 v.Chr. setzte
sich Sulla in erbitterten Kämpfen gegen seine Gegner durch, zu
denen auch die letzten aufständischen Italiker gehörten.
Nach dem Sieg im Bürgerkrieg erklärte Sulla tausende
Römer für vogelfrei (Proskriptionen); viele seiner
Anhänger (z.B. Crassus) bereicherten sich schamlos.
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Sulla ließ sich 82 v.Chr. zum Diktator
ernennen; im Gegensatz zu früheren Diktatoren übte er
dieses Notstandsamt ohne zeitliche Befristung aus. Er reformierte
die Verfassung grundlegend, um die Rolle des auf 600 Mitglieder
erweiterten Senats zu stärken, während die Bedeutung des
Volkstribunats stark eingeschränkt wurde. Auch die Besetzung
von Gerichtshöfen und die Provinzverwaltung regelte Sulla im
konservativen Sinne (siehe Leges Corneliae).
79 v.Chr. legte Sulla schließlich die
Diktatur nieder und starb im Jahr darauf, von einer quälenden
Krankheit befallen.
Sein Ziel, den Staat zu stabilisieren,
insbesondere die führende Rolle des Senats wiederherzustellen,
hatte er nicht erreicht und den Ausbruch neuer Unruhen und
Bürgerkriege nicht verhindert, da er mit der (teils
politischen, teils physischen) Ausschaltung der Popularen die eine
Ursache der Krise der Republik beseitigt hatte, die andere aber
beibehielt: Die Heeresclientel, mit der er selbst zweimal zur Macht
gelangt war. Sullas Maßnahmen wurden daher bereits im Jahre 70
v.Chr. später unter dem Konsulat von Pompeius wieder
aufgehoben, der sich in den Kriegen gegen Sertorius und Spartacus
eine große Heeresklientel geschaffen hatte.
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Marcus Vipsanius Agrippa (* 63 v.Chr.; † 12
v.Chr.)
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Imperator Caesar Divi Filius Augustus
(* 23. September 63 v.Chr. als Gaius Octavius Thurinus in Rom oder
Velitrae; † 19. August 14 n.Chr. in Nola bei Neapel)
Augustus gilt als erster römischer Kaiser.
Der Großneffe und Haupterbe Gaius Iulius
Caesars setzte sich in den Bürgerkriegen, die dessen Ermordung
im Jahr 44 v.Chr. folgten, gegen alle Rivalen durch. Von 31 v.Chr.
an war er Alleinherrscher Roms und begründete die
julisch-claudische Dynastie. Unter der Devise der Wiederherstellung
der Republik (restitutio rei publica) betrieb er in Wirklichkeit
deren dauerhafte Umwandlung in eine Monarchie in Form des
Prinzipats. Seine Herrschaft mündete in eine lang anhaltende
Friedenszeit, die später als Pax Augusta verklärt
wurde.
Namen und Titel des
Augustus Augustus' Geburtsname lautete Gaius Octavius
Thurinus. Nach der testamentarischen Adoption durch Caesar nahm er
dessen Namen Gaius Julius Caesar an, wohl ohne den in solchen
Fällen üblichen Zusatz Octavianus. Dennoch wird er in der
historischen Literatur – zur Unterscheidung von Caesar
– für die Zeit seines Aufstiegs als Octavian bezeichnet.
Den Ehrennamen Augustus (Erhabener), der zum Bestandteil der
Kaisertitulatur wurde, verlieh ihm der Senat am 16. Januar 27
v.Chr. Zum Zeitpunkt seines Todes lautete sein vollständiger
Titel Imperator Caesar Divi filius Augustus, Pontifex Maximus,
Consul XIII, Imperator XXI, Tribuniciae potestatis XXXVII, Pater
patriae.
Leben Die Lebensgeschichte des
Kaisers Augustus handelt im Grunde von zwei vollkommen
gegensätzlichen Persönlichkeiten: einerseits von einem
jungen, ehrgeizigen, mitunter grausamen Politiker, der im Kampf um
die höchste Macht weder Gesetz noch Skrupel kannte,
andererseits von dem Kaiser, der – einmal im Besitz dieser
Macht – äußerst klugen Gebrauch von ihr machte und
mit dem Prinzipat eine neue, dauerhafte Staatsordnung an die Stelle
der in 100 Jahren Bürgerkrieg gänzlich zerrütteten
Republik setzte.
Herkunft und Jugend Augustus war der
Sohn des Gaius Octavius und seiner Frau Atia, einer Nichte Gaius
Iulius Caesars. Die Familie seines Vaters gehörte den Equites,
dem römischen Ritterstand an, also dem niederen Adel. Sie war
wohlhabend, aber wenig bedeutend. Gaius Octavius soll Geldverleiher
gewesen sein, stieg aber in den Senat auf und gelangte bis zur
Praetur. Nach dem Tod des Vaters 58 v.Chr. wuchs der junge Gaius
zunächst auf dem Landgut seiner Großmutter Julia, der
Schwester Caesars, in Velitrae auf, später im Haus seines
Stiefvaters L. Marcius Philippus. Nach Sueton hielt er im Jahr 51
v.Chr. die Leichenrede für seine Großmutter und legte 49
v.Chr. die Männertoga (toga virilis) an.
Der kinderlose Caesar nahm sich seines Großneffen an und
ließ ihn 46 v. Chr. an dem Triumphzug anlässlich seines
Sieges im Bürgerkrieg teilnehmen. Im Jahr darauf begleitete
der junge Gaius Octavius seinen Großonkel auf dessen Kriegszug
gegen die Söhne des Pompeius nach Spanien, wo er Caesar
offenbar durch seine Tapferkeit beeindruckte. Er sollte auch als
Magister equitum (wörtlich: „Reiterführer“)
an dem geplanten Feldzug gegen die Parther teilnehmen und war mit
seinen Freunden Marcus Vipsanius Agrippa und Salvidienus Rufus
bereits nach Apollonia im heutigen Albanien vorausgeschickt worden.
Dort erreichte ihn im Frühjahr 44 v.Chr. die Nachricht von
Caesars Ermordung. Während seiner Rückreise nach Rom
erfuhr er, dass der Diktator ihn durch Testamentsverfügung
adoptiert und zum Haupterben seines Privatvermögens eingesetzt
hatte.
Aufstieg zur Macht Zurück in
Rom, nahm Gaius Octavius das Testament sowie alle damit verbundenen
Verpflichtungen an und nannte sich fortan nach seinem Adoptivvater
Gaius Julius Caesar. In dem Konflikt zwischen dessen Anhängern
– die sich um Marcus Antonius scharten – und den
republikanisch gesinnten Caesarmördern um Gaius Cassius
Longinus sowie Marcus und Decimus Iunius Brutus spielte er anfangs
keine Rolle.
Marcus Antonius beanspruchte als Unterfeldherr Caesars und sein
Mitkonsul für das Jahr 44 v.Chr. die Führung der
caesarianischen Partei für sich. So weigerte er sich
zunächst, das Vermögen des Diktators an Octavian
herauszugeben. Dieser zahlte dennoch die von Caesar ausgesetzten
Legate an dessen Veteranen und die Bevölkerung Roms aus.
Dafür nutzte er die in Apollonia beschlagnahmte, für den
Partherkrieg vorgesehene Kriegskasse, versteigerte aber auch eigene
Güter. Dieses Vorgehen brachte ihm rasch eine große Zahl
von Anhängern ein und damit auch politisches Gewicht. Der
einflussreiche Senator und Ex-Konsul Marcus Tullius Cicero, der
nicht zu den Verschwörern gehört hatte, aber mit der
republikanischen Sache sympathisierte, unterstützte den
scheinbar unerfahrenen jungen Mann, in der Hoffnung, ihn als
politisches Gegengewicht zu Marcus Antonius aufbauen zu
können. Octavian ging darauf ein. Aber er stützte sich
damals auch schon auf eigene, kenntnisreiche Ratgeber wie den
wohlhabenden Gaius Cilnius Maecenas und verfolgte seine eigenen
Pläne.
Bündnis mit den
Caesarmördern Während Antonius im Jahr 43 v.Chr.
in Gallien gegen Decimus Brutus vorging, baute Octavian in Italien
ein Heer aus Veteranen Caesars auf und bemächtigte sich
staatsstreichartig der Stadt Rom. Unter militärischem Druck
und auf Antrag Ciceros bestätigte der Senat Octavians
angemaßte militärische Befehlsgewalt, verlieh ihm die
Rechte eines Senators und Konsularen und gestattete ihm die
Übernahme aller Ämter 10 Jahre vor dem gesetzlich
festgelegten Mindestalter. Octavian ging jetzt sogar ein
Bündnis mit den Republikanern ein. Noch im selben Jahr
besiegte er Antonius im Mutinensischen Krieg gemeinsam mit einem
Senatsheer unter den Konsuln Hirtius und Pansa.
Beide Oberhäupter der Republik kamen in dem Krieg um, und
Octavian verlangte nun eines der freigewordenen Konsulate für
sich. Als der Senat sich weigerte, erzwang Octavian am 19. August
43 v.Chr. mit Hilfe der Truppen seine Wahl zum Konsul und die
Ächtung der Caesarmörder. Mittlerweile hatte Antonius
wieder mehr Legionen unter seinen Befehl gebracht als vor seiner
Niederlage. Daher – und weil Octavian auf der politischen
Bühne Roms nun als "Rächer" seines Adoptivvaters auftrat
– wechselte er die Seiten und ging mit den Führern der
caesarianischen Partei ein Bündnis ein. Nach dem Vorbild
Caesars, Pompeius' und Crassus' aus dem Jahr 60 v. Chr. bildeten
Octavian, Marcus Antonius und der Reiterführer Marcus Aemilius
Lepidus im Oktober 43 v.Chr. ein zweites Triumvirat. Zu dessen
Bekräftigung heiratete Octavian Antonius' Stieftochter
Clodia.
Das Zweite Triumvirat Die
„Dreimännerherrschaft zur Ordnung des Staates“,
wie das Bündnis offiziell hieß, beruhte allein auf der
militärischen Macht der Triumvirn, auf ihrer
Verfügungsgewalt über die weitaus meisten römischen
Legionen. Sie ließen sich vom Senat am 27. November 43 v.Chr.
diktatorische Machtbefugnisse auf fünf Jahre übertragen.
Wie zur Zeit Sullas wurden nun Proskriptionslisten
veröffentlicht, die alle darauf Verzeichneten für
vogelfrei erklärten. Laut Sueton soll sich Octavian anfangs
gegen die Proskriptionen gewehrt, sie dann aber unnachsichtiger
durchgeführt haben als seine beiden Kollegen. Auf
Antonius’ Betreiben fiel dem Massaker an den politischen
Gegnern der Triumvirn auch Cicero zum Opfer.
Im Jahr darauf gingen Antonius und Octavian nach Griechenland, wo
die Caesarenmörder Marcus Junius Brutus und Gaius Cassius
Longinus ihre Streitkräfte gesammelt hatten. Deren Niederlage
in der Schlacht von Philippi in Makedonien im Herbst 42 v.Chr.
bedeutete den endgültigen Untergang der römischen
Republik. Da der Sieg im Wesentlichen Antonius zu verdanken war,
nahm dessen Gewicht innerhalb des Triumvirats noch weiter zu.
Als die Triumvirn nach Philippi ihre
Einflusssphären absteckten, erhielt Antonius zusätzlich
zu Gallia Comata das alte Africa. Ferner sollte er die
Verhältnisse in den wohlhabenden Ostprovinzen ordnen. Lepidus
wurde Nordafrika zugesprochen, damals die Kornkammer Roms. Octavian
erhielt die beiden spanischen Provinzen und die schwierige Aufgabe,
die Veteranen in Italien anzusiedeln, das von den Triumvirn
gemeinsam verwaltet wurde. Bei den Landverteilungen kam es zu
brutalen Enteignungen und Vertreibungen nicht nur einzelner
Landbesitzer, sondern sogar ganzer Stadtbevölkerungen.
Octavian war damals allgemein verhasst. Überdies kam es wegen
der Landverteilung zu schweren Differenzen mit Antonius’
Bruder Lucius, den Octavian aber im Perusinischen Krieg besiegte.
Als Antonius daraufhin nach Italien zurückkehrte, verweigerten
die Legionen beider Triumvirn jedoch den Kampf und zwangen sie zu
einem erneuten Bündnis. Der Vertrag von Brundisium vom Herbst
40 v.Chr. sah unter anderem die Hochzeit Antonius’ mit
Octavians Schwester Octavia vor.
Octavian hatte im selben Jahr – nach dem Tod seiner ersten
Frau Clodia – Scribonia geheiratet, eine Verwandte von
Pompeius' Sohn Sextus. Sie schenkte ihm eine Tochter, Julia, die
sein einziges leibliches Kind bleiben sollte. Aber noch vor Julias
Geburt verstieß er ihre Mutter wieder, um im Jahr 38 v.Chr.
Livia Drusilla zu ehelichen. Der Skandal wurde noch dadurch
vergrößert, dass er Livia in sein Haus aufnahm, noch
bevor sie sich von ihrem bisherigen Mann, dem überzeugten
Republikaner Tiberius Claudius Nero, hatte scheiden lassen
können. Die Frau, die zu seiner engsten Ratgeberin wurde,
brachte die beiden Söhne Tiberius und Drusus mit in die Ehe.
Tiberius sollte schließlich der Nachfolger seines Stiefvaters
als Kaiser werden.
Kampf um die Alleinherrschaft Am
Vertrag von Brundisium war auch Sextus Pompeius beteiligt, der
letzte politische Gegner der Triumvirn, der mit seiner Flotte noch
über nennenswerte militärische Macht verfügte. Er
kontrollierte Sizilien und gefährdete die Kornzufuhr nach Rom,
was Octavians Autorität dort zusätzlich untergrub. Da
Pompeius seine Blockadepolitik nicht aufgab, zerbrach das
Bündnis schon 38 v.Chr. wieder. Im diesem Jahr war das
Triumvirat um weitere 5 Jahre verlängert worden. Zwei Jahre
später, 36 v.Chr., gelang es Octavians Feldherrn, Marcus
Vipsanius Agrippa, Pompeius in der Seeschlacht bei Naulochos vor
der Nordküste Siziliens zu besiegen. Als es Octavian kurz
darauf gelang, Lepidus zu entmachten, dessen Truppen zu ihm
übergelaufen waren, beherrschte er den gesamten Westen des
Reichs. Im Kampf um die Alleinherrschaft stand ihm nur noch
Antonius im Wege.
Während Octavian von Ende 35 bis 34 v.Chr. bei kleineren
Feldzügen in Dalmatien ein schlagkräftiges Heer in Form
brachte, führte sein Rivale einen erfolglosen Krieg gegen die
Parther. Zudem ging Antonius eine dauerhafte Beziehung mit
Königin Kleopatra VII. von Ägypten ein, deretwegen er im
Jahr 32 v.Chr. die in Rom äußerst populäre Octavia
verstieß. Octavian nutzte das Verhalten Antonius’
propagandistisch geschickt aus. Als dieser im selben Jahr daran
ging, Teile des römischen Ostens an Kleopatra und ihre
gemeinsamen Kinder zu verschenken, verlor er in Rom fast jeden
Rückhalt. Um ihm auch noch seine letzten Anhänger
abspenstig zu machen, schreckte Octavian nicht einmal vor einem
Sakrileg zurück: Er ließ das bei den Vestalinnen
hinterlegte – womöglich aber auch gefälschte
– Testament des Antonius veröffentlichen, in dem dieser
Kleopatras Kinder als Erben einsetzte. Daraufhin erklärte der
Senat Kleopatra den Krieg und Antonius zum Staatsfeind.
Octavian war es gelungen, den Kampf gegen einen innenpolitischen
Gegner in einen Krieg Roms gegen einen äußeren Feind
umzumünzen. Schon der erste Zusammenstoß der beiden
Rivalen brachte die Entscheidung. In der Seeschlacht bei Actium
– am Ausgang des Ambrakischen Golfs in Epirus –
unterlagen Antonius und Kleopatra am 2. September 31 v.Chr. den
Streitkräften Agrippas und Octavians, der während des
gesamten Kampfes angeblich seekrank unter Deck lag. Mit der
Einnahme Alexandrias, der Annexion Ägyptens als neue
römische Provinz und dem Suizid von Antonius und Kleopatra im
darauffolgenden Jahr endete der Krieg zweier Männer um die
Macht in Rom und zugleich die 100 Jahre währende Epoche der
römischen Bürgerkriege. Als Zeichen dafür, dass im
ganzen Reich Frieden herrschte, wurde am 12. Januar 29 v.Chr. der
Torbogen des Gottes Ianus auf dem Forum Romanum geschlossen. Dies
geschah erst zum dritten Mal in der jahrhundertelangen Geschichte
Roms.
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Augustus als Kaiser
Am 13. Januar des Jahres 27 v. Chr. begann in Rom
ein mehrtägiger Staatsakt, der den Ausnahmezustand des
Bürgerkriegs auch offiziell beendete. Formal wurde damit die
alte Ordnung der Republik wiederhergestellt, tatsächlich aber
der eine völlig neue, monarchische Ordnung geschaffen: das
römische Kaisertum in Gestalt des Prinzipats. Auf Vorschlag
des Lucius Munatius Plancus verlieh der Senat Octavian am 16.
Januar den neugeschaffenen Ehrennamen Augustus.
In den Jahren nach Actium stand der
Alleinherrscher vor drei großen Aufgaben: den Staat neu
aufzubauen, das Reich nach innen und außen zu sichern und die
Nachfolge zu regeln, um seinem Werk auch über seinen Tod
hinaus Dauer zu verleihen. Da Augustus all das gelang, markiert der
Staatsakt vom Januar 27 v. Chr. nicht nur den Beginn seiner
40-jährigen Regierungszeit als Kaiser, sondern auch den einer
ganz neuen Epoche der römischen Geschichte.
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Die Begründung des Prinzipats
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Das Problem
Als Octavian im Sommer 29 v. Chr. aus dem Osten
nach Rom zurückkehrte, stand er vor dem gleichen Problem, an
dem Julius Caesar 15 Jahre zuvor gescheitert war: Eine
Staatsordnung zu schaffen, die für das in mehr als 400 Jahren
gewachsene, republikanische Rechtsverständnis der Römer
akzeptabel war und zugleich der Tatsache gerecht wurde, dass die
tatsächliche Macht seit 70 Jahren nicht mehr beim Senat, den
Konsuln und den anderen republikanischen Institutionen gelegen
hatte, sondern bei den Befehlshabern der Legionen. Von Marius und
Sulla über das 1. und das 2. Triumvirat hatten immer wieder
Machthaber eine außerordentliche Gewalt errungen. Es ging nun
darum, diese außerordentliche Gewalt der Militärdespoten
in eine ordnungsgemäße umzuwandeln, sie also rechtlich in
das bisherige Staatsgefüge einzubauen.
Die einfache Wiederherstellung der alten
Adelsrepublik kam für Octavian aus zwei Gründen nicht in
Frage: Zum einen war die staatstragende Bevölkerungsschicht
der Republik, der Senatsadel, durch die Bürgerkriege
weitgehend vernichtet worden. Zum anderen erforderte die Ausdehnung
des Reichs eine große Zahl von Legionen. Dies hätte deren
Befehlshaber immer wieder in die Lage versetzt, sich von ihren
Truppen zum Imperator ausrufen zulassen und die Macht an sich zu
reißen. Es ging also darum, die Befehlsgewalt, das Imperium,
über das Gros des römischen Militärs in einer Hand
zu vereinen.
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Die Lösung
Nach den Wirren der vorangegangenen Jahrzehnte
waren auch die Römer – traditionell eher gegen jede Art
von Alleinherrschaft eingestellt – bereit, die
militärische Macht in die Hand eines Mannes zu legen. Octavian
ging dabei aber so klug vor, nicht den Königstitel
anzustreben, sondern sich von den bestehenden republikanischen
Gewalten all jene übertragen zu lassen, die ihm in ihrer
Bündelung zu einer monarchischen Stellung verhalfen, die es
ihm aber zugleich ermöglichten, sich als Amtsträger der
Republik darzustellen. Wie schon im Kampf gegen Antonius erwies
sich Octavian auch bei dieser Aufgabe als Meister der politischen
Propaganda.
Gegen Ende seines Lebens zeichnete er in seinem
Tatenbericht folgendes Bild von seiner Handlungsweise:
„In meinem 6. und 7. Konsulat (das
heißt : 28 und 27 v.Chr.), nachdem ich den Bürgerkriegen
ein Ende gesetzt hatte, habe ich, der ich mit Zustimmung der
Allgemeinheit zur höchsten Gewalt gelangt war, den Staat aus
meinem Machtbereich wieder der freien Entscheidung des Senats und
des römischen Volkes übertragen. Für dieses, mein
Verdienst wurde ich auf Senatsbeschluss Augustus genannt. (...)
Seit dieser Zeit überrage ich zwar alle an Einfluss und
Ansehen; an Macht aber besaß ich hinfort nicht mehr als
diejenigen, die auch ich als Kollegen im Amt gehabt
habe.“
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Realität und Propaganda
Augustus mit der Corona Civica, der
Bürgerkrone, die ihm als "Retter des Staates" verliehen
wurdeIn der Tat suchte Octavian gleich nach seiner Rückkehr
die Unterstützung der alten Adelsgeschlechter und ging daran,
das Ansehen der republikanischen Institutionen zu stärken. So
ließ er aus dem Senat 190 Mitglieder ausschließen, die
als nicht standesgemäß galten. Gleichzeitig füllte
er die gelichteten Reihen des Senatsadels wieder auf, indem er
verdiente Personen in den Patrizierstand erhob. Er selbst nannte
sich – betont bescheiden – princeps senatus, Erster des
Senats, ein Titel den es früher schon gegeben hatte und
lediglich einen primus inter pares meinte, einen Ersten unter
Gleichen. Daraus entwickelte sich die Bezeichnung Prinzipat
für die augusteische Herrschaftsform, die etwa so viel
bedeutet wie „Herrschaft des ersten Bürgers“.
Großen Eindruck bei der Bevölkerung Roms machte der neue
Princeps Ende des Jahres 28 v. Chr., als er alle Gesetze aus der
Zeit des Triumvirats aufheben ließ.
Am 13. Januar 27 v. Chr. schließlich, dem
ersten Tag des Staatsakts, legte Octavian die gesamte
außerordentliche Militärgewalt über die Provinzen
zurück in die Hände des „gereinigten“ Senats.
Damit bildete dieser wieder das zentrale Herrschaftsorgan. Die
Republik war formal wiederhergestellt. Allgemein war von der res
publica restituta die Rede. Soweit stimmten die Tatsachen mit
Augustus’ propagandistischer Version überein. Gleich am
nächsten Tag aber übertrug der Senat die Herrschaft
über die Hälfte der Provinzen wieder an Octavian –
und zwar die Hälfte derer, die an den Rändern des
Imperiums lagen und in denen daher das Gros der Legionen stand. Da
Octavian – vertreten durch Legaten – die Befehlsgewalt
über sie behielt, blieb er also Militärmachthaber, nun
aber im Rahmen der Gesetze. Das Reich gliederte sich fortan in
kaiserliche und senatorische Provinzen. Doch mit der konsularischen
Gewalt auf Lebenszeit erlangte Augustus 19 v. Chr. auch
gegenüber den Statthaltern der letzteren die
Weisungsbefugnis.
Ein weiteres republikanisches Element der neuen
Staatsordnung war die Rückkehr zur jährlichen
Neubesetzung der Magistrate. Eines der zwei Konsulate allerdings
nahm der Princeps in den nächsten Jahren regelmäßig
für sich in Anspruch. Dies änderte sich mit der Revision
der Prinzipatsverfassung am 1. Juli 23 v. Chr. Bis auf zwei Jahre
verzichtete Augustus von da an auf das Konsulat. Statt dessen
ließ er sich auf Lebenszeit die tribunizische Gewalt
übertragen, also nicht das Amt des Volkstribunen, sondern
„nur“ dessen Amtsbefugnisse. Damit gewann er das Recht,
Volksversammlungen einzuberufen, Gesetze vorzuschlagen und sein
Veto gegen Senatsbeschlüsse einzulegen. Letztlich war der
Prinzipat also eine verschleierte Monarchie, ein komplizierter,
fein austarierter Kompromiss: Augustus verzichtete auf die absolute
Macht, ließ vielmehr den Senatsadel daran teilhaben, behielt
aber gleichzeitig alle wichtigen Funktionen in Staat und
Militär in seiner Hand.
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Verleihung des Namens Augustus
Der Ehrenname Augustus, der Erhabene, den der
Senat Octavian am letzten Tag des Staatsakts vom Januar 27 v. Chr.
verlieh, erinnerte an das augurium, eine Kulthandlung zur Deutung
des Willens der Götter, die der Sage nach schon Romulus
vorgenommen hatte. Der Name setzte seinen Träger also mit dem
legendären Gründer der Stadt Rom gleich und verlieh der
obersten politischen Gewalt im Staat eine sakrale Aura, wie sie die
Konsuln zu Zeiten der Republik nie besessen hatten. Weiter
verfestigt wurde diese Entwicklung als im Jahre 13 oder 12 v. Chr.
Marcus Aemilius Lepidus starb, Augustus' einstiger Kollege im
Triumvirat, der nach seiner Entmachtung mit dem Amt des Pontifex
Maximus abgefunden worden war. Augustus übernahm damals auch
diese Funktion und war nun zugleich oberster Priester des
römischen Staatskultes. Schließlich, im Jahre 2 v. Chr.
ernannte der Senat Augustus zum pater patriae, zum "Vater des
Vaterlands", ein Titel, auf den er besonders stolz war. Denn er war
mehr als eine bloße Ehrenbezeichnung. Vielmehr führte er
jedermann vor Augen, dass dem Kaiser gegenüber allen
Reichsangehörigen die gleiche Autorität zustand wie jedem
römischen Familienoberhaupt, dem pater familias, über die
Seinen.
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Akzeptanz der neuen Ordnung
Die Neuordnung des Staatswesens wurde von den
Römern nicht widerspruchslos hingenommen. Insbesondere die
patrizischen Familien des alten Senatsadels, die Augustus als
Emporkömmling ansahen, konnten sich mit ihrer Entmachtung nur
schwer abfinden. Einige Quellen berichten, dass Augustus sich in
der Zeit nach seiner Rückkehr aus dem Osten nur mit einem
Brustpanzer unter der Toga in den Senat wagte und Senatoren nur
einzeln und nach eingehender Leibesvisitation empfing.
Verschwörungen wie die von Maecenas' Schwager A. Terentius
Varro Murena und des Fannius Caepio, die im Jahr 23 oder 22 v. Chr.
aufgedeckt wurde, zeigen, dass Augustus' Politik noch lange Zeit
erheblichen Widerstand hervorrief. Da der Zeitpunkt der
Verschwörung nicht genau datiert werden kann, ist bis heute
ungeklärt, ob sie auslösender Faktor oder Folge der im
Jahr 23 erfolgten Neujustierung der Prinzipatsordnung war.
Dass das neue Herrschaftssystem schließlich
doch akzeptiert wurde, lag sicher nur zum Teil daran, dass Augustus
den republikanischen Institutionen und den althergebrachten Rechten
und Sitten, dem mos maiorum, seinen Respekt erwies. Die Römer
konnten sich zwar sagen, dass die alte Republik und ihre
Institutionen der Form nach weiterhin bestanden, aber die politisch
Interessierten dürften Augustus' Propaganda sicher durchschaut
haben. Ausschlaggebend war am Ende die schlichte Tatsache, dass der
Prinzipat funktionierte – ganz im Gegensatz etwa zu den
Ordnungsmodellen Sullas oder Caesars – und dass es zu
Augustus keine realistische Alternative gab. Ein weiterer, nicht zu
unterschätzender Faktor für den Erfolg der neuen
Herrschaftsordnung war die Zeit: Augustus regierte nach der
Erringung der Alleinherrschaft noch mehr als 40 Jahre, länger
als jeder seiner Nachfolger. Die Römer gewöhnten sich in
dieser langen Zeit an die Herrschaft des Ersten Bürgers. Als
der Kaiser starb, waren kaum noch Römer am Leben, die die alte
Republik noch bewusst erlebt hatten. So setzte mit der Errichtung
des Prinzipats eine lange Periode des inneren Friedens und des
Wohlstands ein. Augustus’ neue Ordnung sollte 300 Jahre
– bis zur Herrschaft Diokletians – Bestand haben.
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Wirtschaftliche und gesellschaftliche
Neuordnung
Eine ebenso anspruchsvolle Aufgabe wie der Umbau
der Staatsverfassung war die innere und äußere
Stabilisierung des Reichs, seine wirtschaftliche Erholung, die
Wiederherstellung von Recht und Ordnung in Rom und den Provinzen
und die Sicherung der Grenzen. Die Voraussetzungen für einen
allgemeinen Wirtschaftsaufschwung waren nach Actium besser denn je
in den vorangegangenen Jahrzehnten. Augustus konnte mehr als ein
Drittel aller Legionen entlassen – insgesamt etwa 80.000 der
230.000 Mann, die 31 v. Chr. noch unter Waffen gestanden hatten.
Anders als 12 Jahre zuvor musste er für die Abfindung der
Veteranen nicht auf Konfiskationen zurückgreifen, sondern
konnte die ungeheure Beute, die ihm mit dem ägyptischen
Staatsschatz in die Hände gefallen war, für
Landkäufe nutzen. So entstand in Italien und den Provinzen
eine breite Schicht ihm ergebener Bauern. Auch seine Anhänger
in Rom – etwa im neuen Senat – wurden mit Geld und
Posten bedacht. Augustus schuf selbst die neuen
Gesellschaftsschichten, auf denen die Staatsordnung des Prinzipats
ruhen sollte.
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Neuordnung der Provinzen
In die Provinzen, die bis dahin immer wieder von
durchziehenden Heeren, Kontributionen und Truppenaushebungen
heimgesucht wurden, kehrte allmählich ein gewisser Wohlstand
zurück, denn der Prinzipat stellte Rechtssicherheit her und
verhinderte vor allem die bis dahin übliche Ausplünderung
durch ehemalige Magistrate der Republik, die sich in den Provinzen
stets für die Kosten schadlos gehalten hatten, die ihr
politisches Engagement in Rom verursachte. Der Geschichtsschreiber
Velleius Paterculus drückte es wenige Jahre nach Augustus' Tod
so aus: "Die Äcker fanden wieder Pflege, die Heiligtümer
wurden geehrt, die Menschen genossen Ruhe und Frieden und waren
sicher im Besitz ihres Eigentums". Selbst Tacitus, einer der
schärfsten Kritiker der Prinzipatsordnung, sah darin ihr
größtes Verdienst. Anfangs übernahm der Kaiser die
Neuordnung der Provinzen noch selbst. Bereits im Sommer des Jahres
27 v. Chr. brach er zu einer mehrjährigen Inspektionsreise
durch den Nordwesten des Reiches auf. Gallien war seit der
Eroberung durch Caesar sich selbst überlassen geblieben. Nach
der Ordnung der Verhältnisse dort eroberte Augustus diejenigen
Gebiete im Norden der iberischen Halbinsel, die bis dahin noch
nicht zum Reich gehört hatten, und gliederte sie der Provinz
Hispania Tarraconensis ein. Auf der Rückreise nach Rom im Jahr
23 v. Chr. erkrankte Augustus so schwer, dass seine Umgebung
bereits mit seinem Tod rechnete. Er überlebte
schließlich, entschloss sich aber, seine Legionen künftig
nicht mehr persönlich zu führen.
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Konservative Sittenpolitik
Karte des antiken RomZu einem Kennzeichen der
Herrschaft des Augustus wurde auch eine Rückbesinnung auf
althergebrachte Sitte und Moral. Im Jahr 19 v. Chr. ließ sich
Augustus vom Senat die cura morum, die Sittenaufsicht
übertragen. Im Jahr darauf ließ er in den Leges Iuliae
etwa die Strafvorschriften für Ehebruch verschärfen und
eine allgemeine Pflicht zur Ehe einführen. Er selbst hatte in
den Jahren seines Aufstiegs nicht eben ein Muster altrömischer
Tugenden abgegeben – die erzwungene Scheidung seiner Frau
Livia von ihrem früheren Mann war dafür nur das
hervorstechendste Beispiel. Nun aber sah er in der Betonung
traditioneller Werte ein Mittel, die geistigen Verheerungen der
Bürgerkriege zu heilen.
Würde und Autorität des Princeps
erforderten natürlich, dass Augustus und seine Familie mit
gutem Beispiel vorangingen. Dies führte schließlich zum
Zerwürfnis mit seiner Tochter Julia, die sich der
altväterlich-keuschen Moral nicht unterwerfen wollte. Im Jahr
2 v. Chr. ließ ihr eigener Vater sie vor dem Senat des
Ehebruchs anklagen und auf die kleine Insel Pandateria verbannen.
Neun Jahre später, 8 n. Chr., ereilte den Dichter Ovid, den
Autor der Ars Amatoria ("Liebeskunst"), das gleiche Schicksal: Er
wurde nach Tomis am Schwarzen Meer verbannt.
Das propagandistische Bild vom Princeps als
treusorgendem altrömischem Patron, der über das Wohl der
Seinen wacht, fand ihren sichtbaren Ausdruck in einem umfangreichen
Bauprogramm in Rom. Dazu gehörten Zweckbauten wie
Aquädukte und eine riesige Sonnenuhr, vor allem aber
Repräsentationsbauten wie das Augustusforum, das
Marcellustheater und zahlreiche Tempel, die dazu dienten, den
Römern Macht und Autorität des Augustus vor Augen zu
führen. Der Kaiser spricht in seinem Tatenbericht von 82
Tempeln, die er in einem Jahr habe instandsetzen, Vergil in der
Aeneis von 300 Tempeln, die er insgesamt habe bauen lassen.
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Außenpolitik und Grenzsicherung
Augustus Außenpolitik wurde lange als
defensiv beurteilt. Historiker des 19. Jahrhunderts sahen in ihr
nur eine Arrondierung und Sicherung der Reichsgrenzen. Zu dieser
Sicht trug unter anderem die Tatsache bei, dass Augustus den Plan
Caesars zu einem Feldzug gegen das Partherreich nicht wieder
aufnahm. Eine militärische Machtdemonstration gegenüber
dem Nachbarn im Südosten genügte, um diesen zu einer
vertraglichen Grenzregelung und zur Herausgabe der in der Schlacht
bei Carrhae 53 v. Chr. erbeuteten Legionsadler zu veranlassen. In
Rom wurde als großer militärischer Sieg propagiert, was
in Wirklichkeit eine friedliche Lösung darstellte.
Die Eingliederung Ägyptens verlief
weitgehend problemlos. Im Jahr 25 v. Chr. gewann Rom die neue
Provinz Galatia in Kleinasien aufgrund einer testamentarischen
Verfügung des letzten Galater- Königs Amyntas. Zudem
geriet eine Reihe neuer Klientelstaaten wie Armenien, Kappadokien
und Mauretanien in Abhängigkeit von Rom.
Dennoch ließ sich die These von der
prinzipiell friedlichen, defensiven Außenpolitik nicht
aufrecht erhalten. Kein republikanischer Feldherr und kein Kaiser
hat dem Römischen Reich so große Territorien einverleibt
wie Augustus – und dies vor allem durch kriegerische
Eroberungen. Nachdem 17 v. Chr. bei den Saecularfeiern in Rom noch
die Friedensordnung des Prinzipats gefeiert worden war, ging das
Reich im darauffolgenden Jahr wieder zur Offensive über. Der
Grund dafür ist bis heute ungeklärt. Womöglich fing
als kleinere Grenzstreitigkeit mit germanischen Stämmen an,
was mit ausgedehnten militärischen Operationen an den
nordöstlichen Grenzen und der Eingliederung von nicht weniger
als fünf neuen Provinzen endete.
Von der Ostgrenze Galliens, den Alpen und dem
dalmatinischen Küstengebirge wurde die Reichsgrenze bis zu
Donau und Rhein, zeitweise sogar bis zur Elbe vorgeschoben.
Südlich der Donau entstanden die neuen Provinzen Raetia,
Noricum, Pannonia, Illyricum und Moesia. In diese Zeit fällt
beispielsweise die Gründung der Stadt Augsburg (antiker Name:
Augusta Vindelicorum) im Jahr 15 v. Chr.. An der strategisch
wichtigen Via Claudia Augusta gelegen, wurde der Ort später
zur Hauptstadt der Provinz Raetien. Augsburg ist eine von vielen
Städten, deren Namen auf den Kaiser zurückgeht.
In einer militärischen Katastrophe endete
allerdings die Eroberung des rechtsrheinischen Germanien. Diese
Eroberung war schon unter Augustus' Stiefsohn Drusus weit gediehen
und wurde nach dessen Tod in Mainz im Jahr 9 v. Chr. von Tiberius
erfolgreich weitergeführt. Im Jahr 9 aber vernichtete ein von
dem Cheruskerfürsten Arminius initiiertes Bündnis
germanischer Stämme in der Schlacht im Teutoburger Wald drei
ganze römische Legionen unter dem Befehl des Publius
Quinctilius Varus. Die schwere Niederlage hatte zunächst einen
verlustreichen Kleinkrieg und schließlich den Rückzug der
Römer auf die Rhein-Donau- Linie und den Limes zur
Folge.
[Bearbeiten]
Regelung der Nachfolge
Obwohl Augustus in fast allen Quellen zu seinem
Leben als gutaussehender Mann geschildert wird, war er seit seiner
Kindheit von schwacher Konstitution. Er überlebte mehrere
schwere Krankheiten wie die im Jahre 23 v. Chr. nur knapp und
konnte nicht damit rechnen, das für die damalige Zeit sehr
hohe Alter von fast 76 Jahren zu erreichen. Für sein
Bestreben, der neugeschaffenen Herrschaftsordnung Dauer zu
verleihen, stellte die Erbfolgeregelung daher eine zentrale Aufgabe
dar. Während seine Frau Livia einen ihrer Söhne von
Tiberius Claudius Nero auf dem Thron sehen wollte, verfolgte
Augustus den Plan, die Nachfolge in der eigenen, julischen Familie
zu sichern. Da der Kaiser keine Söhne hatte, zwang er seine
Tochter Julia, nacheinander mehrere Nachfolgekandidaten zu
heiraten.
Livia DrusillaDies war im Jahr 25 v. Chr.
zunächst Marcellus, der Sohn seiner Schwester Octavia und
ihres ersten Mannes. Die Bevorzugung seines Neffen führte
offenbar zu zeitweisen Spannungen zwischen Augustus und seinem
Feldherrn Agrippa, der sich selbst begründete Hoffnungen auf
die Nachfolge machte. Doch Marcellus starb kaum 20-jährig Ende
des Jahres 23 v. Chr. und Agrippa galt nun als unumstrittener
Nachfolgekandidat. Augustus drängte den alten Freund im Jahr
21 v. Chr., sich von seiner Frau scheiden zu lassen und die 25
Jahre jüngere Julia zu heiraten. Die beiden hatten zwei
Töchter und drei Söhne, Gaius Caesar, Lucius Caesar und
den nachgeborenen Agrippa Postumus. Als Agrippa 12 v. Chr. starb,
ruhten Augustus' Hoffnungen auf den beiden älteren Enkeln, die
er durch Adoption an Sohnes statt angenommen hatte. Er
befürchtete jedoch, dass Livia und sein Stiefsohn Tiberius die
Kinder bei seinem Tod übergehen oder gar beseitigen
könnten.
Daher zwang er nun auch Tiberius, sich von seiner
Frau Vipsania, einer Tochter Agrippas, zu trennen, Julia zu
heiraten und sich zum Schutz der beiden jungen Prinzen zu
verpflichten. Augustus scheint sich damals weder Tiberius noch
dessen Bruder Drusus, zu dem er ein besseres Verhältnis hatte,
als Nachfolger gewünscht zu haben. Mit Tiberius, der die
erzwungene Ehe mit Julia als Qual empfand, kam es schließlich
zum Zerwürfnis. Der Stiefsohn legte 5 v. Chr. alle Ämter
nieder und ging nach Rhodos ins Exil. Zu einer halbherzigen
Aussöhnung kam es erst, nachdem Lucius und Gaius Caesar kurz
hintereinander, 2 und 4 n. Chr. gestorben und Julia wegen ihres
Lebenswandels aus Rom verbannt worden war. Da Drusus bereits 9 v.
Chr. bei einem Kriegszug in Germanien umgekommen war, blieb nur
noch Tiberius als Nachfolger übrig.
Augustus adoptierte ihn am 26. Juni des Jahres 4
gemeinsam mit seinem letzten noch lebenden Enkel Agrippa Postumus.
Letzteren ließ er jedoch drei Jahre später aus nie ganz
geklärten Gründen auf die Insel Planasia (heute: Pianosa
bei Elba) verbannen, wo er unmittelbar nach Augustus' Tod ermordet
wurde. Tiberius wiederum musste den Sohn seines verstorbenen
Bruders Drusus adoptieren: Germanicus entstammte als Enkel der
Octavia zugleich dem julischen und dem claudischen Familienzweig;
sein Sohn Caligula sollte im Jahr 37 Tiberius auf den Thron folgen.
Augustus übertrug Tiberius aber erst im Jahr 13 alle
Befugnisse eines Princeps und erkannte ihn auch erst dann
testamentarisch als seinen Nachfolger an.
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Tod und Begräbnis
Im Sommer des folgenden Jahres unternahm der
Kaiser eine Reise, die ihn über Capri nach Benevent
führen sollte. Er erkrankte aber bereits auf Capri an
Diarrhoe, reiste jedoch weiter aufs Festland bei Neapel und
ließ sich nach Nola bringen – angeblich in das selbe
Haus, in dem 71 Jahre zuvor sein Vater Gaius Octavius gestorben
war. Dort verstarb schließlich auch er in Gegenwart seiner
Frau Livia und einer Reihe herbeigeeilter Würdenträger am
19. August des Jahres 14, am gleichen Tag, an dem er über 50
Jahre zuvor sein erstes Konsulat angetreten hatte. Laut Sueton
verabschiedete sich der Mann, der in seinem Leben so viele Masken
getragen hatte, mit einer Formel, die Komödianten am Ende
eines Stückes sprachen: Wenn nun das Ganze Euch wohl gefallen
hat, so klatscht Beifall, und entlasst uns alle mit Dank nach
Hause.
Augustus' Leiche wurde auf dem Marsfeld in Rom
verbrannt und die Asche in dem prachtvollen Mausoleum beigesetzt,
das der Kaiser dort für sich und seine Familie hatte errichten
lassen. Neben zahlreichen anderen Ehrungen beschloss der Senat, den
Monat, in dem er erstmals Konsul geworden und gestorben war, von
Sextilis in Augustus umzubenennen. Außerdem wurde dem Monat
August ein zusätzlicher, 31. Tag angefügt. (Der Februar
zählt seither nur noch 28 Tage.) Zudem wurde der Kaiser
– wie von nun an die meisten römischen Caesaren nach
ihrem Tod – zum Staatsgott (divus) erklärt.
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Das augusteische Zeitalter
Augustusstatue von Primaporta, heute in den
Vatikanischen MuseenSchon Zeitgenossen des Augustus betrachteten
ihre Gegenwart als "apollinische Epoche", geprägt von Apoll,
dem Gott des Lichts, der Künste und der Musik, der Weisheit
und der Weissagung, dem der Kaiser Heiligtümer bei Actium und
bei seinem eigenen Wohnhaus auf dem palatinischen Hügel in Rom
errichtete.
Ein Beispiel dafür, welche Verehrung dem
Princeps schon zu Lebzeiten zuteil wurde, ist ein Kultlied des
Horaz:
"Nunmehr zieht seines Wegs sicher der Stier
dahin,
Ceres segnet die Flur wieder mit reicher
Saat,
Friedlich schaukelt das Schiff durch die
versöhnte Flut,
Treu und Glauben sind neu erwacht (...)
Wen erfüllt noch mit Angst Parther und
Skythe jetzt?
Wen Germaniens Brut, Söhne der rauen
Luft?
Wen, da Caesar uns lebt, kümmert des Krieges
Dräun
fern im wilden Iberien? (...)"
Vollends verklärt wurde die Regierungszeit
des ersten Kaisers nach seinem Tod unter dem Begriff der Pax
Augusta, des augusteischen Friedens. Im Vergleich zum
vorangegangenen Jahrhundert und zur Herrschaft vieler Nachfolger
des ersten Kaisers brachte die augusteische Ära Rom, Italien
und den meisten Provinzen in der Tat eine lange währende Zeit
von innerem Frieden, Stabilität, Sicherheit und Wohlstand.
Nach den Verheerungen der Bürgerkriege, blühte die
Wirtschaft nun ebenso auf wie Kunst und Kultur.
Die Zeit brachte Dichter wie Vergil, Horaz, Ovid
und Properz, Historiker wie Titus Livius oder Architekten wie
Vitruv hervor. Der Kaiser selbst versuchte sich als
Tragödienautor, vernichtete aber sein Drama "Ajax", dessen
Unzulänglichkeit ihm bewusst war, mit dem Kommentar: Mein Ajax
ist in den Schwamm gefallen.
Rom wandelte sich, wie Augustus meinte, von einer
Stadt aus Ziegeln zu einer Stadt aus Marmor. Beeindruckende
architektonische Zeugnisse dieser Zeit haben sich bis heute
erhalten, etwa das Marcellus- Theater, das von Agrippa erbaute und
unter Kaiser Hadrian erneuerte Pantheon und nicht zuletzt Augustus'
Mausoleum und die Ara Pacis, der Friedensaltar aus dem Jahre 9 v.
Chr., der auf einem Relief eine Prozession der kaiserlichen Familie
zeigt.
Das Bild, das der Kaiser mit solchen Bauten den
Römern vermitteln wollte, kontrastierte aber spätestens
seit dem Jahr 16 v. Chr. wieder mit den unablässigen Kriegen,
die an den Grenzen geführt wurden. Das Reich expandierte unter
Augustus in einem Maß wie nie zuvor und nie wieder danach.
Neben dem reichen Ägypten und Galatia wurden ihm Provinzen an
Rhein und Donau hinzugefügt, deren Eroberung nur mit der
Galliens durch Caesar vergleichbar war.
Von Krieg aber war im Inneren des Reichs und der
Provinzen nach dem Jahr 31 v. Chr. nur noch wenig zu spüren.
Frieden und Wohlstand nahmen deshalb auch schon die Zeitgenossen
als prägendes Kennzeichen der Epoche wahr. Dies war der Grund,
warum sie sich letztlich mit der Einführung der Monarchie und
dem Ende der Republik abfanden. Und es ist vielleicht kein Zufall,
dass der Gründer einer Religionsgemeinschaft, die ein Reich
des Friedens verkündete, unter der Herrschaft des Augustus
geboren wurde, den die Zeitgenossen als Retter und
Friedensfürsten feierten.
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Werke
Res Gestae Divi Augusti: von Augustus selbst
verfasster Tatenbericht, der an Bronzesäulen vor seinem
Mausoleum angebracht war. Kopien wurden als Inschriften in mehreren
Orten in Kleinasien gefunden, die vollständigste – mit
einer griechischen Übersetzung – in einem Tempel in
Ankara, nach der das Werk auch als Monumentum Ancyranum bezeichnet
wird. Es gibt zahlreiche Ausgaben, unter anderem eine lateinisch-
griechisch-deutsche Ausgabe mit Kommentar hg. von Ekkehard Weber,
München u. Zürich 1975. Text (lateinisch)
(http://perseus.mpiwg-berlin.mpg.de/cgi-
bin/ptext?lookup=Aug.+Anc.), Text (lateinisch/griechisch/englisch)
(http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Augustus/Res_Gestae/home.html)
De vita sua: eine Autobiografie, die in dreizehn
Büchern die Zeit bis zum Cantabrischen Krieg behandelte, aber
praktisch vollständig verloren ging. (Moderne
'Rekonstruktionen' von O.K. Gilliam, Philipp Vandenberg und Allan
Massie gehören in das Genre des historischen Romans.)
Sicilia: verloren gegangenes Epos in Hexametern,
nur von Sueton bezeugt
Ajax: Tragödie, von Augustus selbst
vernichtet
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Quellen
Sueton, Divus Augustus: ausführlichste
antike Biografie aus der Sammlung der Kaiserbiografien von Gaius
Iulius Caesar bis Domitian. Zahlreiche Ausgaben, beispielsweise in
Sämtliche erhaltene Werke, Essen 1987 (deutsche
Übersetzung). Text (lateinisch)
(http://penelope.uchicago.edu/Thayer/L/Roman/Texts/Suetonius/12Caesars/Augustus*.html),
englische Übersetzung)
(http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Suetonius/12Caesars/Augustus*.html)
Tacitus, Annalen: das Geschichtswerk setzt erst
mit dem Tod des Augustus ein, enthält aber zahlreiche
Rückblicke auf seine Herrschaft. Zahlreiche Ausgaben,
beispielsweise lateinisch und deutsch hg. von Erich Heller,
München u. Zürich 1982. Text (lateinisch/englisch)
(http://perseus.mpiwg- berlin.mpg.de/cgi-
bin/ptext?doc=Perseus%3Atext%3A1999.02.0077)
Appian, Römische Geschichte, Bd. 2:
Bürgerkriege, übersetzt v. Otto Veh, 1988. Text
(englisch)
(http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Appian/home.html)
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Literatur
Jochen Bleicken: Augustus. Eine Biographie,
Alexander Fest- Verlag, Berlin 1998. Die derzeit maßgebliche
Biografie in deutscher Sprache; umfassend und gut lesbar, mit
Anmerkungen und Anhang zu Quellen und Literatur.
Ders.: Verfassungs- und Sozialgeschichte des
Römischen Kaiserreiches, 2 Bde., Paderborn 1981.
Klaus Bringmann/Thomas Schäfer: Augustus und
die Begründung des römischen Kaisertums. Akademie-
Verlag, Berlin 2002. Studienbuch mit Quellenteil.
Werner Dahlheim: Augustus, in: Die römischen
Kaiser. 55 historische Portraits von Caesar bis Iustinian, hg. von
Manfred Clauss, München 1997, S. 26-49. Gut lesbare
Kurzbiografie
Werner Eck: Augustus und seine Zeit. Beck,
München 1998. Knappe Einführung
Michael Grant: Roms Caesaren. Von Julius Caesar
bis Domitian, München 1975. Populärwissenschaftliche
Darstellung
Dietmar Kienast: Augustus. Prinzeps und Monarch,
aktual. Neuauflage, Darmstadt 1999. Hervorragende,
problemorientierte Darstellung mit umfassendem wissenschaftlichen
Apparat.
Ronald Syme: Die römische Revolution.
Machtkämpfe im antiken Rom, Grundlegend revidierte und
erstmals vollständige Neuausgabe, herausgegeben von Christoph
Selzer und Uwe Walter, Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2003. Symes
sprachlich meisterliche Darstellung ist geprägt von den
Aufkommen des italienischen Faschismus. Für Syme war Augustus
ein brutal agierender Machtmensch und der Totengräber der
letzten republikanischen Freiheiten.
Paul Zanker: Augustus und die Macht der Bilder,
München 1987.
Ute Schall: Augustus. Kaiser, Rächer,
Komödiant. Masken und Metamorphosen eines Herrschers,
Pfungstadt bei Darmstadt 1990.
Heinrich Schlange-Schöningen: Augustus,
Geschichte kompakt Antike, Darmstadt 2005. Knappe Darstellung, als
Einstieg gut geeignet.
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20.000 Pompejaner ergeben sich. Pompeius flieht
und wird beim Betreten Ägyptens ermordet.
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Pompeius versuchte, eine Entscheidungsschlacht zu
vermeiden, wurde aber von den Senatoren dazu gezwungen. In der
Schlacht von Pharsalos in Thessalien erlitt er am 9. August 48 v.
Chr. eine vernichtende Niederlage und musste nach Ägypten
fliehen, wo ihn die Höflinge des Kindkönigs Ptolemaios
XIII. ermorden ließen. Sein abgeschlagener Kopf wurde
später Caesar übergeben, der ihn bestatten ließ.
Angeblich soll Caesar geweint haben, als er den abgeschlagenen Kopf
des Pompeius sah. Fraglich ist jedoch, ob Caesar den Tod seines
großen Rivalen wirklich bedauerte, obwohl ihm mit dessen
Ermordung die Möglichkeit genommen war, propagandawirksam
clementia (Milde) zu demonstrieren.
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C. Iulius Caesar wird in Alexandria
eingeschlossen (Brand der Biliothek). Sieg am Nil, danach wird
Cleopatra als Königin eingesetzt.
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C. Iulius Caesar wird in Alexandria
eingeschlossen (Brand der Biliothek). Sieg am Nil, danach wird
Cleopatra als Königin eingesetzt.
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C. Iulius Caesar wird zum Diktator ernannt.
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Das Amt des Magister equitum war eines der
wenigen außerordentlichen Staatsämter der römischen
Republik. Der Magister equitum wurde direkt vom Diktator als dessen
Stellvertreter ernannt. Ursprünglich kommandierte er direkt
die Reiterei. Prinzipiell war dieses Amt jedem römischen
Bürger zugänglich, auch ohne vorher ein Amt des Cursus
honorum bekleidet zu haben.
Eine Absetzung aus dem Amt war nicht
möglich, nach dem Ende des Notstandes erlosch sein Amt
automatisch zusammen mit dem des Diktators.
In der frühen Spätantike wurde das Amt
des Heermeisters oft geteilt - derjenige Magister militum, der nur
die Reiterei kommandierte, hieß ebenfalls Magister equitum,
ohne dass es einen Bezug zum republikanischen Amt gäbe.
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Titus Labienus bleibt in der Schlacht von Ruspina
dank zahlenmäßiger Überlegenheit Sieger über
die Truppen C. Iulius Caesars, dessen Offizier er früher war.
Wochen später kommt er im laufenden Bürgerkrieg in der
Schlacht von Munda gegen Caesar ums Leben.
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Cato begeht Selbstmord in Utica.
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Vercingetorix wurde nach seiner Gefangennahme
mehrere Jahre in isolierter Dunkelhaft gehalten, um 46 v.Chr in
Caesars Triumphzug durch Rom geführt zu werden, wo er im
Anschluss daran im Carcer Tullianus erdrosselt wurde.
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C. Iulius Caesar wird für zehn Jahre zum
Diktator ernannt und Praefectus moribus (Zensor für Sitte und
Moral).
6. April: Caesar besiegt die Anhänger des
Senats unter Cato bei Thapsus und erhält die Diktatur auf zehn
Jahre verliehen.
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Zum ersten Mal wird ein noch lebender
römischer Bürger auf einer Münze verewigt. Bis dahin
wurden nur historische Ereignisse zur Propaganda abgebildet. Die
neuen Münzen tragen entscheidend zum Personenkult des
Diktators bei.
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Angeregt durch den ägyptischen
Sonnenkalender schuf Iulius Caesar einen Kalender, der mit Wirkung
zum 01.01.45 v.Chr. in Kraft trat. Er entspricht bis auf zwei
Ausnahmen, dem heutigen; nur hatte der August 30 und der Februar 29
Tage. Alle vier Jahre Jahre kam im alten System ein Februartag
hinzu. Der gesammelte Überhang von 81 Tagen bei der
Einführung des neuen führte zum "Konfusionsjahr" 45
v.Chr. mit 445 Tagen.
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C. Iulius Caesar wird auf Lebenszeit zum Diktator
ernannt.
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Als Quinarius aureus (Auch
Goldquinar oder Halbaureus) bezeichnet man eine
römische Münze, die von 45 v.Chr. bis 324 n.Chr.
geprägt und ausgegeben wurde.
Als Wert hatte der Goldquinar den eines halben
Aureus bzw. von 12 1/2 Denaren. Genauso wie sein silberner Bruder,
der Quinarius nummus, war er nie eine wirklich wichtige Münze
und wurde stets eher als Randerscheinung, die für den
flüssigen Zahlungsverkehr nötig war, angesehen. Nicht
einmal alle Kaiser ließen ihn prägen. Ursprünglich
ca. 4 Gramm wiegend, verlor er aufgrund der galoppierenden
Inflation ab 200 n.Chr. immer mehr an Gewicht; der Goldanteil blieb
allerdings konstant. Unter Konstantin I. wurde er mit der
Einführung des Solidus abgeschafft; möglicherweise traten
der Semissis (1/2 Solidus) oder der Tremissis (3/8) an seine
Stelle.
Tatsächlich ist der Begriff Quinarius
aureus eine neuzeitliche Namensgebung, da man ihn in der Antike
schlicht als "Halbaureus" bezeichnete.
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Iulius Caesar wird am 15. März 44 v.Chr.
durch zwei Dutzend Verschwörer im Theater des Pompeius in Rom
mit 23 Stichen getötet.
Überblick über die an der Ermordung
Caesars beteiligten Senatoren:
-
Gaius Cassius Longinus
Gaius Cassius Longinus (*
vor 85 v.Chr.; † 42 v.Chr.) gilt neben seinem Freund und
Schwager Marcus Iunius Brutus als das Haupt der Verschwörung
gegen Gaius Iulius Caesar. Eine Gruppe von Senatoren missbilligte
Bestrebungen Caesars, die Macht in seiner Hand zu vereinigen,
nachdem er bereits zum Diktator auf Lebenszeit ernannt worden war,
und ermordete Caesar an den Iden des März (15. März 44
v.Chr.)
Über Cassius' frühes Leben ist nicht viel
bekannt. Er war Mitglied der alten Senatorenfamilie der Cassier,
die seit dem 3. Jahrhundert v.Chr. mehrere Konsuln gestellt hatte.
Sein Vater war vielleicht der gleichnamige Konsul des Jahres 73
v.Chr.
53 v.Chr. nahm Cassius als Quästor am Feldzug des
Marcus Licinius Crassus gegen die Parther teil. Nach der
vernichtenden Niederlage der Römer bei Carrhae und dem Tod des
Crassus konnte sich Cassius mit dem Rest der römischen
Legionen nach Syrien zurückziehen und die Provinz gegen die
Feinde verteidigen.
49 v.Chr. wurde daraufhin Cassius zum Volkstribun
gewählt. Durch den Ausbruch des Bürgerkrieges konnte er
vermeiden, wegen Ausbeutung und Erpressung in Syrien zur
Verantwortung gezogen zu werden. Während des Bürgerkriegs
stand er zunächst auf der Seite des Pompeius. Als
Flottenkommandeur hat er gute Erfolge im Mittelmeer. Nach der
Schlacht bei Pharsalos jedoch versöhnte er sich wieder mit
Caesar, der ihn zu einem seiner Legaten ernannte. Im Jahr 44 v.Chr.
wurde er Praetor peregrinus mit dem Versprechen, im folgenden Jahr
die Provinz Syrien zu erhalten.
Cassius galt schon in der Antike als die treibende Kraft
hinter der Verschwörung gegen Caesar.[1] Sie speiste sich vor
allem aus der Unzufriedenheit zahlreicher Senatoren mit Caesars
immer deutlicher werdendem Alleinherrschaftsanspruch, der mit der
römischen Republik, vor allem der führenden Rolle des
Senats, nicht vereinbar war. In einer Senatssitzung kurz vor
Caesars Abreise zu einem Krieg gegen die Parther töteten ihn
die Verschwörer.
Sie hatten aber versäumt, Pläne für die
Zeit nach Caesars Ermordung zu machen. Cassius musste Italien
verlassen und ging nach Syrien, obwohl man ihm die Provinz
zeitweilig entzogen hatte. Er stellte ein großes Heer auf, mit
dem er Publius Cornelius Dolabella, der an seiner Stelle als
Statthalter nach Syrien geschickt war, in der Schlacht bei
Laodikeia besiegte.
Nachdem sich der von Caesar testamentarisch adoptierte
Oktavian (der spätere Augustus), Marcus Aemilius Lepidus und
Marcus Antonius zum Zweiten Triumvirat zusammengeschlossen hatten,
vereinigten sich Cassius und Marcus Iunius Brutus und zogen mit
ihren Legionen über den Hellespont durch Thrakien bis in die
Nähe von Philippi in Makedonien. Sie wollten die Legionen des
Triumvirates aushungern, wurden aber zum Kampf gezwungen. Es kam
zur Ersten Schlacht bei Philippi am 3. Oktober 42 v.Chr. Brutus
konnte Oktavian besiegen, Cassius jedoch unterlag dem Marcus
Antonius. Cassius wusste nichts vom Erfolg seines Mitstreiters
Brutus und ließ sich deshalb von einem freigelassenen Sklaven
töten.
Brutus wurde am 23. Oktober, in der Zweiten Schlacht von
Philippi, besiegt, worauf er zuerst floh, sich dann aber ebenfalls
töten ließ.
In seinem Werk Die Göttliche Komödie zählt
für den Dichter Dante Alighieri Cassius zusammen mit Marcus
Iunius Brutus und dem Jünger und Jesus-Verräter Judas
Ischariot zu den drei größten Verrätern der
Menschheit, die im innersten Ring der Hölle, eingeschlossen in
ewigem Eis, von Luzifer zerfressen werden.
- Marcus
Iunius Brutus
- Decimus
Iunius Brutus Albinus
- Gaius
Trebonius
- Lucius
Minucius Basilus
- Lucius
Staius Murcus
- Publius
Servilius Casca (1. Bruder)
- Gaius
Servilius Casca (2. Bruder)
- Servius
Sulpicius Galba
- Marcus
Rubrius Ruga
- Lucius
Tillius Cimber
- Decimus
Turullius
- Quintus
Ligarius
-
unsicher: Lucius Antistius Labeo
-
Caecilius Metellus (1. Bruder)
-
Caecilius Buciolanus (2. Bruder)
-
unsicher: Popillius Liguriensis
-
Marcus Petronius
Marcus Petronius († 41
v.Chr.) war ein römischer Politiker aus der Familie der
Petronier, der zum Kreis der Verschwörer gegen Gaius Iulius
Caesar gehörte.
An den Iden des März im Jahr 44 v.Chr. war Marcus
Petronius einer der Beteiligten am Attentat gegen den Diktator auf
Lebenszeit. Nach der Niederlage des Gaius Cassius Longinus und des
Marcus Iunius Brutus in der Schlacht von Philippi (42 v.Chr.) floh
er 41 v.Chr. zusammen mit anderen Anhängern der
Caesarmörder nach Ephesos. Der Triumvir Marcus Antonius
begnadigte die Schutzflehenden, die im Artemistempel Asyl gesucht
hatten. Nur Petronius wurde verurteilt und hingerichtet, weil er
direkt an der Ermordung Caesars im Jahr 44 v.Chr. beteiligt gewesen
war.[1]
Zur Zeit Caesars gab es mehrere Petronii mit
militärischem Rang: - Im Jahr 53 v.Chr. diente ein
Petronius als Militärtribun unter Crassus und war Augenzeuge
von dessen Tod im Kampf gegen die Parther [2] - Ein M.
Petronius diente als Centurio in Caesars VIII. Legion und opferte
sich bei der Eroberung von Gergovia für seine Mitsoldaten (52
v.Chr.).[3]
- Lucius
Pontius Aquila
-
unsicher: Gnaeus Otacilius Naso
-
unsicher: Caesennius Lento
- Cassius
Parmensis
- Spurius
Maelius
-
Pacuvius Antistius Labeo
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Aufgrund des großen Einflusses von Cicero
verdankt Octavianus die Übertragung eines propraetorischen
Imperium für das Jahr 43 v.Chr. am 07.01.43 v.Chr. und am
19.08.43 v.Chr. sogar die Wahl zum nachrückendem Consul
(consul suffectus) und Senator - obwohl der noch nicht einmal
Zwanzigjährige die Mindestalter um 20 bzw. 25 Jahre
unterschreitet. Die Ämter gewähren ihm die dringend
benötigte Immunität und damit den Schutz vor einer
Anklage.
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Der erpresste Senat segnet die kollektive
Diktatur, die auf fünf Jahre begrenzt und eine Art
Notstandsregierung mit weitreichenden Vollmachten (rei publicae
constituendae, zur Wiederherstellung der Staatsordnung) ist,
formell ab.
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Iulisch-claudische Dynastie
Octavian war von Iulius Caesar testamentarisch
adoptiert worden. Er sollte sein Lebenswerk fortsetzen. So wurde er
zum Mitglied der Familie der Iulier, die ihren Stammbaum auf den
antiken Helden Aeneas zurückführte.
Augustus hatte als Kaiser mit grossen Problemen
in Bezug auf seine Nachfolge zu kämpfen. Wann immer er eine
Regelung fand -die auf den Nachkommen seiner Tochter Iulia
gründete -, machte ihm der Tod des ausersehnten Kandidaten
einen Strich durch die Rechnung. So scheiterte der "iulische"
Versuch der Thronfolge und es blieb nur Tiberius als praktikabler
Kandidat über.
Durch die Heirat von Augustus mit Livia Drusilla,
aus der Familie der Claudier, im Jahre 38 v.Chr. wurden die
Nachkommen zwar offiziell Iulier, doch spricht man nun von der
iulisch- claudischen Dynastie. Alle Nachfolger waren Nachfahren von
Tiberius' Bruder Drusus und somit Claudier. So Gaius, der als
Caligula in die Geschichte einging und Claudius, der das
augusteische Reich durch Verwaltungsrefomen den Erfordernissen
seiner Zeit anpasste.
Die Dynastie endete mit dem Selbstmord Neros und
führte in den Bürgerkrieg des Jahres 69 n.Chr..
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Imperator Caesar Divi Filius Augustus
(* 23. September 63 v.Chr. als Gaius Octavius Thurinus in Rom oder
Velitrae; † 19. August 14 n.Chr. in Nola bei Neapel)
Augustus gilt als erster römischer Kaiser.
Der Großneffe und Haupterbe Gaius Iulius
Caesars setzte sich in den Bürgerkriegen, die dessen Ermordung
im Jahr 44 v.Chr. folgten, gegen alle Rivalen durch. Von 31 v.Chr.
an war er Alleinherrscher Roms und begründete die
julisch-claudische Dynastie. Unter der Devise der Wiederherstellung
der Republik (restitutio rei publica) betrieb er in Wirklichkeit
deren dauerhafte Umwandlung in eine Monarchie in Form des
Prinzipats. Seine Herrschaft mündete in eine lang anhaltende
Friedenszeit, die später als Pax Augusta verklärt
wurde.
Legenden (16. I. 27 v.Chr. - 19. VIII. 14
n.Chr.)
Imperator Caesar (Divi filius) Augustus
tribunicia potestas I (26. VI. -23 - 25. VI. -22)
- XXXVII (ab 26. VI. 14) consul
I 19. VIII. - IX. -43
II 1. I. -33
III des. -33
III 1. I. - 31. XII. -31
IV 1. I. - 31. XII. -30
V 1. I. - 31. XII. -29
VI des. -29
VI 1. I. - 31. XII. -28
VII 1. I. - 31. XII. - 27
VIII des. -27
VIII 1. I. - 31. XII. -26
IX 1. I. - 31. XII. -25
X des. -25
X 1. I. - 31. XII. -24
XI 1. I. - 31. XII. -23
XII des. -6
XII 1. I. - 31. XII. -5
XIII des. -3
XIII 1. I. - 31. XII. -2
imperator
I 16. IV. -43
II vor 15. III. -40
III IX./X. -40?
IV VIII. -36
V -33?
VI 2. IX. -31
VII VIII. -30
VIII -25
IX. 12. V.? -20
X -15/-14
XI -12
XII -11
XIII -10/-9
XIV Frühsommer -8
XV 2/3
XVI 6
XVII 7
XVIII 8
XIX 3. VIII.? 9
XX 11
XXI 13
Berücksichtigt wird im folgenden nur die
Prägung ab etwa 30 v. Chr.!
Münzstätten: Rom, Spanien (Tarraco,
Caesaraugusta, Colonia Patricia), Gallia (Lugdunum), Asia
(Ephesos?, Pergamon?)
Legenden sehr wechselhaft, Grundtyp: IMPERATOR
CAESAR DIVI FILIVS AVGVSTVS mit wechselnden Kürzungen etc.
(Bei Aes-Prägung sehr häufig Augustus- Kopf mit
Namensumschrift eines der Tresviri AAAFF)
Posthume Prägungen: DIVVS AVGVSTVS (PATER) u.ä. unter
mehreren späteren Kaisern
Namen und Titel des
Augustus Augustus' Geburtsname lautete Gaius Octavius
Thurinus. Nach der testamentarischen Adoption durch Caesar nahm er
dessen Namen Gaius Julius Caesar an, wohl ohne den in solchen
Fällen üblichen Zusatz Octavianus. Dennoch wird er in der
historischen Literatur – zur Unterscheidung von Caesar
– für die Zeit seines Aufstiegs als Octavian bezeichnet.
Den Ehrennamen Augustus (Erhabener), der zum Bestandteil der
Kaisertitulatur wurde, verlieh ihm der Senat am 16. Januar 27
v.Chr. Zum Zeitpunkt seines Todes lautete sein vollständiger
Titel Imperator Caesar Divi filius Augustus, Pontifex Maximus,
Consul XIII, Imperator XXI, Tribuniciae potestatis XXXVII, Pater
patriae.
Leben Die Lebensgeschichte des
Kaisers Augustus handelt im Grunde von zwei vollkommen
gegensätzlichen Persönlichkeiten: einerseits von einem
jungen, ehrgeizigen, mitunter grausamen Politiker, der im Kampf um
die höchste Macht weder Gesetz noch Skrupel kannte,
andererseits von dem Kaiser, der – einmal im Besitz dieser
Macht – äußerst klugen Gebrauch von ihr machte und
mit dem Prinzipat eine neue, dauerhafte Staatsordnung an die Stelle
der in 100 Jahren Bürgerkrieg gänzlich zerrütteten
Republik setzte.
Herkunft und Jugend Augustus war der
Sohn des Gaius Octavius und seiner Frau Atia, einer Nichte Gaius
Iulius Caesars. Die Familie seines Vaters gehörte den Equites,
dem römischen Ritterstand an, also dem niederen Adel. Sie war
wohlhabend, aber wenig bedeutend. Gaius Octavius soll Geldverleiher
gewesen sein, stieg aber in den Senat auf und gelangte bis zur
Praetur. Nach dem Tod des Vaters 58 v.Chr. wuchs der junge Gaius
zunächst auf dem Landgut seiner Großmutter Julia, der
Schwester Caesars, in Velitrae auf, später im Haus seines
Stiefvaters L. Marcius Philippus. Nach Sueton hielt er im Jahr 51
v.Chr. die Leichenrede für seine Großmutter und legte 49
v.Chr. die Männertoga (toga virilis) an.
Der kinderlose Caesar nahm sich seines
Großneffen an und ließ ihn 46 v. Chr. an dem Triumphzug
anlässlich seines Sieges im Bürgerkrieg teilnehmen. Im
Jahr darauf begleitete der junge Gaius Octavius seinen
Großonkel auf dessen Kriegszug gegen die Söhne des
Pompeius nach Spanien, wo er Caesar offenbar durch seine Tapferkeit
beeindruckte. Er sollte auch als Magister equitum (wörtlich:
„Reiterführer“) an dem geplanten Feldzug gegen die
Parther teilnehmen und war mit seinen Freunden Marcus Vipsanius
Agrippa und Salvidienus Rufus bereits nach Apollonia im heutigen
Albanien vorausgeschickt worden. Dort erreichte ihn im
Frühjahr 44 v.Chr. die Nachricht von Caesars Ermordung.
Während seiner Rückreise nach Rom erfuhr er, dass der
Diktator ihn durch Testamentsverfügung adoptiert und zum
Haupterben seines Privatvermögens eingesetzt hatte.
Aufstieg zur Macht Zurück in
Rom, nahm Gaius Octavius das Testament sowie alle damit verbundenen
Verpflichtungen an und nannte sich fortan nach seinem Adoptivvater
Gaius Julius Caesar. In dem Konflikt zwischen dessen Anhängern
– die sich um Marcus Antonius scharten – und den
republikanisch gesinnten Caesarmördern um Gaius Cassius
Longinus sowie Marcus und Decimus Iunius Brutus spielte er anfangs
keine Rolle.
Marcus Antonius beanspruchte als Unterfeldherr
Caesars und sein Mitkonsul für das Jahr 44 v.Chr. die
Führung der caesarianischen Partei für sich. So weigerte
er sich zunächst, das Vermögen des Diktators an Octavian
herauszugeben. Dieser zahlte dennoch die von Caesar ausgesetzten
Legate an dessen Veteranen und die Bevölkerung Roms aus.
Dafür nutzte er die in Apollonia beschlagnahmte, für den
Partherkrieg vorgesehene Kriegskasse, versteigerte aber auch eigene
Güter. Dieses Vorgehen brachte ihm rasch eine große Zahl
von Anhängern ein und damit auch politisches Gewicht. Der
einflussreiche Senator und Ex-Konsul Marcus Tullius Cicero, der
nicht zu den Verschwörern gehört hatte, aber mit der
republikanischen Sache sympathisierte, unterstützte den
scheinbar unerfahrenen jungen Mann, in der Hoffnung, ihn als
politisches Gegengewicht zu Marcus Antonius aufbauen zu
können. Octavian ging darauf ein. Aber er stützte sich
damals auch schon auf eigene, kenntnisreiche Ratgeber wie den
wohlhabenden Gaius Cilnius Maecenas und verfolgte seine eigenen
Pläne.
Bündnis mit den
Caesarmördern Während Antonius im Jahr 43 v.Chr.
in Gallien gegen Decimus Brutus vorging, baute Octavian in Italien
ein Heer aus Veteranen Caesars auf und bemächtigte sich
staatsstreichartig der Stadt Rom. Unter militärischem Druck
und auf Antrag Ciceros bestätigte der Senat Octavians
angemaßte militärische Befehlsgewalt, verlieh ihm die
Rechte eines Senators und Konsularen und gestattete ihm die
Übernahme aller Ämter 10 Jahre vor dem gesetzlich
festgelegten Mindestalter. Octavian ging jetzt sogar ein
Bündnis mit den Republikanern ein. Noch im selben Jahr
besiegte er Antonius im Mutinensischen Krieg gemeinsam mit einem
Senatsheer unter den Konsuln Hirtius und Pansa.
Beide Oberhäupter der Republik kamen in dem
Krieg um, und Octavian verlangte nun eines der freigewordenen
Konsulate für sich. Als der Senat sich weigerte, erzwang
Octavian am 19. August 43 v.Chr. mit Hilfe der Truppen seine Wahl
zum Konsul und die Ächtung der Caesarmörder. Mittlerweile
hatte Antonius wieder mehr Legionen unter seinen Befehl gebracht
als vor seiner Niederlage. Daher – und weil Octavian auf der
politischen Bühne Roms nun als "Rächer" seines
Adoptivvaters auftrat – wechselte er die Seiten und ging mit
den Führern der caesarianischen Partei ein Bündnis ein.
Nach dem Vorbild Caesars, Pompeius' und Crassus' aus dem Jahr 60 v.
Chr. bildeten Octavian, Marcus Antonius und der Reiterführer
Marcus Aemilius Lepidus im Oktober 43 v.Chr. ein zweites
Triumvirat. Zu dessen Bekräftigung heiratete Octavian
Antonius' Stieftochter Clodia.
Das Zweite Triumvirat Die
„Dreimännerherrschaft zur Ordnung des Staates“,
wie das Bündnis offiziell hieß, beruhte allein auf der
militärischen Macht der Triumvirn, auf ihrer
Verfügungsgewalt über die weitaus meisten römischen
Legionen. Sie ließen sich vom Senat am 27. November 43 v.Chr.
diktatorische Machtbefugnisse auf fünf Jahre übertragen.
Wie zur Zeit Sullas wurden nun Proskriptionslisten
veröffentlicht, die alle darauf Verzeichneten für
vogelfrei erklärten. Laut Sueton soll sich Octavian anfangs
gegen die Proskriptionen gewehrt, sie dann aber unnachsichtiger
durchgeführt haben als seine beiden Kollegen. Auf
Antonius’ Betreiben fiel dem Massaker an den politischen
Gegnern der Triumvirn auch Cicero zum Opfer.
Im Jahr darauf gingen Antonius und Octavian nach
Griechenland, wo die Caesarenmörder Marcus Junius Brutus und
Gaius Cassius Longinus ihre Streitkräfte gesammelt hatten.
Deren Niederlage in der Schlacht von Philippi in Makedonien im
Herbst 42 v.Chr. bedeutete den endgültigen Untergang der
römischen Republik. Da der Sieg im Wesentlichen Antonius zu
verdanken war, nahm dessen Gewicht innerhalb des Triumvirats noch
weiter zu.
Als die Triumvirn nach Philippi ihre
Einflusssphären absteckten, erhielt Antonius zusätzlich
zu Gallia Comata das alte Africa. Ferner sollte er die
Verhältnisse in den wohlhabenden Ostprovinzen ordnen. Lepidus
wurde Nordafrika zugesprochen, damals die Kornkammer Roms. Octavian
erhielt die beiden spanischen Provinzen und die schwierige Aufgabe,
die Veteranen in Italien anzusiedeln, das von den Triumvirn
gemeinsam verwaltet wurde. Bei den Landverteilungen kam es zu
brutalen Enteignungen und Vertreibungen nicht nur einzelner
Landbesitzer, sondern sogar ganzer Stadtbevölkerungen.
Octavian war damals allgemein verhasst. Überdies kam es wegen
der Landverteilung zu schweren Differenzen mit Antonius’
Bruder Lucius, den Octavian aber im Perusinischen Krieg besiegte.
Als Antonius daraufhin nach Italien zurückkehrte, verweigerten
die Legionen beider Triumvirn jedoch den Kampf und zwangen sie zu
einem erneuten Bündnis. Der Vertrag von Brundisium vom Herbst
40 v.Chr. sah unter anderem die Hochzeit Antonius’ mit
Octavians Schwester Octavia vor.
Octavian hatte im selben Jahr – nach dem
Tod seiner ersten Frau Clodia – Scribonia geheiratet, eine
Verwandte von Pompeius' Sohn Sextus. Sie schenkte ihm eine Tochter,
Julia, die sein einziges leibliches Kind bleiben sollte. Aber noch
vor Julias Geburt verstieß er ihre Mutter wieder, um im Jahr
38 v.Chr. Livia Drusilla zu ehelichen. Der Skandal wurde noch
dadurch vergrößert, dass er Livia in sein Haus aufnahm,
noch bevor sie sich von ihrem bisherigen Mann, dem überzeugten
Republikaner Tiberius Claudius Nero, hatte scheiden lassen
können. Die Frau, die zu seiner engsten Ratgeberin wurde,
brachte die beiden Söhne Tiberius und Drusus mit in die Ehe.
Tiberius sollte schließlich der Nachfolger seines Stiefvaters
als Kaiser werden.
Kampf um die Alleinherrschaft Am
Vertrag von Brundisium war auch Sextus Pompeius beteiligt, der
letzte politische Gegner der Triumvirn, der mit seiner Flotte noch
über nennenswerte militärische Macht verfügte. Er
kontrollierte Sizilien und gefährdete die Kornzufuhr nach Rom,
was Octavians Autorität dort zusätzlich untergrub. Da
Pompeius seine Blockadepolitik nicht aufgab, zerbrach das
Bündnis schon 38 v.Chr. wieder. Im diesem Jahr war das
Triumvirat um weitere 5 Jahre verlängert worden. Zwei Jahre
später, 36 v.Chr., gelang es Octavians Feldherrn, Marcus
Vipsanius Agrippa, Pompeius in der Seeschlacht bei Naulochos vor
der Nordküste Siziliens zu besiegen. Als es Octavian kurz
darauf gelang, Lepidus zu entmachten, dessen Truppen zu ihm
übergelaufen waren, beherrschte er den gesamten Westen des
Reichs. Im Kampf um die Alleinherrschaft stand ihm nur noch
Antonius im Wege.
Während Octavian von Ende 35 bis 34 v.Chr.
bei kleineren Feldzügen in Dalmatien ein schlagkräftiges
Heer in Form brachte, führte sein Rivale einen erfolglosen
Krieg gegen die Parther. Zudem ging Antonius eine dauerhafte
Beziehung mit Königin Kleopatra VII. von Ägypten ein,
deretwegen er im Jahr 32 v.Chr. die in Rom äußerst
populäre Octavia verstieß. Octavian nutzte das Verhalten
Antonius’ propagandistisch geschickt aus. Als dieser im
selben Jahr daran ging, Teile des römischen Ostens an
Kleopatra und ihre gemeinsamen Kinder zu verschenken, verlor er in
Rom fast jeden Rückhalt. Um ihm auch noch seine letzten
Anhänger abspenstig zu machen, schreckte Octavian nicht einmal
vor einem Sakrileg zurück: Er ließ das bei den
Vestalinnen hinterlegte – womöglich aber auch
gefälschte – Testament des Antonius
veröffentlichen, in dem dieser Kleopatras Kinder als Erben
einsetzte. Daraufhin erklärte der Senat Kleopatra den Krieg
und Antonius zum Staatsfeind.
Octavian war es gelungen, den Kampf gegen einen
innenpolitischen Gegner in einen Krieg Roms gegen einen
äußeren Feind umzumünzen. Schon der erste
Zusammenstoß der beiden Rivalen brachte die Entscheidung. In
der Seeschlacht bei Actium – am Ausgang des Ambrakischen
Golfs in Epirus – unterlagen Antonius und Kleopatra am 2.
September 31 v.Chr. den Streitkräften Agrippas und Octavians,
der während des gesamten Kampfes angeblich seekrank unter Deck
lag. Mit der Einnahme Alexandrias, der Annexion Ägyptens als
neue römische Provinz und dem Suizid von Antonius und
Kleopatra im darauffolgenden Jahr endete der Krieg zweier
Männer um die Macht in Rom und zugleich die 100 Jahre
währende Epoche der römischen Bürgerkriege. Als
Zeichen dafür, dass im ganzen Reich Frieden herrschte, wurde
am 12. Januar 29 v.Chr. der Torbogen des Gottes Ianus auf dem Forum
Romanum geschlossen. Dies geschah erst zum dritten Mal in der
jahrhundertelangen Geschichte Roms.
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Augustus als Kaiser
Am 13. Januar des Jahres 27 v. Chr. begann in Rom
ein mehrtägiger Staatsakt, der den Ausnahmezustand des
Bürgerkriegs auch offiziell beendete. Formal wurde damit die
alte Ordnung der Republik wiederhergestellt, tatsächlich aber
der eine völlig neue, monarchische Ordnung geschaffen: das
römische Kaisertum in Gestalt des Prinzipats. Auf Vorschlag
des Lucius Munatius Plancus verlieh der Senat Octavian am 16.
Januar den neugeschaffenen Ehrennamen Augustus.
In den Jahren nach Actium stand der
Alleinherrscher vor drei großen Aufgaben: den Staat neu
aufzubauen, das Reich nach innen und außen zu sichern und die
Nachfolge zu regeln, um seinem Werk auch über seinen Tod
hinaus Dauer zu verleihen. Da Augustus all das gelang, markiert der
Staatsakt vom Januar 27 v. Chr. nicht nur den Beginn seiner
40-jährigen Regierungszeit als Kaiser, sondern auch den einer
ganz neuen Epoche der römischen Geschichte.
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Die Begründung des Prinzipats
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Das Problem
Als Octavian im Sommer 29 v. Chr. aus dem Osten
nach Rom zurückkehrte, stand er vor dem gleichen Problem, an
dem Julius Caesar 15 Jahre zuvor gescheitert war: Eine
Staatsordnung zu schaffen, die für das in mehr als 400 Jahren
gewachsene, republikanische Rechtsverständnis der Römer
akzeptabel war und zugleich der Tatsache gerecht wurde, dass die
tatsächliche Macht seit 70 Jahren nicht mehr beim Senat, den
Konsuln und den anderen republikanischen Institutionen gelegen
hatte, sondern bei den Befehlshabern der Legionen. Von Marius und
Sulla über das 1. und das 2. Triumvirat hatten immer wieder
Machthaber eine außerordentliche Gewalt errungen. Es ging nun
darum, diese außerordentliche Gewalt der Militärdespoten
in eine ordnungsgemäße umzuwandeln, sie also rechtlich in
das bisherige Staatsgefüge einzubauen.
Die einfache Wiederherstellung der alten
Adelsrepublik kam für Octavian aus zwei Gründen nicht in
Frage: Zum einen war die staatstragende Bevölkerungsschicht
der Republik, der Senatsadel, durch die Bürgerkriege
weitgehend vernichtet worden. Zum anderen erforderte die Ausdehnung
des Reichs eine große Zahl von Legionen. Dies hätte deren
Befehlshaber immer wieder in die Lage versetzt, sich von ihren
Truppen zum Imperator ausrufen zulassen und die Macht an sich zu
reißen. Es ging also darum, die Befehlsgewalt, das Imperium,
über das Gros des römischen Militärs in einer Hand
zu vereinen.
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Die Lösung
Nach den Wirren der vorangegangenen Jahrzehnte
waren auch die Römer – traditionell eher gegen jede Art
von Alleinherrschaft eingestellt – bereit, die
militärische Macht in die Hand eines Mannes zu legen. Octavian
ging dabei aber so klug vor, nicht den Königstitel
anzustreben, sondern sich von den bestehenden republikanischen
Gewalten all jene übertragen zu lassen, die ihm in ihrer
Bündelung zu einer monarchischen Stellung verhalfen, die es
ihm aber zugleich ermöglichten, sich als Amtsträger der
Republik darzustellen. Wie schon im Kampf gegen Antonius erwies
sich Octavian auch bei dieser Aufgabe als Meister der politischen
Propaganda.
Gegen Ende seines Lebens zeichnete er in seinem
Tatenbericht folgendes Bild von seiner Handlungsweise:
„In meinem 6. und 7. Konsulat (das
heißt : 28 und 27 v.Chr.), nachdem ich den Bürgerkriegen
ein Ende gesetzt hatte, habe ich, der ich mit Zustimmung der
Allgemeinheit zur höchsten Gewalt gelangt war, den Staat aus
meinem Machtbereich wieder der freien Entscheidung des Senats und
des römischen Volkes übertragen. Für dieses, mein
Verdienst wurde ich auf Senatsbeschluss Augustus genannt. (...)
Seit dieser Zeit überrage ich zwar alle an Einfluss und
Ansehen; an Macht aber besaß ich hinfort nicht mehr als
diejenigen, die auch ich als Kollegen im Amt gehabt
habe.“
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Realität und Propaganda
Augustus mit der Corona Civica, der
Bürgerkrone, die ihm als "Retter des Staates" verliehen
wurdeIn der Tat suchte Octavian gleich nach seiner Rückkehr
die Unterstützung der alten Adelsgeschlechter und ging daran,
das Ansehen der republikanischen Institutionen zu stärken. So
ließ er aus dem Senat 190 Mitglieder ausschließen, die
als nicht standesgemäß galten. Gleichzeitig füllte
er die gelichteten Reihen des Senatsadels wieder auf, indem er
verdiente Personen in den Patrizierstand erhob. Er selbst nannte
sich – betont bescheiden – princeps senatus, Erster des
Senats, ein Titel den es früher schon gegeben hatte und
lediglich einen primus inter pares meinte, einen Ersten unter
Gleichen. Daraus entwickelte sich die Bezeichnung Prinzipat
für die augusteische Herrschaftsform, die etwa so viel
bedeutet wie „Herrschaft des ersten Bürgers“.
Großen Eindruck bei der Bevölkerung Roms machte der neue
Princeps Ende des Jahres 28 v. Chr., als er alle Gesetze aus der
Zeit des Triumvirats aufheben ließ.
Am 13. Januar 27 v. Chr. schließlich, dem
ersten Tag des Staatsakts, legte Octavian die gesamte
außerordentliche Militärgewalt über die Provinzen
zurück in die Hände des „gereinigten“ Senats.
Damit bildete dieser wieder das zentrale Herrschaftsorgan. Die
Republik war formal wiederhergestellt. Allgemein war von der res
publica restituta die Rede. Soweit stimmten die Tatsachen mit
Augustus’ propagandistischer Version überein. Gleich am
nächsten Tag aber übertrug der Senat die Herrschaft
über die Hälfte der Provinzen wieder an Octavian –
und zwar die Hälfte derer, die an den Rändern des
Imperiums lagen und in denen daher das Gros der Legionen stand. Da
Octavian – vertreten durch Legaten – die Befehlsgewalt
über sie behielt, blieb er also Militärmachthaber, nun
aber im Rahmen der Gesetze. Das Reich gliederte sich fortan in
kaiserliche und senatorische Provinzen. Doch mit der konsularischen
Gewalt auf Lebenszeit erlangte Augustus 19 v. Chr. auch
gegenüber den Statthaltern der letzteren die
Weisungsbefugnis.
Ein weiteres republikanisches Element der neuen
Staatsordnung war die Rückkehr zur jährlichen
Neubesetzung der Magistrate. Eines der zwei Konsulate allerdings
nahm der Princeps in den nächsten Jahren regelmäßig
für sich in Anspruch. Dies änderte sich mit der Revision
der Prinzipatsverfassung am 1. Juli 23 v. Chr. Bis auf zwei Jahre
verzichtete Augustus von da an auf das Konsulat. Statt dessen
ließ er sich auf Lebenszeit die tribunizische Gewalt
übertragen, also nicht das Amt des Volkstribunen, sondern
„nur“ dessen Amtsbefugnisse. Damit gewann er das Recht,
Volksversammlungen einzuberufen, Gesetze vorzuschlagen und sein
Veto gegen Senatsbeschlüsse einzulegen. Letztlich war der
Prinzipat also eine verschleierte Monarchie, ein komplizierter,
fein austarierter Kompromiss: Augustus verzichtete auf die absolute
Macht, ließ vielmehr den Senatsadel daran teilhaben, behielt
aber gleichzeitig alle wichtigen Funktionen in Staat und
Militär in seiner Hand.
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Verleihung des Namens Augustus
Der Ehrenname Augustus, der Erhabene, den der
Senat Octavian am letzten Tag des Staatsakts vom Januar 27 v. Chr.
verlieh, erinnerte an das augurium, eine Kulthandlung zur Deutung
des Willens der Götter, die der Sage nach schon Romulus
vorgenommen hatte. Der Name setzte seinen Träger also mit dem
legendären Gründer der Stadt Rom gleich und verlieh der
obersten politischen Gewalt im Staat eine sakrale Aura, wie sie die
Konsuln zu Zeiten der Republik nie besessen hatten. Weiter
verfestigt wurde diese Entwicklung als im Jahre 13 oder 12 v. Chr.
Marcus Aemilius Lepidus starb, Augustus' einstiger Kollege im
Triumvirat, der nach seiner Entmachtung mit dem Amt des Pontifex
Maximus abgefunden worden war. Augustus übernahm damals auch
diese Funktion und war nun zugleich oberster Priester des
römischen Staatskultes. Schließlich, im Jahre 2 v. Chr.
ernannte der Senat Augustus zum pater patriae, zum "Vater des
Vaterlands", ein Titel, auf den er besonders stolz war. Denn er war
mehr als eine bloße Ehrenbezeichnung. Vielmehr führte er
jedermann vor Augen, dass dem Kaiser gegenüber allen
Reichsangehörigen die gleiche Autorität zustand wie jedem
römischen Familienoberhaupt, dem pater familias, über die
Seinen.
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Akzeptanz der neuen Ordnung
Die Neuordnung des Staatswesens wurde von den
Römern nicht widerspruchslos hingenommen. Insbesondere die
patrizischen Familien des alten Senatsadels, die Augustus als
Emporkömmling ansahen, konnten sich mit ihrer Entmachtung nur
schwer abfinden. Einige Quellen berichten, dass Augustus sich in
der Zeit nach seiner Rückkehr aus dem Osten nur mit einem
Brustpanzer unter der Toga in den Senat wagte und Senatoren nur
einzeln und nach eingehender Leibesvisitation empfing.
Verschwörungen wie die von Maecenas' Schwager A. Terentius
Varro Murena und des Fannius Caepio, die im Jahr 23 oder 22 v. Chr.
aufgedeckt wurde, zeigen, dass Augustus' Politik noch lange Zeit
erheblichen Widerstand hervorrief. Da der Zeitpunkt der
Verschwörung nicht genau datiert werden kann, ist bis heute
ungeklärt, ob sie auslösender Faktor oder Folge der im
Jahr 23 erfolgten Neujustierung der Prinzipatsordnung war.
Dass das neue Herrschaftssystem schließlich
doch akzeptiert wurde, lag sicher nur zum Teil daran, dass Augustus
den republikanischen Institutionen und den althergebrachten Rechten
und Sitten, dem mos maiorum, seinen Respekt erwies. Die Römer
konnten sich zwar sagen, dass die alte Republik und ihre
Institutionen der Form nach weiterhin bestanden, aber die politisch
Interessierten dürften Augustus' Propaganda sicher durchschaut
haben. Ausschlaggebend war am Ende die schlichte Tatsache, dass der
Prinzipat funktionierte – ganz im Gegensatz etwa zu den
Ordnungsmodellen Sullas oder Caesars – und dass es zu
Augustus keine realistische Alternative gab. Ein weiterer, nicht zu
unterschätzender Faktor für den Erfolg der neuen
Herrschaftsordnung war die Zeit: Augustus regierte nach der
Erringung der Alleinherrschaft noch mehr als 40 Jahre, länger
als jeder seiner Nachfolger. Die Römer gewöhnten sich in
dieser langen Zeit an die Herrschaft des Ersten Bürgers. Als
der Kaiser starb, waren kaum noch Römer am Leben, die die alte
Republik noch bewusst erlebt hatten. So setzte mit der Errichtung
des Prinzipats eine lange Periode des inneren Friedens und des
Wohlstands ein. Augustus’ neue Ordnung sollte 300 Jahre
– bis zur Herrschaft Diokletians – Bestand haben.
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Wirtschaftliche und gesellschaftliche
Neuordnung
Eine ebenso anspruchsvolle Aufgabe wie der Umbau
der Staatsverfassung war die innere und äußere
Stabilisierung des Reichs, seine wirtschaftliche Erholung, die
Wiederherstellung von Recht und Ordnung in Rom und den Provinzen
und die Sicherung der Grenzen. Die Voraussetzungen für einen
allgemeinen Wirtschaftsaufschwung waren nach Actium besser denn je
in den vorangegangenen Jahrzehnten. Augustus konnte mehr als ein
Drittel aller Legionen entlassen – insgesamt etwa 80.000 der
230.000 Mann, die 31 v. Chr. noch unter Waffen gestanden hatten.
Anders als 12 Jahre zuvor musste er für die Abfindung der
Veteranen nicht auf Konfiskationen zurückgreifen, sondern
konnte die ungeheure Beute, die ihm mit dem ägyptischen
Staatsschatz in die Hände gefallen war, für
Landkäufe nutzen. So entstand in Italien und den Provinzen
eine breite Schicht ihm ergebener Bauern. Auch seine Anhänger
in Rom – etwa im neuen Senat – wurden mit Geld und
Posten bedacht. Augustus schuf selbst die neuen
Gesellschaftsschichten, auf denen die Staatsordnung des Prinzipats
ruhen sollte.
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Neuordnung der Provinzen
In die Provinzen, die bis dahin immer wieder von
durchziehenden Heeren, Kontributionen und Truppenaushebungen
heimgesucht wurden, kehrte allmählich ein gewisser Wohlstand
zurück, denn der Prinzipat stellte Rechtssicherheit her und
verhinderte vor allem die bis dahin übliche Ausplünderung
durch ehemalige Magistrate der Republik, die sich in den Provinzen
stets für die Kosten schadlos gehalten hatten, die ihr
politisches Engagement in Rom verursachte. Der Geschichtsschreiber
Velleius Paterculus drückte es wenige Jahre nach Augustus' Tod
so aus: "Die Äcker fanden wieder Pflege, die Heiligtümer
wurden geehrt, die Menschen genossen Ruhe und Frieden und waren
sicher im Besitz ihres Eigentums". Selbst Tacitus, einer der
schärfsten Kritiker der Prinzipatsordnung, sah darin ihr
größtes Verdienst. Anfangs übernahm der Kaiser die
Neuordnung der Provinzen noch selbst. Bereits im Sommer des Jahres
27 v. Chr. brach er zu einer mehrjährigen Inspektionsreise
durch den Nordwesten des Reiches auf. Gallien war seit der
Eroberung durch Caesar sich selbst überlassen geblieben. Nach
der Ordnung der Verhältnisse dort eroberte Augustus diejenigen
Gebiete im Norden der iberischen Halbinsel, die bis dahin noch
nicht zum Reich gehört hatten, und gliederte sie der Provinz
Hispania Tarraconensis ein. Auf der Rückreise nach Rom im Jahr
23 v. Chr. erkrankte Augustus so schwer, dass seine Umgebung
bereits mit seinem Tod rechnete. Er überlebte
schließlich, entschloss sich aber, seine Legionen künftig
nicht mehr persönlich zu führen.
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Konservative Sittenpolitik
Karte des antiken RomZu einem Kennzeichen der
Herrschaft des Augustus wurde auch eine Rückbesinnung auf
althergebrachte Sitte und Moral. Im Jahr 19 v. Chr. ließ sich
Augustus vom Senat die cura morum, die Sittenaufsicht
übertragen. Im Jahr darauf ließ er in den Leges Iuliae
etwa die Strafvorschriften für Ehebruch verschärfen und
eine allgemeine Pflicht zur Ehe einführen. Er selbst hatte in
den Jahren seines Aufstiegs nicht eben ein Muster altrömischer
Tugenden abgegeben – die erzwungene Scheidung seiner Frau
Livia von ihrem früheren Mann war dafür nur das
hervorstechendste Beispiel. Nun aber sah er in der Betonung
traditioneller Werte ein Mittel, die geistigen Verheerungen der
Bürgerkriege zu heilen.
Würde und Autorität des Princeps
erforderten natürlich, dass Augustus und seine Familie mit
gutem Beispiel vorangingen. Dies führte schließlich zum
Zerwürfnis mit seiner Tochter Julia, die sich der
altväterlich-keuschen Moral nicht unterwerfen wollte. Im Jahr
2 v. Chr. ließ ihr eigener Vater sie vor dem Senat des
Ehebruchs anklagen und auf die kleine Insel Pandateria verbannen.
Neun Jahre später, 8 n. Chr., ereilte den Dichter Ovid, den
Autor der Ars Amatoria ("Liebeskunst"), das gleiche Schicksal: Er
wurde nach Tomis am Schwarzen Meer verbannt.
Das propagandistische Bild vom Princeps als
treusorgendem altrömischem Patron, der über das Wohl der
Seinen wacht, fand ihren sichtbaren Ausdruck in einem umfangreichen
Bauprogramm in Rom. Dazu gehörten Zweckbauten wie
Aquädukte und eine riesige Sonnenuhr, vor allem aber
Repräsentationsbauten wie das Augustusforum, das
Marcellustheater und zahlreiche Tempel, die dazu dienten, den
Römern Macht und Autorität des Augustus vor Augen zu
führen. Der Kaiser spricht in seinem Tatenbericht von 82
Tempeln, die er in einem Jahr habe instandsetzen, Vergil in der
Aeneis von 300 Tempeln, die er insgesamt habe bauen lassen.
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Außenpolitik und Grenzsicherung
Augustus Außenpolitik wurde lange als
defensiv beurteilt. Historiker des 19. Jahrhunderts sahen in ihr
nur eine Arrondierung und Sicherung der Reichsgrenzen. Zu dieser
Sicht trug unter anderem die Tatsache bei, dass Augustus den Plan
Caesars zu einem Feldzug gegen das Partherreich nicht wieder
aufnahm. Eine militärische Machtdemonstration gegenüber
dem Nachbarn im Südosten genügte, um diesen zu einer
vertraglichen Grenzregelung und zur Herausgabe der in der Schlacht
bei Carrhae 53 v. Chr. erbeuteten Legionsadler zu veranlassen. In
Rom wurde als großer militärischer Sieg propagiert, was
in Wirklichkeit eine friedliche Lösung darstellte.
Die Eingliederung Ägyptens verlief
weitgehend problemlos. Im Jahr 25 v. Chr. gewann Rom die neue
Provinz Galatia in Kleinasien aufgrund einer testamentarischen
Verfügung des letzten Galater- Königs Amyntas. Zudem
geriet eine Reihe neuer Klientelstaaten wie Armenien, Kappadokien
und Mauretanien in Abhängigkeit von Rom.
Dennoch ließ sich die These von der
prinzipiell friedlichen, defensiven Außenpolitik nicht
aufrecht erhalten. Kein republikanischer Feldherr und kein Kaiser
hat dem Römischen Reich so große Territorien einverleibt
wie Augustus – und dies vor allem durch kriegerische
Eroberungen. Nachdem 17 v. Chr. bei den Saecularfeiern in Rom noch
die Friedensordnung des Prinzipats gefeiert worden war, ging das
Reich im darauffolgenden Jahr wieder zur Offensive über. Der
Grund dafür ist bis heute ungeklärt. Womöglich fing
als kleinere Grenzstreitigkeit mit germanischen Stämmen an,
was mit ausgedehnten militärischen Operationen an den
nordöstlichen Grenzen und der Eingliederung von nicht weniger
als fünf neuen Provinzen endete.
Von der Ostgrenze Galliens, den Alpen und dem
dalmatinischen Küstengebirge wurde die Reichsgrenze bis zu
Donau und Rhein, zeitweise sogar bis zur Elbe vorgeschoben.
Südlich der Donau entstanden die neuen Provinzen Raetia,
Noricum, Pannonia, Illyricum und Moesia. In diese Zeit fällt
beispielsweise die Gründung der Stadt Augsburg (antiker Name:
Augusta Vindelicorum) im Jahr 15 v. Chr.. An der strategisch
wichtigen Via Claudia Augusta gelegen, wurde der Ort später
zur Hauptstadt der Provinz Raetien. Augsburg ist eine von vielen
Städten, deren Namen auf den Kaiser zurückgeht.
In einer militärischen Katastrophe endete
allerdings die Eroberung des rechtsrheinischen Germanien. Diese
Eroberung war schon unter Augustus' Stiefsohn Drusus weit gediehen
und wurde nach dessen Tod in Mainz im Jahr 9 v. Chr. von Tiberius
erfolgreich weitergeführt. Im Jahr 9 aber vernichtete ein von
dem Cheruskerfürsten Arminius initiiertes Bündnis
germanischer Stämme in der Schlacht im Teutoburger Wald drei
ganze römische Legionen unter dem Befehl des Publius
Quinctilius Varus. Die schwere Niederlage hatte zunächst einen
verlustreichen Kleinkrieg und schließlich den Rückzug der
Römer auf die Rhein-Donau- Linie und den Limes zur
Folge.
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Regelung der Nachfolge
Obwohl Augustus in fast allen Quellen zu seinem
Leben als gutaussehender Mann geschildert wird, war er seit seiner
Kindheit von schwacher Konstitution. Er überlebte mehrere
schwere Krankheiten wie die im Jahre 23 v. Chr. nur knapp und
konnte nicht damit rechnen, das für die damalige Zeit sehr
hohe Alter von fast 76 Jahren zu erreichen. Für sein
Bestreben, der neugeschaffenen Herrschaftsordnung Dauer zu
verleihen, stellte die Erbfolgeregelung daher eine zentrale Aufgabe
dar. Während seine Frau Livia einen ihrer Söhne von
Tiberius Claudius Nero auf dem Thron sehen wollte, verfolgte
Augustus den Plan, die Nachfolge in der eigenen, julischen Familie
zu sichern. Da der Kaiser keine Söhne hatte, zwang er seine
Tochter Julia, nacheinander mehrere Nachfolgekandidaten zu
heiraten.
Livia DrusillaDies war im Jahr 25 v. Chr.
zunächst Marcellus, der Sohn seiner Schwester Octavia und
ihres ersten Mannes. Die Bevorzugung seines Neffen führte
offenbar zu zeitweisen Spannungen zwischen Augustus und seinem
Feldherrn Agrippa, der sich selbst begründete Hoffnungen auf
die Nachfolge machte. Doch Marcellus starb kaum 20-jährig Ende
des Jahres 23 v. Chr. und Agrippa galt nun als unumstrittener
Nachfolgekandidat. Augustus drängte den alten Freund im Jahr
21 v. Chr., sich von seiner Frau scheiden zu lassen und die 25
Jahre jüngere Julia zu heiraten. Die beiden hatten zwei
Töchter und drei Söhne, Gaius Caesar, Lucius Caesar und
den nachgeborenen Agrippa Postumus. Als Agrippa 12 v. Chr. starb,
ruhten Augustus' Hoffnungen auf den beiden älteren Enkeln, die
er durch Adoption an Sohnes statt angenommen hatte. Er
befürchtete jedoch, dass Livia und sein Stiefsohn Tiberius die
Kinder bei seinem Tod übergehen oder gar beseitigen
könnten.
Daher zwang er nun auch Tiberius, sich von seiner
Frau Vipsania, einer Tochter Agrippas, zu trennen, Julia zu
heiraten und sich zum Schutz der beiden jungen Prinzen zu
verpflichten. Augustus scheint sich damals weder Tiberius noch
dessen Bruder Drusus, zu dem er ein besseres Verhältnis hatte,
als Nachfolger gewünscht zu haben. Mit Tiberius, der die
erzwungene Ehe mit Julia als Qual empfand, kam es schließlich
zum Zerwürfnis. Der Stiefsohn legte 5 v. Chr. alle Ämter
nieder und ging nach Rhodos ins Exil. Zu einer halbherzigen
Aussöhnung kam es erst, nachdem Lucius und Gaius Caesar kurz
hintereinander, 2 und 4 n. Chr. gestorben und Julia wegen ihres
Lebenswandels aus Rom verbannt worden war. Da Drusus bereits 9 v.
Chr. bei einem Kriegszug in Germanien umgekommen war, blieb nur
noch Tiberius als Nachfolger übrig.
Augustus adoptierte ihn am 26. Juni des Jahres 4
gemeinsam mit seinem letzten noch lebenden Enkel Agrippa Postumus.
Letzteren ließ er jedoch drei Jahre später aus nie ganz
geklärten Gründen auf die Insel Planasia (heute: Pianosa
bei Elba) verbannen, wo er unmittelbar nach Augustus' Tod ermordet
wurde. Tiberius wiederum musste den Sohn seines verstorbenen
Bruders Drusus adoptieren: Germanicus entstammte als Enkel der
Octavia zugleich dem julischen und dem claudischen Familienzweig;
sein Sohn Caligula sollte im Jahr 37 Tiberius auf den Thron folgen.
Augustus übertrug Tiberius aber erst im Jahr 13 alle
Befugnisse eines Princeps und erkannte ihn auch erst dann
testamentarisch als seinen Nachfolger an.
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Tod und Begräbnis
Im Sommer des folgenden Jahres unternahm der
Kaiser eine Reise, die ihn über Capri nach Benevent
führen sollte. Er erkrankte aber bereits auf Capri an
Diarrhoe, reiste jedoch weiter aufs Festland bei Neapel und
ließ sich nach Nola bringen – angeblich in das selbe
Haus, in dem 71 Jahre zuvor sein Vater Gaius Octavius gestorben
war. Dort verstarb schließlich auch er in Gegenwart seiner
Frau Livia und einer Reihe herbeigeeilter Würdenträger am
19. August des Jahres 14, am gleichen Tag, an dem er über 50
Jahre zuvor sein erstes Konsulat angetreten hatte. Laut Sueton
verabschiedete sich der Mann, der in seinem Leben so viele Masken
getragen hatte, mit einer Formel, die Komödianten am Ende
eines Stückes sprachen: Wenn nun das Ganze Euch wohl gefallen
hat, so klatscht Beifall, und entlasst uns alle mit Dank nach
Hause.
Augustus' Leiche wurde auf dem Marsfeld in Rom
verbrannt und die Asche in dem prachtvollen Mausoleum beigesetzt,
das der Kaiser dort für sich und seine Familie hatte errichten
lassen. Neben zahlreichen anderen Ehrungen beschloss der Senat, den
Monat, in dem er erstmals Konsul geworden und gestorben war, von
Sextilis in Augustus umzubenennen. Außerdem wurde dem Monat
August ein zusätzlicher, 31. Tag angefügt. (Der Februar
zählt seither nur noch 28 Tage.) Zudem wurde der Kaiser
– wie von nun an die meisten römischen Caesaren nach
ihrem Tod – zum Staatsgott (divus) erklärt.
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Das augusteische Zeitalter
Augustusstatue von Primaporta, heute in den
Vatikanischen MuseenSchon Zeitgenossen des Augustus betrachteten
ihre Gegenwart als "apollinische Epoche", geprägt von Apoll,
dem Gott des Lichts, der Künste und der Musik, der Weisheit
und der Weissagung, dem der Kaiser Heiligtümer bei Actium und
bei seinem eigenen Wohnhaus auf dem palatinischen Hügel in Rom
errichtete.
Ein Beispiel dafür, welche Verehrung dem
Princeps schon zu Lebzeiten zuteil wurde, ist ein Kultlied des
Horaz:
"Nunmehr zieht seines Wegs sicher der Stier
dahin,
Ceres segnet die Flur wieder mit reicher
Saat,
Friedlich schaukelt das Schiff durch die
versöhnte Flut,
Treu und Glauben sind neu erwacht (...)
Wen erfüllt noch mit Angst Parther und
Skythe jetzt?
Wen Germaniens Brut, Söhne der rauen
Luft?
Wen, da Caesar uns lebt, kümmert des Krieges
Dräun
fern im wilden Iberien? (...)"
Vollends verklärt wurde die Regierungszeit
des ersten Kaisers nach seinem Tod unter dem Begriff der Pax
Augusta, des augusteischen Friedens. Im Vergleich zum
vorangegangenen Jahrhundert und zur Herrschaft vieler Nachfolger
des ersten Kaisers brachte die augusteische Ära Rom, Italien
und den meisten Provinzen in der Tat eine lange währende Zeit
von innerem Frieden, Stabilität, Sicherheit und Wohlstand.
Nach den Verheerungen der Bürgerkriege, blühte die
Wirtschaft nun ebenso auf wie Kunst und Kultur.
Die Zeit brachte Dichter wie Vergil, Horaz, Ovid
und Properz, Historiker wie Titus Livius oder Architekten wie
Vitruv hervor. Der Kaiser selbst versuchte sich als
Tragödienautor, vernichtete aber sein Drama "Ajax", dessen
Unzulänglichkeit ihm bewusst war, mit dem Kommentar: Mein Ajax
ist in den Schwamm gefallen.
Rom wandelte sich, wie Augustus meinte, von einer
Stadt aus Ziegeln zu einer Stadt aus Marmor. Beeindruckende
architektonische Zeugnisse dieser Zeit haben sich bis heute
erhalten, etwa das Marcellus- Theater, das von Agrippa erbaute und
unter Kaiser Hadrian erneuerte Pantheon und nicht zuletzt Augustus'
Mausoleum und die Ara Pacis, der Friedensaltar aus dem Jahre 9 v.
Chr., der auf einem Relief eine Prozession der kaiserlichen Familie
zeigt.
Das Bild, das der Kaiser mit solchen Bauten den
Römern vermitteln wollte, kontrastierte aber spätestens
seit dem Jahr 16 v. Chr. wieder mit den unablässigen Kriegen,
die an den Grenzen geführt wurden. Das Reich expandierte unter
Augustus in einem Maß wie nie zuvor und nie wieder danach.
Neben dem reichen Ägypten und Galatia wurden ihm Provinzen an
Rhein und Donau hinzugefügt, deren Eroberung nur mit der
Galliens durch Caesar vergleichbar war.
Von Krieg aber war im Inneren des Reichs und der
Provinzen nach dem Jahr 31 v. Chr. nur noch wenig zu spüren.
Frieden und Wohlstand nahmen deshalb auch schon die Zeitgenossen
als prägendes Kennzeichen der Epoche wahr. Dies war der Grund,
warum sie sich letztlich mit der Einführung der Monarchie und
dem Ende der Republik abfanden. Und es ist vielleicht kein Zufall,
dass der Gründer einer Religionsgemeinschaft, die ein Reich
des Friedens verkündete, unter der Herrschaft des Augustus
geboren wurde, den die Zeitgenossen als Retter und
Friedensfürsten feierten.
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Werke
Res Gestae Divi Augusti: von Augustus selbst
verfasster Tatenbericht, der an Bronzesäulen vor seinem
Mausoleum angebracht war. Kopien wurden als Inschriften in mehreren
Orten in Kleinasien gefunden, die vollständigste – mit
einer griechischen Übersetzung – in einem Tempel in
Ankara, nach der das Werk auch als Monumentum Ancyranum bezeichnet
wird. Es gibt zahlreiche Ausgaben, unter anderem eine lateinisch-
griechisch-deutsche Ausgabe mit Kommentar hg. von Ekkehard Weber,
München u. Zürich 1975. Text (lateinisch)
(http://perseus.mpiwg-berlin.mpg.de/cgi-
bin/ptext?lookup=Aug.+Anc.), Text (lateinisch/griechisch/englisch)
(http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Augustus/Res_Gestae/home.html)
De vita sua: eine Autobiografie, die in dreizehn
Büchern die Zeit bis zum Cantabrischen Krieg behandelte, aber
praktisch vollständig verloren ging. (Moderne
'Rekonstruktionen' von O.K. Gilliam, Philipp Vandenberg und Allan
Massie gehören in das Genre des historischen Romans.)
Sicilia: verloren gegangenes Epos in Hexametern,
nur von Sueton bezeugt
Ajax: Tragödie, von Augustus selbst
vernichtet
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Quellen
Sueton, Divus Augustus: ausführlichste
antike Biografie aus der Sammlung der Kaiserbiografien von Gaius
Iulius Caesar bis Domitian. Zahlreiche Ausgaben, beispielsweise in
Sämtliche erhaltene Werke, Essen 1987 (deutsche
Übersetzung). Text (lateinisch)
(http://penelope.uchicago.edu/Thayer/L/Roman/Texts/Suetonius/12Caesars/Augustus*.html),
englische Übersetzung)
(http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Suetonius/12Caesars/Augustus*.html)
Tacitus, Annalen: das Geschichtswerk setzt erst
mit dem Tod des Augustus ein, enthält aber zahlreiche
Rückblicke auf seine Herrschaft. Zahlreiche Ausgaben,
beispielsweise lateinisch und deutsch hg. von Erich Heller,
München u. Zürich 1982. Text (lateinisch/englisch)
(http://perseus.mpiwg- berlin.mpg.de/cgi-
bin/ptext?doc=Perseus%3Atext%3A1999.02.0077)
Appian, Römische Geschichte, Bd. 2:
Bürgerkriege, übersetzt v. Otto Veh, 1988. Text
(englisch)
(http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Appian/home.html)
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Literatur
Jochen Bleicken: Augustus. Eine Biographie,
Alexander Fest- Verlag, Berlin 1998. Die derzeit maßgebliche
Biografie in deutscher Sprache; umfassend und gut lesbar, mit
Anmerkungen und Anhang zu Quellen und Literatur.
Ders.: Verfassungs- und Sozialgeschichte des
Römischen Kaiserreiches, 2 Bde., Paderborn 1981.
Klaus Bringmann/Thomas Schäfer: Augustus und
die Begründung des römischen Kaisertums. Akademie-
Verlag, Berlin 2002. Studienbuch mit Quellenteil.
Werner Dahlheim: Augustus, in: Die römischen
Kaiser. 55 historische Portraits von Caesar bis Iustinian, hg. von
Manfred Clauss, München 1997, S. 26-49. Gut lesbare
Kurzbiografie
Werner Eck: Augustus und seine Zeit. Beck,
München 1998. Knappe Einführung
Michael Grant: Roms Caesaren. Von Julius Caesar
bis Domitian, München 1975. Populärwissenschaftliche
Darstellung
Dietmar Kienast: Augustus. Prinzeps und Monarch,
aktual. Neuauflage, Darmstadt 1999. Hervorragende,
problemorientierte Darstellung mit umfassendem wissenschaftlichen
Apparat.
Ronald Syme: Die römische Revolution.
Machtkämpfe im antiken Rom, Grundlegend revidierte und
erstmals vollständige Neuausgabe, herausgegeben von Christoph
Selzer und Uwe Walter, Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2003. Symes
sprachlich meisterliche Darstellung ist geprägt von den
Aufkommen des italienischen Faschismus. Für Syme war Augustus
ein brutal agierender Machtmensch und der Totengräber der
letzten republikanischen Freiheiten.
Paul Zanker: Augustus und die Macht der Bilder,
München 1987.
Ute Schall: Augustus. Kaiser, Rächer,
Komödiant. Masken und Metamorphosen eines Herrschers,
Pfungstadt bei Darmstadt 1990.
Heinrich Schlange-Schöningen: Augustus,
Geschichte kompakt Antike, Darmstadt 2005. Knappe Darstellung, als
Einstieg gut geeignet.
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Caius Julius Caesar Germanicus
(* 15 v.Chr.; † 19 n.Chr.)
Caius Julius Caesar Germanicus war der
älteste Sohn der Antonia mit Nero Drusus und Neffe des
Tiberius.
Legenden
Münzstätten: Rom, Lugdunum, Caesarea in
Cappadocia
Hauptlegendentypen der stadtrömischen
Prägung (mit wechselnden Kürzungen!):
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* Nero Claudius Drusus GERMANICUS (+ 10. X.
19)
(Beinamen Germanicus ab Ende -9) consul
I 1. I. - 31. XII. 12
II 1. I. - 28. IV. 18
imperator
I 9?
II Frühsommer 15
auf Münzen des Tiberius und Caligula
Legenden:
GERMANICVS CAESAR (AVR/ARG/AES)
GERMANICVS CAES P.C. CAES. AVG. GERM. (AVR + ARG)
GERMANICVS CAESAR TI. AVGVSTI F. DIVI AVG. N. (AES)
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Tiberius Claudius Nero (* 16. November 42 v.Chr.;
†16. März 37 n.Chr.)
Tiberius Claudius Nero (* 16. November 42 v.Chr.;
†16. März 37 n.Chr. am Kap Misenum) war römischer
Kaiser von 14 - 37 n.Chr.
Legenden (19. VIII. 14 - 16. III.
37)
tribunicia potestas VI (26. VI. 4 - 25. VI. 5) - XXXVIII (ab 26.
VI. 36) consul
I 1. I. - 31. XII. -13
II 1. I. - 31. XII. -7
III 1. - 31. I. 18
IV 1. I. - 31. III. 21
V 1. I. - 8. V. 31
imperator
I IX. -9?
II Frühsommer -8
III -6 (-5?)
IV 8
V 3. VIII. 9
VI 11
VII 13
VIII Spätsommer 16
Hauptlegendentypen der stadtrömischen
Prägung (mit wechselnden Kürzungen!):
TI. CAESAR DIVI AVG. F. AVGVSTVS IMP. ...
TI. CAESAR DIVI AVG. F. AVGVSTVS P.M. TR.P. ...
Münzstätten Rom, Lugdunum,
Caesarea in Cappadocia
Zur Person Nach seinem Stiefvater
Augustus war Tiberius der zweite Kaiser des römischen Reiches
und wie dieser aus der sog. julisch-claudischen Dynastie. Seine
Regierungszeit war eine der längsten Alleinherrschaften eines
römischen Kaisers.
Unter Augustus eroberte er von 16 - 13 v.Chr. das
Alpengebiet und anschließend Pannonien, war später
Befehlshaber in Germanien und schlug von 6 - 9 n.Chr. den
pannonisch-dalmatinischen Aufstand nieder.
Als Kaiser setzte er Augustus' Politik fort,
musste sich aber nach Varus' Niederlage gegen die Germanen mit der
Rheingrenze begnügen. In seine Regierungszeit fiel das
öffentliche Wirken Jesu Christi in Palästina.
Herkunft Tiberius war von Geburt her
ein "doppelter" Claudier: sein Vater war Tiberius Claudius Nero,
die Mutter Livia Drusilla war ebenfalls Claudierin, deren Zweig der
Familie allerdings durch Adoption in das plebejische Geschlecht der
Livier übergegangen war. Nach der von Octavian (dem
späteren Kaiser Augustus) erzwungenen Scheidung von Tiberius
Claudius Nero heiratete sie diesen im Jahr 38 v.Chr., wodurch
Tiberius sein Stiefsohn wurde.
Tiberius' Vater blieb gebrochen zurück. Er
musste jetzt auch noch den völlig verstörten Tiberius,
der den plötzlichen Liebesentzug nicht verkraftete und den
neugeborenen Drusus (bei der Heirat mit Octavian war sie im
sechsten Monat schwanger gewesen) versorgen.
Mit der Adoption durch Augustus am 26. Juni 4
n.Chr. wurde Tiberius in das Geschlecht der Julier aufgenommen. Die
nachfolgenden Kaiser gehörten in unterschiedlichen Graden bis
hin zu Nero beiden Familien an und waren Mitglieder dieser
Doppel-Dynastie.
Heerführer unter
Augustus Tiberius war ein hervorragender Heerführer:
20 v.Chr. gewann er die römischen Feldzeichen zurück, die
Crassus 53 v.Chr. in der Schlacht bei Carrhae verloren hatte. 16
v.Chr. eroberte er gemeinsam mit seinem Bruder Drusus Rätien.
12 - 9 v.Chr. leitete er die Eroberung Pannoniens und als 9 v.Chr.
Drusus in Germanien an den Folgen eines Sturzes vom Pferd starb,
übernahm er den römischen Oberbefehl in Germanien. 6 - 9
n.Chr. unterwarf er den Aufstand in Pannonien und Illyrien.
Das Privatleben des Tiberius
Weniger
glücklich verlief sein Privatleben: 12 v.Chr. war er aus
politischen Gründen gezwungen worden, sich von seiner ersten
Frau Vipsania Agrippina, der Tochter des Marcus
Vipsanius Agrippa, scheiden zu lassen, und Julia, die
Tochter des Augustus (und deshalb auch seine eigene Stiefschwester)
zu heiraten. Allein ihre unterschiedlichen Charaktere (sie
lebenslustig, er eher ernst mit einer gewissen Neigung zur
Düsternis) trugen dazu bei, dass diese Ehe nicht
glücklich war. 6 v.Chr. zog sich Tiberius nach Rhodos
zurück und unterbrach damit seine Laufbahn.
Der Tod der voraussichtlichen Nachfolger des
Augustus, seiner Enkelkinder und Adoptivsöhne Gaius und Lucius
machte Tiberius zum einzig möglichen Nachfolger des Augustus,
zumal er auch die beiden dafür notwendigen Ämter bereits
innehatte: das imperium proconsulare und die tribunicia
potestas; 13 n.Chr. - also ein Jahr vor dem Tod des Augustus -
wurden diese Ämter auf weitere 10 Jahre verlängert.
Innenpolitik Als Tiberius im Jahr 14
n.Chr. die Nachfolge des Augustus antrat, war er 55 Jahre alt.
Tiberius war ein tüchtiger Verwalter des Reiches und vermied
größere Kriege zu dessen Ausdehnung.
27 n.Chr. zog er sich auf die Insel Capri
zurück und überließ seinem Freund und
Gardepräfekten Sejan die Kontrolle über Rom. Als dieser
immer mehr Macht an sich zog und schließlich einen
Umsturzversuch plante, ließTiberius ihn 31 n.Chr.
hinrichten.
Unter Tiberius wurde in Rom erstmals eine
größere Geheimpolizei organisiert, die unter Augustus
noch seltenen Anklagen wegen Majestätsbeleidigung nahmen
merklich zu.
Der „Verzicht auf
Germanien“ Die Katastrophe des Varus und die von
Germanicus 14 n.Chr. vorgefundene Situation (Militärrevolten)
ließen Tiberius von der Grenzverschiebung in Richtung Weser
und Elbe endgültig Abstand nehmen.
Der nüchterne und illusionslose
Germanienkenner Tiberius ging zu einer defensiven Grenzpolitik
über, die die Germanen ihrem inneren Streit überließ
und sich auf die Behauptung eines der Grenze vorgelagerten Gebietes
beschränkte. Indirekte, die germanischen Stämme und
Parteien gegeneinander ausspielende, Kontrolle des Vorfeldes trat
an die Stelle einer aufwendigen Niederwerfungsstrategie, die ins
Unendliche zu eskalieren gedroht hatte. Paradoxerweise hat gerade
die Katastrophe der Varusschlacht die Haltbarkeit der
römischen Grenze am Rhein erwiesen, um deretwillen die
Besetzung Germaniens begonnen worden war.
Unter Augustus und zu Beginn der Herrschaft des
Tiberius wollte Rom die clades Variana korrigieren,
zumindest aber die aufrührerischen Germanenstämme formell
unterwerfen und die Deserteure bestrafen, allein schon zur
Abschreckung künftiger Aufrührer. Dies gelang aber nicht.
Im Gegensatz zu Germanicus erkannte Tiberius
höchstwahrscheinlich 15 n.Chr. (möglicherweise aber schon
früher), dass Rom die Arminius-Koalition allein schon aufgrund
der logistischen Gegebenheiten mit überschaubaren Mitteln
nicht besiegen kann. Die römischen Truppen konnten sich nicht
aus dem Lande ernähren und die Landkriegsführung war
durch die weiten Wege und Transporte bei den kurzen Feldzugszeiten
nahezu unüberwindbaren Schwierigkeiten und Gefährdungen
ausgesetzt. Die Notwendigkeit für die Römer, das
mitzunehmen, was es im Lande nicht gab, und die Beutegier der
Germanen, das zu bekommen, was diese selbst nicht hatten, schlossen
sich zu einem Teufelskreis.
Die Römer hatten Glück, dass die
anderen Fronten während dieser Zeit ruhig blieben. Denn
über so viele Legionen verfügten die Römer nicht, um
auf Dauer acht Legionen an der Germanenfront bereit zu halten. Die
Beschaffung der Lebensmittel sorgte in Gallien für nicht wenig
Unruhe, die schließlich zum Aufstand des Sacrovir (21 n.Chr.)
führen sollte. Spätestens mit der Abberufung des
Germanicus (16 n.Chr.) galt offiziell die neue Linie des Tiberius,
die in den Tabula Siarensis (19 n.Chr.) ihren Niederschlag
finden sollte: Befriedung Galliens, Rache für Varus,
Rückgewinnung der Feldzeichen, aber keine Eroberung des
rechtsrheinischen Germanien mehr.
Diese Politik endete aber mit dem Tod des Tiberius (37
n.Chr.).
Vollständiger Titel zum Zeitpunkt des
Todes Tiberius Caesar Divi Augusti filius Augustus,
Pontifex Maximus, Tribuniciae potestatis XXXVIII, Imperator VIII,
Consul V
Tiberius in der Bibel In der Bibel
wird Tiberius' Name nur einmal im Evangelium des Lukas (Lk 3,1-2)
erwähnt: im Rahmen des sogenannten lukanischen Datums, welches
auf das Jahr 28 hinweist:
"Es war im 15. Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius; Pontius
Pilatus war Statthalter von Judäa, Herodes Tetrarch von
Galiläa ... Hohepriester waren Hannas und Kajafas. Da erging
in der Wüste das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des
Zacharias."
Während Tiberius' Regierungszeit wirkte auch
Jesus Christus. In seinen Predigten und Gleichnissen gibt es viele
Bezüge zu Caesar (bzw. dem Kaiser in einigen
Übersetzungen), ohne namentlich auf Tiberius einzugehen.
Die Stadt Tiberias an der Westküste des See
Gennesaret erhielt ihren Namen zu Ehren des Kaisers - durch den von
Lukas erwähnten Tetrarchen (Vierfürst) Herodes
Antipas.
Tiberius im heutigen
Geschichtsverständnis Das Bild, das wir noch heute
von Tiberius haben, ist weitgehend von Tacitus geprägt, dessen
vernichtendes Urteil jedoch von der modernen Wissenschaft mehr und
mehr angezweifelt wird:
Völlig desillusioniert, ohne Glauben an die Menschheit,
voll ingrimmiger Verachtung gegenüber den meisten seiner
Standesgenossen, Fatalist, aber echter Religion und Philosophie
kaum zugänglich, ist er doch nicht unter der Last des
Verhängnisses zerbrochen. Seine stählerne Natur
widerstand allen Belastungen und Bedrohungen, äußeren wie
inneren. Er war ein echter Claudier, langsam in seinen
Entschlüssen, aber nach reiflicher Überlegung blitzartig
hervorbrechend, ein Mann, der bis ins höchste Alter mit
rücksichtsloser Härte auch gegen sich selbst einen
Lebenswandel beibehielt, der ihm alles abverlangte, und noch in den
letzten Jahren Proben seiner ungebrochenen Willenskraft ablegte. So
wird man von ihm, auch wenn mit der Zeit die dunkleren Seiten
seines Wesens immer beherrschender hervortraten, nicht ohne
Anteilnahme scheiden. (zitiert nach Erich Koestermann,
Kommentar zu Cornelius Tacitus: Annalen, Band II, Buch 4-6,
Heidelberg 1965, S. 10)
Flucht oder politisch geplanter Rückzug?
Das freiwillige Exil auf Capri Man mag in der modernen
Forschung Tiberius oft als "psychisches Wrack" dargestellt haben,
doch zeugt sein Rückzug nach Capri von hoher Intelligenz und
der Weisheit und Kraft eines Mannes, der immer noch alle Zügel
in der Hand hält.
Familie Ehefrauen:
- Vipsania
Agrippina 16 v.Chr.
- Julia 11
v.Chr. (geschieden 2 v.Chr.)
Kinder
- Iulius
Caesar Drusus (mit Vipsania Agrippina)
- ein Sohn
mit Julia, starb kurz nach der Geburt
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Iulia Agrippina (* 6. November 15 n.Chr. in
Köln, † 59 n.Chr. in Kampanien)
Iulia Agrippina, zur Unterscheidung von ihrer
Mutter oft Agrippina die Jüngere (lateinisch: Agrippina minor)
genannt, war eine Tochter des Germanicus und der älteren
Agrippina, einer Tochter des Marcus Vipsanius Agrippa und Enkelin
des Augustus.
Zur Person und Leben Agrippina war in
erster Ehe mit Gnaeus Domitius Ahenobarbus verheiratet, mit dem sie
ihren einzigen Sohn Nero hatte. Ihr Bruder Caligula schickte sie 39
n.Chr. in die Verbannung, aus der sie nach seiner Ermordung
zurückkehren konnte. Nach einer zweiten Ehe mit Passienus
Crispus heiratete sie 49 n.Chr. ihren Onkel Claudius, der ihr den
Titel Augusta verlieh.
Agrippina versuchte, für Nero die Thronfolge
zu sichern, obwohl Claudius selbst einen Sohn, Britannicus, hatte.
54 n.Chr. ließ sie ihren Mann vergiften und Nero zum Kaiser
ausrufen. In den folgenden Jahren verlor sie aber zunehmend den
Einfluss auf ihren Sohn, der sie 59 n.Chr. ermorden
ließ.
Wie bei den meisten Angehörigen des
iulisch-claudischen Geschlechts ist das Bild Agrippinas von der
Darstellung in den antiken Quellen geprägt (vor allem Tacitus
und Sueton), die kaum eine objektive Beurteilung zulassen.
Literatur Werner Eck: Agrippina, die
Stadtgründerin Kölns: eine Frau in der
frühkaiserzeitlichen Politik. Greven, Köln 1993. ISBN
3-7743-0271-5
Anthony A. Barrett: Agrippina: mother of Nero.
Batsford, London 1996. ISBN 0- 7134-6854- 8
Maike Vogt-Lüerssen: Neros Mutter,
Mainz-Kostheim 2002. ISBN 3-935718-74-8
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Gaius Caesar Augustus Germanicus (* 31. August
12; † 24. Januar 41 n.Chr.)
Gaius Caesar Augustus Germanicus, römischer
Kaiser, bekannt als Caligula oder "Stiefelchen" (* 31.
August 12; † 24. Januar 41 n.Chr.), regierte 37- 41 n.Chr.
Als Sohn des Germanicus und der älteren Agrippina war er durch
die Mutter Urenkel von Kaiser Augustus und durch den Vater Urenkel
von Augustus' Frau Livia (siehe: Julisch- claudische
Dynastie).
Legenden (18. III. 37 - 24. I. 41)
tribunicia potestas I (18?. III. 37 - 17?. III.
38) - IV (ab 18. III. 40) consul
I 1. VII. - 31. VIII. 37
II des. ab 1. VII. 38
II 1. - 30. I. 39
III des. ab 1. VII. 39
III (sine collega) 1. - 13. I. 40
IV 1. - 7. I. 41
Die in der Literatur erwähnten imp. II - VIII und der Beinamen
Britannicus scheinen nicht offiziell geführt worden zu
sein.
Münzstätten: Rom, Caesarea in Cappadocia.
Hauptlegenden:
C. CAESAR AVG. GERMANICVS (AVR + ARG)
C. CAESAR AVG. GERM. P.M. TR. POT. (COS.) (AVR/ARG/AES)
C. CAESAR AVG. PON.M. TR. POT. III COS. III (AVR + ARG)
C. CAESAR AVG. GERMANICVS PON. M. TR. POT. (AES)
C. CAESAR DIVI AVG. PRON. AVG. P.M. TR.P.III(I) P.P. (AES)
Häufig Fortsetzung der Ämtertitulatur auf dem
Revers.
Der Name
Caligula Caligulas Vater Germanicus war
besonders bei den Soldaten sehr populär, da er sich um deren
Anliegen kümmerte. Die Sympathien, die Caligulas Vater
entgegen gebracht wurden, wurden zunächst auch auf Caligula
übertragen. Außerdem war Caligula den Soldaten gut
bekannt; als Sohn des Oberbefehlshabers über die
römischen Truppen am Rhein wuchs er in Heerlagern auf. Die
Soldaten ließen für den kleinen Jungen eine komplette
Legionärsausrüstung anfertigen, einschließlich der
genagelten Schuhe, caligae, woher sein Spitzname
Caligula (Stiefelchen) stammt. Dieser Spitzname wurde
allerdings zu seiner Zeit kaum benutzt.
Caligula als Kaiser
Beliebt durch Verschwendung In den ersten Monaten seiner
Regentschaft machte sich Caligula auch weiter beim Volk beliebt. Er
beschloss Steuersenkungen und veranstaltete große Feste und
Spiele mit Wagenrennen, Tier- und Gladiatorenkämpfen.
Die Senatoren Roms hofften, mit dem jungen und
unerfahrenen Regenten eine willfährige Marionette bekommen zu
haben. Die Senatoren gingen jedoch schnell in geheime Opposition zu
Caligula, als sie feststellen mussten, dass der neue Kaiser willens
war, die autokratische Position seiner beiden Vorgänger
Augustus und Tiberius nicht nur einzunehmen, sondern auch noch
auszubauen und den Senat weiter zu entmachten.
Tiberius hatte Caligula durch sparsame
Finanzpolitik einen gewaltigen Staatsschatz hinterlassen. Durch die
Politik der offenen Hand war das Geld aber nach wenigen Monaten
aufgebraucht. Auch in heutiger Währung hätte es sich wohl
um Milliardensummen gehandelt. Trotzdem wollte und konnte Caligula
auf seinen repräsentativ-verschwenderischen Lebensstil nicht
verzichten, der dazu diente, seine Herrschaft zu zementieren.
Germanienpolitik Caligulas
kurzfristige Expansionsphase knüpfte an die Tradition seines
ersten Vaters Germanicus an. Die Herrschaft über Germanien
blieb weiter das Ziel, wurde jedoch nicht mehr erreicht. Die
Militärterritorien des ober- und niedergermanischen Heeres
blieben Provisorien und die "Germanenfrage" blieb offen.
Einen ideologischen Verzicht auf Germanien gab es
ab Caligula nicht mehr, allerdings gab es in der Praxis
Konzessionen an die Realpolitik, auch besaß Germania als Ziel
nicht die oberste Priorität. Der politische Germania- Begriff
wurde immer mehr reduziert, bis er unter Domitian nur noch die um
85 n.Chr. endgültig konstituierten Provinzen Germania Inferior
und Superior umfasste.
Caligula als
Scheusal? Der römische Historiker
Sueton schreibt in seiner Caligula- Biographie "Bis hierhin vom
Herrscher, ab jetzt muss vom Scheusal berichtet werden". So
wird berichtet, er habe sein Lieblingspferd (Incitatus) in einem
Anfall geistiger Umnachtung zum Senator gemacht; hierbei handelte
es sich wohl um eine zynische Geste, die den alten Familien zeigen
sollte, dass die Macht, Senatoren zu ernennen und zu stürzen,
von nun an allein bei Caligula lag.
Um die Löcher in der Staatskasse zu
füllen, erließ Caligula immer neue Gesetze, mit denen er
die führenden reichen Familien ausplündern und damit
schwächen konnte. So wurden zum Beispiel Testamente
ungültig, wenn jemand behauptete, der Verstorbene hätte
den Kaiser als Erben einsetzen wollen.
Caligula wurde schließlich von bestochenen
Mitgliedern seiner Leibwache, der Prätorianergarde
während eines Theaterbesuches getötet.
Caligulas Geisteskrankheit Entgegen
der weit verbreiteten Ansicht, Caligula wäre im Verlauf seiner
Herrschaft größenwahnsinnig und geisteskrank geworden
(Cäsarenwahnsinn), unterlag er bei der Etablierung des durch
die nachlässige Herrschaft des Tiberius (vor allem
während dessen Zeit auf Capri) unsicher gewordenen Prinzipats
den Verschwörungen der Optimaten. Von vielen Autoren wird
dennoch als selbstverständlich vorausgesetzt, dass Caligula
geisteskrank war. Allerdings sind manche seiner Handlungen in der
Betrachtungsweise der Antike rational nachvollziehbar.
Besonders der Freiburger Historiker Winterling
versucht, die antiken Quellen historisch- kritisch zu bewerten. So
galt (und gilt noch immer) vielen Historikern Caligulas Forderung,
wie ein Gott verehrt zu werden, als unmissverständlicher
Hinweis auf Größenwahn und Irrsinn. Ein Gott im
antik-römischen Sinne ist aber nicht das eine, unfehlbare
Überwesen der seit dem frühen Mittelalter weltweit
dominierenden monotheistischen Religionen. Das Wesen des
römischen Kaisers, diese Annahme lässt sich anhand
zeitgenössischer Quellen überprüfen, war von
"göttlicher Natur". Ein Kaiser im Diesseits verfügte zu
Lebzeiten über eine Art göttlichen Doppelgänger im
Jenseits, mit dem er nach seinem Tode quasi fusionierte. Da der
Senat von einem "guten Kaiser" (wie etwa Augustus) erwartete, dass
er seine (auch nach römischem Recht abgesicherte)
Überlegenheit in Reden und Verlautbarungen möglichst
kaschierte, war Caligulas Forderung eine sinnvolle
Unverschämtheit eines Kaisers, der auf möglichst
weitgehende Marginalisierung der anderen Mächte Roms bedacht
war. Ein Indiz für Wahnsinn, was die Behauptung, man sei ein
Gott, in unseren (post- )aufgeklärten Zeiten darstellen mag,
war sie in Caligulas Epoche nicht.
Literatur
Sekundärliteratur
- Ralf G.
Jahn: Der Römisch-Germanische Krieg (9- 16 n. Chr.).
Inaugural- Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der
Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-
Wilhelms-Universität zu Bonn. Bonn 2001.
- Aloys
Winterling: Caligula - Eine Biografie. München
2003.
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Tiberius Claudius Drusus Germanicus (10 v.Chr.
bis 54 n.Chr.)
Tiberius Claudius Drusus Germanicus (10 v.Chr.
bis 54 n.Chr.,römischer Kaiser zwischen 41 und 54 n.Chr.) war
Enkel von Augustus' Frau Livia, Neffe des Tiberius und Bruder des
Germanicus.
Legenden (24. I. 41 - 13. X. 54)
tribunicia potestas I (25?. I. 41 - 24?. I. 42) -
XIV (ab 25. I. 54) consul
I 1. VII. - 12. IX. 37
II des. 41
II 1. I. - 28. II. 42
III 1. I. - 28. II. 43
III des. IV 44-46
IV 1. I. - 28. II. 47
V 1. I. - 31. XII. 51
censor
censor des. ab 25. I.? 47
censor Ende IV.? 47 - X.? 48
imperator
II-III
41
IV-VII
43
VIII
43-45
IX
45
X
45-46
XI
46
XII
46-47
XIII-XIV
47
XV
47-48
XVI
48-49
XVII
49
XVIII
49-50
XIX-XXI
50
XXII-XXIV 51
XXV
51-52
XXVI-XXVII 52
Münzstätten: Rom, Ephesos, Caesarea in
Cappadocia
Hauptlegenden der stadtrömischen
Prägung:
TI. CLAVD. CAES. AVG. (AVR + ARG)
TI. CLAVD. CAESAR AVG. (GERM.) P.M. TR.P. ... IMP. ... (AVR + ARG)
(meist mit TR.P. und IMP. Zählung!)
TI. CLAVDIVS CAESAR AVG. P.M. TR.P. IMP. (P.P.) (AES)
Häufig Fortsetzung der Ämtertitulatur
auf dem Revers. Posthume Prägung unter Nero.
Aufstieg
Jahre im Hintergrund Claudius wurde am 1. August 10 v.Chr.
in Lugdunum (heute Lyon) als jüngster Sohn des älteren
Drusus, des Bruders des Tiberius, geboren. Obwohl er somit Mitglied
der mächtigsten und vornehmsten römischen Familie war,
wollten seine Eltern offenbar aufgrund seiner Behinderungen nie,
dass er in die Politik ging. Erst Claudius' Neffe Caligula
erkannte, dass Claudius dennoch einen scharfen Verstand besaß
und erhob ihn zunächst zum Senator und dann zum Konsul.
Ausrufung zum Kaiser Nach dem Mord an
Caligula brachen in ganz Rom Unruhen aus. Als Reaktion auf die
Ausschweifungen und Tyrannei des Caligula erwog der Senat sogar,
die Republik wieder einzuführen. Als diese Nachricht die Runde
machte, wurden die Prätorianer von Verzweiflung gepackt, da
die Abschaffung des Prinzipats zweifelsohne auch die Abschaffung
der Prätorianer bedeutet hätte.
Als Claudius, der sich aus Furcht vor den Unruhen
im kaiserlichen Palast hinter einem Vorhang versteckt hielt, von
einem Soldaten entdeckt wurde, erkannten die Prätorianer die
Gelegenheit und riefen Claudius zum Kaiser aus. Der Senat versuchte
zwar noch, diese Entwicklung aufzuhalten, musste sich letztendlich
aber doch fügen. Am 24. Januar 41 n.Chr. wurde er
inthronisiert.
Zur Person Claudius litt Zeit seines
Lebens an diversen mehr oder minder schweren Behinderungen: Sueton
schreibt, dass Claudius hinkte und stotterte. Bei Zorn tropfte
seine Nase, Schaum bildete sich vor seinem Mund und sein Kopf
begann zu zittern. Zusätzlich litt er oft an Magenschmerzen,
die manchmal so stark waren, dass sie ihn an Selbsttötung
denken ließen. Aufgrund dieser körperlichen
Beeinträchtigungen musste Claudius oft Spott und Verachtung
erfahren; so bezeichnete seine eigene Großmutter ihn sogar als
„Ungeheuer“, und selbst als Konsul trieben seine
Zeitgenossen so manchen bösen Scherz mit ihm. Als Reaktion
darauf flüchtete er sich in den Alkohol und das
Würfelspiel. Auch von zahlreichen sexuellen Ausschweifungen
wird berichtet. Im Gegensatz zu seinem Neffen Caligula und seinem
Adoptivsohn Nero war er jedoch nur am weiblichem Geschlecht
interessiert.
Claudius als Historiker Gleichzeitig
aber erreichte Claudius größte Anerkennungen in den
Wissenschaften. Vor allem als Historiker wusste er zu glänzen.
Er schrieb Bücher über etruskische und karthagische
Geschichte sowie eine Autobiographie. Dies führte sogar
soweit, dass anerkannte Schriftsteller wie Plinius ihn zu den 100
besten Schriftstellern zählten.
Herrschaft
Außenpolitik Unter Claudius fanden die einzigen
wirklichen Gebietserweiterungen des 1. Jahrhunderts statt. Claudius
ernannte Thrakien, Noricum, Mauretanien und Lykien zu Provinzen.
Den größten Erfolg fuhr Claudius jedoch mit seiner
Eroberung Britanniens ein. Bereits 40 n.Chr. schmiedete Caligula
diesbezüglich Pläne, realisierte sie jedoch nie. Erst
sein Nachfolger Claudius gab 43 n.Chr. den Befehl zum Angriff.
Nachdem Aulus Plautius, Oberbefehlshaber der eingesetzten Legionen,
erfolgreich übergesetzt war und einen Brückenkopf
errichtet hatte, kam Claudius selbst nach Britannien und blieb 16
Tage lang dort, was sein Ansehen bei den Legionären gewaltig
steigerte. 44 n.Chr. dann konnte er anlässlich der
fertiggestellten Eroberung Britanniens (damals Süd- und
Mittelengland) einen gewaltigen Triumphzug feiern.
Innenpolitik Ein großes Problem
des Claudius war die immer wieder stockende Versorgung der
Hauptstadt mit Getreide. Den Höhepunkt fand diese Entwicklung,
als 51 n.Chr. Claudius auf dem Forum von den Prätorianern vor
der hungrigen Menge abgeschirmt werden musste. Um dieses Problem zu
lösen, ordnete er unter anderem die Trockenlegung des Fuciner
Sees an, um Ackerland zu gewinnen. Das Projekt scheiterte jedoch.
Auch errichtete er einen neuen, riesigen Getreidehafen,
Portus genannt, bei Ostia.
Zeitlebens litt Claudius unter dem Problem, dass
er seinen Frauen und Freigelassenen einen viel zu großen
Einfluss auf seine Politik einräumte. So besetzte er so
wichtige Posten wie den des Kanzleiverwalters und des
Finanzministers mit Freigelassenen. Dennoch scheinen die
wichtigsten Impulse weiterhin vom Kaiser selbst ausgegangen zu
sein.
Weiterhin zentralisierte Claudius die gesamte
Verwaltung und versuchte stets, den Senat zu schwächen; so
führte er das Amt des Zensors wieder ein, welches er
kurzzeitig sogar selbst ausübte. Auch öffnete er den
Senat verstärkt für Provinziale – bevorzugt aus
Gallien – und bewirkte somit eine verstärkte
Fremdenfeindlichkeit in Rom.
Auch begeisterte Claudius sich zunehmend für
die Rechtsprechung. Dies wurde fast zu einer Manie bei ihm, da er
bisweilen täglich mehrere Stunden selber richtete. Da seine
Urteile jedoch nie berechenbar waren, trug das zu seiner
Popularität nicht unbedingt bei, wenngleich er es schaffte,
das Recht zu flexibilisieren.
Auch Spiele wurden von Claudius oft abgehalten.
Dadurch erlangte er jedoch den zweifelhaften Ruf, von ganz
besonderer Grausamkeit zu sein und sich an dem Gesichtsausdruck
sterbender Gladiatoren zu erfreuen. Da er es zusätzlich nicht
lassen konnte, ständig morbide Witze zu reißen, machte
ihn das beinahe verhasst.
Paranoia und Intrigen Claudius war
von großer Paranoia gekennzeichnet; so ließ er jeden, der
ihm begegnete, zuvor peinlichst genau auf Waffen durchsuchen.
Dennoch wurden mehrere Male Anschläge auf ihn ausgeübt,
wenngleich sie nie erfolgreich waren. Claudius reagierte darauf
unbarmherzig, und obwohl er zu Beginn seiner Herrschaft versprochen
hatte, die Hochverratsprozesse seines Vorgängers abzuschaffen,
zogen seine Racheakte bald blutige Kreise. Vor allem Senatoren und
andere Adlige, die verdächtigt wurden, einen Umsturz
unterstützt zu haben, wurden hingerichtet. Jedoch waren diese
nicht selten Opfer von Claudius' Frauen und Freigelassenen, die
sich auf diese Weise Gegner und andere unliebsame Personen vom Hals
schafften.
Nach zwei erfolglosen Verlobungen und zwei
Scheidungen heiratete Claudius im Jahre 38 n.Chr. schließlich
Valeria Messalina. Nachdem diese ihm 41 n.Chr. einen Thronfolger
geboren hatte, fühlte sie sich abgesichert gegen alle Angriffe
von außen und begann, ihre neu erlangte Macht skrupellos
auszunutzen. Durch zahlreiche Denunziationen ihr unliebsamer
Personen kamen viele ums Leben, wodurch sie sich verhasst und
gefürchtet machte. Doch auch durch unzählige Affären
machte sie sich bekannt, wobei ihr kaiserlicher Gemahl jedoch stets
darüber hinwegsah. Erst 48 n.Chr. war sie zu weit gegangen,
als sie während einer Opferreise des Claudius kurzerhand
Silius, einen bekannten Feldherrensohn, heiratete. Claudius, der
einen Staatsstreich fürchtete, flüchtete sich ins
Prätorianerlager. Silius wurde hingerichtet, und Messalina
wurde von den Prätorianern umgebracht, da diese einen
Gnadenakt des Claudius befürchteten. 49 n.Chr. heiratete
Claudius wieder; diesmal war es seine Nichte Agrippina, die er mit
einer senatorischen Sondererlaubnis ehelichte.
Ermordung Seine vierte Ehefrau
Agrippina die Jüngere entpuppte sich jedoch als genauso
verschlagen und grausam wie Messalina. Sie verfolgte skrupellos das
Ziel, ihren Sohn aus erster Ehe zum Kaiser zu machen. Als die
Prätorianer ihren Unmut über dessen Bevorzugung
kundtaten, ließ Agrippina die beiden
Prätorianerpräfekten kurzerhand umbringen.
Schließlich gab Claudius nach und adoptierte Agrippinas Sohn
unter dem Namen Nero. Nun gab es für Agrippina nur noch ein
einziges Hindernis, nämlich Claudius selbst. Laut Sueton
verabreichte sie ihm am 12. Oktober 54 v.Chr. einen vergifteten
Pilz. Claudius, der Feinschmecker, nahm ihn natürlich gerne zu
sich. Es zeigte sich jedoch, dass die Dosierung des Giftes zu
niedrig angesetzt war; anstelle zu sterben litt Claudius nur an
entsetzlichem Durchfall. Panisch geworden, zwang Agrippina nun den
kaiserlichen Leibarzt Gaius Stertinius Xenophon, Claudius noch
einmal Gift zuzuführen. Diesmal war es genug; Claudius starb
in der Nacht zum 13. Oktober. Nero wurde sein Nachfolger.
Literatur
Sekundärliteratur
- Barbara
Levick: Claudius. Batsford, London 1993. ISBN
0-7134-5210-2
- Volker
Michael Strocka (Hrsg.): Die Regierungszeit des Kaisers Claudius
(41-54 n. Chr.): Umbruch oder Episode? Internationales
interdisziplinäres Symposion aus Anlaß des
hundertjährigen Jubiläums des Archäologischen
Instituts der Universität Freiburg i. Br., 16. – 18.
Februar 1991. Zabern, Mainz 1994. ISBN 3- 8053-1503-1
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Nero Claudius Caesar Augustus Germanicus (* 15.
Dezember 37 n.Chr., † 9. Juni 68 n.Chr.)
Nero Claudius Caesar Augustus Germanicus (* 15.
Dezember 37 n.Chr.; † 9. Juni 68 n.Chr.durch Suizid) war von
54 bis 68 n.Chr. Kaiser des Römischen Reiches und
Künstler. Er war der letzte Vertreter der julisch-claudischen
Dynastie.
Legenden (13. X. 54 - 9. VI. 68)
ab 66: Imperator Nero Claudius Caesar Augustus
Germanicus
tribunicia potestas I (4. XII?. 54 - 12. X?. 55)
- XIV (ab X/XII. 67) consul
des. ab 4. III. 51
I 1. I. - 1. III. 55
II 1. I. - 31. XII. 57
II des. III 57
III 1. I. - Ende IV. 58
III des. IV ab 4. III. 59
IV 1. I. - Ende VI. 60
V Mitte IV. - 9. VI. 68 (sine coll.)
imperator
II 56
III 57
IV 57 oder 58
V und VI 58
VII 59
VIII und IX 61 oder 62
X 64 oder 65
XI Spätsommer 66
XII 67
XIII 67 oder 68
Zuerst auf Reversen mit Aversbild des Claudius,
ab 51 auch eig. Prägungen
Legendentyp:
(NERO(NI) CLAVD(IO) CAES. DRVS(O oder -VS) GERM. (COS. DESIGN. oder
PRINC. IVVENT.) (AES)
als Alleinherrscher Münzstätten: Rom,
Caesarea in Cappadocia, Lugdunum?
Hauptlegenden:
NERO CLAVD. DIVI F. CAES. AVG. GERM. IMP. TR. P. (COS.) (AVR +
ARG)
NERO CAESAR AVG. IMP. (AVR + ARG)
(IMP.) NERO CAESAR AVGVSTVS (AVR + ARG)
IMP. NERO CAESAR AVG. P.P. (AVR + ARG)
NERO CLAVD(IVS) CAESAR AVG. GER(M). P.M. TR.P. IMP. P.P.
(AES)
IMP. NERO CLAVD(IVS) CAESAR AVG. GER(M). P.M. TR.P. (...) P.P.
(AES)
IMP. NERO CAESAR AVG. P(ONT(IF.)) MAX. TR(IB).P(OT). P.P.
(AES)
NERO CLAVD(IVS) CAESAR AVG. GERMA(N(I(C(VS)))) (AES)
(IMP.) NERO CAESAR AVG. GERM(ANIC.) (IMP.) (AES)
Häufig Fortsetzung der Ämtertitulatur
auf dem Revers.
Leben
Kindheit Nero wurde als Sohn von Gnaeus Domitius
Ahenobarbus und Julia Agrippina, einer Schwester des Kaisers
Caligula, in Antium an der Küste Latiums geboren. Er trug
zunächst den Namen Lucius Domitius Ahenobarbus.
Seine als sehr schön geltende Mutter war für ihren
Ehrgeiz, Stolz und Mut, aber auch für ihren Machthunger
bekannt und verfolgte stets das Ziel, ihren Sohn zum Imperator zu
machen. Deshalb sorgte sie für eine hervorragende Ausbildung
Neros in Literatur, Latein und Mathematik. Nach Vollendung seines
zwölften Lebensjahres holte sie Seneca aus der Verbannung
zurück, einen damals sehr bekannten Philosophen, welcher das
Leben des Lucius entscheidend prägte. Lucius jedoch
interessierte sich vor allem für Kunst und flüchtete
mehrmals ins Theater.
Aufstieg zum Herrscher Nachdem ihr
Mann an Wassersucht verstorben war, heiratete Agrippina den
Herrscher Claudius, der am 25. Februar 50 n.Chr. Lucius adoptierte.
Dieser erhielt den Namen Tiberius Claudius Nero Drusus Germanicus
Caesar und stand durch Einflussnahme seiner Mutter kurz darauf
bereits an erster Stelle in der Thronfolge.
Drei Jahre später fädelte Agrippina
eine Ehe zwischen ihrem 16jährigen Sohn und der
12jährigen Octavia ein und ließ Claudius im Jahre 54
n.Chr. vergiften, damit Nero die Herrschaft übernehmen
konnte.
Regierungszeit Nero, der sich
wesentlich mehr für Kunst und Musik interessierte, war kein
begabter Staatsmann und Politiker. Er, der in der Geschichte als
grausamer, wahnsinniger Tyrann beschrieben wurde, scheint Kriege
und Gewalt verabscheut zu haben. Dadurch fehlte Kriegsbeute, die
zuvor die Staatskasse gefüllt hatte. Die Steuerlast nahm enorm
zu und die Legionen waren in einem desolaten Zustand, was Nero
zahlreiche Gegner einbrachte.
Von Nero stammt auch der berühmte Satz "Wenn
ich doch bloß nicht schreiben könnte!", den er gesagt
haben soll, als er sein erstes Todesurteil unterschreiben musste.
Die meisten Verbrecher verurteilte er wahrscheinlich lieber zur
Zwangsarbeit, während der Adel die Möglichkeit zum Suizid
hatte.
Nero förderte in seiner Regierungszeit die
Naturwissenschaften, die Geographie und den Handel, ganz besonders
aber Kunst und Kultur. Auch organisierte er eine Expedition zur
Entdeckung der Nilquelle, welche jedoch scheiterte, und
Ausgrabungen in Karthago. Er selbst hielt sich für einen
talentierten Sänger, Dichter und Lyraspieler.
Verbrechen Nero werden zahlreiche
Verbrechen angelastet, so soll er seinen Stiefbruder Britannicus
vergiftet haben. Da dieser jedoch schon seit seiner Kindheit an
Fallsucht litt und körperlich schwächlich war, ist sich
die Geschichtsschreibung über den Wahrheitsgehalt dieser
Geschichte nicht einig. Es ist also auch möglich, dass
Britannicus an einem Anfall gestorben ist.
Agrippina verlor nach und nach die Kontrolle
über ihren Sohn. Sie versuchte deshalb durch Intrigen,
Verschwörungen und Bestechungen Nero zu stürzen. Nero,
der seine Mutter fürchtete, setzte deshalb eine
Untersuchungskomission ein, der auch Seneca angehörte, welche
Agrippina jedoch nichts nachweisen konnte. Auf Drängen Senecas
und unter Mithilfe eines seiner Lehrer versuchte er Agrippina mit
einem Schiff versenken zu lassen, was jedoch scheiterte. Am 23.
März 59 n.Chr. ließ er sie in ihrer Villa ermorden
–angeblich litt er danach bis zu seinem Tod unter
Gewissensbissen und Alpträumen.
Nero verliebte sich 62 n.Chr. in Poppaea Sabina.
Diese forderte ihn auf, Octavia zu verstoßen. Schließlich
ließ der Kaiser seiner kinderlosen Frau ein Verhältnis
mit einem Sklaven anhängen und verbannte sie, um zwölf
Tage später seine Geliebte zu heiraten. Es kam daraufhin zu
schweren Unruhen und Aufständen. Deshalb behauptete man,
Octavia habe zusammen mit ihrem Geliebten versucht, den Kaiser
abzusetzen, und verbannte sie auf eine Insel. Nero gab den Auftrag,
ihr die Pulsadern aufzuschneiden und sie in heißem Dampf zu
ersticken, was wenige Tage später auch erfolgte.
Nero und Poppaea hatten eine gemeinsame Tochter,
Claudia, sie wurde am 21. Januar 63 n.Chr. geboren, starb jedoch
vier Monate später. Zwei Jahre später war Poppaea wieder
schwanger. Es wird behauptet, Nero hätte sie während
dieser Zeit aus Verärgerung durch einen Fußtritt in den
Unterleib getötet, diese Darstellung ist jedoch umstritten;
sicher ist nur, dass Poppaea während ihrer Schwangerschaft im
Jahre 65 n.Chr. gestorben ist.
Im selben Jahr wurde Seneca durch Nero zum Suizid
gezwungen.
Der große Brand Roms In der
Nacht vom 18. zum 19. Juli 64 n.Chr. brach in Rom ein Brand aus,
der sich durch starken Wind, dichte und hohe Bebauung rasch
ausbreitete und innerhalb von 9 Tagen einen großen Teil Roms
vernichtete. Angeblich hat Nero das Feuer legen lassen, um ein
schöneres und größeres Rom aufbauen zu lassen. Der
Sage nach hat er den Brand vom Palatin aus beobachtet und besungen,
während er sich selbst auf der Lyra begleitete.
Tatsächlich befand sich Nero in seinem 50
Kilometer weit entfernten Geburtsort, während der Palatin in
Flammen stand. Wahrscheinlich brach der Brand, wie viele andere
auch, auf einem Marktplatz durch Unvorsichtigkeit aus. Dennoch ist
Nero als Brandstifter Roms in die Geschichte eingegangen.
Der Legende zufolge sah die damals noch junge
Christengemeinde in Rom ein neues Sodom und Gomorra und glaubte,
der Brand sei eine Strafe Gottes für das ausschweifende Leben
der Römer. Einige von ihnen zeigten vermutlich auch
öffentlich ihre Freude über die Katastrophe, wodurch sie
schnell in Verdacht gerieten, das Feuer gelegt zu haben.
Auf den Rat seiner Berater hin ließ Nero
etwa 200 bis 300 von ihnen verhaften und, nachdem sie unter Folter
gestanden hatten, zu grausamen Todesstrafen verurteilen. Die
meisten wurden verbrannt, einige gekreuzigt oder in der Arena den
Tieren vorgeworfen. Sie fanden unter Nero jedoch nicht wegen ihres
Glaubens den Tod, sondern wegen angeblicher Brandstiftung. Die
damnatio memoriae, die Ächtung des Andenkens Neros, hat
niemanden an dieser Legende der ersten Christenverfolgung zweifeln
lassen.
Tatsächlich jedoch ist in den Handschriften
der Annalen des Tacitus nicht von Christen ("christiani"), sondern
von Wucherern ("chrestiani"; vom griechischen Wort "chrestai") die
Rede. Demzufolge handelte es sich bei den verurteilten
Brandstiftern um römische Bauspekulanten. Die
tatsächlichen Christenverfolgungen gelten erst später
für Maximinus Thrax (235 n.Chr.) und Decius (249 n.Chr.) als
historisch gesichert und fanden ihren Höhepunkt in der
großen Christenverfolgung unter Diokletian (303 n.Chr.). Ob es
unter Domitian eine Christenverfolgung gab, ist äußerst
fraglich. Es dürfte sich hierbei eher um konvertierte Juden
gehandelt haben, die sich weigerten, dieselbe Steuer wie
Nicht-Konvertierte zu zahlen. Die angeblichen Christenverfolgungen
unter Trajan und seinen Nachfolgern müssen ebenfalls stark
bezweifelt werden, da diese Caesaren als tolerante Herrscher in die
Geschichte eingegangen sind.
Beim Wiederaufbau Roms ließ Nero breitere
Straßen anlegen und beschränkte die maximale Höhe
der Häuser, die nun alle eigene Mauern haben mussten, auf 25
Meter; überall sorgte er für Brandschutzmaßnahmen.
Sich selbst ließ Nero ein riesiges, prunkvolles Anwesen mit
großen Kunstschätzen und technischen Raffinessen
errichten, die Domus Aurea (das Goldene Haus Neros). Dieses
Anwesen wurde kurz nach Neros Tod geplündert und
abgerissen.
Entfremdung und Tod 66 n.Chr. reiste
Nero nach Griechenland, wo er an den olympischen Spielen teilnahm.
Als Verehrer der griechischen Kultur hielt er sich fast ein Jahr
lang in Griechenland auf, bis er von seinen Beratern zur
Rückkehr nach Rom gedrängt wurde, wo die Stimmung sich
inzwischen sehr verschlechtert hatte. Zwar kehrte er im Januar 68
n.Chr. unter großem Jubel nach Rom zurück, er gab sich
jedoch ganz seinen Vergnügungen hin, besuchte Theater und
Konzerte und trat selbst als Künstler auf. Adlige Praetorianer
und der Senat beschlossen, den Kaiser, der inzwischen auch vom Volk
verhöhnt wurde, zu stürzen. Nero, inzwischen von seiner
dritten Frau Statilia Messalina verlassen, floh aus der
Stadt.
Seine Freunde rieten ihm zum Suizid, er glaubte
jedoch noch nach Ägypten fliehen zu können. Der Senat
erklärte Nero zum Staatsfeind. Als die Reiter sich seinem
Zufluchtsort näherten, stieß sich Nero einen Dolch in die
Kehle, um einer Verhaftung zu entgehen. Er starb im Alter von 30
Jahren. Der Überlieferung nach sollen seine letzten Worte
Qualis artifex pereo gewesen sein – "Welch ein
Künstler stirbt mit mir!".
Nero im Urteil der Nachwelt Nero ist
eine der umstrittensten Personen in der Weltgeschichte. An der
Beurteilung seiner Person schieden sich schon in der Antike die
Geister. Während einzelne antike Autoren ihm durchaus positive
Seiten abgewannen, überwog doch schon bald nach seinem Tod die
einhellige Ablehnung der Persönlichkeit und der Politik Neros.
Insbesondere die römischen Historiker Sueton und Tacitus,
deren Werke die wichtigsten Quellen zum Leben des Kaisers
darstellen, gaben ihrer Verachtung offen Ausdruck.
Diese Verachtung hatte ihren Grund teils in der
Abneigung der Römer gegen Neros Vorliebe für alles
Griechische, teils – etwa bei Tacitus – in der
Ablehnung des Kaisertums überhaupt, als dessen Entartung Neros
Herrschaft erschien. Christliche Autoren späterer
Jahrhunderte, die Nero schon wegen der Hinrichtung ihrer
Glaubensbrüder nach dem Brand von Rom verurteilten,
prägten endgültig das Bild des Kaisers als
größenwahnsinnigem Tyrannen. Im Mittelalter galt er
geradezu als Verkörperung des Antichrist. Dieses negative Bild
überwiegt bis heute, auch wenn einzelne Historiker immer
wieder eine Ehrenrettung des Kaisers versuchen.
Die Zeit Neros, insbesondere der Brand Roms und
die Christenverfolgung, übten auf viele spätere
Künstler Faszination aus. So entstanden zahlreiche Dramen
(etwa Claudio Monteverdis L'incoronazione di Poppea, eine
der frühesten Opern) und historische Romane, von denen Henryk
Sienkiewicz' Quo Vadis wohl am bekanntesten ist. Das Buch
wurde mehrmals verfilmt; bekannt ist vor allem der Monumentalfilm
von 1951, in dem Peter Ustinov den Kaiser verkörperte und
für diese Darstellung einen Oscar erhielt. 2004 entstand der
TV-Zweiteiler "Nero" mit Hans Matheson in der Hauptrolle.
Sekundärliteratur
Massimo Fini: Nero – 2000 Jahre Verleumdung.
München 1994.
Die Neutralität dieses Werkes ist umstritten, Wertungen aus
diesem Buch sind aber auch in diesem Artikel enthalten.
Horst Herrmann: Nero. Eine Biographie.Berlin 2005.
ISBN 3-7466-1777-4.
Malitz, Jürgen: Nero. München 1999.
Vandenberg, Philipp: Nero. Bastei-Lübbe, Bergisch
Gladbach 2000. ISBN 3-404-61459- 3
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Das Jahr 69 n.Chr. wird als das Vierkaiserjahr
bezeichnet. In diesem Jahr erhoben Galba, der seit 68 n.Chr. als
Nachfolger Neros regierte, Otho, Vitellius und Vespasian Anspruch
auf die Kaiserwürde im römischen Reich. Vespasian setzte
sich durch, welcher die neue Dynastie der Flavier
begründete.
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Lucius Livius Ocella Servius Sulpicius
Galba
(* 24. Dezember 3 v.Chr., † 15. Januar 69 n.Chr.)
Lucius Livius Ocella Servius Sulpicius Galba (24.
Dezember 3 v.Chr. – 15. Januar 69 n.Chr.) war römischer
Kaiser von 68 bis Anfang 69 n.Chr. Er war einer der vier Kaiser des
Vierkaiserjahres.
Legenden (8. VI. 68 - 15. I. 69)
Servius Sulpicius Galba Imperator Caesar
Augustus
tribunicia potestas I (ab 9?. VI. 68)
consul
I 1. I. -30. VI. 33
des. II vor 22. XII. 68
II 1. - 15. I. 69
Münzstätten: Rom, Spanien (Tarraco),
Gallien (Narbo?, Lugdunum), Africa
Hauptlegenden der stadtrömischen
Prägung:
IMP. GALBA (AVR + ARG)
IMP. SER. GALBA AVG. (AVR + ARG)
SER. GALBA AVG. (AVR + ARG)
IMP. SER. GALBA CAESAR AVG.(P.M.) (AVR + ARG)
SER. GALBA CAESAR AVG. (AVR + ARG)
(IMP.) SER. GALBA IMP. CAES. AVG.(TR.P) (AES)
(IMP.) SER. GALBA IMP. CAES. AVG. P.M. TR.P. (AES)
(IMP.) SER. GALBA IMP. CAESAR AVG. PON. M. TR.P. (AES)
IMP. SER. SVLP(IC(IVS))) CAES(AR) AVG. (TR.P.) (AES)
Aufstieg Galba wurde am 24. Dezember
3 v. Chr. bei Tarracina geboren. Im Jahre 68 war er Statthalter der
Provinz Hispania Tarraconensis, als er sich dem Aufstand des Julius
Vindex anschloss und sich am 3. April in Carthago Nova zum Kaiser
ausrufen ließ. Julius Vindex wurde von der Rheinarmee
geschlagen, aber als deren Kommandant Verginius Rufus sich
weigerte, sich zum Kaiser ausrufen zu lassen, bestätigte der
Senat in Rom Galba als neuen Kaiser. Der entthronte Kaiser Nero
wurde in den Suizid getrieben (9. Juni 68).
Herrschaft Auf Grund der schlechten
finanziellen Situation weigerte sich Galba nach seiner
Inthronisation nicht nur, Geschenke an die Soldaten zu verteilen,
sondern forderte sogar 2,2 Milliarden Sesterzen zurück, die
Nero verschenkt hatte. Dies brachte, zusammen mit der Korruption
mehrerer seiner neu eingesetzten Beamten, besonders seines
Freigelassenen Icelus, Soldaten und Volk gegen ihn auf.
Da seine beiden Söhne vor ihm gestorben
waren, suchte der 71 Jahre alte Galba nach einem Nachfolger. Er
entschied sich gegen Marcus Salvia Otho und für Lucius
Calpurnius Piso Frugi Licinanius. Daraufhin rief sich Otho am 15.
Januar 69 zum Kaiser aus und ließ Galba und Calpurnius Piso
töten.
Zitat "Wäre er nie Kaiser
geworden, so hätte wohl niemand bestritten, dass er das Zeug
zum Kaiser gehabt hätte."
(Tacitus über Galba)
Literatur
Primärquellen Die wichtigsten
antiken Quellen für Leben und Herrschaft Galbas sind Suetons
Kaiserviten, die Historien des Tacitus (1,1-49), die Galbabiografie
des Plutarch und Cassius Dio (63,22-64,7). Vermutlich gab es auch
von Cluvius Rufus, Fabius Rusticus and Plinius dem Älteren
Werke über Galba, diesen sind jedoch nicht erhalten. Eine
ausführliche Diskussion der Quellenlage hat der Historiker
G.B. Townsend 1964 mit Cluvius Rufus in the Histories of Tacitus
vorgelegt.
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Marcus Salvius Otho (* 28. April 32 n.Chr.,
† 15. April 69 n.Chr.)
Marcus Salvius Otho (* 28. April 32 in Ferentium
(Ferento), † 15. April 69) war im Jahr 69 für drei
Monate römischer Kaiser. Er war einer der vier Kaiser des
Vierkaiserjahres.
Legenden (15. I. - 16. IV. 69)
Imperator M. Otho Caesar Augustus
tribunicia potestas I (ab 28. II. 69)
consul I 26. I. - 28. II. 69
Münzstätte: Rom
Legenden:
IMP. (M.) OTHO CAESAR AVG. TR.P.
Biografie Kaiser Galba hatte
Calpurnius Piso als Nachfolger ausersehen und sich damit gegen Otho
entschieden. Dieser stiftete am 15. Januar 69 die
Prätorianergarde an, Galba zu töten und ihn zum Kaiser
ausrufen. Calpurnius Piso wurde ebenfalls ermordet. Widerwillig
erkannte der Senat Otho als Kaiser an.
Mehrere Armeen in Germanien und Britannien
unterstützten aber Aulus Vitellius und marschierten nach
Italien ein. Am 14. April unterlag Othos Armee bei Cremona. Als
Otho davon erfuhr, riet er Freunden und Verwandten zu fliehen und
tötete sich am nächsten Morgen. Aulus Vitellius wurde vom
Senat offiziell als Nachfolger anerkannt.
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Aulus Vitellius
(* 7. September 12 n.Chr., † 20. Dezember 69 n.Chr.)
Aulus Vitellius war im Jahr 69 n. Chr.
römischer Kaiser. Er war einer der vier Kaiser des
Vierkaiserjahres.
Legenden (2. I. - 20. XII. 69)
A. Vitellius Germanicus Imperator
tribunicia potestas I (ab 30. IV. 69)
consul
I 1. I. - VI. 48
perpetuus? 18. VII. - 20. XII. 69?
imperator III ab 29. V. 69
Münzstätten: in Rom, Spanien (Tarraco)
und Gallien
Hauptlegenden der stadtrömischen
Prägung:
A. VITELLIUS GERM(AN(ICUS)) IMP. (AVG.) (TR. P.) (AVR + ARG)
A. VITELLIUS GERM(A(NICUS)) IMP. AVG. P.M. TR.P. (AES)
Zur Person Aulus Vitellius wurde am
7. September 12 n.Chr. geboren und war der letzte
„Kurzkaiser“ in den Wirren des Bürgerkrieges nach
Neros erzwungenem Selbstmord am 9. Juni 68 n.Chr..
Kaiserbiograph Sueton beschreibt ihn als einen
herrschsüchtigen Trunkenbold, der aufgrund seiner "robusten"
Sprache großes Ansehen bei seiner Truppe besaß.
Aufstieg Vitellius befehligte das
niedergermanische Heer und residierte vermutlich in Köln. Nach
dem Aufstand des Julius Vindex herrschte große Unzufriedenheit
in der römischen Rheinarmee, da diese nach der Niederschlagung
des Aufstands von Kaiser Galba nicht ausreichend bedacht worden
war.
Vitellius nutzte die Gunst der Stunde und
ließ sich am 2. Januar 69 n.Chr. von den germanischen Legionen
in Köln zum Kaiser ausrufen, wobei ihm das Schwert des Julius
Caesar, welches im Kölner Marstempel aufbewahrt wurde, als
Symbol für seinen Machtanspruch überreicht wurde.
Kurze Zeit später marschierte er mit seinen
Legionen nach Rom, wo er für kurze Zeit die Macht
übernahm.
Niederlage und Tod Allerdings regte
sich auch heftiger Widerstand gegen die Machtübernahme. So
wurde Mitte des Jahres 69 n.Chr. Titus Flavius Vespasianus, der
sich mit seinen Legionen in Judäa befand, durch seine Truppen
zum Kaiser ausgerufen. Vespasian erfreute sich einiger Sympathien
im Senat und im Heer, so dass sich schnell eine Streitmacht von
fünf Legionen gegen Vitellius aufstellen ließ.
Vitellius wurde schließlich am 20. Dezember
69 n.Chr. unter der Führung von Antonius Primus aus dem
Kaiseramt gejagt. Er wurde öffentlich vorgeführt, am
Haken durch Rom geschleift und tot in den Tiber geworfen.
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Titus Flavius Vespasianus
(* 17. November 9 in Falacrinae; † 23. Juni 79 in Aquae
Cutiliae)
Vespasian war vom 1. Juli 69 bis 23. Juni 79
römischer Kaiser. Er war der letzte Kaiser des
Vierkaiserjahres.
Legenden (1. VII. 69 - 23. VI. 79)
69: Imperator T. Flavius Vespasianus Caesar, ab
Ende 69: Imperator Caesar Vespasianus Augustus
tribunicia potestas I (21. XII. 69 - 30. VI. 70);
II (1. VII. 70 - 30. VI. 71) - X (ab 1. VII. 78) consul
I suff. 1. XI. - 31. XII. 51
des. II ab 21. XII. 69
II 1. I. - VI. 70
II des. III ab X. 70
III 1. I. - II. 71
III des. IV ab Mitte III. 71
IV 1. I. - IV. 72
IV des. V ab Mitte III. 73
V 1. - 13. I. 74
V des. VI ab Mitte III 74
VI 1. - 13. I. (oder II.?) 75
VI des. VII ab Mitte III. 75
VII 13. I. (oder II.?) 76
VII des. VIII ab Mitte III. 76
VIII 13. I. (oder II.?) 77
VIII des. IX ab Mitte III. 78
IX 1. - 13. I. 79
IX des. X ab Mitte III. 79
imperator
II - V 70
VI - VIII 71
IX - X 72
XI 73
II - XIV 74
V - XVIII 76
IX 77 oder 78
X 2. Hälfte 78
Münzstätten: Rom, Tarraco, Lugdunum,
Illyricum (Poetovio??), Ephesos/Byzantium/Philippi, Antiochia am
Orontes, Tyrus?, Iudaea?, Commagene.
Hauptlegenden der stadtrömischen
Prägung:
IMP. CAESAR VESPASIANVS AVG. (AVR + ARG) (69-71)
IMP. CAES. VESP. AVG. P.M. (AVR + ARG) (70-72)
IMP. CAES. VESP. AVG. P.M. COS. IIII (AVR + ARG) (72/3; 73 auch
noch: ... CEN.))
IMP. CAES. VESP. AVG. CEN(S). (AVR + ARG) (73)
IMP. CAESAR VESP(AS(IAN(VS))) AVG. (AVR + ARG) (74)
IMP. CAESAR VESPASIANVS AVG. (AVR + ARG)(74-79)
Bei Gold- und Silberprägung in der Regel
Fortsetzung der Ämtertitulatur auf dem Revers. Die
Aes-Prägung folgt im wesentlichen diesem Legendenschema,
außer bei Quadrantes wird aber in der Regel weniger
abgekürzt und die Ämtertitulatur zur Avers- Legende
vorgezogen.
Posthum: DIVVS AVGVSTVS VESPASIAN(VS) u.ä.
unter Titus und Domitian
Persönlichkeit und
Nachleben Caesar Vespasianus Augustus, ursprünglicher
Name Titus Flavius Vespasianus, war der erste römische Kaiser
aus der flavischen Dynastie. Seine Ernennung beendete einen
Bürgerkrieg, in dessen Verlauf drei weitere Männer den
Titel des römischen Kaisers innegehabt hatten
(Vierkaiserjahr). Mit Vespasian eroberte ein Mann den Thron, der
wegen seiner toleranten und weltoffenen Art eine
Ausnahmeerscheinung in dieser Position darstellt. Während
seiner zehnjährigen Herrschaft gelang es ihm, das Reich sowohl
politisch als auch finanziell zu stabilisieren.
Sueton und Tacitus beschreiben ihn als
humorvollen und bescheidenen Mann von mittlerer Größe und
kräftiger Erscheinung mit einem allzeit angespannten
Gesichtsausdruck. Mit seiner Herrschaft änderten sich auch die
Abbildungen der Herrscher. Während sich noch der
70-jährige Augustus in Standbildern als jugendlichen Helden
abbilden ließ, zeigen Abbilder Vespasians wesentlich mehr
Realismus und weniger Idealisierung. Noch im Sterben machte er sich
über den Umstand lustig, dass er jetzt dann wohl vom Senat zum
Gott erhoben würde: Vae, puto deus fio! („Wehe, ich
glaube, ich werde ein Gott!“) waren seine überlieferten
letzten Worte.
Er galt und gilt als einer der bedeutendsten
Kaiser und wird in eine Reihe gestellt mit Gaius Iulius Caesar,
Augustus und Trajan.
Jugend und erste Ämter Vespasian
wurde am 9. November 9 n. Chr. in Falacrinae als Titus Flavius
Vespasianus geboren. Sein Vater gehörte zum Ritterstand,
Vespasian war somit der erste Kaiser, der nicht aus der
Senatsaristokratie stammte. Ein Bruder seiner Mutter war allerdings
bereits in den Senatorenstand erhoben worden.
Er und sein Bruder Sabinus waren die ersten der
Familie, die senatorische Posten erreichten. Vespasians Karriere
brachte ihn unter Tiberius als Militärtribun nach Thrakien. Er
war außerdem Quaestor von Creta und Cyrene. Es gelang ihm,
sich bei Caligula einzuschmeicheln und so wurde er im Jahre 40
Praetor.
Aufstieg unter Claudius In den Jahren
43 und 44 befehligte er während der Eroberung Britanniens die
Legio II Augusta, was ihm die Insignien eines Triumphators und in
der Folge zwei Priesterämter einbrachte. 51 wurde er Konsul,
später noch Prokonsul über die Provinz Africa. Da er
nicht, wie die meisten Vorgänger, in die eigene Tasche
wirtschaftete, ging er beinahe bankrott und musste von seinem
Bruder aus großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten errettet
werden.
So karrierebewusst er seine öffentlichen
Ämter ausübte, so unüblich war die Wahl seiner Frau,
Flavia Domitilla, ehemalige Mätresse eines Ritters und
zunächst nicht einmal im Besitz des vollen römischen
Bürgerrechts. Diese Wahl hinderte ihn aber nicht daran, die
beiden Söhne, welche dieser Ehe entsprangen, Titus und
Domitian, später zu seinen Nachfolgern zu bestimmen.
Vespasian unter Nero Nero machte
Vespasian zu einem seiner offiziellen Gefährten, die ihn auf
seinen Gesangstourneen nach Griechenland begleiten mussten. Die
Legende besagt, dass Vespasian während eines dieser
Vorträge einschlief, dafür auch beim Kaiser in Ungnade
fiel, aber später wieder in Gnaden aufgenommen wurde, da
dieser einen unverdächtigen Heerführer für den Osten
brauchte, um die Gefahr einer Militärrevolte zu mildern.
So übernahm Vespasian das Kommando über
die Niederschlagung des jüdischen Aufstands und rückte 67
an die Spitze von drei Legionen in der Provinz Iudaea. Er konnte
den Aufstand niederschlagen, und die Art und Weise wie er dies tat,
brachte ihm den Respekt seiner Truppen ein. Als er kurz vor
Beendigung des Krieges von Neros Suizid erfuhr, setzte er
zunächst auf den greisen Galba. Doch die Wirren des
Vierkaiserjahrs verstand am Ende er selbst am besten zu
nutzen.
Militär- und
Verteidigungspolitik Nach dem Bürgerkrieg stand
Vespasian vor einem ähnlichen Problem wie vor ihm schon
Augustus: es gab zu viele Legionen. Wie Augustus entließ er
diese nach und nach und mit großem Fingerspitzengefühl,
wobei er für die notwendige finanzielle Abfederung sorgte,
ohne diese zu übertreiben.
Das Heer wurde reorganisiert und die Rheinlegionen entmachtet,
indem die großen Lager am Rhein abgebrochen und die Truppen
auf viele kleinere Lager entlang der Grenzen verteilt wurden. Dabei
wurde darauf geachtet, die Truppen möglichst inhomogen zu
halten, so dass kein Stamm innerhalb einer Einheit die Oberhand
gewann. Dies trieb die Romanisierung der linksrheinischen Gebiete
voran und sicherte ihm die Loyalität der Truppen, die ihn
zwanzigmal zum Imperator ausriefen. Anders als Vitellius legte er
auch Wert darauf, jenen Tag als seinen ersten im Amt zu
kennzeichnen, an dem ihn die Truppen zum Herrscher ausgerufen
hatten.
Um die Grenzen zu verkürzen wurden die agri
decumates dem Reich einverleibt, ein Gebiet zwischen Donau und
Hochrhein.
Nach einem letzten Aufstand in den Jahre 71 und
72 in Britannien herrschte für den Rest seiner Amtszeit
Frieden im Römischen Reich.
Finanzpolitik Vespasians Geldgier ist
bekannt und sein Zitat, dass Geld nicht stinke (er hatte eine
Steuer auf öffentliche Bedürfnisanstalten
eingeführt), weltberühmt. Tatsächlich übernahm
er einen Staat, der nach den Eskapaden seiner Vorgänger so gut
wie bankrott war, und sanierte die öffentlichen Haushalte mit
großem Erfolg. Seine Maßnahmen belegten dabei jenes
Fingerspitzengefühl, das er auch bei der Entlassung der
Truppen bewies. Er erhöhte die Steuern, ließ aber
zunächst einmal Steuersünder verfolgen und
Rückstände eintreiben. Er verkaufte öffentliche
Ämter an Meistbietende, anders als seine Vorgänger
enteignete er aber nie aus bloßer Geldgier einen politischen
Gegner.
Hatte er zum Beginn seiner Amtszeit noch einen
Sanierungsbedarf von 40 Milliarden Sesterzen ermittelt (eine bis
dahin nie gehörte Summe), so hinterließ er bei seinem Tod
geordnete Kassen und keine Schulden.
Politische Reformen und
Herrschaftssicherung Vespasian, der öffentlich gerne
behauptete, sich an der augusteischen Politik zu orientieren,
betrieb in Wahrheit die zentralistische des Claudius. Es ging ihm
um die Alleinherrschaft, was man schon daran ersehen kann, dass er
73 das Amt des Zensors wieder einführte, das er auch
zunächst selbst bekleidete, und das ihm dabei half, die
Senatoren zu kontrollieren. Gleichzeitig, typisch für ihn,
schmeichelte er dem Senat damit, dass er regelmäßig
dessen Sitzungen besuchte - ohne ihm allerdings mehr Rechte
einzuräumen. Ein Nebeneffekt war, dass die Rekrutierungsbasis
für den Senat verbreitert wurde und immer mehr Senatoren aus
den Provinzen stammten, was möglichen Ränken des alten
Hochadels dadurch von vornherein heftigen Widerstand entgegen
setzte.
Dem Prozessstau, der sich durch den
Bürgerkrieg gebildet hatte, weil der Senat mit seinen Aufgaben
nicht mehr fertig werden konnte, begegnete er durch eine
Verfahrensbeschleunigung.
Zur Verwaltung des Reiches legte Vespasian mit
den Jahren immer mehr Aufgaben in die Hand seines Sohnes Titus, den
er damit systematisch zu seinem Nachfolger aufbaute. Dieses
Vorgehen forderte zwar einigen Widerstand heraus, aber nachdem
Titus Prätorianerpräfekt und selbst auch Zensor geworden
war, hatte Vespasian Fakten geschaffen, gegen die kein echter
Widerstand mehr möglich war. Zumal Vespasian auf Kritik nicht
mit der bei seinen Vorgängern üblichen Paranoia
reagierte, sondern diese zumeist gelassen hinnahm. So ist aus
seiner Zeit auch nur eine Verschwörung bekannt, die das Ziel
hatte, ihn zu beseitigen. Diese wurde aber 79 aufgedeckt.
Bauwerke Durch gewaltige
öffentliche Investitionen, vor allem auf dem Bausektor,
kurbelte Vespasian die Wirtschaft des Römischen Reiches an. So
ließ er einen Friedenstempel bauen, den Plinius der
Ältere unter die Weltwunder einreihte. Am bekanntesten
dürfte allerdings das flavische Amphitheater sein, dessen Bau
er initiierte und das heute als Kolosseum bekannt ist.
Tod und Nachfolge Vespasian war in
vielerlei Hinsicht anders als seine Vorgänger, und anders war
auch sein Ende: er starb eines natürlichen Todes. Er weilte 79
gerade in Kampanien, als er erkrankte und sich zur Kur in ein
Heilbad nahe seiner Heimatstadt begab. Dort erlitt er am 23. Juni
79 einen schlimmen Durchfall, der ihn beinahe ohnmächtig
werden ließ. Er versuchte sich noch aufzurichten (Zitat: "Ein
Imperator muss im Stehen sterben!"), was ihm allerdings nicht mehr
gelang.
Im Sterben sprach er dann, der Überlieferung
nach, die eingangs erwähnten berühmten Worte. Sein Sohn
Titus wurde sein Nachfolger.
Literatur
Primärquellen
Sekundärliteratur Karl Christ:
Geschichte der Römischen Kaiserzeit, 4. aktual. Aufl.,
München 2002, S. 243 ff. Deutschsprachiges Standardwerk zur
Kaiserzeit.
Barbara Levick: Vespasian (Roman Imperial
Biographies), London und New York 1999. Relativ knappe, aber
übersichtliche Biografie aus der Reihe "Routledge
Biographies". Für den Einstieg hervorragend geeignet.
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Flavische Dynastie
Nachdem der Bürgerkrieg der Jahre 68/89
n.Chr. von Vespasian zu seinem Gunsten entschieden war, lag es
für ihn auf der Hand das Erreichte für sich und seine
Nachkommen abzusichern. Vespasian entstammte nicht dem Patriziat,
sondern kam aus der Mittelklasse und hatte seiner Erfahrungen im
Felde gesammelt. So versuchte er eine neue Herrscherdynastie auf
die Beine zu stellen.
Sein designierter Nachfolger Titus, war ein
äusserst unpopulärer Kronprinz gewesen und alle Welt
dachte, er würde sich als zweiter Nero entpuppen. Doch wider
Erwarten wurde er zum "Liebling der Menschheit" ernannt. Seine
Fähigkeiten konnte er bei der grössten europäischen
Naturkatastrophe seit dem Untergang der Minoischen Kultur unter
Beweis stellen; dem Ausbruch des Vesuv.
Titus war nur eine kurze Herrschaft von etwas
über zwei Jahren vergönnt. Sein Nachfolger Domitian ging
wiederum als Despot argwöhnischer Tyrann in die Annalen der
Geschichte ein. Mit seiner Ermordung endete die Flavische Dynastie
nach nur drei Kaisern. Sie bildete den Übergang von der
augusteiischen Erbmonarchie zum System der Adoptivkaiser.
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Titus Flavius Vespasianus
(* 30. Dezember 39 in Rom; † 13. September 81 in Aquae
Cutiliae)
Titus war als Nachfolger seines Vaters Vespasian römischer
Kaiser vom 24. Juni 79 bis zu seinem Tod. Sein vollständiger
Geburtsname war - wie bei seinem Vater - Titus Flavius Vespasianus;
als Kaiser führte er den Namen Imperator Titus Caesar divi
Vespasiani filius Vespasianus Augustus.
Titus wurde am Hof des Kaisers Claudius gemeinsam
mit dessen Sohn Britannicus erzogen. Im Jüdischen Krieg
leitete er die Belagerung Jerusalems, als Caesar unterstützte
er die Regierungsarbeit Vespasians. Während seiner Herrschaft
brach im Jahr 79 der Vesuv aus. Titus leitete die
Hilfsmaßnahmen nach dieser Katastrophe, ebenso im darauf
folgenden Jahr nach einem Brand der Stadt Rom. Er vollendete das
Kolosseum und wurde bereits von Zeitgenossen wegen seiner Milde
(clementia) gerühmt.
Legenden (24. VI. 79 - 13. IX. 81)
Imperator T. Caesar Vespasianus Augustus
tribunicia potestas I (1. VII. 71 - 30. VI. 72) -
XI (ab 1. VII. 81) consul
des. ab 21.XII.69
I 1. I. - Ende VII. 70
des. II. ab Mitte III. 71
II 1. I. - Ende IV. 72
des. III ab Mitte III. 73
III 1. I. - Ende IV. 74
III des. IV ab Mitte III. 74
IV 1. I. - Ende II.(?) 75
IV des. V ab Mitte III. 75
V 1. I. - Ende II. oder Ende IV. 76
V des. VI ab Mitte III. 76
VI 1. I. - Ende II. (?) 77
des. VII ab Mitte 78
VII 1. I. - Ende II. 79
VII des. VIII ab Mitte III. 79
VIII 1. - 13. I. 80
des. IX ab Mitte III. 81
imperator
I 6. VIII.(?) 70
II 71
III-IV 72
V 73
VI-VIII 74
IX-XII 76
XIII 77 oder 78
XIV 2. Hälfte 78
XV 2. Hälfte 79
XVI-XVII 81
Reiche Prägung schon unter Vespasian v.a.
mit Legende T. CAESAR IMP. VESP(ASIAN(VS))) (CENS.) (AVR + ARG).
Die Aes-Prägung folgt im wesentlichen diesem Legendenschema,
außer bei Quadrantes wird aber in der Regel weniger
abgekürzt und die Ämtertitulatur zur Avers-Legende
vorgezogen.
Münzstätten als Augustus: Rom und
Lugdunum.
Hauptlegenden der stadtrömischen
Prägung:
IMP. T(ITVS) CAES. VESPASIAN(VS) AVG. P.M. (AVR + ARG) (TITVS meist
ausgeschrieben!)
MP. T(ITVS). CAES. VESP. AVG. P.M. TR.P. (P.P.) COS. ... (AES)
(TITVS fast nie ausgeschrieben!)
posthum: DIVVS TITVS AVGVSTVS
posthume Prägung unter Domitian: DIVO AVG. T. DIVI VESP. F.
VESPASIANO u.ä.
Leben
Kindheit und Jugend
Familie Titus wurde am 30. Dezember 39 in Rom als
ältester Sohn des Vespasian und der Flavia Domitilla geboren.
Titus hatte noch eine Schwester und einen jüngeren Bruder,
Domitian, seinen späteren Nachfolger als Kaiser. Die Familie
seines Vaters stammte aus dem Sabinerland und war zunächst
wenig bedeutend. Dies änderte sich unter Kaiser Claudius, der
neben Freigelassenen auch den Ritterstand begünstigte. Unter
ihm durchlief Vespasian in schneller Folge die Ämter des
Cursus honorum und legte so den Grundstein für den
späteren Aufstieg der Flavier zur Kaiserdynastie. Titus
Flavius Sabinus, sein älterer Bruder, erreichte bald das Amt
des Stadtpräfekten von Rom und sollte in dieser Funktion
später in der Hauptstadt gemeinsam mit dem jungen Domitian die
Machtübernahme Vespasians vorbereiten. Als Triebfeder des
sozialen Aufstiegs der Flavier gilt Vespasia Polla, die
Großmutter des Titus, die ihre Söhne Sabinus und
Vespasian drängte, die senatorische Ämterlaufbahn
einzuschlagen.
Erziehung Vespasians Aufstieg
ermöglichte Titus eine Erziehung am Hof des Kaisers gemeinsam
mit dessen eigenem Sohn Britannicus. Die beiden wurden von Sosibius
unterrichtet (Tacitus, Annalen 11,1,4). Im Jahre 51 entging Titus
nur knapp einem Giftanschlag, der auf seinen Lehrer verübt
wurde. Mit Britannicus verband ihn eine enge Freundschaft, bis
dieser 55 überraschend starb. Möglicherweise hatte der
neue Kaiser Nero einen potenziellen Thronrivalen beseitigen wollen.
Titus selbst schadete der Tod seines Freundes keineswegs; dank
seiner fundierten Kenntnis griechischer und römischer Autoren,
seiner Redebegabung und nicht zuletzt der hohen Stellung seines
Vaters, der mittlerweile das Konsulat erreicht hatte, standen ihm
in Rom alle Türen offen.
Wenn man der idealisierenden Überlieferung
glauben darf, war Titus ein regelrechtes Universalgenie, sowohl
körperlich als auch geistig außergewöhnlich begabt
und zumindest als junger Mann auch allseits beliebt. Besonders sein
gutes Verhältnis zur Armee legt einen Vergleich mit Germanicus
nahe, Titus war jedoch diplomatischer und disziplinierter als
dieser. Zudem wird berichtet, dass er in allen Sportarten
erfolgreich war und als Redner ebenso fähig wie als Dichter
und als Sänger. Bewundert wurde auch, dass er aus dem Stegreif
dichten, fremde Handschriften täuschend echt nachahmen und
außergewöhnlich schnell stenografieren konnte.
Aufstieg unter Nero und Vespasian
Der junge Senator Nach ersten
politischen Gehversuchen in einigen niedrigeren Ämtern, von
denen aufgrund der Quellenlage nichts Genaueres bekannt ist, diente
Titus von 61 an als Militärtribun in Obergermanien und
Britannien. In diesen Provinzen hatte sein Vater zwanzig Jahre
zuvor als Legat römische Truppen kommandiert. Titus selbst
wurde dort laut Sueton (Titus 4, 1) durch zahlreiche Statuen
geehrt. In Britannien teilte er ein Quartier mit dem älteren
Plinius. Während dieser Zeit soll Titus Vespasian einmal das
Leben gerettet haben. Dies berichtet zumindest Cassius Dio (61,
30). Diese Nachricht scheint jedoch nicht auf Fakten, sondern auf
der bei späteren Autoren immer deutlicher hervortretenden
Tendenz zur Idealisierung des Titus zu beruhen.
Titus kehrte 64 aus Britannien nach Rom
zurück. Dort arbeitete er als Anwalt und übernahm die
üblichen Ämter eines jungen Senators. Noch in diesem
Jahr, in das auch der mit den ersten Christen in Verbindung
gebrachte Brand Roms fiel, heiratete er Arrecina Tertulla.
Über die Herkunft und die Familie seiner ersten Gattin ist nur
wenig bekannt. Tertulla starb bereits wenige Monate nach der
Hochzeit, vielleicht nach der Geburt der Tochter Julia. Julia
könnte jedoch auch die Tochter der zweiten Ehefrau des Titus
sein, der Marcia Furnilla, die aus der reichen Familie eines
früheren Prokonsuls von Africa stammte. Die flavische Familie
konnte jedoch kein Kapital aus dieser auf den ersten Blick
politisch äußerst vorteilhaften Verbindung schlagen. Die
Familie der Marcia fiel bei Kaiser Nero in Ungnade, die Ehe wurde
bald darauf geschieden.
Der Jüdische Krieg Im Jahr 66
beauftragte Nero Vespasian mit einem Feldzug im von Unruhen
erschütterten Judäa (heute Israel, Palästina und
Teile Syriens). Nero hielt Vespasian, der durch wenig Interesse an
des Kaisers künstlerischen Darbietungen aufgefallen war,
für den am wenigsten gefährlichen der Senatoren, die
für dieses wichtige, mit dem Kommando über ein
großes Heer verbundene Amt in Frage kamen. Der
sechsundzwanzigjährige Titus, dem nach zwei, nach kurzer Zeit
beendeten, Ehen und wiederholten Problemen mit Nero der Abschied
von den Freuden der Hauptstadt nicht schwerfiel, begleitete seinen
Vater.
Die Aufstände in Jerusalem und Caesarea,
denen auch römische Bürger und einige Legionäre zum
Opfer gefallen waren, veranlassten Nero, Vespasian sieben Legionen
zur Verfügung zu stellen. Titus befehligte als Legat die legio
XV Apollinaris, die fünfzehnte Legion, die nach dem Gott
Apollo benannt war. Insgesamt verfügte Vespasian inklusive
Hilfstruppen über ein Heer von etwa 60.000 Mann. Die
Größe des Heeres und die wichtige Position des noch recht
unerfahrenen Titus, der bisher noch nicht einmal Prätor
gewesen war, zeigen das Vertrauen, das der Kaiser immer noch in die
beiden Flavier setzte.
Flavius Josephus, ein romanisierter Jude und der
Chronist des jüdischen Krieges, stellte die Erfolge des Titus
in Judäa sehr wohlwollend dar. Tatsächlich erfüllte
Titus das in ihn gesetzte Vertrauen in vollem Maße. Er
erledigte die ihm gestellten Aufgaben mit großem Sachverstand
und zeigte sich als fähiger Anführer. Dass seine Erfolge
in den Quellen etwas überzeichnet werden, liegt wohl daran,
dass er als Sohn des Oberkommandierenden und späteren Kaisers
Vespasian mehr Aufmerksamkeit erregte als ein gewöhnlicher
Legionslegat. Insgesamt war Titus zwar durchaus erfolgreich,
allerdings leistete er damit keineswegs
Außergewöhnliches, was man nach der Lektüre des
Jüdischen Krieges des Josephus vermuten könnte.
Nach Neros Tod 68 ging Vespasian mit einer ihm
vorher nicht zugetrauten Zielstrebigkeit daran, den Kaiserthron
für seine Familie zu sichern. Titus hielt sich während
dieser Zeit noch im Hintergrund. Durch Verhandlungen mit dem
syrischen Präfekten Gaius Licinius Mucianus hielt er seinem
Vater den Rücken frei, der zudem bereits im Juli 69 auf die
Unterstützung der Legionen Syriens, Ägyptens und
Judäas bauen konnte. Im Herbst sprachen sich auch die Truppen
an der Donau für ihn aus und am 21. Dezember, einen Tag nach
dem Tod des Kurzzeitkaisers Vitellius, legte der römische
Senat alle Macht in die Hände Vespasians. Titus war damit vom
Sohn eines wenig bedeutenden Italikers zum Thronfolger des
römischen Kaisers aufgestiegen.
Die Belagerung von
Jerusalem Während sein Vater von Rom aus das Reich
nach den Wirren des Vierkaiserjahres wieder ordnete, blieb Titus im
Osten. Mit vier Legionen unter seinem Kommando begann er im
Frühling 70 die Belagerung Jerusalems, das sich bis zu diesem
Zeitpunkt allen Eroberungsversuchen widersetzt hatte. In weniger
als vier Wochen durchbrachen die römischen Truppen mit Hilfe
aufwendiger Belagerungstechnik die Mauer der Neustadt. Die innere
Stadt und der Tempel hielten bis Anfang August der Belagerung
stand. Nachdem die Soldaten des Titus den äußeren Hof des
Tempels erreicht hatten, brannten sie das Bauwerk selbst nieder und
töteten alle, die nicht schon vorher aus Nahrungsmangel oder
durch Selbstmord ihr Leben beendet hatten. Der jüdische Tempel
wurde irreparabel zerstört und bis heute nicht wieder
aufgebaut. Lediglich die Klagemauer blieb erhalten.
Da stürzten sich die einen freiwillig in die Schwerter der
Römer, die andern erschlugen sich gegenseitig, andere brachten
sich selbst um, wieder andere sprangen in die Flammen. Und es
schien für alle nicht so sehr Verderben, sondern eher Sieg und
Heil und Gnade zu bedeuten, mit dem Tempel zusammen
unterzugehen.
Cassius Dio 65, 6, 3 (Lit.: zitiert nach Christ S. 252)
Die Belagerung Jerusalems hatte gezeigt, dass
Titus ein zwar wenig innovativer, aber dennoch sehr fähiger
Heerführer war. Er verwendete erfolgreich das gesamte Arsenal
der römischen Belagerungswaffen von Türmen über
Katapulte und Onager bis hin zu Rammböcken. Trotz seiner
jugendlichen Ungeduld gewann Titus dank seines energischen
persönlichen Einsatzes die Loyalität seiner
Legionäre. Jerusalem war überwunden, der Feldzug in
Judäa erfolgreich beendet. Die in der Bergfestung Masada noch
bis 74 ausharrenden Aufständischen waren nur von geringer
Bedeutung, die von ihnen ausgehende Gefahr steht in keinem
Verhältnis zu ihrem Nachruhm, der nicht zuletzt durch die
plastische Schilderung der Eroberung durch Flavius Josephus
begründet wurde.
Als die Römer auf die große Zahl der
Ermordeten trafen, freuten sie sich nicht wie über den Tod von
Feinden, vielmehr bewunderten sie den Edelmut des Entschlusses und
die Todesverachtung, die sich in so vielen unbeugsam zur Tat
umgesetzt hatte.
Flavius Josephus, Bellum Judaicum 7, 9 (Lit.: zitiert nach Christ
S. 254)
Politische Rolle unter
Vespasian Titus verbrachte den Winter 70/71 mit
Gladiatorenspielen und der Bestrafung überlebender Gefangener
und stützte mit dieser öffentlichen Präsenz die
Macht des flavischen Kaisertums im Osten. Im Juni 71 kehrte er nach
Rom zurück. Gemeinsam mit seinem Vater feierte er einen
aufwendigen Triumph über Judäa. Vespasian begann, Titus
systematisch als seinen Nachfolger aufzubauen. Während der
folgenden Jahre teilte er fast jede Ehrung mit seinem Sohn, der
bereits vor seinem Herrschaftsantritt so oft zum Konsul
gewählt worden war, wie vor ihm nur Augustus und der
Heeresreformer Marius. Zudem trug er schon seit 69 den Titel eines
Caesaren. Neben sieben Jahreskonsulaten war Titus neben seinem
Vater Zensor und kommandierte ab 72 als
Prätorianerpräfekt dessen 4.500 Mann umfassende
Leibgarde. Diese Personalie war ein kluger Schachzug Vespasians, da
die Prätorianerpräfekten seit Sejan, der dieses Amt unter
Tiberius innehatte, immer wieder versucht hatten, gegen den Kaiser
Politik zu machen oder diesen sogar zu stürzen.
Vespasian setzte Titus auch bei der Aburteilung
von Verbrechern und Aufrührern ein, wobei er offenbar so
erbarmungslos vorging, dass er den Ruf eines
„Schlächters“ erwarb. Sueton berichtet, dass er
nicht nur Prozesse führte, sondern durch Volkes Stimme im
Theater verurteilen ließ (Titus 6). Sein schlechter Ruf aus
dieser Zeit wurde jedoch weitgehend durch die Milde überdeckt,
die ihm als Kaiser zugeschrieben wurde. Darüber hinaus zeigte
sich Titus als fähiger Verwalter, der Senatssitzungen
beiwohnte, den Rat erfahrener Politiker schätzte und mit allen
wichtigen Fraktionen und Gruppierungen gut auskam. Einige
betrachteten ihn sogar als Mitregenten seines Vaters, dem er nach
dessen überraschendem Tod am 24. Juni 79 als Kaiser
nachfolgte. Seine vollständige Titulatur lautete jetzt
Imperator Titus Caesar divi Vespasiani filius Vespasianus
Augustus.
Titus als Kaiser
Der gute Kaiser Da er als
Prätorianerpräfekt rücksichtslos gegen politische
Gegner durchgegriffen hatte und weil Gerüchte über
sexuelle Ausschweifungen nicht nur mit Berenike kursierten,
befürchteten viele, Titus könnte ein zweiter Nero werden.
Diese Befürchtungen bewahrheiteten sich nicht, im Gegenteil,
der neue Kaiser gab sich betont milde und zurückhaltend.
Ebenso wie sein Vater war er um ein gutes Verhältnis zum Senat
und zum römischen Volk bemüht. Sueton rühmte dies
denn auch in den höchsten Tönen. Titus habe sich zum
„Liebling und zur Freude der Menschheit“ gewandelt
(Titus 1), obwohl seine Regierungszeit von zwei Katastrophen
überschattet wurde, dem Ausbruch des Vesuv im Jahre 79 und
einer verheerenden Seuche, die kurz danach ausbrach. Beide Male
aber bewies Titus die nötige Tatkraft und leitete umgehend
Hilfsmaßnahmen ein, was einen nachhaltigen Eindruck
hinterließ. Nicht zuletzt deshalb verlief der Machtwechsel vom
Vater zum Sohn weitgehend reibungslos.
Die Plötzlichkeit dieses Charakterwandels
überraschte viele Zeitgenossen. Sie ließen sich jedoch
bald von der Großzügigkeit und dem persönlichen
Einsatz des Titus überzeugen. Die Gründe seines
Sinneswandels sind aus heutiger Sicht schwierig zu beurteilen. Es
ist möglich, dass in diesem Fall die antiken Quellen sowohl
die Grausamkeit vor dem Amtsantritt als Kaiser als auch die Milde
danach überzeichnen. Es kann aber auch nicht ausgeschlossen
werden, dass ein hochintelligenter, rhetorisch fähiger Mann
wie Titus einfach die Maske des grausamen Verfolgers aller Feinde
der Dynastie durch die Maske des wohltätigen Landesvaters
ersetzte. Damit wären allerdings alle Betrachtungen über
seinen Charakter reine Spekulation, da auch die antiken Römer
ihn nur so kannten, wie er sich nach außen hin gab.
Keineswegs ins Reich der Spekulation gehört
dagegen sein Versuch, die Legitimität des flavischen
Herrscherhauses durch die Anknüpfung an das julisch-claudische
zu untermauern. Unter anderem prägte er Gedenkmünzen
für beliebte Vorgänger im Kaiseramt wie Augustus und
Claudius, die zur julisch-claudischen Dynastie gehörten.
Daneben begründete er aber auch den Herrscherkult für
seinen verstorbenen Vater Vespasian, dem er einen Tempel errichten
ließ. Nach dem Tod des Titus wurde dieser Familientempel von
Domitian vollendet. Zur Legitimitätspolitik der Flavier
gehörten auch wirtschaftliche Maßnahmen, für die
Titus auf den von Vespasian im Sinne des Pecunia non olet
(„Geld stinkt nicht“) stark vergrößerten
Staatsschatz zurückgreifen konnte. Insbesondere finanzierte er
zahlreiche Baumaßnahmen.
Bautätigkeit Im Rahmen dieser
Bautätigkeit vollendete Titus das von seinem Vater begonnene
Flavische Amphitheater, das wegen einer ursprünglich dort
stehenden Kolossalstatue Neros als Kolosseum bezeichnet wird.
Eingeweiht wurde es mit vom Kaiser bezahlten hunderttägigen
Spielen. Neben Gladiatorenkämpfen, Tierhetzen und
nachgestellten Infanteriegefechten wurden auch Seeschlachten
gezeigt. Eigens dafür konnte die Arena des Kolosseums mit
Wasser geflutet werden. Außerdem verbesserte Titus die
stadtrömische Wasserversorgung durch den Ausbau der aquae
Marcia, Curtia und Caerulae und ließ südöstlich des
neuen Amphitheaters Thermen errichten. Die Errichtung von solchen
Bädern gehörte in der Folgezeit sozusagen zum
Pflichtprogramm eines römischen Kaisers. Auf dem höchsten
Punkt der Via Sacra am östlichen Rand des Forum Romanum wurde
ein Triumphbogen errichtet, der an den Triumphzug erinnert, den
Titus für die Niederschlagung des jüdischen Aufstands und
die Eroberung Jerusalems feierte. Er trägt deshalb den Namen
Titusbogen.
Daneben verbesserte Titus wie Vespasian vor ihm
die Infrastruktur in Italien und den Provinzen. Vor allem forcierte
er den Straßenbau. Große Summe flossen aber auch in den
Wiederaufbau der vom Ausbruch des Vesuvs am 24. August 79
zerstörten Städte in Kampanien. Titus konnte die
Nöte der von dieser Naturkatastrophe betroffenen Menschen
recht gut nachvollziehen, da Plinius der Ältere, sein Freund
aus Armeezeiten, ihr ebenfalls zum Opfer fiel. An Ort und Stelle
leitete der Kaiser die Hilfsmaßnahmen, musste jedoch bald
wieder in die Hauptstadt zurückkehren. Diese wurde 80 von
einem dreitägigen Großfeuer heimgesucht. Weite Teile des
Kapitols und des Marsfeldes wurden dabei zerstört, zudem brach
in Rom eine Seuche aus. Titus finanzierte auch hier den
Wiederaufbau weitgehend aus eigener Tasche. Neben anderen betont
auch Cassius Dio (66, 19, 3) die finanzielle
Großzügigkeit des Kaisers, die sich insbesondere in den
genannten Baumaßnahmen zeigte.
Administrative Maßnahmen Die
Kürze der Regierungszeit des Titus macht es schwierig, seine
Prioritäten auf anderen Politikfeldern deutlich zu erkennen.
Im Großen und Ganzen scheint er die Politik seines Vaters
fortgeführt zu haben. Außer in den von beiden errichteten
Großbauten zeigt sich diese Kontinuität in den
Maßnahmen zur Verstärkung und Sicherung der Reichsgrenzen
und der Fortführung der Offensive in Britannien. Domitian
brach diese Offensive später ab und bündelte die
römischen Kräfte in Germanien. Ob er dabei auf Pläne
seines Vorgängers zurückgreifen konnte, bleibt unklar.
Die Quellenlage, die bei beiden Brüdern durch persönliche
Wertungen der antiken Autoren beeinträchtigt ist, lässt
hier kein abschließendes Urteil zu.
Titus umgab sich als Kaiser wie schon in
Judäa mit fähigen Beratern und konnte sich mit deren
Hilfe in der Öffentlichkeit noch deutlicher als weiser, auf
sozialen Ausgleich bedachter Herrscher zeigen. Seine Gesetzgebung
beschränkt sich so auch weitgehend auf populäre soziale
Wohltaten, von denen neben der Armee auch die ärmeren
Römer und Provinzbewohner profitierten. So regelte Titus
Landbesitz, Hochzeit und Testamentsfreiheit in ihrem Sinne neu. In
den Provinzen, die er nach seinem Amtsantritt nicht mehr besuchen
konnte, manifestierte sich seine Politik vor allem im
verstärkten Straßenbau und der Grenzsicherung entlang von
Donau und Euphrat. Möglicherweise hängt die relative
Ruhe, die in den nächsten Jahren an diesen Grenzen herrschte,
auch mit diesen Maßnahmen des Titus zusammen.
Titus und Berenike
Mögliche Heirat Seit Ende der
60er Jahre weilte Berenike, die Schwester Herodes Agrippas II. und
Urenkelin Herodes des Großen, an Titus' Seite. Reich,
mächtig und mit der politischen Lage im Osten des Reiches
vertraut, hätte die einige Jahre ältere Berenike eine
vorzügliche Ehefrau für Titus abgegeben. Auch der immer
nach neuen Geldquellen suchende Vespasian, den sie während des
Vierkaiserjahres großzügig finanziell unterstützt
hatte, hätte sie wohl gerne zur Schwiegertochter gehabt. Titus
und Berenike nahmen aber von einer Heirat Abstand, als ihnen die
Parallelen zu der in einer Katastrophe endenden Partnerschaft von
Kleopatra VII. und Mark Anton hundert Jahre zuvor bewusst wurden.
Eine Ehe zwischen einer östlichen Königin und einem
römischen Feldherrn bedrohte in den Augen der Römer die
politische Stabilität und war deshalb ein Ding der
Unmöglichkeit für einen Kaisersohn wie Titus. Er blieb
Berenike jedoch ein Leben lang verbunden und lud sie 75 mit ihrem
Bruder nach Rom ein.
Dort nahm er sie gleich in den kaiserlichen
Palast auf und lebte offenbar zunächst auch mit ihr zusammen.
Angeblich soll er sie leidenschaftlich geliebt und ihr sogar die
Ehe versprochen haben. Gesichert ist, dass Berenike sich
erfolgreich für ihre nach dem von ihrem Lebensgefährten
und dessen Vater geführten Jüdischen Krieg
darniederliegende Heimat einsetzte und in Rom eine große
gesellschaftliche Rolle spielte. Einen Senator, der Berenike
verführen wollte, ließ Titus noch vor seinem
Regierungsantritt hinrichten. Quintilian, zu dieser Zeit ein
bedeutender Anwalt, der erste vom Kaiser bezahlte Rhetorikprofessor
und später Prinzenerzieher unter Domitian, berichtet von einem
Verfahren vor dem Kronrat (consilium principis) Vespasians, dessen
Gegenstand Berenike betraf. Quintilian zufolge gehörte sie dem
Gremium an und war so selbst an der Entscheidung beteiligt,
während er als Anwalt vor diesem plädierte. Leider geht
aus seinem Bericht in der Ausbildung des Redners (4, 1, 19) nicht
hervor, worum es in diesem Verfahren ging.
Trennung aus Staatsräson Der
Historiker Helmut Castritius geht davon aus, dass eine
Vermögensangelegenheit verhandelt wurde, da Berenike sehr
reich war und in Palästina wertvolle Ländereien
besaß, wo die Römer nach dem Jüdischen Aufstand in
großem Umfang Grundbesitzer enteignet hatten. Er vertritt
zudem die Auffassung, dass Berenike nach 75 eine ähnlich
einflussreiche Stellung erreicht hatte wie die kaiserlichen Frauen
unter Caligula und Claudius. Allerdings kam es mit dem
Herrschaftsantritt des Titus im Juni 79 zu einem auf den ersten
Blick erstaunlich erscheinenden Bruch in der engen Beziehung der
beiden. Der neue Kaiser verwies seine Geliebte der Stadt,
allerdings dem Kaiserbiografen Sueton zufolge nur widerwillig und
verständlicherweise auch zum Unwillen der Betroffenen (invitus
invitam; Sueton, Titus 7, 2). Berenike blieb allerdings in Italien.
Sie kam offenbar kurz vor dem frühen Tod des Titus im Jahr 81
noch einmal nach Rom und verließ danach Italien, um in ihre
Heimat zurückzukehren.
Die Gründe für die Zurückweisung
Berenikes sind nicht vollständig geklärt. Einige Forscher
meinen, dass Vespasian sie noch kurz vor seinem Tod vom Hof
entfernen ließ, andere machen einen Richtungsstreit in der
flavischen Klientel dafür verantwortlich. Auch die allgemein
feindselige Stimmung gegenüber orientalischen Königinnen,
die eine Heirat der beiden verhindert haben soll, wurde als Grund
in Betracht gezogen. Rechtliche Hindernisse für eine eheliche
Verbindung gab es jedenfalls keine, Berenike war von Geburt an
römische Bürgerin, da Gaius Iulius Caesar ihrer Familie
in den 40er Jahren des 1. Jahrhunderts v. Chr. für ihre
Verdienste im Bürgerkrieg das römische Bürgerrecht
verliehen hatte. Möglicherweise wurde sie jedoch dadurch
verhindert, dass sie Jüdin war und damit etwaige Kinder
ebenfalls Juden gewesen wären. Damit konnten sich Senat und
Volk von Rom offenbar so kurz nach dem Jüdischen Aufstand und
nach dem mit einer jüdischen Sekte, den Christen, in
Verbindung gebrachten Stadtbrand des Jahres 64, nicht anfreunden.
Die plebs urbana zeigte, von zwei kynischen Philosophen im Theater
aufgehetzt, offen ihre Ablehnung und beeinflusste so nicht zum
ersten Mal die Entscheidungen im Kaiserhaus. Wegen der
öffentlichen Proteste und aus Gründen der
Staatsräson unterließ es Titus, seine Verbindung mit
Berenike zu legalisieren, und entfernte sie zudem aus seinem
persönlichen Umfeld.
Tod und Nachfolge
Rolle Domitians Domitian wurde
verdächtigt, am Tod seines Bruders Titus mitschuldig zu
sein.Im Sommer 81 zog sich Titus weitgehend aus der
Öffentlichkeit zurück, möglicherweise litt er an
Depressionen. Er starb nach nur 26 Monaten der Herrschaft im
September jenes Jahres. Sueton zufolge erkrankte er auf dem Weg ins
Sabinerland, die Heimat seiner Vorfahren, an einem Fieber und starb
in derselben Villa wie sein Vater Vespasian zwei Jahre zuvor.
Bereits die Zeitgenossen mochten nicht recht an einen
natürlichen Tod des Kaisers glauben. Viele sahen in seinem
Bruder und Nachfolger Domitian den Verantwortlichen für den
frühen Tod des Titus. Auch die meisten späteren antiken
Geschichtsschreiber waren dieser Auffassung, so Sueton, Cassius Dio
und Aurelius Victor.
Plutarch dagegen berichtet von einer ganz anderen
Todesursache. Ihm zufolge hatte Titus gegen den Rat der Ärzte
trotz einer schweren Erkrankung die Thermen besucht und starb an
der dadurch verschlimmerten Krankheit. Gegen eine Ermordung durch
Domitian spricht auch, dass dieser selbst die Trauerrede auf seinen
Bruder hielt und diesem posthum viele Ehrungen zukommen ließ.
Abschließend lassen sich die Todesumstände des Titus
allerdings kaum klären. Nicht außer Acht gelassen werden
darf dabei, dass die wenigsten römischen Kaiser eines
natürlichen Todes starben. Es kann also allen Zweifeln zum
Trotz nicht ausgeschlossen werden, dass er einem Anschlag zum Opfer
fiel.
Posthume Ehrungen Der neue Kaiser
Domitian hielt nicht nur die Trauerrede auf Titus, er ließ ihn
auch umgehend vergöttlichen (divinisieren). Zudem baute er
eine Reihe von Monumenten, die Titus ehren sollten, und vollendete
den von diesem begonnenen Familientempel. Er änderte dessen
Namen in Tempel des Vespasian und des Titus und errichtete dort
eine Kultstatue seines Bruders. Er prägte auch
Gedenkmünzen für Titus und andere verstorbene
Familienmitglieder. Viele Zeitgenossen trauerten um den
großzügigen Herrscher, den man nach seinem Tod als
„Liebe und Wonne der ganzen Menschheit“ (amor ac
deliciae generis humani) bezeichnete.
Titus wurde auch später im Gegensatz zu
Domitian sehr positiv gesehen und oft zum vorbildlichen Kaiser
stilisiert. Allerdings wurde sein Ruf durch den Gegensatz zum
Charakter seines Bruders begünstigt, dessen Verfolgungen vom
zeitgenössischen Historiker Tacitus in düsteren Farben
geschildert wurden. Die Geschichtswissenschaftler sind sich nicht
ganz einig, wie gut die Herrschaft denn nun tatsächlich war,
in der Literatur war man von der Antike bis ins 19. Jahrhundert
davon überzeugt.
Forschermeinungen Der amerikanische
Historiker John Donahue schreibt in seiner Titus-Biografie im DIR-
Projekt (vgl. Weblinks), dass Titus vor allem davon profitierte,
dass seine Intelligenz und seine Talente von Kind an sorgsam
gepflegt und ausgebaut wurden, bei seiner Erziehung am Hof des
Claudius angefangen bis hin zu seiner Beteiligung an der Herrschaft
seines Vaters. Trotz der zweifellos vorhandenen Tendenz der antiken
Autoren, Titus zu heroisieren, beurteilt auch Donahue dessen
Regierungshandeln sehr positiv. Neben seinen administrativen und
wirtschaftlichen Fähigkeiten war ihm zufolge an Titus vor
allem die Stilisierung des Kaisers als autokratische Vaterfigur
bedeutsam. Trajan und die Adoptivkaiser sollten später
für ihre Selbstdarstellung von seinem Beispiel
profitieren.
Ähnlich positiv wurde Titus auch vom
bekannten Althistoriker Hermann Bengtson gesehen. Der deutsche
Historiker Karl Christ hingegen relativiert in seiner Geschichte
der Kaiserzeit diese positive Sicht des Titus etwas. Er betont zwar
die Kontinuität seiner Regentschaft zu der Vespasians und den
Gegensatz zum als tyrannisch empfundenen Domitian, verweist aber
auch auf kritische Stimmen von antiken Autoren wie Ausonius. Dieser
bezeichnete Titus als „glücklich durch die Kürze
seines Regiments“. Ähnlich äußerte sich
Cassius Dio (66, 18, 3). Christ weist auch darauf hin, dass das
Nachleben des Kaisers durch diese Kritiker nicht wesentlich
beeinflusst wurde. Seine Milde (clementia) wurde
sprichwörtlich und in Kunst und Kultur oft behandelt.
Titus in Kunst, Literatur und
Musik Wilhelm von Kaulbachs Monumentalgemälde
Zerstörung Jerusalems durch TitusInbesondere Titus' Eroberung
des Tempels von Jerusalem hat bildende Künstler zu Werken
angeregt. Nicolas Poussin schuf 1625 in Rom zu diesem Thema ein
repräsentatives Gemälde für Kardinal Francesco
Barberini, das seinen Ruf als Historienmaler bestärkte. Er
stellt Titus beritten mit einer an das Reiterstandbild Mark Aurels
auf dem Kapitol erinnernden Geste dar, mit der er die
Plünderung des Tempels durch seine Soldaten noch verhindern
will.
Das Monumentalgemälde Zerstörung
Jerusalems durch Titus hingegen, das Wilhelm von Kaulbach 1841-1846
im Auftrag König Ludwigs I. von Bayern schuf, erhöht
Titus, der in ähnlicher Pose zu Pferd dargestellt ist, zum
göttlichen Werkzeug, indem Propheten und Engel die
Zerstörung des Tempels als göttliches Strafgericht
erscheinen lassen. Das Werk, das in seiner Anlage und in vielen
Details zahlreiche antisemitische Klischees der
abendländischen Kunst vereint, gehört heute zur Sammlung
der Neuen Pinakothek in München.
Titus taucht schon früh als Figur der Oper
auf: Antonio Cestis Oper Il Tito nach einem Libretto von Nicolo
Beregan wurde 1666 in Venedig uraufgeführt. Die Oper spielt
zur Zeit der Eroberung Jerusalems.
Pietro Metastasios Opernlibretto La Clemenza di
Tito (1734) wurde von mehr als 40 Opernkomponisten des Barocks und
der Klassik vertont. Am bekanntesten ist bis heute die Vertonung
von Wolfgang Amadeus Mozart La Clemenza di Tito. Auch andere
bekannte Komponisten wie Antonio Caldara, Baldassare Galuppi,
Johann Adolf Hasse, Niccolò Jommelli, Ignaz Holzbauer und
Christoph Willibald Gluck komponierten Opern zu diesem Text. Titus
wird von Metastasio als tugendhafter, der Milde verpflichteter
Herrscher dargestellt, der den Fürsten des Absolutismus zum
Vorbild dienen sollte. Mit dem historischen Titus hat Metastasios
Darstellung allerdings wenig zu tun, vielmehr ist sein Libretto von
Pierre Corneilles Drama Cinna beeinflusst, das die Milde des
Kaisers Augustus gegenüber dem Verschwörer Gnaeus
Cornelius Cinna Magnus darstellte.
Literatur
Quellen Die wichtigsten antiken
Quellen zu Titus sind die Titusbiografie des Sueton (Suet. Tit.,
vgl. Weblink), Cassius Dio 66, 17-26 und der Jüdische Krieg
des Flavius Josephus (BJ). Auch wenn sich daraus ein recht
zuverlässiges Bild seines Lebens rekonstruieren lässt, so
gibt es doch einige Lücken etwa seine Tätigkeit in
Britannien betreffend. Insbesondere wird sein Geburtsdatum nicht
einheitlich überliefert. Philocalus bezeugt den 30. Dezember
39, Sueton dagegen nennt auch das Jahr 41, widerspricht sich damit
aber selbst. Cassius Dio ist in diesem Punkt genauer; er berichtet,
Titus sei bei seinem Amtsantritt am 24. Juni 79 39 Jahre, fünf
Monate und 25 Tage alt gewesen.
Sekundärliteratur Hermann
Bengtson: Die Flavier. Vespasian, Titus und Domitian. Geschichte
eines römischen Kaiserhauses. C.H. Beck, München 1979.
ISBN 3-406-04018- 7 Zusammenfassende Darstellung von einem der
bekanntesten deutschen Althistoriker der jüngeren
Vergangenheit.
Helmut Castritius: Die flavische Familie. Frauen
neben Vespasian, Titus und Domitian. In: Hildegard
Temporini-Gräfin Vitzthum (Hrsg.): Die Kaiserinnen Roms. C.H.
Beck, München 2002. S. 164–186, besonders S. 166-169.
ISBN 3- 406-49513-4 Überblick über die Rolle der
kaiserlichen Frauen in der Zeit der Flavier mit Diskussion der
Beziehung zwischen Titus und Berenike.
Karl Christ: Geschichte der römischen
Kaiserzeit. 4. Auflage. C.H. Beck, München 2002. S. 261ff.
ISBN 3-406-36316-4 Komprimierter Überblick mit
Quellenauszügen. Standardwerk für die römische
Kaiserzeit.
Brian W. Jones: The Emperor Titus. Croom Helm,
London 1984. ISBN 0-312- 24443-6 ISBN 0-7099-1430- X Grundlegend
für die Beschäftigung mit der Regierungszeit des Titus.
Jones hat ebenfalls eine Biografie über Domitian
verfasst.
Ines Stahlmann: Titus. In: Manfred Clauss (Hg.):
Die römischen Kaiser. 55 historische Portraits von Caesar bis
Iustinian. 2. Aufl. C.H. Beck, München 2001. S. 95-98. ISBN
3- 406-47288-5 Sehr knapper, aber gut
lesbarer und die wichtigsten Fakten enthaltender
Überblick.
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Titus Flavius Domitianus, im Deutschen meist kurz
Domitian genannt
(* 24. Oktober 51 n. Chr. in Rom, † 18. September 96 in
Rom)
Domitianus war römischer Kaiser von 81 bis
96.
Legenden (14. IX. 81 - 18. IX. 96)
Imperator Caesar Domitianus Augustus
> Ende? 83: Germanicus
tribunicia potestas I (30. IX. 81 - 13. IX. 82) -
XVI (ab 14. IX. 96) consul
des. ab 1. X. 70
I (suff.) III. - VI. 71
I des. II ab Mitte III. 72
II 1. I. - Mitte II. (?) 73
II des. III ab Mitte III. 74
III (suff.) 1. III.(?) - 30. IV. 75
III des. IV ab Mitte III. 75
IV (suff.) ab 13. I. (?) - Ende II. (oder III. - IV.?) 76
IV des. V ab Mitte III. 76
V (suff.) 13. I. (?) - Ende II. (oder III. - IV.?) 77
V des. VI ab Mitte III. 78
VI (suff.) 13. I.(?) - Ende II. 79
VI des. VII (suff.) ab Ende III. 79
VI des. VII (ord.) ab 24. VI. 79
VII 1. - 13. III. 80
VII des. VIII ab Mitte III. 81
VIII 1. - 13. I. 82
VIII des. IX ab Mitte III. 82
IX 1. - 13. I. 83
cos. IX des. X ab Mitte III. 83
X 1. - 13. I. (oder - Ende II.?) 84
XI 1. - 13. I. (oder - Ende II.?) 85
XII 1. - 13. I. 86
XIII 1. - 13. I. 87
XIV 1. - 13. I. 88
XV 1. - 13. I. 90
XVI 1. - 13. I. 92
XVI 1. - 13. I. 95
imperator
II vor Mitte III. 82
III-V 83
VI-VII 84
VIII Ende 84/Anfang 85
IX IV.(?) 85
X IX./X. 85
XI X./XI. 85
XII 86
XIII nach 14. IX. 86
XIV Ende 86
XV vor 14. IX. 88
XVI nach 14. IX. 88
XVII vor 7. XI. 88
XVIII-XX Ende 88 oder 1. Hälfte 89
XXI 89
XXII-XXIII 92
Reiche Prägung schon unter Titus und
Vespasian v.a. mit Legende: CAES(AR) AVG. F. DOMIT(IAN(VS)) (COS.
(...)) (AVR + ARG).Die Aes-Prägung folgt unter Vespasian im
wesentlichen diesem Legendenschema (unter Titus CAES. DIVI. (AVG.)
VESP. F. DOMITIAN(VS), außer bei Quadrantes wird aber in der
Regel weniger abgekürzt und die Ämtertitulatur zur
Avers-Legende vorgezogen.
Münzstätten als Augustus: Rom, Ephesos,
Lugdunum.
Hauptlegenden der stadtrömischen
Prägung:
bis 83 vorwiegend: IMP. CAES(AR) DOMITIANVS AVG. P(ONT.) (M.) (AVR
+ ARG)
84 vorwiegend: IMP. CAES. DOMIT(IANVS) AVG. GERM(ANICVS) mit
diversen Kürzungen (AVR + ARG)
ab 85 vorwiegend: IMP. CAES. DOMIT. AVG. GERM. P.M. TR.P. ... (AVR
+ ARG) daneben ab 88: DOMITIANVS AVGVSTVS (AVR + ARG)
bis 84: IMP. CAES. DIVI VESP. F. DOMITIAN. AVG. P.M. (AES)
84/85: IMP. CAES. DOMIT(IAN) AVG. GER(M). COS. X(I) (AES)
ab 85: IMP. CAES. DOMIT. AVG. GERM. COS. XI(-XVII) CENS. POT. (oder
PER.) P.P. (AES)
Quadrantes meist: IMP. DOMIT. AVG. GERM.
(AES)
Es ist eine Sondererscheinung, wenn Domitian den
allein von ihm beanspruchten Titel eines 'Censor perpetuus'
nennt.
Leben
Erste Regierungsjahre Domitian, der zwar von seinem Vater
Vespasian nicht bewusst zurückgesetzt, aber dennoch kaum auf
die Rolle des Princeps vorbereitet worden war, wurde nach dem
frühen Tod seines Bruders Titus am 13. September 81
römischer Kaiser. Zumindest am Anfang seiner Regierungszeit
erwies er sich als fähiger Regierungschef. Er bekämpfte
energisch die Korruption, brachte die Staatsfinanzen in Ordnung und
führte zahlreiche Bauvorhaben durch.
Den Senat brachte er aber offenbar recht schnell gegen sich auf,
weil er ihn kaum noch zu Rate zog und sich von seinem Umfeld als
dominus et deus („Herr und Gott“) anreden ließ.
Ähnlich wie vor ihm Caligula und nach ihm Commodus brach er
damit die "Spielregeln" des Prinzipats, denen zufolge der Kaiser
zwar faktisch alle Macht in Händen hielt, nach außen aber
die Rolle von Volk und Senat in Ehren hielt. Domitian scheint diese
seit Augustus übliche Fassade zumindest in der zweiten
Hälfte seiner Regierung immer weniger gepflegt zu haben und
durch die Offenlegung der tatsächlichen Machtverhältnisse
den Senat brüskiert zu haben.
83 n. Chr. führte der Kaiser, dem es an militärischem
Ruhm mangelte, einen erfolgreichen Kriegszug in Germanien gegen die
Chatten. Die Operationen führten zu kleineren Gebietsgewinnen
für die Römer, mussten dann aber abgebrochen werden, da
die Legionen an der Donau benötigt wurden: 85 n. Chr. drangen
die Daker in römisches Gebiet ein, ein römischer
Gegenangriff scheiterte zunächst kläglich. Der Kaiser
begab sich daraufhin selbst an die Front; die weiteren Kämpfe
verliefen wechselhaft. Schließlich schloss Domitian mit den
Dakern Frieden und ihr König Decebalus wurde offiziell
römischer Klientelkönig. In Britannien gelang es unter
Domitian, den römischen Machtbereich erheblich
auszuweiten.
Letzte Regierungsjahre und Ende In den letzten drei
Jahren seiner Regierungszeit wurde Domitian, der sich übrigens
auch als Mäzen der Künste betätigte (so
förderte er den bedeutenden Dichter Statius), zunehmend
misstrauisch und fürchtete ständig Verschwörungen
gegen ihn. Auslöser dafür dürften tatsächliche
Umsturzpläne gewesen sein; der erste scheint bereits 87
aufgedeckt worden zu sein.
Seit dem gescheiterten Usurpationsversuch des obergermanischen
Statthalters Lucius Antonius Saturninus steigerte sich Domitians
Furcht vor Attentaten immer mehr (übrigens ist bezeichnend,
dass die Revolte sehr rasch zusammenbrach, was dafür spricht,
dass der Kaiser so unbeliebt nicht gewesen sein kann). Mehrere
Senatoren ließ er aus geringfügigen Gründen
hinrichten, viele andere schickte er in die Verbannung. Viele der
Aktionen gegen vermeintliche oder tatsächliche
Verschwörer waren offenbar so willkürlich wie grausam.
Dabei ist es allerdings schwierig zu entscheiden, welche Rolle der
Kaiser tatsächlich spielte, da die beiden wichtigsten Quellen,
Sueton und Tacitus, ihn im Rückblick äußerst
feindselig und negativ schildern.
In jedem Fall scheint die Furcht des Kaisers vor
Verschwörungen die Zahl seiner Feinde nur noch weiter
erhöht zu haben. Auch vor seiner eigenen Familie hatte
Domitian - vielleicht mit gutem Grund - Angst. Den Mann seiner
Nichte Julia, der Tochter des Titus, ließ er hinrichten, sie
selbst wurde in die Verbannung geschickt. Er soll sogar die
Ermordung seiner Frau Domitia Longina geplant haben; sie
verbündete sich aber mit mehreren Vertrauten Domitians, die
ebenfalls um ihr Leben fürchteten. Am 18. September 96 wurde
Domitian von Mitgliedern seines eigenen Hauses umgebracht. Dabei
wehrte sich der Kaiser zunächst tapfer, wurde dann aber von
den Verschwörern brutal niedergemacht. Sein Nachfolger wurde
der verdiente Senator Nerva, dessen Position aber gefährdet
war, da Domitian bei Armee und Volk sehr beliebt gewesen war.
Die Germanienpolitik Domitians
Domitian als Unterwerfer
Germaniens Unter Domitian begann die Phase einer erneuten
(begrenzten) römischen Expansion rechts des Rheins im Bereich
der obergermanischen Heeresgruppe. Im Jahre 83 führte der
Princeps einen Feldzug gegen die Chatten durch. Dabei gelang die
Unterwerfung des Gebiets zwischen Taunus, Lahn und Main (Wetterau).
Die Annahme des Namens Germanicus, das ungeheure Gepränge, mit
dem der Triumph über die Germanen Ende 83 gefeiert wurde,
Münzlegenden, die Domitian mit Germania capta, de Germanis als
summus Rheni domitor feiern (bis zum Jahre 87), lassen darauf
schließen, dass der Princeps nach einem räumlich
begrenzten Erfolg das Germanenproblem endgültig als
abgeschlossen erklären wollte. Aus Analogien zu Vespasian und
Trajan geht hervor, dass mit Formulierungen wie Germania capta die
in Kämpfen errungene Einrichtung neuer Provinzen gefeiert
wurde. Mit der Erneuerung solcher alter Formeln sollte wohl jenes
nur scheinbar erfüllte Versprechen der endgültigen
"Befriedung Germaniens" als eingelöst dokumentiert
werden.
Errichtung der germanischen
Provinzen Nach einem erneuten Chattenkrieg im Jahre 85
gelang es Domitian, nach der Sicherung seines Teilerfolges im
Chattenland durch die Taunuskastelle die Bereiche des ober- und
niedergermanischen Heeres mit propagandistischem Aufwand in zwei
regelrechte Provinzen umzuwandeln und damit den endgültigen
Verzicht auf eine wirkliche Eroberung ganz Germaniens zu
verschleiern. Dieser Chattenkrieg stellt für längere Zeit
die letzte große militärische Machtdemonstration im
rechtsrheinischen Germanien dar. Anschließend wurde ein Teil
der Truppen an die Donau verlegt (Vorbereitung des
Dakerkrieges).
Lösung des
Germanienproblems Domitian hat so das seit Augustus
ungelöste Germanienproblem durch die offizielle Gründung
der beiden Provinzen Germania Superior und Germania Inferior
für beendet erklärt. Noch im Jahre 82 war in offiziellen
Dokumenten nur von der Germania die Rede gewesen. Kurz darauf
tauchen die ersten Inschriften auf, die von duae Germaniae
sprechen. Tilmann Bechert nimmt daher an, dass Germania inferior
etwa in den Jahren 83/84 seine lex provinciae erhalten hat, die
alle Fragen der Gerichtsbarkeit, Steuergesetzgebung und Verwaltung
in der Provinz gesetzlich und endgültig regelte. Anhand von
Militärdiplomen scheint die offizielle Einrichtung der beiden
Provinzen Ober- und Niedergermanien hingegen auf die Zeit zwischen
85 und 90 datierbar zu sein.
Die exakte Amtsbezeichnung des niedergermanischen
Statthalters lautete jetzt: legatus Augusti pro praetore Germaniae
inferioris (vorher: legatus Augusti pro praetore exercitus
Germanici inferioris). Seit dem Ende der 80er Jahre wurden aus den
Legaten der germanischen Heere consularische Statthalter der beiden
schmalen Grenzprovinzen Ober- und Niedergermanien. Im Rang und in
ihrer Laufbahn standen sie etwa zwischen den Statthaltern der
beiden moesischen und denen der großen, mit drei Legionen
besetzten Provinzen wie Britannien, wohin der militärische und
politische Aufstieg die Statthalter der germanischen Provinzen
häufig führte.
Census und Finanzverwaltung, damit auch das
gesamte Steuerwesen, unterstanden auch weiterhin dem Procurator von
Gallien (Sitz: Trier). Die Hauptstädte der beiden Provinzen
und Sitze der Statthalter blieben in Köln und Mainz, wo sich
auch das Oberkommando der beiden Heere befunden hatte.
Beendigung innergermanischer Aktivitäten
Roms Domitian und seine Berater hatten schnell erkannt,
dass der Wert der vertraglichen Beziehungen zu den germanischen
Stammeseliten bei ausreichender Stärke der römischen
Grenztruppen nicht hoch einzustufen war. Ein aktives Eingreifen in
innergermanische Konflikte im Sinne einer Schutzmacht stand nie zur
Diskussion. Als die Cherusker ein Jahr nach dem Chattenkrieg
Domitians von diesen bedrängt Rom um Hilfe baten, erhielten
sie eine abschlägige Antwort. Danach fanden nahezu keine
erkennbaren diplomatischen Aktivitäten jenseits des Limes
statt.
In Rom verfügte man bald wohl nur noch
über recht wenige aktuelle Informationen hinsichtlich der
Verhältnisse im unbesetzten Germanien, so dass man zu Beginn
der Markomannenkriege (166-172) diesbezüglich offenbar
ziemlich ahnungslos war. Wohl noch während der Regierungszeit
Domitians (sicher vor dem Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr.) bricht
auch der Zufluss römischer Funde nach Niedersachsen fast ganz
ab. Allerdings läßt sich zumindest im grenznahen Gebiet
römischer Einfluss auch noch nach dem Jahr 100 nachweisen; so
griff Antoninus Pius in innere Streitigkeiten bei den germanischen
Quaden ein.
In der außen- und militärpolititischen
Praxis ist Tiberius als Vorbild Domitians erkennbar. Dieser setzte
die Politik, die ihm in Senatskreisen größte
Vorwürfe einbrachte, fort, nämlich nur dann Kriege zu
führen, wenn sie unumgänglich waren, ansonsten aber die
Grenzsicherung zu verstärken.
Ungeachtet der negativen Darstellung in den
antiken Quellen, die Domitian als angeblichen Tyrannen ächten,
führt eine nüchternere Bewertung seiner Herrschaft zu
einer durchaus positiven Einschätzung: Außenpolitisch war
Domitian insgesamt durchaus erfolgreich: Seine Regierungszeit kann
daher als eine wichtige Vorbereitungsphase für die Erfolge
seines mittelbaren Nachfolgers Trajan gelten. Im Inneren schuf der
Kaiser eine reibungslose, nicht mehr korrupte Verwaltung (was sogar
Tacitus einräumen musste, der den Kaiser mit glühendem
Hass schildert); allerdings verkannte er die Bedeutung, die die
Wahrung eines "republikanischen" schönen Scheins noch immer
besaß, und schuf sich damit erbitterte Feinde unter den
Senatoren. Sein Andenken wurde nach seiner Ermordung daher
systematisch verdunkelt.
Literatur Brian W. Jones: The Emperor
Domitian. Routledge, London 1992. ISBN 0-415- 04229-1 Neuauflage
1993. ISBN 0-415-10195-6
Pat Southern: Domitian. Tragic tyrant. Routledge, London 1997. ISBN
0-415- 16525-3
Christian Witschel, Domitian; in: M. Clauss (Hg.), Die
römischen Kaiser. 55 historische Portraits von Caesar bis
Iustinian, München 1997, S.98-110.
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Adoptivkaiser
Mit der Adoption Trajans durch den greisen Kaiser
Nerva begann für das Römische Reich eine neue Epoche.
Durch das Heranziehen des jeweils "Besten" zur Nachfolge, sicherten
die Vorgänger das Imperium vor etwaigen Thronwirren.
Mitentscheidend dürfte gewesen sein, dass die Adoptivkaiser
bis zu Marc Aurel keine Kinder im regierungsfähigen Alter
hatten.
Ein anderer Grund war jener, dass man sich das
Imperium nicht mehr als eine Aneinanderreihung von Provinzen
dachte, sondern an eine Art antiken Commonwealth mit starker
italischer Prägung. All dies spiegelte sich fortan auch in der
Herkunft der Kaiser wieder. Trajan und Hadrian waren etwa
Spanier.
Erst Marc Aurel hatte mit Commodus einen Sohn,
den er als Nachfolger bestimmen konnte. Mit ihm unternahm er
zahlreiche Feldzüge und dieser folgte ihm schliesslich als
Erbkaiser nach. Marc Aurel hatte auch zum ersten Mal die
Doppelherrschaft verwirklicht und sich mit Lucius Verus einen
gleichrangigen Mitregenten geschaffen.
Unter Trajan errang das Römische Reich
militärisch seine grösste Ausdehnung. Hadrian konnte das
Erreichte absichern und Antoninus Pius das Imperium ohne
kriegerische Auseinandersetzungen regieren. Unter Marc Aurel
machten sich die ersten Anzeichen der bevorstehenden
Völkerwanderung bemerkbar. Nur unter grossen Anstrengungen
gelang es dem "Philosophen am Kaiserthron" die Machtstellung des
Imperiums zu halten.
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Marcus Cocceius Nerva
(* 8. November 30 in Narnia, † 28. Januar 98 n.Chr. in
Rom)
Nerva war römischer Kaiser von 18. September 96 bis 28. Januar
98 n.Chr..
Einleitung Mit der Ermordung
Domitians hatte die flavische Dynastie nach 27 Jahren ein
jähes Ende gefunden. Die Verschwörer fanden in Marcus
Cocceius Nerva einen Thronkandidaten, der die Herrschaft aus einem
notgedrungenen Überlebensinstinkt und nicht aus Machtstreben
heraus antrat.
Nerva wird von allen römischen
Geschichtsschreibern als alt und gebrechlich beschrieben. Auch soll
er dem Wein sehr zugetan gewesen sein und sehr an Übelkeit
gelitten haben. Leider ist über seine Familie sonst wenig
überliefert; auch ist unbekannt, ob und mit wem Nerva
verheiratet war.
Sieht man sich alle überlieferten Bildnisse
auf Münzen oder Statuen an, so ergibt sich ein
überraschend einheitliches Bild. Eng zusammenstehende Augen,
eine Hakennase und ein hagerer, eher verärgert wirkender
Gesichtsausdruck - besonders hervorgehoben durch seinen Mundpartie
- schienen das Markenzeichen des Mannes gewesen zu sein.
Da sich Nerva unter mehreren Kaisern in hohen
Positionen behaupten konnte, muss er grosse Kompetenz in
staatlichen Angelegenheiten gehabt haben. Die hohe Meinung und der
Respekt vor seiner Person führten ihn schliesslich auch ins
Kaiseramt.
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Marcus Ulpius Traianus
(* 18. September 53 n.Chr. in Italica (Spanien), † 7. August
117 n.Chr. in Selinus (Kleinasien))
Traianus war vom 28. Januar 98 n.Chr. bis 7.
August 117 n.Chr. römischer Kaiser.
Legenden (28. I. 98 - 7. VIII. 117)
ab IX. 97: Imperator Caesar Nerva Traianus
ab I. 98: Imperator Caesar Nerva Traianus Augustus
XI. 97: Germanicus
Herbst 98: Pater Patriae
Herbst 102: Dacicus
VIII. 114: Optimus
II. 116: Parthicus
tribunicia potestas I (28. X. 97 - 9. XII. 97),
II (10. XII. 97 - 9. XII. 98) - XXI (ab 10. XII. 116)
consul
I 1. I. - 30. IV. 91
II 1. I. - VI. 98
II des. III ab X. 98(?)
III 1. I. - 28. II.(?) 100
III des. IV ab X. 100
IV 1. I. - Ende III. 101
IV des. V ab X. 102
V 1. I. - 13. I. 103
V des. VI ab X. 111
VI 1. - 13. I.(?) 112
imperator
II Herbst 101
III Frühjahr 102
IV Herbst (vor 19. XI.) 102
V VII. (VIII.?) 106
VI VIII. (oder Herbst) 106
VII IX.(?) 114
VIII X./XI.(?) 114(?)
IX-XI 115
XII-XIII vor 8. IX. 116
Reichsprägung in Rom, Kleinasien und
Metalla-Prägungen
Hauptlegenden:
ab 98: IMP. CAES. NERVA TRAIAN. AVG. GERM. (DACICVS) (P.M.) (TR.P.
(VI(I))) (AVR/ARG/AES)
98-105 auch: IMP. NER(VA) (CAES.) TRAIAN(VS) AVG. GER(M.) (P.M.
oder DACICVS) (AES)
ab etwa 106: IMP. TRAIANO AVG. GER. DAC. P.M. TR.P. (COS. V(I) ,
eventuell DES. VI) (P.P.) (AVR + ARG)
ab etwa 106: IMP. CAES. NERVAE TRAIANO AVG. GER. DAC. P.M. TR.P.
COS. V(I) P.P. (AES)
ab 115: IMP. CAES. NER. TRAIAN. OPTIM. AVG. (GER(M.) DAC.
(PARTH(ICO)) und/oder P.M. TR.P. COS. VI P.P. in diversen
Kombinationen) (AVR/ARG/AES)
von etwa 103-114 auf (AES)-Reversen fast immer S.P.Q.R. OPTIMO
PRINCIPI S.C.
posthume Prägung unter Hadrian DIVVS TRAIANVS mit diversen
Titeln
Einleitung Trajan war unter den
römischen Kaisern einer der Bedeutungsvollsten. In seiner
19-jährigen Amtszeit erreichte das römische Imperium
seinen machtpolitischen Höhepunkt. Trajans aufgeklärter
Absolutismus gab Rom inneren Frieden und eine Verwaltung mit hohem
Organisationsgrad.
Plinius berichtet, dass Trajan ein Mann von
erstklassiger Haltung und hochgewachsener Statur mit wohlgeformten
Schädel und edlen Gesichtszügen gewesen ist. Beim
Amtsantritt war er Mitte 40 und zeigte durch ergrautes Haar bereits
Anzeichen des beginnenden Alters, was ihm majestätische
Züge verliehen haben soll. Die überlieferten Bildnisse
zeigen einen energischen Mann mit charakteristischen
Gesichtszügen und Frisur.
In einer Nebenbemerkung von Cassius Dio wird von
den negativen Eigenschaften des Kaisers erzählt. Dort heisst
es, er habe eine Schwäche für Wein und die Liebe zu
Knaben gehabt. Einmal soll er sich in einen Pantomimen namens
Pylades verliebt haben; liess sich jedoch weder zu Torheiten noch
zu Ausschweifungen hinreissen. Weiterhin berichtet er, dass Trajan
ein Mann von geringer Bildung war. Dies gereichte ihm jedoch durch
seine organisatorischen und praktischen Fähigkeiten nicht zum
Nachteil.
Trajans Begeisterung für kriegerische
Auseinandersetzungen kann man einerseits in seiner
Jagdleidenschaft, andererseits in seinen ausgedehnten
Feldzügen deutlich erkennen.
Herkunft, Jugend &
Karriere Marcus Ulpius Traianus wurde am 18. September 53
n.Chr. in Italica bei Sevilla in der Provinz Spanien geboren und
somit der erste nicht-italische, römische Kaiser. Der Ursprung
seiner Familie war, bevor sie nach Südspanien zog, im
norditalischen Tuder (Umbrien).
Sein Vater gleichen Namens konnte auf eine
beachtliche Militär- und Zivilkarriere zurückblicken.
Während des Jüdischen Krieges von 67 n.Chr. hatte dieser
die legio X Fretensis kommandiert. Um 70 n.Chr. wurde er ins
Konsularenamt berufen und bald darauf als Statthalter nach Syrien
entsandt. Es folgte ein ähnlicher Posten in der spanischen
Baetica und gegen Ende seines Lebens fungierte er als Statthalter
der Provinz Asia. Er verstarb kurz vor 100 n.Chr. Die Herkunft
seiner Mutter Marcia ist unbekannt.
Die Verdienste seines Vaters erleichterten Trajan
seine Karriere. So konnte er in den 70er Jahren unter ihm als
Militärtribun in Syrien dienen. Bald darauf avancierte er zum
Kommandanten der in den 80er Jahren im nordspanischen Legio (Leon)
stationierten legio VII Gemina. Im Jahre 89 n.Chr. zog er mit
diesen Truppen an den Rhein um für Domitian die Rebellion des
obergermanischen Statthalters Saturninus niederzuschlagen. Aufgrund
des langen Anmarsches kamen sie jedoch zu spät, um noch in die
Kämpfe eingreifen zu können. Insgesamt hatte Trajan zehn
Jahre als Militärtribun gedient.
Trajan und Domitian verstanden sich gut
miteinander und so wurde er um 85 n.Chr. zum Praetor und 91 n.Chr.
zum Konsul ernannt. Die engen Beziehungen zum Kaiser wurden nach
dessen Ermordung geflissentlich verschwiegen, ebenso seine
spanische Herkunft.
Der Machtwechsel Bei der
Inthronisierung Nervas im Jahre 96 n.Chr. wurde Trajan zum
Statthalter von Obergermanien berufen. Gegen Ende des Jahres
erreichte ihn dort ein Brief des greisen Kaisers, in dem er ihm die
Adoption ankündigte. Anfängliche Zweifel über die
Echtheit des Briefes wichen bald der Erkenntnis, dass auch Augustus
seinerzeit auf das Mittel der Adoption bei der Wahl seines
Nachfolgers zurückgegriffen hatte.
Es ist heute schwer abzuschätzen, ob Trajan
bereits mit diesem Schritt gerechnet hat. Einer Version der
Geschichte zufolge soll es sich um einen verdeckten Staatsstreich
gehandelt haben. Es wird jedoch eher davon ausgegangen, dass sich
Freunde Trajans in Rom geschickt für ihn eingesetzt haben, um
so Kaiser Nerva einen Ausweg aus seiner verzwickten Lage zu
ermöglichen. So wurden zwei Fliegen mit einer Klappe
geschlagen.
Das Machtgefüge Roms stand in jenen Tagen
nicht in bestem Zustand. Nerva kämpfte gerade mit einer
Meuterei der Prätorianer unter ihrem Kommandanten Casperius
Aelianus. Trajan löste das Problem nicht dadurch, dass er in
Rom die Ordnung wiederherstellte, sondern er liess die
Aufrührer unter dem Vorwand eines Sonderauftrages nach
Germanien kommen, um sie weit von der Hauptstadt hinzurichten.
Dadurch konnte Nervas Regiment stabilisiert werden, ohne dass sich
Trajan in der Hauptstadt hatte blicken lassen. Dieser Schachzug
brachte beiden Anerkennung.
Nach Nervas Tod am 28. Januar 98 n.Chr. musste
Trajan auch nicht nach Rom eilen, um sich die Macht zu sichern.
Statt dessen ging er, nachdem die Verhältnisse in seiner
eigenen Provinz geregelt worden waren, auf Inspektionsreise an
Rhein und Donau. Auch dies hatte politische Gründe. Domitian
hatte die vermehrte Bedrohung der Donaugrenze erkannt und die
Truppen in diesem Gebiet verstärkt, so dass ein Drittel aller
römischen Legionen an der Donau standen.
Der ehemalige Kaiser war hier immer noch beliebt
und das persönliche Erscheinen Trajans sollte allfällige
Unruheherde von vorneherein unterbinden. Auch könnten bereits
Vorbereitungen für den künftigen Dakerfeldzug getroffen
worden sein. Plinius berichtet, dass Trajan am Donauufer stand,
aber den Strom nicht überquerte, da sich kein Feind zeigte.
Mut und Mässigung sollten auch die Grundsätze seiner
Regierung werden.
Herrschaft und Wirken I (Rom) Im
Spätsommer 99 n.Chr. wurde Trajan in der Hauptstadt mit
grossem Jubel empfangen. Die Dächer sollen sich unter dem
Gewicht der Schaulustigen gebogen haben. Der Kaiser zog es vor zu
Fuss Einzug zu halten. Danach umarmte er die Senatoren und mischte
sich unter das Volk.
Während der ersten fünf Jahre seiner
Herrschaft war er für die Menschen ein Kaiser zum Anfassen. So
konnte er den Zuspruch der Menge für sich gewinnen. Politisch
machte er anfangs jedoch keinen Versuch die Macht mit irgend
jemandem zu teilen und beanspruchte ebenfalls den absolutistischen
Weg Domitians für sich. Im Gegensatz zu diesem verhielt er
sich den Senatoren gegenüber würdevoll und
zurückhaltend.
Dass der neue Kaiser das Wohlwollen des Senats
für sich beanspruchen konnte, geht aus Überlieferungen
des Schriftsteller und Konsuls Plinius hervor. In einer Rede, die
bei einer Senatsversammlung am 1. September 100 n.Chr. gehalten
wurde, war Trajan gepriesen worden. Die (später erweiterte)
schriftliche Version der Laudatio hätte für einen sechs
Stunden dauernden Vortrag gereicht. Sie stellt Trajan als
kraftstrotzenden Mann dar, der zur Entspannung ausgedehnte
Jagdausflüge unternimmt aber gleichzeitig der Inbegriff
für Frömmigkeit und Tugend ist. Auch seine Gattin Plotina
wird dabei mit positiven Eigenschaften überhäuft. In
Summe wirkt die Ansammlung von Superlativen jedoch
ermüdend.
Aber auch andere Berichte weisen dem Herrscher
sehr positive Züge zu und deuten auf seine Fähigkeiten
sich um das Wohl von Staat und Volk erfolgreich bemüht zu
haben. Der Mediziner Galen schreibt noch ein Jahrhundert nach
Trajan, dass dieser das Strassensystem Italiens instand gesetzt
hat. In nassem oder sumpfigen Gelände hat er die Wege
befestigen, einige mit Dämmen absichern lassen. Wo es
nötig war, wurden neue Brücken errichtet. Zahlreiche
Inschriften legen Zeugnis von dieser regen Bautätigkeit
ab.
Anlässlich der Thronbesteigung wurden in der
Regel Sondersteuern erhoben. Trajan verzichtete auf sie und die
Steuerlast in den Provinzen wurde verringert. Die domitianische
Linie der harten Hand gegenüber den Statthaltern wurde
ergänzt durch die Auswahl geeigneter Fachleute für die
Finanzprokuraturen. Die Unzufriedenheit unter den bisherigen
Amtsinhabern hatte in einigen Provinzen zu einem Finanzchaos
geführt.
Über Trajans Familie ist nur wenig bekannt.
Seine Frau Pompeia Plotina kam aus Nemausus (Nimes) in Gallien und
wurde um 70 n.Chr. geboren. Beide waren schon einige Zeit
miteinander verheiratet, als Trajan von Nerva adoptiert wurde. Ob
dieser Verbindung Kinder entsprungen sind ist nicht bekannt.
Jedenfalls wurde ihr untadeliger Lebenswandel bewundert. Sie wurde
105 n.Chr. als Augusta geehrt und verstarb im Jahre 123
n.Chr..
Trotz dieser positiven Eigenschaft bewies sie
einiges Geschick im Spinnen von Intrigen, als sie es schaffte -
gegen den Wunsch ihres Ehemanns - Hadrian zur Heirat mit Trajans
Nichte zu überreden. Gerüchten zu Folge soll sie alle
Nachweise, dass ihr Mann Hadrian adoptiert hatte, gefälscht
haben.
Trajans Schwester Ulpia Marciana wurde ebenfalls
105 n.Chr. zur Augusta ernannt. Als sie noch im selben Jahr
verstarb sogar vergöttlicht und ihr Titel an ihre Tochter
Matidia weiter verliehen, die 119 n.Chr. verstarb. Und auch der
Vater von Trajan wurde unter den Göttern eingereiht.
Herrschaft und Wirken II (Dakien) Als
Feldherr und Truppenkommandant war Trajan hochbegabt. Die
Beliebtheit bei den Soldaten fusste unter anderem in seiner
Bereitschaft alle Widrigkeiten und Gefahren des Krieges mit ihnen
zu teilen. Bei Amtsantritt herrschte an den Grenzen im wesentlichen
Ruhe. Die Feldzüge Domitians hatten auch die Donaugrenze
einigermassen einen friedlichen Charakter zurückgegeben. So
wurden alle Feldzüge Trajans vor allem aus drei Gründen
heraus betrieben: erstens seine persönliche Vorliebe für
das Soldatenleben, zweitens um von innenpolitischen Krisen
abzulenken und drittens um die Soldaten beschäftigt zu
wissen.
Schon bald nach seinem Regierungsantritt scheint
Trajan einen militärischen Geheimdienst zum Schutz der
Regierung und seiner Person aufgebaut zu haben. Die wichtigsten
Agenden dieses Dienstes wurden den frumentarii übertragen.
Ursprünglich handelte es sich dabei um im militärischen
Verpflegswesen tätige Kuriere. Sie operierten von ihrem castra
peregrinorum (Hauptquartier auf dem Caelius in Rom) aus und
unterhielten an den Strassen ausserhalb der Hauptstadt
Stützpunkte.
Zudem schuf der Kaiser mit den equites singulares
eine neue Leibwache aus Kavallerieeinheiten. Die Mitglieder dieser
vorerst 500 Mann, später 1000 Mann, starken Truppe wurden
sorgfältig aus Germanen und Pannoniern der in diesen Provinzen
beheimateten berittenen Auxiliareinheiten ausgewählt. Sie
bildeten ein Gegengewicht zur italisch geprägten
Prätorianergarde.
Die beiden ersten grossen Feldzüge richteten
sich gegen das mächtige Königreich Dakien nördlich
der unteren Donaugrenze im Gebiet des heutigen Rumänien. Schon
Domitian hatte von 85 bis 89 n.Chr. gegen die Daker gekämpft
und Mühe gehabt sie von römischem Territorium
fernzuhalten. Schon bald hatte sich der Dakerkönig Decebalus
über den damals geschlossenen Friedensvertrag hinweggesetzt.
Über die Notwendigkeit des Krieges kann heute nur mehr
spekuliert werden. Auf alle Fälle wollte Trajan künftigen
Konflikten ein für alle Mal vorbeugen.
Anfang 101 n.Chr. verliess der Kaiser die
Hauptstadt und zog mit seinen Truppen über die Donau tief in
dakisches Gebiet. Bei Tapae wurde gegen Jahresende ein feindliches
Heer besiegt. Während des Winters unternahm Decebalus einen
Gegenangriff und überquerte die untere Donau. Die Angreifer
wurden jedoch über den Fluss zurückgeworfen.
Im Jahr darauf konnte der Krieg für
Römer siegreich beendet werden. Trajan hatte einen weiteren
tiefen Vorstoss ins Reich der Daker gewagt und sein Lager vor deren
Hauptstadt Sarmizegethusa aufgeschlagen. Decebalus ersuchte um
Frieden und erhielt ihn unter einigermassen akzeptablen
Bedingungen. Sein Reich wurde jedoch drastisch beschnitten. Als
Trajan nach Rom zurückkehrte, veranstaltete er einen grossen
Triumphzug und der Senat verlieh ihm den Titel Dacicus.
Der Friedensvertrag hielt nicht so lange, wie die
Römer gehofft hatten und im Jahre 105 n.Chr. zog Trajan
abermals gegen Decebalus. Da der Anmarsch einige Zeit in Anspruch
nahm, hatten die Daker die Gelegenheit genutzt um die
römischen Aussenposten einzunehmen und Verbündete zu
sammeln.
Aber auch die Römer hatten die Jahre genutzt
und ihre Ingenieurleistung eingesetzt. Apollodorus von Damaskus,
der Chefarchitekt des Kaisers, hatte eine gewaltige
Donaubrücke errichten lassen. Cassius Dio zufolge soll die
Brücke alle anderen trajanischen Bauten an Bedeutung
überragt haben. Nun konnten die römischen Soldaten
einfach und schnell das Ufer wechseln.
Auch die militärische Organisation hatte
sich unter Trajan verändert. Die klassische Legionsstärke
war etwas vermindert worden. Insgesamt marschierten 66.000
Legionäre in 14 Legionen (von insgesamt 30) in Dakien ein oder
sicherten die Donaugrenze im Operationsgebiet. Zählt man alle
Legionen, Hilfstruppen, abkommandierten Teilstreitkräfte und
die Flotteneinheiten zusammen, waren an die 200.000 Mann für
das Gelingen des Feldzuges bereitgestellt worden. So wurden auch
11.000 Mann Spezialtruppen mitgeführt, die in numeri bzw.
symmacharii zu je 300 Mann gegliedert waren. Sie stellten Trajans
Versuch dar, die besonderen Eigenschaften und Fähigkeiten von
Volksgruppen gebündelt zum Einsatz zu bringen.
Der Anmarsch der römischen Legionen liess
die meisten Bundesgenossen von Decebalus abfallen. Trotz eines
missglückten Attentats auf den Kaiser rückte Trajan bis
zur Hauptstadt Sarmizegethusa vor. Diesmal gab es keine
Friedensverhandlungen. Die Stadt wurde erobert, der Staatsschatz
des Königshauses nach Rom verbracht und der König gejagt.
Dieser nahm sich das Leben um der Gefangennahme zu entgehen. Sein
Kopf wurde auf den Stufen des Capitols zur Schau gestellt. Ende 106
n.Chr. waren alle verbliebenen Widerstandsnester besiegt und Dakien
wurde als Provinz dem Imperium hinzugefügt.
Die Rückkehr aus den neueroberten Gebieten
feierte Trajan mit einem erneuten Triumphzug, in dessen Rahmen eine
reihe extravaganter Spiele veranstaltet wurden. Zehntausend
Gladiatoren traten in den Arenen auf und elftausend Tiere mussten
ihr Leben bei den Tierhetzen lassen.
Die Kriegsbeute war beachtlich. 50.000
Kriegsgefangene, 500.000 Pfund (ca. 163 Tonnen) Gold (allerdings in
minderer Legierung) und eine Million Pfund (ca. 327 Tonnen) Silber
wurden der römischen Wirtschaft zugeführt. Den
grössten Teil verwendete der Kaiser für öffentliche
Bauten. In Ostia wurde hinter dem Hafen des Claudius ein weiteres
Hafenbecken in Hexagonalform samt Infrastruktur aus dem Boden
gestampft. Überall entstanden neue und verbesserte
Marktplätze und ein neues überdachtes Forum ergänzte
diese rege Bautätigkeit.
Dieses Forum Traiani (Trajansforum) wurde am 1.
Januar 112 n.Chr. eingeweiht und die Trajanssäule  , eine Siegessäule auf
die Dakerkriege, folgte im Mai 113 n.Chr.. Die Trajansthermen (109
n.Chr.) auf dem Gelände von Neros Goldenem Haus, die Naumachia
Traiani (Amphitheater für nachgestellte Seeschlachten) und die
Aqua Traiani (109 n.Chr.), Roms letztes grosses Aquädukt,
ergänzten die Wirtschafts- und Siegesbauten.
Mit den Trajansthermen wurde der erste wirklich
grosse Thermenbau der Hauptstadt unternommen. Alle anderen
bekannten Grossanlagen stammen aus späterer Zeit. Allein das
eigentliche Bad war dreimal so gross wie das der Thermen des Titus.
Der Bau wurde von Apollodorus durchgeführt, der die
Möglichkeiten der römischen Betonbauweise hier vollkommen
ausschöpfte.
Das Trajansforum wurde ebenfalls von Apollodorus
entworfen und sollte das grösste aller Kaiserforen bleiben.
Mit einer Fläche von 166 mal 110 Metern schnitt sich das
Gebäude tief in den Quirinal ein. Auf drei stufenförmigen
Terrassen war Platz für mehr als 150 Geschäfte. Die
Hallen waren aus Beton und harte im Ofen gebrannten
hitzebeständigen Ziegelsteinen gebaut.
Herrschaft & Wirken III
(Verwaltung) Zwischen all seinen Feldzügen fand
Trajan genügend Zeit, sich um die Verwaltung des Reiches zu
kümmern. Er hielt sich dabei streng an die überlieferten
Traditionen. Deshalb kam bei seinem Regierungsantritt kam zum
ersten Mal zum Vorschein, wie viel der römische Staat bereits
an reiner Formalität angesammelt hatte. Beispielsweise
schwörte der Kaiser bei Amtsantritt und Niederlegung des
Konsulats nach altem Brauch die Gesetze einzuhalten; wo er doch der
Kaiser war und Gesetze und Konsulatsernennungen nach belieben
erlassen konnte. So wurden auch die Rechte der Senatoren nicht
angetastet.
Die materiellen Belange der Bevölkerung
nahmen einen grossen Stellenwert in Trajans Regierungsprogramm ein.
Viele seiner Bauten hatten einen betont wirtschaftlichen Charakter.
Die Getreideversorgung wurde durch den Hafenneubau und die
Straffung der Transportkapazitäten sichergestellt. Die freie
Getreideverteilung in der Hauptstadt konnte dadurch weiter
ausgebaut werden. Der Empfängerkreis war unter Trajan so gross
wie noch nie.
Trajan nahm sich auch der Waisenkinder an, indem
er einen eigenen staatlichen Etat für deren Unterhalt, die
sogenannte alimenta schuf. Dieses System der Sozialfürsorge,
war für antike Verhältnisse äusserst
fortschrittlich, und wurde in den Grundzügen noch von Kaiser
Nerva entworfen. Den Erfolg der Umsetzung konnte nun Trajan
für sich in Anspruch nehmen. Die alimenta waren zwar auf das
römische Kernland beschränkt, doch wiesen sie für
etwa zwei Jahrhunderte den Weg in der Sozialfürsorge.
Bei der Auswahl der Finanzprokuratoren bevorzugte
Trajan erstmalig Fachleute. Viele Städte waren im Laufe der
Zeit in Finanznöte geraten und mussten unter kaiserliche
Kuratel gestellt werden. Damals berühmte Experten waren in
Achaea Sextus Quinctilius Valerius Maximus und in Bithynien der
Historiker Plinius der Jüngere. Einige Briefe aus der
Korrespondenz zwischen Plinius und dem Kaiser sind erhalten
geblieben und zeigen die rege Anteilnahme des Kaisers am Wohl der
Bevölkerung in den Provinzen und die Sorge vor zu viel
Einmischung in die Angelegenheiten der Städte.
Überall im Reich wurden Veteranenkolonien
für pensionierte römische Soldaten gegründet.
Darunter waren u.a. Timgrad in Nordafrika, Nijmwegen und Xanthen im
Rheinland und der Neubau der dakischen Hauptstadt.
Trajans Bestreben lag darin, Diener und
Wohltäter der Menschheit und Statthalter der himmlischen
Mächte auf Erden zu sein. So regierte er im Gegensatz von
dominus et deus (Herr und Gott) eines Domitian wieder im
augusteischen Vorbild des princeps. Auf vielen seiner Münzen
wurde dies seit 103 n.Chr. zum Ausdruck gebracht. Er
verknüpfte die Bezeichnung mit optimus (der Beste), was
natürlich wieder an Optimus Maximus, den Beinamen Iuppiters
erinnern sollte. Manche antike Autoren stellten Trajans Leistungen
sogar über die eines Augustus. Im geschichtlichen Kontext ist
dies jedoch nicht zu rechtfertigen.
Herrschaft & Wirken IV
(Parthien) Zwischen 107 und 113 n.Chr. herrschte im
grossen und ganzen Frieden im Römischen Reich. Doch im Jahre
114 n.Chr. zog Trajan erneut in den Krieg und ab diesem Zeitpunkt
verbrachte er den Rest seines Lebens hauptsächlich auf
Feldzügen an der Ostgrenze. Vor dem neuen Krieg war bereits
die Provinz Arabien mit der Hauptstadt Petra errichtet
worden.
Diesmal war der Gegner das Reich der Parther. Im
Verlauf der bisherigen römischen Geschichte hatten parthische
Heere des öfteren römische Legionen besiegt, doch nun war
ihr Reich am Zerbröseln. Die innenpolitische Schwäche
versuchten sie durch militärische Aussenpolitik
wettzumachen.
Der unmittelbare Anlass für die
römisch-parthische Auseinandersetzung war das Königreich
Armenien, einem Pufferstaat zwischen beiden Mächten. Die
Parther waren in das Land eingedrungen und hatten einen ihnen
genehmen Marionettenkönig eingesetzt. Damit war das
empfindliche Gleichgewicht der Kräfte im Osten gestört
worden. Zunächst schien Trajan den Konflikt noch auf
diplomatischem Weg lösen zu wollen, scheiterte aber vermutlich
an der parthischen Innenpolitik.
Jetzt reagierte Trajan entschlossen. Er
marschierte in Armenien ein, stürzte die Monarchie und machte
das Gebiet zur römischen Provinz. 115 n.Chr. weitete er sein
Operationsgebiet aus und in einem ebenso genialen wie
spektakulären Vorstoss eroberte er Mesopotamien samt der
parthischen Hauptstadt Ctesiphon (unweit von Bagdad). Für die
Zeit der Eroberung hatte nun Rom einen Brückenkopf am
Persischen Golf.
Der erzielte Erfolg war jedoch nicht von langer
Dauer. In den letzten Monaten seines Lebens musste Trajan eine
Reihe von Niederlagen einstecken. Ende 116 n.Chr. erhoben sich die
Einwohner Südmesopotamiens gegen die Besatzungsmacht und der
Aufstand konnte nur mit Mühe niedergeschlagen werden.
Gleichzeitig vereinigten sich die zersprengten parthischen Heere
und griffen die Römer im Norden des Landes, in Adiabene und in
Armenien an. Damit wollten sie Trajans Nachschublinien
unterbrechen.
Trotz aller Widrigkeiten blieben die Römer
einigermassen Herr der Lage. In Ctesiphon wurde ein
Marionettenkönig der Parther eingesetzt, doch konnte sich
dieser nicht behaupten. Um einer drohenden Niederlage auszuweichen,
entschloss sich Trajan seine Truppen aus Parthien vorläufig
abzuziehen.
117 n.Chr. misslang den Römern die Einnahme
der Wüstenstadt Hatra. Bei einem Ritt um die Stadtmauer
verfehlte eine Pfeil nur knapp den Kaiser und tötete einen
Leibwächter. Die Situation der Belagerer verschlechterte sich
zunehmend und Trajan gab die Belagerung auf.
Zum selben Zeitpunkt erhob sich die jüdische
Bevölkerung der Cyrenaica im heutigen Syrien. Hier spielten
nicht nur Unmut gegen die römische Herrschaft (insbesondere
gegen den fiscus Iudaicus (von Vespasian eingeführte
Sondersteuer für Juden)), sondern auch Erwartungen eines
kommenden Messias eine Rolle. Viele Juden waren einmal Untertanen
der Parther gewesen und durch deren föderales Regierungssystem
kaum mit der Staatsmacht in Berührung gelangt. Zudem war zu
befürchten, dass nach der Zerschlagung des parthischen Reiches
der Fernhandel zum Erliegen gebracht werden könnte.
Der Aufstand wurde von einem gewissen Andreas
Lukuas angeführt, der sich zuerst nicht gegen die Römer,
sondern gegen die griechischen Mitbewohner wandte. Seine Erhebung
wurde grausam niedergeschlagen. 220.000 Menschen sollen dabei den
Tod gefunden haben.
Die Unruhen griffen auf Zypern und - was noch
schwerwiegender war - auf Ägypten über. So musste der
römische Heerführer Quintus Turbo mit seiner riesigen
Streitmacht an zwei Unruheherden gleichzeitig kämpfen. Die
Feindseligkeiten zwischen Juden und Griechen in Ägypten wurden
ebenfalls unter grossen Schwierigkeiten und Opfern
niedergerungen.
Auf Zypern hatten rebellierende Juden unter ihrem
Anführer Artemion die Stadt Salamis verheert. In Judäa
selbst konnte ein Aufstand durch Roms fähigsten
Reiterführer, dem Mauretanier Lusius Quietus, schnell und
gewaltsam ein Ende bereitet werden. Schwierigkeiten entwickelten
sich nun auch an der Nordgrenze. Trajan liess seine Armee in Syrien
zurück und begab sich nach Rom um die Probleme in den Griff zu
bekommen.
Tod Die Lage des Reiches war in
kürzester Zeit schwierig geworden, doch Trajan wollte sich
trotz seines Alters den Herausforderungen stellen. Er sollte jedoch
nicht mehr dazu kommen.
Seit der Belagerung von Hatra hatte sich der
Gesundheitszustand des Kaisers zunehmend verschlechtert. Als er
sich auf den Weg von Syrien nach Rom begab, litt er bereits unter
Kreislaufstörungen und Wassersucht. Er selbst führte sie
auf eine Vergiftung zurück. Im weiteren erlitt er einen
Schlaganfall, der ihn teilweise lähmte.
Als Trajan am 9. August 117 n.Chr. die Stadt
Selinus in der kleinasischen Provinz Kikilien erreichte, verstarb
er plötzlich. Der Leichnam wurde zur Einäscherung nach
Rom überführt. Dort wurden seine Überreste in einer
goldenen Urne im Sockel seiner Siegessäule beigesetzt.
Bewertung Trajan gilt zurecht als
einer der grössten Kaiser Roms. Seine Leistungen blieben
für immer unübertroffen. Würde man die Wichtigkeit
der Kaiser reihen, so hätte er sicher seinen Platz gleich
hinter Augustus. Seine Familie kann als Beispiel für den
Aufstieg von Provinzialen in die herrschende Schicht Roms
gelten.
Trajan vereinigte militärisches und
organisatorisches Talent in einer Person. Weiters kam ihm zugute,
dass einige Projekte bereits angedacht (Alimentarwesen) bzw.
begonnen worden waren (Weiterentwicklung der Verwaltungsreform
Domitians). So konnte er dem gemeinen Römer all das geben, was
er sich am meisten wünschte: einen gerechten Kaiser, eine
florierende Wirtschaft, angemessene Steuern, öffentliche
Bauten, Brot und Spiele sowie militärische Triumphe.
Obwohl Trajans Bildung einiges zu wünschen
übrig liess, hatte er einen Bericht über seine
Dakerkriege verfasst. Leider sind nur fünf Worte davon
überliefert: inde Berzobim, deinde Aizi processimus (Wir
rückten dann gegen Berzobim vor, anschliessend gegen
Aizi).
Trajan hatte so viele Bauten errichten lassen,
dass ihn Kaiser Konstantin Jahrhunderte später wegen der
vielen Inschriftentafeln eine „Kletterpflanze an
Steinmauern“ nannte.
Gegen Ende seiner Regierung hatte Trajan mit
gesundheitlichen Problemen und militärischen
Rückschlägen zu kämpfen. Die eroberten Provinzen im
Osten mussten unter seinem Nachfolger Hadrian aufgegeben werden;
Armenien blieb aber weiterhin römische Einflusszone.
Sein Ruf eines vorbildlichen Herrschers
überdauerte die Jahrhunderte. Zusammen mit Augustus legte man
an ihm die Massstäbe künftiger Herrscher. Noch im vierten
Jahrhundert beteten Senatoren zu den Götten, dass ein neuer
Kaiser „glücklicher als Augustus und besser als
Trajan“ sein möge. Die interessanteste Kuriosität
dürfte jedoch sein, dass ihm der spätmittelalterliche
Dichter Dante als einzigem nichtchristlichen Kaiser einen Platz im
Paradies zuerkannte.
Zitate von und über
Trajan Trajan (Antwortschreiben auf eine Anfrage des
Statthalters Plinius über die Behandlung von Personen, die als
Christen denunziert worden sind)
„Mein lieber Plinius, Du bist in dieser
Sache verfahren, wie Du solltest, und hast die Fälle
derjenigen, die man Dir vorgeführt hat, genau erforscht, bevor
Du sie als Christen angeklagt hast, denn es gibt kein einheitliches
Verfahren, das überall angewendet werden könnte. Diese
Leute sollen keine Sonderbehandlung bekommen: Wenn sie vor Dich
gebracht werden und die Anklage begründet ist, müssen sie
bestraft werden; doch wenn einer leugnet Christ zu sein, und den
sichtbaren Beweis liefert, indem er zu unseren Göttern betet,
soll ihm die Strafe erlassen werden, gleich wie schwer der Verdacht
wiegt. Die anonymen Briefe, die in der Öffentlichkeit
kursieren, dürfen im Verfahren nicht berücksichtigt
werden. Denn einerseits geben sie ein sehr schlechtes Beispiel,
andererseits sind sie kein geeignetes Mittel, dem Übel
abzuhelfen.“
Cassius Dio (über das Wesen des
Trajan)
„Traianus zeichnete sich nämlich in
hohem Masse durch Gerechtigkeit, Tapferkeit und einfaches Wesen aus
... Keinem Menschen gegenüber empfand er Neid oder wollte ihn
töten, im Gegenteil, er ehrte und erhöhte alle
tüchtigen Männer ohne Ausnahme und brauchte deshalb
niemand von ihnen zu fürchten oder zu hassen. Verleumdungen
war sein Ohr verschlossen, und auch vom Zorn liess er sich ganz und
gar nicht übermannen, so wie er gleichermassen von fremdem
Geld und ungerechten Hinrichtungen nichts wissen wollte. Er wandte
Riesensummen für Kriege und ebensoviel für Werke des
Friedens auf, und während er eine Masse dringend nötiger
Erneuerungsarbeiten an Strassen, Häfen und öffentlichen
Bauwerken vornahm, liess er niemandes Blut für einen einzigen
dieser Zwecke fliessen. ... Er war gerne mit anderen zusammen auf
Jagden und Banketten, so wie er auch ihre Mühen, Pläne
und Scherze teilte. Wiederholt fuhr er selbviert in seinem Wagen,
betrat - zuweilen sogar ohne Bewachung - Bürgerhäuser und
vergnügte sich dort. Eine gründliche Ausbildung, was die
Redekunst anlangt, besass Traianus nun zwar nicht, wusste aber um
ihr Wesen Bescheid und brachte es zur Anwendung. Kurz gesagt, er
besass alle guten Eigenschaften in hohem Masse. Natürlich ist
mir wohlbekannt, dass er eine Schwäche für Knaben und
Wein hatte, doch wenn er infolge dieser Neigungen eine niedrige
oder gemeine Tat begangen oder hingenommen hätte, so wäre
er getadelt geworden. So aber trank er wohl übermässig
Wein, blieb dabei aber nüchtern, und was seine Beziehungen zu
Knaben anlangt, tat er damit niemandem etwas zuleide.“
Cassius Dio (über seine Beziehungen zu
Volk und Senat)
„Sein Verhältnis zum Volk war
leutselig, die Beziehungen zum Senat von Würde geprägt,
so dass er von allen geliebt wurde und von niemandem
gefürchtet, ausser dem Feind.“
Cassius Dio (über Trajans Frau
Plotina)
„Als Plotina den Palast betrat, wandte sie
sich auf der Treppe um und sprach zur versammelten Menge:
‚Ich trete hier so ein, wie ich gerne sein möchte, wenn
ich einst scheiden muss.’ Und während der gesamten
Regierung betrug sie sich so, dass sie keinen Tadel
erweckte.“
Cassius Dio (über Trajans
Kriegsbegeisterung)
„Auch wenn der Krieg ihm grosses
Vergnügen bereitete, so gab er sich doch stets zufrieden, wenn
er den Sieg errungen, einen grimmigen Feind überwunden und
seine Landsleute zum Triumph geführt hatte.“
Plinius (über die Ausflüge
Trajans)
„...die Wälder durchstreift, wilde
Tiere aufgescheucht, gewaltige Berge erklommen und steinige
Gebirgspfade gemeistert, ohne dass jemand ihm half oder den Weg
wies, und bei alledem fand er noch zeit, in frommer Demut die
heiligen Grotten zu besichtigen und mit den Göttern
Zwiegespräch zu halten.“
Plinius (über Trajans Gattin
Plotina)
„Wie schlicht sie sich kleidet, wie
bescheiden ist die Zahl ihrer Diener, wie anspruchslos gibt sie
sich, wenn sie ausserhalb des Palastes weilt !“
Plinius (über Trajans Bauten)
„Was die öffentlichen Bauten betrifft,
so hast du sie in grossem Stil durchgeführt. Hier steht eine
Kolonnade, dort ein Schrein wie aus dem Erdboden gewachsen, so
rasch errichtet, dass man glauben sollte, er sei bloss restauriert
worden. An anderem Ort wetteifert die gewaltige Fassade des Circus
mit der Schönheit der Tempel, wie es einer Nation
gebührt, die über die ganze Welt herrscht.“
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Publius Aelius Hadrianus
(* 24. Januar 76 n.Chr. in Rom, † 10. Juli 138 n.Chr. in
Baiae)
Hadrianus war Kaiser vom 11. August 117 bis zum
10. Juli 138 n.Chr..
Hadrian war der erste römische Kaiser, der
sich mit einem Bart abbilden liess. Dies war einerseits ein Indiz
für seine Liebe zur griechischen Kultur, doch wurde auch
berichtet, dass er damit nur körperliche Makel im Gesicht
verbergen wollte. Wie auch immer, sein Portrait fungierte als
Vorbild der nachfolgenden Kaiser.
Seine Gestalt wurde als hochgewachsen
beschrieben. Die Haare liess er sich in Locken legen. Intellektuell
war er ein brillanter Kopf. Auch bei den Künsten war er
begabt. Literatur und Malerei stechen hier besonders hervor. Die in
Auftrag gegebenen Portraits geben oftmals neben dem reinen
Äusseren die innere Stimmung des Kaisers wieder.
Menschlich gesehen, liess er einiges zu
wünschen übrig. Hadrian war exzentrisch und oft nicht
für Kritik empfänglich. Bei seinem Umgang mit Mitmenschen
dürfte er manchmal ein unangenehmer Zeitgenosse gewesen
sein.
Seine wichtigsten Taten erfolgten auf den
Gebieten der Verwaltung und der Rechtswissenschaft. Durch kluge
Staatsführung bescherte Hadrian dem Reich eine
zwanzigjährige Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs innerhalb
gesicherter Grenzen.
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Lucius Aelius Caesar
(† 1. Januar 138 n.Chr.)
Lucius Aelius Caesar, geboren als Lucius Ceionius
Commodus, wurde von Kaiser Hadrian (76–138) unter dem Namen
Lucius Ceionius Commodus Verus Aelius Caesar als dessen Nachfolger
adoptiert, starb aber noch vor ihm. Aelius Caesar war der Vater des
Kaisers Lucius Verus.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Adoption und Abstammung
Aelius war der Sohn des Lucius Ceionius Commodus
Verus, der 106 Konsul war. Er wurde vom alternden Hadrian, der
keinen leiblichen Sohn hatte, im Sinne des von Nerva
begründeten Adoptivkaisertums adoptiert und zum Thronfolger
bestimmt, obwohl er keinerlei militärische Erfahrung hatte,
sondern Senator war. Nach der Adoption 136 nahm er den Namen Lucius
Aelius Caesar an.
Aelius hatte starke politische Verbindungen, 136
und 137 bekleidete er das Konsulat. Er war sehr gutaussehend, aber
von schwacher Gesundheit. Sein Geschmack war luxuriös und
extravagant, sein Lebensstil soll leichtfertig gewesen sein, so wie
nach ihm der seines Sohnes. Hadrians Wahl scheint ein Missgriff
gewesen zu sein. Einige Gelehrte vermuten, Aelius sei Hadrians
unehelicher Sohn, wofür es aber keinen Beleg gibt.
Tod und Nachfolger
Aelius war der Vater von Lucius Verus
(130–169), der von 161 bis zu seinem Tod 169 Mitkaiser Mark
Aurels war und dessen Kompetenz ähnlich umstritten ist wie die
seines Vaters. Aelius selbst wurde nie Kaiser, er starb kurz vor
Hadrian mit nicht einmal 40 Jahren an Tuberkulose.
Nach Aelius’ Tod adoptierte Hadrian Titus
Aurelius Fulvus Boionius Arrius Antoninus Pius (86–161) unter
der Bedingung, dass dieser selbst den jüngeren Lucius Verus
und Hadrians angeheirateten Neffen Marcus Annius Verus
(121–180) adoptiere.
Marcus regierte nach dem Tod des Antoninus Pius
161 gemeinsam mit Lucius Verus als Marcus Aurelius (dt. Mark Aurel)
bis zu Lucius’ Tod 169, danach alleine bis zu seinem eigenen
Tod 180. Mit ihm endete die Zeit der Adoptivkaiser. Sein Sohn
Commodus, der Aelius Caesars Geburtsnamen trug, wurde sein
Nachfolger.
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Titus Aurelius Fulvus Boionus Arrius Antoninus
(Pius)
(* 19. September 86 n.Chr. in Lanuvium, † 7. März 161
n.Chr. in Lorium)
Antonius Pius war Kaiser vom 10. Juli 138 n.Chr.
bis um 7. März 161 n.Chr..
Legenden ()
Einleitung Mit Antoninus Pius trat
wieder ein Kaiser mit klaren, jedoch rätselhaften Zügen
in die Geschichte Roms ein. Er war ein ausgeglichener und ruhiger
Charakter. Ihm fehlte es zeitweise an Ehrgeiz und er genügte
sich selbst am meisten. Treue, Pflichterfüllung und
Rechtschaffenheit in allen Belangen zählten zu seinen
grössten Tugenden. In diesem Geist regierte er das
Römische Reich 23 Jahre lang und hinterliess dabei so wenig
Spuren, wie keiner seiner Vorgänger.
Antoninus Pius war der zweite Kaiser, der sich
mit Bart portraitieren liess, nachdem diese Mode von seinem
Vorgänger Hadrian eingeführt worden war. Sein
Gesichtsausdruck wird als anmutig und ernst geschildert, sein
Körper als stattlich samt der dazugehörigen Kräfte.
Seine Körpergrösse soll ihn im hohen Alter Probleme
bereitet haben. Um aufrecht gehen zu können, liess er sich
Lindenholzbrettchen einem Korsett gleich um den Leib schnüren.
Im allgemeinen wurde er als überaus gutaussehend und von
aristokratischer Haltung beschrieben.
Es ist anzunehmen, dass Hadrian in Antoninus Pius
jenen Thronkandidaten sah, der die von ihm eingeleiteten Reformen
mit sicherer Hand fortführen würde. Trotzdem hatte der
Kaiser nicht ihn, sondern dessen sechzehnjährigen Neffen
Marcus Annius Verus (den späteren Kaiser Mark Aurel) für
die eigentliche Reichsführung vorgesehen. Vermutlich in diesem
Sinne war der einundfünfzigjährige Antoninus Pius von
Hadrian adoptiert worden. Er sollte die Amtsgeschäfte so lange
führen und die hadrianische Politik sichern, bis Mark Aurel
alt genug für die Machtübernahme war.
Besonderen Ehrgeiz legte Antoninus Pius für
die ihm bevorstehende Aufgabe nicht an den Tag. Seine Söhne
waren bereits verstorben und die einzige Tochter Faustina (die
Jüngere) wurde später Mark Aurel zur Frau gegeben.
Es war jedoch scheinbar niemand in den Sinn
gekommen, dass Antoninus Pius 74 Jahre alt werden würde und
somit die längste Regierungszeit seit Augustus für sich
in Anspruch nehmen konnte. Er schlug sogar Tiberius um ein paar
Tage.
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Annia Galeria Faustina Mater, Faustina die
Ältere, Faustina I.
(* 105; † 141)
Faustina I. war die Ehefrau des römischen
Kaisers Antoninus Pius, bei dessen Thronbesteigung 138 n.Chr. sie
den Titel Augusta erhielt. Nach ihrem Tod wurde ihr ein Tempel auf
dem Forum Romanum errichtet und eine Stiftung zur Alimentierung
junger Mädchen eingeführt.
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Marcus Aelius Aurelius Verus
* 26. April 121 in Rom
+ 17. März 180 bei Sirmium
Kaiser vom 7. März 161 bis 17. März
180
Einleitung
Mit Marc Aurel gelangte ein - wie er forthin
bezeichnet werden sollte - Philosoph auf den Kaiserthron. Seine
Regierungszeit sollte jedoch von langwierigen Kriegen, Seuchen und
Meutereien geprägt werden. Unter seinem Vorgänger
Antoninus Pius hatte das Römische Reich wohl den Zenit innerer
Ruhe und äusserer Macht erreicht. Von nun an sollte sich das
Herrschen immer schwieriger gestalten.
Marc Aurel hatte wohl die auf ihn zukommenden
Schwierigkeiten vorausgesehen, obgleich er deren Ausmasse nicht
erahnen konnte. Deshalb wählte er als erster römischer
Kaiser die Doppelherrschaft, indem er mit Lucius Verus einen
Mitregenten ernannte.
Der Geschichte erhalten blieb Marc Aurel aber
nicht durch seine Politik oder Kriegsführung, sondern durch
seine literarischen Werke, voran die "Selbstbetrachtungen", die
eine Art nächtlich sinnierender Gedanken eines zum
Kriegführen gezwungenen Philosophen darstellen. Und selbst
äusserlich vermitteln uns die offiziellen Standbilder ebenso
das Bild des bärtigen Philosophen, dessen Name durch eine
offizielle Handelsdelegation sogar bis China drang.
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Faustina Junior, Frau des römischen Kaisers
Marcus Aurelius.
Annia Galeria Faustina, zur Unterscheidung von ihrer gleichnamigen
Mutter Faustina die Jüngere genannt († 176), war die
Tochter von Kaiser Antoninus Pius und der älteren Faustina.
145 heiratete sie den späteren Kaiser Marcus Aurelius, mit dem
sie 13 Kinder hatte, darunter Commodus, der seinem Vater in der
Herrschaft nachfolgte, sowie die Tochter Lucilla. Sie erhielt wie
ihre Mutter den Titel Augusta und starb, als sie ihren Mann auf
einer Reise durch das östliche römische Reich begleitete,
in Halala am Taurusgebirge. Ihr zu Ehren benannte Marcus Aurelius
die Stadt in Faustinopolis um.
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Lucius Aelius Aurelius Verus
* 15. Dezember 130 in Rom
+ Jänner/Februar 169 in Altinum
Mitkaiser von 7. März 161 bis
Jänner/Februar 169
Einleitung
Lucius Verus war kein "echter" Kaiser im
klassischen Sinn. Als Mitregent des Marc Aurel übte er zwar
beinahe die gleiche Macht wie dieser aus, blieb aber - besonders
durch seinen frühen Tod - immer die Nummer zwei. Auch scheint
es ihn nie zur Alleinherrschaft hingezogen haben.
Lucius Verus wird uns als schlanke stattlich
Gestalt mit heiteren Gesichtszügen und blondem Haar
beschrieben. Der Mode seiner Zeit entsprechen trug er einen
Vollbart, den er jedoch in der Art der Barbaren länger wachsen
liess als es damals üblich war. Die Historia Augusta berichtet
uns weiters, dass er, um den Glanz seiner Locken noch zu betonen,
diese mit Goldstaub pudern liess.
Seine Lieblingsbeschäftigungen waren das
Jagen, der Ringkampf und die Leibesübungen der Jugend. Da er
im Vergleich mit Marc Aurel stand, wurde behauptet, er sei besser
als Redner, denn als Dichter. Auf alle Fälle umgab er sich
gerne mit beredeten und gelehrten Männern.
Die Natur seines Wesens wird uns schon
zwiespältiger überliefert. Einerseits hochgelobt,
erfährt man doch, dass er nicht ganz dem
Müssiggänger entsprach, den man zeitweilig in ihm sah.
Oftmals träge und dem Wohlleben zugetan verbrachte er
scheinbar viel Zeit mit Vergnügungen.
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Lucius Aelius Aurelius Commodus
* 31. August 161 in Lanuvium
+ 31. Dezember 192 in Rom (ermordet)
Kaiser vom 17. März 180 bis 31. Dezember
192
Einleitung
Egal wer Marc Aurel im Kaiseramt nachgefolgt
wäre, es hätte die betreffende Person sicher
überfordert. Zu gross waren die Verdienste dieses grossen
Kaisers gewesen, der sich als Philosoph am Kaiserthron verstanden
hatte.
So hatte sein Sohn Commodus von Anfang an ein
schwieriges Erbe anzutreten. Er teilte weder die Tugenden seines
Vaters, noch glänzte er durch eigene Leistungen. Die
Geschichtsschreiber hinterliessen uns das Bild eines
grössenwahnsinnigen Mannes, der sich als lebendigen Gott
feiern liess und sich am liebsten in der Arena als Gladiator
darstellte. Zudem liess er während seiner Tyrannei, der nicht
wenige zum Opfer fielen, die Staatsgeschäfte verkommen.
Dabei soll seine Gestalt ein Kontrast dazu
gewesen sein. Bei den Bildnissen von Commodus muss man eine
gehörige Portion Vorsicht an den Tag legen. Er liebte es als
heroischer Herakles dargestellt zu werden. Glaubt man Herodian, so
besass er einen wohlgebildeten Körper und schöne
Gesichtszüge. Sein Haar soll naturblond gewesen sein. Andere
wiederum berichten, sein Gesichtsausdruck sei stumpfsinnig, wie die
eines Trinkers gewesen. Und ausserdem litt er an einer Schwellung
in der Leistengegend, auf die zahlreiche Spottverse gemacht wurden.
Wie auch immer, all diese Aussagen lassen sich in seine
überlieferten Standbilder hineininterpretieren.
Die Jugendbildnisse zeigen Commodus ohne Bart. Im
Laufe der Jahre, legte er sich jedoch - ganz in der Mode der Zeit -
einen Vollbart zu. Ausserdem ist einer der wenigen Kaiser, von dem
wir mit Sicherheit wissen, dass er Linkshänder war.
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Publius Helvius Pertinax
* 1. August 126 in Alba Pompeia
+ 28. März 193 auf dem Palatin in Rom
(ermordet)
Kaiser vom 1. Jänner 193 bis 28. März
193
Einleitung
Die Herrschaft Pertinax‘ war einer der
kürzesten im Römischen Reich. Sie erstreckte sich
über ganze 87 Tage und weist Ähnlichkeiten mit der kurzen
Herrschaft Galbas, 125 Jahre zuvor, auf.
Die Quellen berichten uns von einem
ehrwürdigen Greis, korpulent mit wallendem Bart und
zurückgestrichenen Haaren. In der Rednerkunst
durchschnittlich, verstand er es doch mit gefälligen Worten
nicht zu sparen. Seinem Namen machte er alle Ehre, denn er galt als
übermässig knausrig.
Die überlieferten Bilder stimmen mit den
Beschreibungen gut überein. Das majestätische
Äussere scheint bei der Auswahl zum Nachfolger des Commodus
sicher eine Rolle gespielt zu haben.
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Marcus Didius Severus Iulianus
* 30. Jänner 133 in Mediolanum
+† 1. Juni 193 auf dem Palatin in
Rom
Kaiser vom 28. März 193 bis 1. Juni
193
Einleitung
Die Thronbesteigung von Didius Iulianus markiert
einen der schwärzesten Punkte in der Geschichte des
römischen Kaisertums. Nach dem Tod Pertinax' wussten die
Prätorianer nichts besseres, als den Thron an den
Meistbietenden zu versteigern.
Dass Didius Iulianus seine dabei gemachten
Versprechungen nicht halten konnte und bereits andere - bessere -
Thronkandidaten im Anmarsch auf Rom waren, beschleunigte nur seinen
Sturz und damit verbundenen Tod. So blieben die 66 Regierungstage
eines Kaisers, der sich das Amt, jedoch nicht die Macht, gekauft
hatte, nur eine Episode und machte keinerlei Schule mehr.
Die überlieferten Bildnisse Zeigen Didius
Iulianus als klassischen Senator im fortgeschrittenen Alter. Bei
Amtsantritt war er immerhin bereits 60 Jahre alt.
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Die Dynastie der Severer
Der Sieger des Bürgerkrieges von 193 n.Chr.
hiess Septimius Severus. Doch nach den kurzen Regentschaften von
Pertinax und Didius Iulianus war das Reich noch nicht
endgültig gesichert. Die Fehden um den Thron sollten sich bis
197 n.Chr. hinziehen.
Die nordafrikanische Dynastie der Severer brachte
dem Römischen Reich nochmals einen machtpolitischen
Aufschwung. Doch gleichzeitig begann ein vermehrter Abbau der
zentralen Stellung Roms und des italischen Kernlandes zugunsten der
Provinzen.
Septimius Severus hatte mit Caracalla und Geta
zwei Söhne, die in seine Fußstapfen treten konnten.
Nachdem Caracalla seinen Bruder hatte ermorden lassen, konnte er
die uneingeschränkte Herrschaft über das Imperium
ausüben.
Caracalla wurde während seines Feldzuges
gegen die Parther im Zuge einer Verschwörung ermordet. Da er
über keine Nachkommen verfügte, riefen die Soldaten den
Prätorianerpräfekten Macrinus zum Kaiser aus. Dessen
Regierung erwies sich allerdings als äusserst kurzlebig.
Caracallas Tante Iulia Maesa sicherte den Thron erneut für die
Severer, indem sie das Gerücht verbreiten liess, ihr Enkel sei
ein uneheliches Kind des Ermordeten.
Die Legionäre liessen sich täuschen und
riefen einen vierzehnjährigen Knaben zum Kaiser aus, den man
schon bald nach dem syrischen Sonnengott Elagabal nannte. Sein
Desinteresse an den Staatsgeschäften und die durch
Ausschweifungen verursachte Unbeliebtheit liess ihn seinen, bei den
Römern beliebten, vierzehnjährigen Vetter Severus
Alexander adoptieren.
Dessen Beliebtheit ängstigte Elagabal und er
versuchte seinen designierten Nachfolger los zu werden, doch kehrte
ihm die Prätorianergarde den Rücken und ermordete ihn.
Severus Alexander bestieg den Thron, doch lag die wahre Macht
weiterhin bei Iulia Maesa und später bei deren Tochter
Mamaea.
Die latente Unruhe im Reich konnte indes kaum
unterdrückt werden. Sie gipfelte in der Ermordung des Severus
Alexander und der damit verbundenen Ausrufung des Soldaten
Maximinus Thrax zum Kaiser.
Die Dynastie der Severer hatte nach 43 Jahren ein
Ende gefunden. In weiterer Folge sollten kurzlebige Soldatenkaiser
das Reich in einer Zeit grosser Wirren beherrschen.
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Publius Septimius Geta
* 7. März 189 in Rom
+† Dezember 211 in Rom
(ermordet)
Mitregent vom 4. Februar 211 bis Dezember
211
Einleitung
Publius Septimius Geta war nach Lucius Verus der
zweite offizielle Mitregent eines Kaisers. Die kurze Herrschaft war
geprägt von der Auseinandersetzung mit seinem Bruder Caracalla
und endete mit Getas Ermordung.
Geta wird als stattlicher Jüngling
beschrieben. Sein Wesen soll dem seines Bruders gleich forsch und
heimtückisch, jedoch bei weitem nicht so gewissenlos, gewesen
sein. Cassius Dio berichtet von jugendlichen Ausschweifungen, die
spätere Autoren geflissentlich übergingen. Während
seiner Streitigkeiten mit Caracalla hatte es Geta geschafft, sich
ein lupenreines Image zuzulegen. Er verkehrte in literarischen
Zirkeln und gab sich als weiser und gebildeter Mann, der das genaue
Gegenteil seines raubeinigen Bruders war. Im aktiven Handeln stand
er aber seinem Bruder um nichts nach und bediente sich der gleichen
Vergehen und Verbrechen.
Geta soll eine wohlklingende Stimme gehabt haben.
Zu seinem Leidwesen neigte er zum Stammeln. Geta galt als genauso
beharrlich wie sein Bruder Caracalla. Er hielt viel auf ein
gepflegtes Äusseres und wählte seine Kleidung mit Bedacht
und gab grosse Summen für Schmuck aus; was ihm die Kritik
seines Vaters einbrachte. Einen Hauch von Geiz mag man im Umgang
mit Geschenken erkennen, die er nur für sich alleine behielt
und niemanden an seiner Freude teilhaben liess. Auch wird
erwähnt, dass Geta niemals andere beschenkte. In Liebesdingen
hielt er sich unbeständig und er galt als unersättlicher
Vielfrass, der auch die diversen Gewürzweine nicht
verschmähte.
Von Geta existieren fast keine Portraits, da
Caracalla seinen Bruder der damnatio memorae zum Opfer fielen
liess. Bildnisse und Inschriften wurden getilgt. Im nachhinein
wurde er von Caracallas Gegnern verklärt und als der bessere
der beiden Brüder angesehen.
Statue des Geta
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Marcus Aurelius Antoninus (Caracalla)
* 4. April 188 in Lugdunum (Lyon)
+† 8. April 217 bei Carrhae in
Mesopotamien (ermordet)
Kaiser vom 4. Februar 211 bis zum 8. April
217
Einleitung
Mit Caracalla tritt ein Kaiser in das Licht der
Geschichte über den die antiken Historiker nur negatives zu
berichten wussten. Wegen seines angeblichen Sadismus und seinen
Gewaltausbrüchen stellte man ihn als Schurken im Purpur dar.
Auch dürfte hierbei der besonders grosse Kontrast zu seinem
Vorgänger und Vater Septimius Severus eine Rolle gespielt
haben. Als Kind hatte es keine Auffälligkeiten gegeben und
alle nachgesagten Schandtaten standen im Zusammenhang mit der
Feindschaft und er Ermordung seines Bruders Geta.
Wie seinerzeit Kaiser Gaius Caligula
(Soldatenstiefelchen) genannt wurde, so musste sich auch Caracalla
gefallen lassen nach einem Kleidungsstück benannt zu werden.
Der caracallus war ein kurzer und eng anliegender Kapuzenmantel
germanischer oder keltischer Herkunft. Der Kaiser verlängerte
ihn bis zu den Knöcheln und wurde fortan mit ihm
identifiziert. Im 4. Jh.n.Chr. wandelte sich die Bezeichnung
caracllus zu carcalla, jenem Namen, der heute noch
gebräuchlich ist.
Die überlieferten Büsten geben
Caracalla mit einem finsteren und teils stumpfnasigen
Gesichtsausdruck wider. Das in zornigen Falten liegende Portrait
stand im bewussten Gegensatz zu seinem Vorgänger Septimius
Severus. Im Vergleich mit seinem Bruder Geta, der eine recht
schemenhafte Gestalt geblieben war, zeigte sich Caracalla bewusst
als raubeiniger Soldat, der mit harter Hand zu regieren
wusste.
Caracalla or Elagabalus
?
Two Emperors Named Marcus
Aurelius Antoninus Pius
Many beginning students of Roman coins have
trouble separating the issues of several emperors with similar
names. Among the most commonly confused are two emperors both named
Marcus Aurelius Antoninus Pius - known today as Caracalla (198-217
AD) and Elagabalus (218-222 AD). The emperor known today as
Antoninus Pius was age 52 when he became emperor so is hard to
confuse with the much younger Caracalla and
Elagabalus.
Both emperors used several different obverse
legends on coins. Fortunately, only one legend ANTONINVS PIVS FEL
AVG was used by both. These are separated by portrait and
style.
This legend in common was used by Caracalla (left
above) only in 213 AD at age 25. Caracalla is shown fully bearded.
Elagabalus (right above), however, used this legend only at the
mint of Antioch in 218 AD at age 13. With this legend, he is never
bearded and the style is distinctively Eastern.
Other issues may be separated easily by applying
a few rules. Following the list are photos of six coins from each
ruler. Apply the rules to the photos until you see why each coin
belongs to the correct Antoninus.
-
-
Caracalla was named Augustus at age 10 after
first being Caesar for two years. He died at age 29. Elagabalus
served as Augustus from age 13 to 17 without previously being named
'Caesar'. Therefore if the portrait shows someone certainly under
13 or over 17 the coin is of Caracalla. Since Elagabalus was
emperor for only five years the highest numeral following TRP (the
annual award of Tribunican Power) would be V. Reverse legends of
Caracalla coins show up to TRP XX.
-
Portraits of Elagabalus from late in the reign
SOMETIMES show the emperor wearing a 'horn' on his head. Very late
coins of Elagabalus may have a light beard but never the full beard
of the older Caracalla.
-
Except
for the legend (discussed above) used in common with Caracalla, all
obverse legends for Elagabalus began with IMP
(Imperator).
-
Elagabalus always spelled out ANTONINVS
completely while SOME issues of Caracalla abbreviated the
name.
-
Caracalla often did not begin legends with IMP
but when he did either ANTONINVS was abbreviated or Caesar was
shortened beyond the standard abbreviation CAES. This could be CAE
or simply C. Caracalla never used IMP at the start of the legend
without immediately following with some abbreviation for Caesar (C.
CAE. or CAES.). All coins of Elagabalus that use the title Caesar
use the abbreviation CAES.
-
Six
Coins of Caracalla
|
Rules 1,
3
|
Rules 1, 4,
5
|
Rules 1,
3
|
Rule
3
|
Rules 1, 2,
3
|
Rules 1, 2,
3
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Eastern
mint
|
Rome
mint
|
Six Coins of Elagabalus
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Rules 3,
5
|
Rule
3
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Rules 3,
5
|
Rules 3,
5
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Rule 2,
5
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Rules 3,
5
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Eastern
mint
|
Rome
mint
|
Understand? Take the test. Assign the four coins
below to the correct Emperor:
  
Elagabalus ------------ Caracalla -------------
Caracalla ------------ Elagabalus
Left to Right:
(First) Elagabalus: The certain tip is the presence of the horn on
the forehead. Also, the legend begins with IMP but spells out
ANTONINVS.
(Second) Caracalla: The legend does not begin with IMP and does not
include 'FEL'. All coins of Elagabalus use IMP except the ANTONINVS
PIVS FEL AVG issues.
(Third) Caracalla: The portrait is much too young to be Elagabalus.
The abbreviation for Caesar is 'C' rather than 'CAES' which was the
only form of Caesar used by Elagabalus.
(Fourth) Elagabalus: The legend starts with IMP and has ANTONINVS
spelled out. Caracalla would have abbreviated Antoninus to ANT or
ANTON.
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Marcus Opellius Macrinus
* 164 in Caesarea
+† Juni/Juli 218 in Archelais
(hingerichtet)
Kaiser vom 11. April 217 bis Juni/Juli 218
Einleitung
Macrinus stellte in dreierlei Hinsicht ein Novum
auf dem Kaiserthron dar. Er war der erste Kaiser aus Mauretanien.
Ausserdem war er der erste, der zuvor nicht Senator gewesen war und
die Wahl erfolgte ausschliesslich durch die Armee. Der bei der
Thronbesteigung weit entfernte Senat hatte keine Möglichkeit
gehabt eine Stellungnahme abzugeben.
Cassius Dio äussert sich negativ über
Macrinus’ Herkunft und mokierte sich etwa über die
mauretanische Sitte durchbohrter Ohrläppchen. Dennoch gestand
er dem Kurzzeitkaiser hohe Zuverlässigkeit, Gesetzestreue und
gesunden Menschenverstand zu.
Die wenigen überlieferten Büsten zeigen
einen Mann von typisch nordafrikanischer Herkunft. Er wollte
für sich im Geiste eines Marcus Aurelius regieren und nahm
deshalb dessen Gewohnheiten an. So war seine Barttracht in jener
Zeit schon überholt. Ausserdem trug er mehr Schmuck als es in
der ersten Hälfte des 3.Jh.n.Chr. in der Oberschicht
üblich war. Dazu kommt allerdings noch ein anderer
Darstellungstyp mit gedrungenem Profil, leichtem Bart und in
Anlehnung an Caracalla. Diese Portraits stammten von Künstlern
in Rom, die nicht wussten wie der neue Kaiser aussah.
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Varius Avitus Bassianus (Elagabal)
(* 203 oder 204 in Emesa (Syrien), † ermordet am 11.
März 222 in Rom)
Elagabal war Kaiser von 16. Mai 218 bis 11.
März 222.
Einleitung
Elagabal war bei seiner Thronbesteigung erst vierzehn Jahre alt und
sollte in die Geschichte als Egozentriker sondergleichen eingehen.
Bisher waren Kaiser in der Regel durch ihre Blutrünstigkeit
negativ aufgefallen. Doch sein bizarres Gehabe schockierte selbst
die Abgebrühtesten in der römischen Gesellschaft. Selbst
die antiken Schriftsteller wussten sich keinen Rat und schrieben
entweder voll kopfschüttelnder Verwunderung oder abwendendem
Graus.
Einige Provinzler hatten es bislang auf den Thron
geschafft. Aber sie waren alle erprobte Militärs oder hatten
zumindest durch ihre Erziehung Erfahrung im
„Römersein“. Doch nun wurde ein Weltreich von
einem syrischen Knaben regiert, der sich als Erbpriester eines
orientalischen Sonnengottes fühlte.
Von Elagabal existieren heute sehr wenige
Büsten. Sie zeichnen den Kaiser in sehr weichen und kindlichen
Zügen. Zeitgenossen zufolge trug er ganz mit Goldfäden
durchwirkte Tuniken. Aber auch reine Purpurgewänder oder
persische Mode mit Juwelenbesatz kamen zum Einsatz; zudem
edelsteinbesetzte Schuhe. Elagabal träumte auch davon ein
juwelengeschmücktes Diadem zu tragen, auf dass seine
Schönheit noch besser zur Geltung komme und weibliche
Züge annehmen könne.
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Marcus Iulius Gessius Bassianus Alexianus
(Severus Alexander)
(* 1. Oktober 208 in Arca Caesarea (in Syrien), † ermordet im
März 235 in Vicus Britannicus (in Germanien))
Severus Alexander war Kaiser von 13. März
222 bis März 235.
Einleitung Severus Alexander war erst
dreizehn Jahre alt, als er den Thron von seinem Vorgänger und
Cousin Elagabal erbte. Der Machtwechsel kam nicht ganz
unvorhergesehen und im Hintergrund agierte seine Mutter Iulia
Mamaea als die eigentliche Herrscherin.
Die Adoption war deshalb primär auf den
Machterhalt der Familie ausgelegt. Während der Friedensjahre
seiner Herrschaft konnte das Römische Reich noch einmal
aufatmen, doch sollten sich im weiteren die ersten Anzeichen der
künftigen Herausforderungen zeigen.
Alexander schämte sich seiner syrischen
Herkunft und behauptete, dass seine Vorfahren echte Römer
waren; was immer das heissen mochte. So liess er sich einen
Stammbaum anfertigen, der ihn als Spross der römischen Familie
Metelli zeigte.
Die Portraits zeigen ihn vor allem als Knaben und
Halbwüchsigen, seltener als jungen Erwachsenen. Die Bildhauer
schufen ein Bild, das ihn als ruhigen und geistigen Charakter
darstellt. Der Kontrast zu Elagabals religiösem Fanatismus
wurde bewusst herausgearbeitet. Sie griffen dabei auf die
klassische Kunst des augusteischen Zeitalters zurück, für
die die Stilisierung gelassener Würde charakteristisch
war.
Auf lukullischer Ebene bevorzugte er Hasenbraten,
und das gleich drei Mal pro Woche. In der Naturgeschichte des
Plinius stand nämlich, dass man durch dessen Verzehr einen
schöneren Teint erhalten würde.
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Die Soldatenkaiser
Die fünfzig Jahre nach der Ermordung des
Severus Alexander stellten einen Tiefpunkt in der römischen
Geschichte dar. Dem Druck von aussen konnte das innerlich
zerrissene Imperium nur mit Mühe standhalten. Die
wiedererstarkten Perser bedrohten das Reich genauso, wie Alemannen
und die neu hinzugekommenen Goten.
Bislang entstammten die meisten Kaiser der
Oberschicht. Doch nun dominierten Kandidaten der Armee das
Kaiseramt. Die ständigen Auseinandersetzungen an den Grenzen
und im Inneren brachten eine Reihe von kurz regierenden
Soldatenkaisern hervor, die oft von ihren eigenen Anhängern
ermordet wurden.
Maximinus Thrax sicherte Rhein- und Donaugrenze
gegen einfallende Stämme, scheiterte jedoch an seiner
Finanzpolitik. Aus Unzufriedenheit mit seinem Regiment wurden
Gordian I. und Gordian II. auf den Kaiserthron gehoben. Sie wurden
jedoch von ihren Gegner sogleich hinweggefegt und der Senat legte
mit Pupienus und Balbinus noch einmal eigenen Kandidaten den
Kaiserpurpur um. Um das Volk zu befrieden waren sie gezwungen
Gordian III. als ihren Nachfolger zu bestimmen. Die Chance einer
Stabilisierung wurde vertan und ab 244 n.Chr. begann mit Philipp
dem Araber für das Römische Reich die Zeit seiner
grössten Wirren.
Decius fiel 251 n.Chr. als erster Kaiser in der
Schlacht gegen einen äusseren Feind. Trebonianus Gallus und
Aemilius Aemilianus stellen nur ein kurzes militärisches
Intermezzo dar. Valerian geriet 260 n.Chr. als erster und einziger
in die Hand des Feindes, wo er in Ketten starb. Das Römische
Reich befand sich am Tiefpunkt seiner Macht und taumelte von einer
Katastrophe in die nächste. Gallienus, Claudius II. Gothicus
und Quintillus schafften eine knappe Stabilisierung. Die
Militärreformen Gallienus' sollten die Übergangszeit zur
Spätantike einleiten.
Mit der Erstarkung der Militärmacht unter
Aurelian konnte auch das Kaisertum wieder an Terrain gewinnen.
Tacitus und Florianus bildeten den Übergang zu Probus, der die
Sicherungsmassnahmen fortführen konnte. Die verbleibenden
Soldatenkaiser Carus, Numerianus und Carinus waren nur mehr
Lichtblitze vor dem Eintritt in die Spätantike.
Unter der Herrschaft Diocletians wurde im
weiteren das System der Tetrarchie, der Viermännerherrschaft,
entwickelt, das den Beginn der Spätantike markieren
sollte.
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Gaius Iulius Verus Maximinus (Thrax)
(* um 180 n.Chr. im thrakischen Teil von Moesien, † ermordet
im April 238 n.Chr. in Aquileia)
Maximinus Thrax war Kaiser von Februar/März
235 bis April 238 n.Chr.. Die Inthronisation von Maximinus Thrax
stellte einen Wendepunkt in der römischen Geschichte
dar.
Entgegen seiner Vorgänger, war er von
geringerer Herkunft. Kompensieren konnte er dies durch seine
hervorragenden militärischen Fähigkeiten und durch seine
in den antiken Überlieferungen weit übertriebene
Körpergröße von 2,40 m. Einhergehend war seine
legendäre Schuhgröße: „Stiefel des
Maximinus“ wurde zur volkstümlichen Redewendung für
alle hochgewachsenen Personen. Augenzeugen berichteten, dass er
alleine einen schwerbeladenen Karren zog. Maximinus wird in den
Portraitbüsten als großer, muskulöser Mann mit
kräftigem Kinn und als Legionär mit militärisch kurz
geschorenen Haaren dargestellt. Diese Pose steht in bewusstem
Kontrast zu den meditativen Posen seines Vorgängers Severus
Alexander.
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Marcus Antonius Gordianus Sempronianus Romanus
(Gordian I.)
(* zwischen 158 und 161 an unbekanntem Ort, † Selbstmord am
9. April 238 in Karthago)
Gordian I. war Kaiser von 19. März 238 bis
9. April 238.
Einleitung Die Amtszeit von Gordian
I. war - gemeinsam mit der seines Sohnes - einer der kürzesten
in der Geschichte Roms. Ausgehend von einer Revolte bestätigte
der Senat den Amtsinhaber problemlos, da er dem Militärregime
des Maximinus Thrax misstraute. Selbst die Gefahren, die ein so
gewagter Coup mit sich brachte, konnte den 80-jährigen nicht
schrecken.
Von Gordian I. existieren fast keine Portraits.
Die meisten finden sich auf Münzen. Sie zeigen den alten Mann
mit schmalem, hagerem Gesicht und kurzem Haarschnitt. Er stellte
eine beeindruckende Erscheinung dar und kleidete sich
dementsprechend elegant. Ausserdem ist bekannt, dass er gerne
badete.
Antike Schreiber stellten fest, dass er seine
Verwandtschaft innig liebte und deshalb ein massvolles Benehmen an
den Tag legte. In diesem Zusammenhang wird auch eine kuriose
Eigenschaft erwähnt. Sein Schlafpensum lag so hoch, dass er
sogar in Gesellschaft mit seinen Freunden bei Tisch einnickte, ohne
sich im nachhinein zu schämen.
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Marcus Antonius Gordianus Sempronianus Romanus
(Gordian II.)
(* um 192 an unbekanntem Ort, † im Kampf am 9. April 238 in
Karthago)
Gordian II. war Mitkaiser vom 19. März 238
bis 9. April 238.
Einleitung Die Amtszeit von Gordian
II. entsprach der seines Vaters und war mit 22 Tagen eine der
kürzesten in der Geschichte Roms. Die Bildnisse auf den
wenigen Statuen und Münzen lassen eine grosse Ähnlichkeit
mit seinem Vater erkennen.
Auf wissenschaftlichem Gebiet hielt man sehr viel
von Gordianus und auch sein hervorragendes Gedächtnis wurde
gerühmt. Er verfasste Prosa, die zwar als nicht
überragend, aber dennoch von einem hellen Geist zeugend,
beschrieben wird. Gordian dürfte somit ein vielseitig
interessierter Mensch gewesen sein, der sich nicht auf ein
Spezialgebiet festgelegt hatte. Dazu gesellte sich sein Ruf als
Frauenheld, dem man ihm aber offenbar nicht übel nahm. Sein
liebenswerter Charakter schien dies alles wettzumachen.
Eine Marotte ist ebenfalls überliefert. Sie
betrifft die Vorliebe für kalte Getränke. Vor allem im
Sommer soll er Unmengen davon konsumiert haben.
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Marcus Clodius Pupienus Maximus
(* um 164 bis um 168 an unbekanntem Ort, † ermordet im
Juli 238 in Rom)
Pupienus war Kaiser von April bis Juli 238.
Einleitung Mit der Regierung des
Pupienus und des Balbinus erlangte der Senat für kurze Zeit
seine alte Macht und Betriebsamkeit zurück. Pupienus hatte
eine glänzende Militär- und Verwaltungskarriere hinter
sich, die wahrscheinlich auch den Ausschlag gab, dass der Senat ihn
zum Kaiser wählte.
Wie Balbinus war auch Pupienus um die 70, als er
den kaiserlichen Purpur erhielt. Die Angaben antiker Historiker
lassen ihn noch etwas älter erscheinen; dies dürfte aber
übertrieben sein.
Pupienus’ Temperament wird als hart und
unversöhnlich beschrieben; einen Ruf, den er sich vor allem
als Verbrechensbekämpfer in Rom erworben hatte. Dieser Umstand
wurde besonders im Zusammenhang mit seinem Mitregenten Balbinus
immer wieder hervorgehoben. Sein Gesichtsausdruck trug ihm die den
Beinamen Tristis (der Traurige) ein.
Vom Aussehen her besass er ein hageres Gesicht
mit langer Nase und Bart. Dies unterstrich sein eher
mürrisches und griesgrämiges Wesen. Auf der anderen Seite
bezeichnete man ihn als massvollen Trinker und eher scheuen
Menschen.
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Decimus Caelius Calvinus Balbinus
(* um 165 bis um 170, † ermordet im Juli 238 in Rom)
Balbinus war Mitkaiser des Pupienus von April bis
Juli 238
Einleitung Mit der Regierung des
Balbinus und des Pupienus erlangte der Senat für kurze Zeit
seine alte Macht und Betriebsamkeit zurück. Balbinus war ein
angesehener Patrizier und bereits um die siebzig, als er in das Amt
des Kaiser gewählt wurde.
Herodian berichtet, dass Balbinus einen freieren
und offeneren Charakter besessen hatte, als sein Mitregent. Die
Münzen zeigen Balbinus mit weichen und schwammigen Zügen
samt unrasiertem Kinn. Die Statuen geben ihn als einen Mann ohne
besondere Merkmale wider.
Balbinus betätigte sich gerne als Literat
und Redner und zeigte einen erlesenen Geschmack bei Wein, Speisen
und Frauen. Auch seine Vorliebe für elegante Kleider wird bei
den antiken Autoren hervorgehoben. Möglicherweise wurde
einiges übertrieben, um ihn gegenüber Pupienus besser
aussehen zu lassen.
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Marcus Antonius Gordianus Pius (Gordian
III.)
(* 20. Januar 225 n.Chr. in Rom, † ermordet am 25. Februar
244 n.Chr. in Zaitha/Euphrat)
Gordian III. war Kaiser von Juli 238 bis 25.
Februar 244 n.Chr.. Gordianus III. trat sein Amt als römischer
Kaisers mit seinen Pflichten offiziell im Alter von dreizehn Jahren
an. Im Hintergrund leitete die Familie und Verwaltungsbeamten das
Gros der Staatsgeschäfte.
In den Portraits wird er überwiegend als
halbwüchsiger Kaiser mit kurzer Frisur und noch nicht
ausgereiften Zügen dargestellt. Im Gegensatz zum beinahe
übertriebenen Realismus des Maximinus Thrax kehrten die
Bildnisse wieder zu einem eher stilisierenden Stil des Septimius
Severus zurück. Über den Charakter von Gordianus III.
gibt es keinerlei gesicherte Angaben. Die antiken Autoren
beschreiben ihn als heiteren und allgemein beliebten jungen
Mann.
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Marcus Iulius Philippus (Philipp der
Araber)
(* um 204 n.Chr. in Philippopolis (Syrien), † im Kampf
gefallen im September 249 n.Chr. bei Verona)
Philippus I. Arabs war Kaiser von Februar 244
n.Chr. bis September/Oktober 249 n.Chr..
Einleitung Die Zeitspanne 244 - 270
n.Chr. gehört zu der chaotischsten in der Geschichte Roms.
Über ein Dutzend Männer legten sich den Kaiserpurpur um
oder wurden in ihr Amt ernannt. Lediglich ein Kaiser starb keines
gewaltsamen Todes. Am Beginn dieser Epoche stand mit Philippus
Arabs ein Mann, der aus einer entfernten Provinz stammte und eine
neue Dynastie begründen wollte.
Von der Person sind keinerlei Beschreibungen
erhalten geblieben. Die Portraitbüsten zeigen ihn - im
Gegensatz zu den idealisierten Darstellungen Gordians III. und der
senatorischen Würde von Pupienus und Balbinus - sehr
realistisch. Sein Typ ist nicht mehr klassisch- römisch und
seine Züge sind bewegt und eindrucksvoll, jedoch verraten sie
ein waches Misstrauen und eine nur mit Mühe
zurückgehaltene Unruhe.
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Marcus Iulius Philippus (Philipp der
Araber)
(* um 204 in Philippopolis (Syrien), † im Kampf gefallen im
September 249 bei Verona)
Philippus Arabs war Kaiser von Februar 244 bis
September/Oktober 249.
Einleitung Die Jahre zwischen 244 und
270 gehören zu den chaotischsten in der Geschichte Roms.
Über ein Dutzend Männer legten sich den Kaiserpurpur um
oder wurden in ihr Amt ernannt. Lediglich ein Kaiser starb keines
gewaltsamen Todes. Am Beginn dieser Epoche stand mit Philippus
Arabs ein Mann, der aus einer entfernten Provinz stammte und eine
neue Dynastie begründen wollte.
Von der Person sind keinerlei Beschreibungen
erhalten geblieben. Die Portraitbüsten zeigen ihn - im
Gegensatz zu den idealisierten Darstellungen Gordians III. und der
senatorischen Würde von Pupienus und Balbinus - sehr
realistisch. Sein Typ ist nicht mehr klassisch-römisch und
seine Züge sind bewegt und eindrucksvoll, jedoch verraten sie
ein waches Misstrauen und eine nur mit Mühe
zurückgehaltene Unruhe.
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Gaius Messius Quintus Decius Valerinus
(* um 190 in Budalica bei Sirmium, † im Kampf gefallen im
Juni 251 bei Abrittus in Moesien)
Decius war Kaiser von September/Oktober 249 bis
Juni 251.
Einleitung Kaiser Decius war der
erste in einer langen Reihe von römischen Kaisern, die aus
Pannonien stammten. Kein Soldatenkaiser von seiner Herkunft aus
gesehen, verbrachte er die meiste Zeit auf den Feldzügen gegen
die Goten.
Obwohl er aus einer Donauprovinz stammte, war
Decius ein überzeugter Anhänger altrömischer
Tradition. Diese versuchte er mit seiner Politik durchzusetzen und
brachte ihm den Beinamen Traianus ein. Seine religiösen
Ansichten ordnete er dem Gemeinwohl zu und verursachte damit eine
Christenverfolgung, die ihn auch der Nachwelt in Erinnerung
brachte.
Seine Portraits stehen etwas im Gegensatz zu den
harten Handlungen, die man dem Kaiser nachsagte. Die Stirn in
Falten gelegt, kennzeichnet ermattende Besorgnis seinen Blick. Es
ist das Portrait eines Mannes, auf dem eine schwere Bürde
lastet.
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Quintus Herennius Etruscus Messius Decius
(* , † mit seinem Vater im Kampf gefallen im Juni 251 bei
Abrittus in Moesien)
Decius war Caesar und Mitregent von 249/250 bis
Juni 251.
Einleitung
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Gaius Vibius Trebonianus Gallus
(* um 206 in Perusia, † ermordet im August 253 in
Interamna)
Trebonianus Gallus war Kaiser von Juni 251 bis
August 253.
Einleitung Mit Trebonianus Gallus
begegnet einem ein typischer Vertreter der Zeit der Soldatenkaiser.
Von seinen Soldaten zum Kaiser ausgerufen, sollte er auch von ihnen
wieder umgebracht werden. Auch die Regierungszeit von etwas
über zwei Jahren fügt sich in dieses Bild.
Unter Decius war das Römische Reich hart
bedrängt, doch unter Trebonianus Gallus geriet das
Staatsgefüge gefährlich ins wanken. Die Römer wurden
an den wichtigsten Fronten geschlagen; Inflation und die Pest
sorgten im Inneren für eine Schwächung des Staates.
Die wenigen Bildnisse verraten oft Unsicherheit.
Im Sinne einer Botschaft des Herrschers sind diese Statuen sicher
nicht angefertigt worden. Der Kaiser war vermutlich zu sehr mit
seinen Regierungsgeschäften und den Abwehrkämpfen
beschäftigt, als dass er sich um eine propagandistische Kunst
widmen konnte. Indes legen sie beredetes Zeugnis über die
Probleme jener Zeit ab.
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Caius Vibius Afinus Gallus Vendumnianus
Volusianus
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Marcus Aemilius Aemilianus
(* um 207 in Jerba (Africa), † ermordet im Oktober 253 in
Spoleto)
Aemilius Aemilianus war Kaiser von August 253 bis
Oktober 253.
Einleitung Aemilius Aemilianus war
als Kaiser ein Symptom seiner Zeit. Durch das Militär an die
Macht gekommen, wandten sich die Soldaten schon wenige Monate
später wieder von ihm ab, um einen Bürgerkrieg zu
vermeiden. Seine Herrschaft zählt zu den kürzesten in der
Geschichte Roms und die genauen Daten sind unbekannt.
Lediglich eine Statue kann mit grosser
Wahrscheinlichkeit dem Kaiser zugerechnet werden. Sie zeigt
Aemilianus im Gegensatz zur Klassik mit harten Gesichtszügen.
Nach dem Sieg über die Goten erscheint eine Darstellung als
Mars durchaus sinnvoll. Die Münzbilder jener Zeit sind
äusserst schlecht (was auch am minderwertigen Material liegt)
und lassen weitere Zuordnungen anderer Portraits nicht zu.
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Lucius Iulius Aurelius Sulpicius Severus Uranius
Antoninus
(* , † )
Uranius Antoninus regierte 253 - 254 n.Chr. als
römischer Gegenkaiser zu Valerianus I. in Syrien von der Stadt
Emesa aus.
Zeugen für seine Regentschaft bilden
lediglich einige Münzen mit seinem Abbild. Der byzantinische
Chronist Johannes Malalas stellt die These auf, dass Uranius
Antoninus mit dem Hohepriester der Aphrodite in Emesa,
Sampsigeramos, der den Angriff des Sassaniden Schapur I. 253/254
n.Chr. zurückschlagen konnte, identisch.
Das Leben und Wirken von Uranius Antoninus ist
unklar. Umstritten ist, ob er in die Reihe der römischen
Kaiser gehört. Allerdings spricht dafür, dass neun
verschiedene von ihm geprägte Münztypen existieren.
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Publius Licinius Valerianus
(* um 195 n.Chr. an unbekanntem Ort in Eturien, † in der
Sklaverei nach 262 n.Chr. an unbekanntem Ort)
Valerianus regierte vom September 253 n.Chr. bis
Juni 260 n.Chr., danach übernahm sein Sohn Gallienus noch
während seiner Gefangenschaft durch die Perser die
Macht.
Im 3. Jahrhundert repräsentiert die
Regentschaft des Valerianus I., wie bei keinem anderen
römischen Kaiser, den Niedergang der römischen Macht.
Valerianus I. wurde vom Senat und Heer respektiert. Auf der Basis
dieses Rückhalts, ergriff er wie zahlreiche Männer vor
ihm die Gelegenheit beim Schopf und liess sich im Alter von 58
Jahren zum Kaiser proklamieren.
Valerianus I. herrschte nicht ganz sieben
Jahre. Seine Herrschaft war geprägt von Revolten und der
Verteidigung gegen Goten und Perser. Innere Unruhen, Invasionen,
Hungersnöte und Inflation führten das Römische Reich
zum Tiefstpunkt seiner Geschichte. Schmachvoll wurde Valerianus I.
vom Perserkönig Schapur I. gefangen genommen. Den Rest seines
Lebens verbrachte er als greiser Sklave.
Die wenigen vorhandenen Portraits zeigen
Valerianus I. mit angespanntem Blick. Dies entsprach der damaligen
Lage des Römerreiches.
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Publius Licinius Egnatius Gallienus
(* um 218 n.Chr. an einem unbekannten Ort, † ermordet im
September 268 n.Chr. im Feldlager vor Mailand)
Gallienus regierte, nachdem sein Vater Valerianus
I. bei den Persern in Gefangenschaft geriet, vom Oktober 253 n.Chr.
- August 268 n.Chr. das erschütterte Reich.
Als Soldatenkaiser hob sich Gallienus
gegenüber seinen Vorgängern und Nachfolgern durch markant
hervor. Er wirkte gleichsam in Kunst, Militär und Verwaltung.
Seine Reformen sicherten dem Reich das Überleben. Dennoch
verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage kontinuierlich. Unter
seinem Vater Valerianus I. erlebte die römische Macht einen
Tiefstpunkt. Gallienus schuf die Grundlagen zum Wiedererstarken des
zersplitterten, am Boden liegenden, römischen Reiches.
Gallienus liebstes Hobby war die Poesie, der er
sich trotz innerer Unruhen, Invasionen, Inflation und Seuchen
widmete. Sein literarisches Wirken belegen eine Vielzahl an Reden
und Versen. Auch in der Bildhauerei war Gallienus aktiv, so
prägte er einen neuen Stil. Dieser war dem Klassizismus des
Augusteischen Zeitalters nachempfunden. Selbst die Motive, die
unter seiner Regentschaft reversseitig zur Münzprägung
gewählt wurden, deuten auf sein künstlerisches Wirken
hin.
Die bekannten Portraits von Gallienus wirken
überwiegend intellektuell und weniger militärisch.
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Mariniana
(* , † 254)
Mariniana war die zweite Frau von Valerianus
I..
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Cornelia Salonina
(* , † ermordet im September 268 im Feldlager vor
Mailand)
Gallienus war Kaiser von Oktober 253 bis August
268.
Einleitung Nachdem Kaiser Valerian
von den Persern gefangen genommen worden war, fiel es seinem Sohn
Gallienus zu das erschütterte Reich zu regieren. Es sollte ein
schweres und undankbares Erbe werden.
Als Soldatenkaiser unterschied sich Gallienus
sowohl von seinen Vorgängern als auch seinen Nachfolgern. Er
wirkte gleichsam in Kunst, Militär und Verwaltung. Seine
Reformen sollten so dem Reich das Überlebern erleichtern, auch
wenn die wirtschaftliche Situation sich ständig
verschlechterte. Unter Valerian hatte die römische Macht ihren
Tiefpunkt erreicht. Unter Gallienus lag das Römerreich zwar am
Boden und war zersplittert; dennoch bildete seine Herrschaft den
Nährboden für die Wiedererstarkung.
In einer Zeit von Seuchen, Inflation,
Bürgerkrieg und Invasionen fand der Kaiser Zeit für sein
liebstes Hobby, die Poesie. Sein literarischer Charakter ist durch
zahlreiche Verse und Reden belegt. In der Bildhauerei prägte
Gallienus einen neuen Stil, der dem Klassizismus des Augusteischen
Zeitalters nachempfunden war. Die erhalten gebliebenen Portraits
des Kaisers wirken mehr intellektuell, denn militärisch. Auch
fehlen ihnen die ernsten Sorgenfalten seiner Vorgänger.
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Marcus Aurelius Valerius Claudius (II.
Gothicus)
(* 219 n.Chr. in der Region Illyrien, † an der Pest im Januar
270 n.Chr. in Sirmium)
Claudius II. Gothicus war Kaiser von September
268 bis Januar 270 n.Chr.
Einleitung Marcus Aurelius Valerius
Claudius wurde unter seinem Siegernamen Claudius Gothicus bzw. als
Claudius II. (zur Unterscheidung vom gleichnamigen Kaiser zwei
Jahrhunderte zuvor) bekannt. Als Nachfolger des Gallienus setzte er
dessen Reformen fort und stabilisierte das schon am Rande des
Zusammenbruchs stehende Römische Reich durch seine Siege
über die Goten.
Er gehörte zu den wenigen Soldatenkaisern,
die nicht eines gewaltsamen Todes starben und wurde von den
Historikern zur Heldengestalt gemacht. Die kaum zweijährige
Herrschaft verbrachte er in Kämpfen in Norditalien und am
Balkan. Alle anderen Reichsteile hatten von ihm kaum etwas zu
erwarten. Erst sein Nachfolger sollte das Fundament für eine
neue Ordnung legen, zu der aber Claudius II. massgeblich
beigetragen hatte.
Portraits zeigen den Kaiser als typischen
zeitgenössischen Offizier. Lediglich grob rasiert und die
Stirn in Falten gelegt, verkörpert er die Anspannungen, denen
er ausgesetzt war. Auf Münzen erscheint er zudem mit
grimmigem, furchteinflössenden Blick.
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Marcus Aurelius Claudius Quintillus
(* Geburtsdatum und -ort unbekannt, † Selbstmord im April 270
in Aquileia)
Quintillus war Kaiser von Januar bis April
270.
Einleitung Über Quintillus ist
fast nichts bekannt. Seine kurze Herrschaft gleicht einem Puffer
zwischen dem zu früh verstorbenen Claudius und der
Konsolidierungsphase Aurelians. Auch gibt es keine Portraits, die
auf die Person weitere Rückschlüsse geben könnten.
Da es sich um den jüngeren Bruder des Claudius handelte,
dürfte eine starke Ähnlichkeit der beiden vorgelegen
sein. Auf Münzen erscheint er ähnlich ernst wie sein
Vorgänger.
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Lucius Domitius Aurelianus
(* 9. September 214 n.Chr. in der Provinz Untermoesien, †
ermordet im September/Oktober 275 n.Chr. in Coenofurium)
Aurelianus war Kaiser von April 270 n.Chr. bis
September/Oktober 275 n.Chr..
Einleitung
Die Militärreform Gallienus’ und der Einsatz eines
Claudius Gothicus hatten das Römische Reich vor dem Fall
bewahrt. Nun lag es an einem Mann, der energisch genug war, das in
drei Teile zersplitterte Staatsgefüge (Gallisches Sonderreich
im Westen, das eigentliche Reich in der Mitte und Zenobias Reich im
Osten) wieder zu vereinen. Das Schicksal hatte Lucius Domitius
Aurelianus auserkoren, diese Aufgabe zu übernehmen. Er stellte
nicht nur die Reichseinheit wieder her, sondern unter seinem
Kommando sollten die römischen Truppen wieder siegreich aus
den zahlreichen Schlachten an den Grenzen hervorgehen.
Bislang konnte man keine Statue mit Aurelian in
Verbindung bringen. Ein in Istanbul gefundener Marmorkopf wurde ihm
zu unrecht zugeschrieben. Auch vom Erlass seines Nachfolgers
Tacitus, dass jeder Haushalt ein Bildnis von Aurelian zu besitzen
hätte, ist nichts Greifbares übriggeblieben. Nicht nur
die Archäologen wüssten gerne mehr über das Aussehen
jenes Kaisers unter dem die militärische Macht des
Römischen Reiches wieder erstarkte. Auf den Münzen
erscheint er mit Strahlenkrone, langem Hals, in Falten gelegter
Stirn und der für diese Zeit typischen Barttracht.
Als Soldatenkaiser war er der erste, der sich
auch darum bemühte, dem Kaisertum eine überhöhte
Aura und Unnahbarkeit zu geben. Er selbst stilisierte sich zum
Dominus et Deus (Herr und Gott; dem Sonnengott) hoch. Dazu passt
auch seine golddurchwirkte Kleidung, die er mit Juwelen besetzen
liess.
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Marcus Claudius Tacitus
(* um 200 in den Donauprovinzen, † möglicherweise
ermordet im Juli 276 in Tyana in der Provinz Kappadokien)
Tacitus war Kaiser von Oktober/November 275 bis
April 276.
Einleitung Mit Aurelian war wieder
einmal ein Kaiser den Prätorianern zum Opfer gefallen und es
wäre logisch gewesen, wenn sich deren Präfekt den Purpur
umgelegt hätte. Doch ging der Lauf der Geschichte anders. Die
Soldaten rekrutierten im Einklang mit dem Senat den alten General
Marcus Claudius Tacitus.
Die überlieferten Portraits zeigen keinen
Unterschied zu den anderen Soldatenkaisern jener Zeit. Aussehen und
Stil repräsentieren die damalige Mode. Die von ihm selbst
kolportierte Verwandtschaft mit dem Schriftsteller Tacitus ist
reine Fiktion und beruht wahrscheinlich auf eigene
Einbildung.
Tacitus verabscheute allen Prunk und pflegte
trotz seines Vermögens einen einfachen Lebensstil. Der
Historia Augusta zufolge trank er am Tag weniger als einen Schoppen
Wein und er ernährte sich mässig. Noch im hohen Alter
soll der Mann Augen wie ein Adler besessen haben. Das hohe Alter
führte er auf wenige Bäder zurück. Sein privates
Interesse galt kunstvollem Glas und er sammelte Marmor.
Überhaupt war er ein Experte auf dem Gebiet der
Gewerbebetriebe.
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Marcus Annius Florianus
(* Geburtsdatum und -ort unbekannt, † ermordet im September
276 in Tarsus)
Florianus war Kaiser von April bis Juni
276.
Einleitung Kaiser Tacitus hatte
seinen Bruder in das Amt des Prätorianerpräfekten
eingesetzt und sich so von dieser Seite her abgesichert. Als
logischer Nachfolger schwang sich Marcus Annius Florianus auf den
Thron. Die Usurpation des Probus sollte seine Herrschaft nur kurz
währen lassen.
Das Portrait zeigt Florianus mit brutalem
Gesicht. Die Grobheit kommt weitaus mehr zur Geltung, als bei
seinem Bruder und Vorgänger Tacitus. Die krausen Locken und
der enge Bart sind die üblichen Modeerscheinungen jener
Zeit.
Mit dem Tod des Florianus’ schnellte die
Todesrate unter den Kaisern deutlich nach oben und die Dauer der
Regierungszeiten erreichte wieder einen Tiefpunkt.
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Marcus Aurelius Probus
(* 19. August 232 in Sirmium, † ermordet Ende September 282
bei Sirmium)
Probus war Kaiser von Juli 276 bis Ende September
282
Einleitung Mit Marcus Aurelius Probus
hatte es wieder einmal ein Gegenkaiser geschafft den Thron zu
erklimmen. Die Wahl sollte sich für das Römische Reich
als fruchtbar erweisen. Probus stand Aurelian in militärischer
Hinsicht um nichts nahe. Darüber hinaus sorgte er sich
über den katastrophalen Zustand der Wirtschaft; vor allem der
Landwirtschaft. Probus sollte die Reichseinheit verteidigen und
Massnahmen setzen, die ganz auf der Linie der Übergangszeit
zur Spätantike lagen.
Sein Portrait zeichnet sich durch einfache
Züge aus, das ihn trotz seines soldatischen Ursprungs
sympathisch erscheinen lässt. Es ist das ganze Gegenteil von
der Brutalität seines Vorgängers. Bekannt wurde Probus
vor allem durch die von seinen Truppen angelegten Weinberge in
Gallien und in den Donauprovinzen und als Kaiser, der deswegen von
seinen Soldaten ermordet wurde.
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Marcus Aurelius Carus
(* um 224 in Narbo (Gallien), † Juli/August 283 bei
Ctesiphon in Mesopotamien)
Carus war Kaiser von September 282 bis
Juli/August 283.
Einleitung Mit Carus tritt das
Zeitalter der Soldatenkaiser in seine letzte Phase. Noch einmal
versuchte ein Kaiser eine neue Dynastie zu gründen. Mit zwei
erwachsenen Söhnen hatte er dafür die besten
Voraussetzungen. Dass es wie so oft anders kam kann dem Schicksal
und den Zeitumständen zugeschrieben werden. Trotzdem muss sein
Andenken gewürdigt werden. Als militärisches Genie
besiegte er in einem Blitzfeldzug die Perser, die so lange zuvor
die Ostprovinzen des Reiches bedroht hatten.
Die Münzbildnisse zeigen Carus mit dem
für die damalige Zeit typischen kahlen Kopf samt kurzem Bart
der Militärs. Standbilder dürften infolge der kurzen
Regierungszeit von gut zehn Monaten keine mehr existieren.
Sein Tod, der durch einen Blitzschlag
hervorgerufen worden sein soll, stellt ihn zudem weiter ins Licht
der Geschichte als manch anderen Zeitgenossen.
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Marcus Aurelius Numerius Numerianus
(* um 253 an unbekanntem Ort, † ermordet am November 284 in
der Nähe von Nicomedia)
Numerianus war Mitkaiser von Juli/August 283 bis
November 284.
Einleitung Die Biografie Numerianus,
Mitregent seines Vaters Carus sowie seines Bruders Carinus, zeigt,
dass auch in den schwierigen Zeiten des 3.Jh.n.Chr. nicht nur
Verfall und Zerstörung regierten. Als begabter Redner und
Literat wurde er von seinen Zeitgenossen unter die besten
Geistesgrössen seiner Zeit eingereiht. Auf der anderen Seite
hatte er kein Talent für Kriegs- und Staatsführung. In
ruhigeren Zeiten hätte er sich wahrscheinlich besser
bewähren können.
Der Unterschied zu seiner von der Armee
dominierten Zeit ist auch in den Portraits erkennbar. Seine Frisur
ist fülliger und lockiger, als die der Militärs. Er wirkt
so eher wie ein friedvoller Lucius Verus, denn als ein Kind seiner
Epoche. Dass er trotzdem wie viele andere vor ihm, ermordet wurde,
zeigt die Instabilität der damaligen Umstände.
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Marcus Aurelius Carinus
(* um 250 an unbekanntem Ort, † ermordet während einer
Schlacht im Sommer 285 am Fluss Margus am Balkan)
Carinus war Kaiser vom Frühjahr 283 bis zum
Sommer 285.
Einleitung
Marcus Aurelius Carinus sollte der letzte offizielle Soldatenkaiser
werden. Als Spross des Carus hatte er in dynastischem Interesse die
Aufgabe gehabt, den Westen des Reiches zu verteidigen. Nach dem Tod
von Vater und Bruder konnte er sich vorerst im Sattel halten und
wurde im Angesicht seines grössten Triumphes von den eigenen
Leuten ermordet. Sein Nachfolger Diocletian sollte das
Römische Reich grundlegend reformieren und damit das Zeitalter
der Spätantike einläuten.
Carinus’ Portrait zeigt eine wunderbare
Verschmelzung von zivilen und militärischen Gewohnheiten. Der
kurzgeschorene Kopf eines Soldaten paart sich mit den
sorgfältig gepflegten Locken des Bartes und führt so zu
einer ausdrucksvollen Dynamik.
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Die Tetrarchen
Die Regentschaft des Diocletian markierte den
Beginn der Spätantike. Der neue Kaiser sollte das
römische Staatsgefüge so verändern, wie kein Kaiser
seit Augustus. Diocletian entwickelte mit der Tetrarchie ein neues
Regierungssystem und wollte damit Thronstreitigkeiten für alle
Zukunft ausschalten.
Zunächst teilte er sich die Herrschaft mit
seinem kongenialen Partner Maximianus, der den Westteil des
Römischen Reiches verwaltete. Später wurden Constantius
Chlorus und Galerius zu Caesares ernannt, wie die Juniorpartner der
beiden Augusti nun hiessen. Nach der Abdankung von Diocletian und
Maximian folgten sie ihnen im Amt nach und ernannten Maximinus Daia
und Severus zu ihren Stellvertretern.
Thronstreitigkeiten beherrschten die folgenden
Jahre und auch Maximian griff nochmals zum kaiserlichen Purpur.
Nachdem Constantius 306 n.Chr. verstorben war, wurden Galerius und
Severus gemeinsam Kaiser. Maximians Sohn Maxentius fühlte sich
übergangen und ging in die Offensive, wobei Severus den Tod
fand.
Maxentius herrschte nun ohne Anerkennung in Rom.
Im Osten wurde Maximinus Daia offiziell Kaiser, der aber nach dem
Sieg des Constantinus Selbstmord beging. Nach dem Tod des Galerius
und der Niederlage des Maxentius an der Milvischen Brücke war
Konstantin - den man bald den Grossen nannte - der wichtigste
Herrscher des Römischen Reiches. Sein letzter Rivale Licinius
wurde 325 n.Chr. im Exil ermordet.
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Marcus Aurelius
Maus(aeus?) Carausius
(† 293 n.Chr. durch Ermordung im Auftrag von
Allectus)
Carausius war
römischer Feldherr, Admiral und Gegenkaiser zu Maximianus als
Augustus im Westreich und Diocletianus als Augustus im Osten, Er
gründete 287 n.Chr. ein Sonderreich in Britannien und im
nördlichen Gallien, welches bis 296 n.Chr.
bestand.
Zeitliche
Einordnung Die Datierung, zu welchem
Zeitpunkt die letzte große Usurpation des dritten Jahrhunderts
begann, ist nicht exakt durchzuführen. Die numismatischen und
schriftlichen Quellen widersprechen sich in diesem Punkt. Auf das
Jahr 286 n.Chr. weisen Münzfunde hin. Die Schriften von
Aurelius Victor, Eutropius und den Panegyrikern legen das Jahr 287
n.Chr. nahe.
Herkunft Geboren wurde
Carausius als Sohn einer armen Familie aus Menapia. Dies liegt in
einer Region in den heutigen südlichen
Niederlanden.
Aufstieg des
Carausius
Carausius spielte in einem Feldzug Maximianus gegen die
aufständische Bagauden Galliens eine tragende Rolle. Seitdem
genoss er als Soldat einen ausgezeichneten Ruf und ihm wurde das
Kommando der Classis Britannica, die in Gesoriacum
(Boulogne-sur-Mer) stationiert war, übertragen. Daneben
verfügte Carausius über umfangreiche Kenntnisse in der
Seefahrt. Es liegt nahe, dass er in seiner Jugend zur See als
Steuermann gearbeitet hatte.
Der Augustus des
Westreichs Maximianus entschloss sich die Piraterie an beiden
Küsten des Ärmelkanals zu bekämpfen. Im Herbst des
Jahres 285 n.Chr. wurde Carausius zunächst damit beauftragt,
den Ärmelkanal von den Piraten (Sachsen, Franken, Germani) zu
säubern. Das Kommando des Carausius enthielt ebenfalls den
Schutz der Küsten der Belgica (heute: Normandie/Belgien) und
Armoricas (heute: Bretagne). Bei diesen Operationen wurde auch die
Classis Britannica eingesetzt. Mit Hilfe seiner
Flotte gelang es Carausius, die Piratenplage nach einigen
Expeditionen weitgehend unter Kontrolle zu bringen. Danach wurde er
aber mit dem Vorwurf konfrontiert, die Beute konfisziert und die
Piraten selbst sogar in seine Armee aufgenommen und damit bezahlt
zu haben. Es scheint, dass er damit nicht nur die Flotte
beträchtlich vergrößerte, sondern ab diesem
Zeitpunkt auch sehr gute Verbindungen zu den Franken pflegte.
Die Usurpation
Der argwöhnische Maximian sah darin die ersten Anzeichen einer
aufkeimenden Rebellion seines allzu erfolgreichen und schon viel zu
mächtig gewordenen Flottenbefehlshabers. Ob Carausius nun
wirklich solches im Sinn hatte, ist nicht mehr zu eruieren;
Maximian jedenfalls gab den Befehl aus, ihn zu verhaften und
umgehend hinrichten zu lassen. Carausius hingegen erhielt
rechtzeitig davon Kenntnis und handelte sofort. Um sein Leben zu
retten, rief er sich mit Hilfe seiner Truppen und der Kanalflotte
zum Imperator aus.
Im Herbst des Jahres 286 n.Chr. oder im
Frühjahr 287 n.Chr. verlegte Carausius seine gesamte Flotte
eilig nach dem sicheren Britannien, wo er abwechselnd in Londinium
oder im gallischen Gesoriacum residierte. Britannien, das seine
Herrschaft anerkannte, fiel vollständig unter seine Kontrolle;
später gelangten auch noch große Teile der gallischen
Nordküste hinzu, da die Franken weiter zu ihm standen. Hier
ist auch die Existenz einer Münzprägestätte des
Carausius in Rouen belegt. Durch die Unterstützung der
britischen Provinzen und Teilen Nordgalliens befand sich Carausius
vorerst in einer starken Position. Trotzdem verstärkte er
seine Flotte vorsichtshalber noch zusätzlich durch gallische
und fränkische Renegaten.
Oft kann man in der einschlägigen
Fachliteratur lesen, dass die Machtübernahme durch Carausius
spontan und rasch vonstatten ging, doch finden sich weder bei
Aurelius Victor noch bei Eutropius Hinweise, die dies eindeutig
bestätigen. In diesem Zusammenhang erscheint auch die u.a. von
Sheppard Frere geäußerte Vermutung gerechtfertigt, dass
es sich bei diesem Staatsstreich sehr wohl um eine von langer Hand
geplante Aktion gehandelt hat. Es stellt sich die Frage, wie es
Carausius gelungen ist, so schnell die unumschränkte Macht
über Britannien zu ergreifen, ohne dabei auf nennenswerte
Gegenwehr von Seiten der britischen Provinzverwaltung oder des
dortigen (durchaus kampferprobten) Militärs zu stoßen;
über Abwehraktionen sind in keiner Quelle Hinweise zu finden.
Möglich wäre also, dass Carausius sich das Wohlwollen und
die der in Britannien stationierten Truppen erkauft hat, was in so
einem Fall eine altbewährte Praxis war. Entweder ließ er
neues Geld prägen oder er konnte tatsächlich auf
unterschlagene Mittel zurückgreifen. Eine andere
Erklärung wäre, dass Carausius bereits durch einen
vorangegangenen Feldzug in Britannien als erfolgreicher Feldherr
bekannt und geschätzt war. Diese These ist jedoch umstritten,
da es keinerlei schriftliche oder archäologische Beweise
dafür gibt. Was auch immer der tatsächliche Grund
für die Akzeptanz der Herrschaft des Carausius in Britannien
war, der Usurpator konnte ungestört fast sechs Jahre nach
Belieben schalten und walten. Verantwortlich dafür scheint
wohl auch der Umstand gewesen zu sein, dass Maximians Armee durch
permanenten Druck der Barbaren auf die Rheingrenze so sehr in
Anspruch genommen wurde, dass sie zunächst nicht auch noch
gegen den weniger gefährlichen Carausius vorgehen
konnte.
Der Gegenschlag
Im Winter des Jahres 288 n.Chr. aber ordnete
Maximian den Bau neuer Schiffe in der Rheinmündung an, befahl
nach deren Fertigstellung eine sofortige Seeoperation gegen
Britannien und scheiterte damit kläglich.
Die Invasionsflotte besaß wohl nach
Überlaufen der römischen Kanalflotte zu Carausius nicht
mehr genügend erfahrene Lotsen und Seeleute, die die
Besonderheiten dieser tückischen Gewässer kannten. Das
notorisch schlechte Wetter in diesen Breiten durchkreuzte noch
zusätzlich die Strategie des Kaisers. Britannien war nur
schwer zu erobern, den seit etwa 270 n.Chr. von See her
einfallenden germanischen Völkern versuchte man mit teilweise
neu errichteten, stark befestigten Kastellen an der
Sachsenküste Herr zu werden. Diese strategisch wichtigen
Festungen und Flottenstationen, wohl bemannt mit Carausius’
loyalsten Offizieren und Soldaten, konnten genauso gut auch
römische Invasoren vom Kontinent abwehren. So musste der
blamierte Maximian Carausius weiter gewähren lassen. Aurelius
Victor deutet sogar an, dass dessen Herrschaft von Diokletian und
Maximian vorerst inoffiziell anerkannt wurde. Die kaiserliche
Propaganda verwies im übrigen auf das schlechte Wetter, um das
Desaster zu erklären, doch diente dies augenscheinlich nur als
Vorwand, um die erfolgreiche Abwehr der wohl ziemlich dilettantisch
durchgeführten Unternehmung in den Hintergrund treten zu
lassen.
Carausius versuchte dennoch, sich mit Maximian
und Diokletian zu einigen; er übernahm sogar deren Namen in
seine Kaisertitulatur (Marcus Aurelius Valerius), gab dazu
Münzen aus, auf denen die Portraits aller drei Imperatoren
aufgeprägt waren, und versah sie mit der provokanten
Inschrift: CARAUSIUS ET FRATRES SUI („Carausius und seine
Brüder“).
Gleichzeitig verteidigte Carausius sein
Inselreich erfolgreich gegen Barbareneinfälle. In seinem
Auftrag wurde der mittlerweile schon arg baufällig gewordene
Hadrianswall wieder instandgesetzt, um auch den Norden seiner
Provinzen wieder wirksamer gegen räuberische Pikten und Scoten
abzusichern. Wie in seinen früheren Aktionen gegen
fränkische Piraten baute Carausius in altbewährter Manier
wohl diplomatische Beziehungen zu den nördlichen Barbaren auf,
seine dortigen militärischen Erfolge dürften also auch
zum Teil auf seine guten Kontakte zu deren Stammesführern
zurückzuführen sein.
Die Angelegenheit ruhte nun vorerst für
weitere vier Jahre, sodass Carausius seine Herrschaft weiter
konsolidieren konnte. Sein Versuch, sich als dritter Augustus im
Reich zu etablieren, schrie aber geradezu nach dem längst
fälligen Gegenschlag. Der wurde mit einer tiefgreifenden
Verfassungsänderung und der darauffolgenden Einführung
der Tetrarchie ab dem Jahr 293 n.Chr. in Gang gesetzt.
Die Rückeroberung durch Constantius
Chlorus
Der nächste Schritt zur Vernichtung des Carausius war die
Erhebung des fähigen und beliebten Heerführers
Constantius Chlorus zum Caesar (Mitregenten) Maximians. Auch das
leidige Britannienproblem fiel nun in den
Zuständigkeitsbereich des neuen Caesars des Westens, der
sofort daran ging, diesmal wesentlich gründlicher, die
Wiedereroberung dieses Teiles seines Reichs vorzubereiten. Die
Ernennung von Constantius Chlorus zum Caesar des Westens kann mit
Sicherheit als unverhüllte Kriegserklärung an den
Usurpator in Britannien angesehen werden und ist dort wohl auch so
verstanden worden. Constantius hatte u.a. die Aufgabe, auch den
Nordwesten Galliens wieder in den Reichsverband
zurückzuführen, also auch die Provinzen, die im
Herrschaftsgebiet des Carausius lagen. Sein erstes Ziel war es
daher, diese abtrünnigen Gebiete zurückzuerobern und
damit dem Usurpator den ungestörten Zugang zu dem für ihn
so wichtigen gallischen Festland abzuschneiden. In einem raschen
Feldzug, der vom seinem Hauptquartier in Trier seinen Ausgang nahm,
ging er ab 293 n.Chr. Schritt für Schritt mit Beharrlichkeit
und Effizienz vor. Carausius’ wichtigster
Flottenstützpunkt an der Kanalküste, Gesoriacum, wurde
von Reichstruppen eingeschlossen und belagert. Indem Constantius
einen Damm errichten ließ, der die Hafeneinfahrt blockierte,
zwang er die Verteidiger der Stadt bald zur Aufgabe. Danach wurden
die Franken von den Kanalinseln und der gallischen Küste
vertrieben.
Der Tod des Carausius
Der Verlust der Hafenstadt war für Carausius eine
militärische und politische Katastrophe, da seine Macht nun
allein auf das weitgehend isolierte Britannien beschränkt war.
Gleichzeitig verhinderte auch die wachsende Stärke der Flotte
seines Gegners die vollständige Kontrolle über den
Ärmelkanal. Als nun für alle offensichtlich sein
Glücksstern zu sinken begann, teilte Carausius das Schicksal
vieler Usurpatoren. Es bildete sich eine Verschwörung und er
wurde von seinem Quästor Allectus oder in dessen Auftrag
ermordet. Allectus bestieg nun an seiner Stelle den Thron und hielt
sich u.a. mit der Unterstützung fränkischer Händler
an der Macht.
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Die Dynastie Konstantins
Mit der Exilierung und späteren Hinrichtung
des Licinius hatte Constantinus die Alleinherrschaft errungen. Das
diocletianische System der Tetrarchie war damit praktisch
Vergangenheit. Lediglich zur Nachfolgeregelung wurde sie in
veränderter Form aufrechterhalten. Konstantins Regierungszeit
sollte einen der letzten Höhepunkt des Römischen Reiches
darstellen. Unter ihm errang das Christentum seine Vorrangstellung
im Reich und die Feudalgesellschaft des kommenden Mittelalters
begann sich nun deutlicher als bei irgendeinem Vorgänger
bemerkbar zu machen.
Durch eine unglückliche Nachfolgeregelung folgte auf seinen
Tod ein fünfzehnjähriger Machtkampf unter seinen
Söhnen Constantinus II., Constans und Constantius II.
Während dieser Zeit hatte sich das Christentum durch seine
Privilegierung immer mehr ausgebreitet.
Kaiser Iulianus wollte das Rad der Zeit
zurückdrehen und setzte die alten Götter wieder ein. Das
Heidentum erfuhr unter seiner Herrschaft einen zwar kurzen, aber
dafür umso intensiveren Aufschwung. Sein Tod im fernen
Mesopotamien beendete nicht nur das Glaubensexperiment sondern auch
die konstantinische Dynastie. Als Nachfolger wurde Iovianus, der
Kommandant einer Gardeeinheit, noch auf dem Schlachtfeld zum Kaiser
ausgerufen.
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Die Westgoten (Terwingen) überschritten 376
n.Chr. die Donau und siedelten zunächst in Thrakien. Am
09.08.378 n.Chr. vernichteten sie in der Schlacht bei Adrianopel
ein römisches Heer und töteten den oströmischen
Kaiser Valens (364 - 378 n.Chr.).
Unter ihrem König Alarich zogen die
Westgoten nach Italien, belagerten und eroberten schließlich
Rom am 24.08.410 n.Chr., dass sie drei Tage lang plünderten.
417/418 n.Chr. siedelten sie als römische Föderaten in
Gallien (Aquitanien). Unter Ausnutzung der Schwäche des
Römischen Westreiches konnten sie ihr Territorium bei 475
n.Chr. von Gallien aus über die Pyrenäenhalbinsel mit
Ausnahme des Territorums der Sueben erweitern (sogen. Regnum
Tolosanum - "Tolosanisches Reich", 5. - frühes 6.
Jahrhundert). Wenngleich sie ihre sprachliche Identität
bewahren konnten, knüpften die Westgoten in ihrer Verwaltungs-
und Organisationsstruktur doch an die noch vorhandenen
römischen Strukturen an.
507 n.Chr. unterlagen sie unter ihrem König
Alarich den mit den Burgundern verbündeten Franken unter ihrem
König Chlodwig in der Schlacht von Vouillé. Es folgte die
intensivere und um ca. 531 n.Chr. abgeschlossene Besiedlung der
iberischen Halbinsel mit der Hauptstadt Toledo (sogen. Regnum
Toletanum - "Toledanisches Reich", 6.- frühes 8. Jahrhundert).
In der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts kam es durch
ständige Thronstreitigkeiten zu einer innenpolitischen Krise,
die der sich seit 709/710 n.Chr. anbahnenden Bedrohung durch die
Araber keinen geeigneten Widerstand entgegenstellen konnte. Am
23.07.711 n.Chr. kam es zur verhängnisvollen Niederlage der
westgotischen Truppen unter ihrem König Roderich in der
Schlacht am Guadalete. In der Folgezeit bis 725 n.Chr. wurde die
Pyrenäenhalbinsel von den Arabern bis auf ein kleines
Territorium im Nordwesten erobert, das zur Keimzelle der die
nächsten 700 Jahre andauernden christlichen Rückeroberung
wurden ("Reconquista"). Alle westgotischen Könige um 580 bis
zur arabischen Eroberung 711 n.Chr. sind in über 80
verschiedenen Münzstätten durch Gepräge
belegt.
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Sein Name im Gotischen lautet Þiuda-reiks, „des
Volkes König“. Theoderich wird in der
Nibelungensage mit Dietrich von Bern gleichgesetzt.
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Sein Name im Gotischen lautet Þiuda-reiks, „des
Volkes König“. Theoderich wird in der
Nibelungensage mit Dietrich von Bern gleichgesetzt.
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