Das Währungssystem der
Römer
Entstehung
Bis um die Zeit des fünften Jahrhunderts
v.Chr. erfolgte im römischen Einflußbereich die
Berechnung von Waren oder Strafen in Stücken Vieh. Pecunia,
der lateinische Begriff für Geld oder Vermögen,
läßt sich von pecus (lat. Vieh) ableiten, dem
früheren Wertmaßstab. In diesem Zusammenhang sei auch
eine der ersten geschichtlich dokumentierten Kuriosität in der
in der Steuergesetzgebung "pecunia non olet" (lat. Geld
stinkt nicht) erwähnt. Dieser wohlbekannte Ausdruck wurde von
Kaiser Vespasian zur Rechtfertigung einer Steuer auf
öffentliche Bedürfnisanstalten verwendet.
Als Verbesserung zum Tauschhandel fußte das
römische Metallwährungssystem anfänglich auf Kupfer
und Bronze. Die Metalle kamen vom 9./8. Jahrhundert bis zum vierten
Jahrhundert v.Chr. in Mittelitalien, Sizilien und Balkan in Form
von Barren oder rohen Gussbrocken, den sogenannten
aes rude
(auch
aes infectum, lat. Roherz oder Rohkupfer, Plin. N.H.
33,43) als Wertmesser oder Zahlungsmittel in den Umlauf. Die
einzelnen Erzbrocken von unregelmäßiger Form und ohne
normiertes Gewicht (zwei Gramm bis zweieinhalb Kilogramm) werden
mit
raudera oder
rauduscula (lat. grober Brocken)
bezeichnet.
Aes wurde als Sammelbegriff für Kupfer und
Bronzen, aber auch für Erze verwendet.



(34,5 g)
(47,9 g)
(ca. 550 g)
Erst ab ca. 300 v.Chr., parallel mit der
Erringung der endgültigen Vormachtstellung Roms auf dem
heutigen italienischen Territorium, begann die Entwicklung des
römischen Münzwesens. Die sogenannten aera signata
(lat. markiertes Erz) waren die ersten, meist mit Tierbildern
versehenen Metallbarren, die ein beträchtliches Gewicht
erreichen konnten.
Ab ca. 280 v.Chr. wurden die ersten groben,
beidseitig bebilderten Münzen, die sogenannten aes
grave (lat. schweres Erz) gegossen. Die in dieser Zeitperiode
gebräuchliche Gewichtseinheit war das römische Pfund
(zunächst as, später libra) mit einem
Gewicht von ca. 327 g. Dieses wurde in zwölf Unzen
unterteilt.
Das Hauptnominal, der as (Einer),
begleitete die römische Geschichte. Noch heute ist das As die
vom Wert höchste Spielkarte. Er war zunächst in der
Frühzeit der Römischen Republik mit Namen und Gewicht des
römischen Pfunds identisch und stellt das Basisnominal
für die anderen Nominale dar. Charakteristisch für diese
Münzen ist die Vorderseite mit einem Strich als
Wertzeichen und dem Kopf des Ianus, sowie auf der
Rückseite der Bug eines Schiffes, der Prora.


Kopf des Ianus
Prora
Den heutigen Vorstellungen von Münzen
entspricht dies nicht. Das Gewicht verminderte sich im Laufe der
Zeit zunehmend. Der Wert der Asse lag über dem Materialwert
und wurde damit zum Kreditgeld.
In der Römischen Republik geht man im
Allgemeinen von sieben theoretischen Reduktionen aus:
1. As im Semilibralen Standard (357
v.Chr.) um 1/2 auf 163,7 g
2. As im Trientalen Standard (352 v.Chr.) um 1/3 auf 109,2
g
3. As im Quadrantal Standard (347 v.Chr.) um 1/4 auf 81,9
g
4. As im Sestantalen Standard (338 v.Chr.) um 1/6 auf 54,6
g
5. As im Sottosestantal Standard (268 v.Chr.) um 1/8 auf
40,95 g
6. As im Uncial Standard (217 v.Chr.) 1/12 auf 27,3 g
7. As im Semiuncial Standard (89 v.Chr.) um 1/24 auf 13,65
g
Die nachgeordneten Nominale veränderten sich
entsprechend ihrem Verhältnis zum As.
Ca. 80 v.Chr. wurde die Emission der
Kupferwährung eingestellt. Erst unter dem Kaiser Augustus fand
eine erneute Ausgabe statt.
Die für die Griechen üblichen
Silbermünzen waren für Rom zunächst völlig
fremd. In der Zeit der frühen Römischen Republik waren
nennenswerte Emissionen wegen der fehlenden Ressourcen an
silberhaltigen Erzen nicht möglich.
In den Kriegen gegen ihre italienischen Nachbarn
gewannen die Römer schrittweise die Oberhand. Dadurch erhielt
Rom auch Zugriff auf Territorien mit Silbervorkommen. Das Volk der
Samniten waren die hartnäckigsten Widersacher. Ihre Heimat war
in der Region Samnium im gebirgigen Zentrum Mittel- und
Süditaliens. Im Zeitraum 343 - 290 v.Chr. kam es zu den
verlustreichen Samnitenkriegen. Mit erfolgreichem Abschluss
gewann Rom die Herrschaft über Mittelitalien. 275
v.Chr. errangen die Römer mit dem Sieg über
Phyrrus I. von Epiros bei Benevetum die Vormachtstellung
über Italien.
Bei den Eroberungen während der
Samnitenkriege stießen die Römer im südlichen
Italien auf griechische Silbermünzen. Ca. 270 v.Chr.
begann Rom, beeinflusst vom Vorbild der griechischen Stadtstaaten
in Süditalien und dem zunehmenden Handel mit diesen, mit der
Ausprägung eigener Silbermünzen. Die entsprechen
überwiegend markant in Stilistik, Gewicht und Münzeinheit
den griechischen Didrachmen mit, im Gegensatz zum
Schwergeld, der Aufschrift ROMANO (später
ROMA).
Eine der ersten Serien zeigt auf dem
Münzavers einen bärtigen Marskopf mit einem korinthischen
Helm. Auf der Rückseite, welche vom Design eine
auffällige Ähnlichkeit zu einer Tetradrachme aus Karthago
einige hunderte Jahre davor aufweist, ist ein Pferdekopf
abgebildet.


Marskopf
Pferdekopf
Die römische Didrachmenwährung bestand
auch aus Halbstücken, den Drachmen. Die
Quadrigati, nach der Quadriga auf dem Münzrevers
bezeichnet, bilden die letzte und zugleich größte Serie
an Didrachmen. Diese wurden bis ca. 209 v.Chr.
geprägt.
Ein weiteres Silbernominal der Römischen
Republik war der Victoriatus, der ab ca. 229 v.Chr.
geprägt wurde und dessen Gewicht bei ca. 3,4 g lag. Im
überwiegenden Umlauf war dieser wahrscheinlich in den
entlegeneren italienischen Gebieten. Der Victoriatus hielt sich bis
zur Mitte des 2. Jahrhunderts v.Chr. und wurde mit dem Anfang der
Einführung der Denarprägung seltener.
Ausweitung des römischen Zugriffs auf Silber
Zur Produktion großer Mengen an
Silbermünzen reichten die bis dato im Besitz Roms befindlichen
Ressourcen an Silbervorkommen nicht aus. Voraussetzung war hierzu
eine erfolgreiche Expansionspolitik über den italienischen
Boden hinaus.
Größter Konkurrent von Rom war
Karthago, welches sich zur dominierenden Seemacht im
Mittelmeer entwickelt hatte.
Insgesamt drei Kriege in der Zeitspanne 264 - 146
v.Chr. waren notwendig, bis die Römer sich als Herrscher
über das westliche Mittelmeer durchsetzten.
Im 1. PunischenKrieg 264 - 241 v.Chr. gab
Karthago sämtlichen Besitz auf Sizilien und seine wichtige
Silberlagerstätte Sardinien ab. Zugleich erhob Rom von
Karthago Reparationen: Von insgesamt 3200 Talenten Silber (ein
Talent ist ca. 26,2 kg), dies entspricht einer gewaltigen Menge von
84 Tonnen Silber, musste ein Drittel sofort bezahlt werden, der
Rest verteilte sich auf zehn Jahre. Dies erleichterte Rom die
Emission ihrer nach griechischem Vorbild geprägten
Silbermünzen in großer Menge. Mit der nachfolgenden
Eroberung von Südspanien durch die Karthager ersetzten diese
die erlittenen Verluste an Ressourcen, u.a. durch die dortigen
reichen Silbervorkommen.
Mit Beendigung des 2. Punischen Krieges 218 -
201 v.Chr. gerieten diese ebenfalls in die Hand der
Römer.
Am Ende des 3. Punischen Krieges 150 - 146
v.Chr. stand die Zerstörung Karthagos.
Die Einführung des Denars
Während der kriegerischen Streitigkeiten mit
Karthago kam es zur Inflation, die den Wert des Kupfers in
die Höhe trieb. Das System der Kupferwährung zerfiel.
Auch der Wert des Silberstückes der römischen
Didrachmenwährung wurde trotz fallenden Gewichts gleich zum
Anfang des 2. Punischen Krieges um mehr als ein Drittel angehoben.
Dieser Inflation entgegnete Rom mit der größten
Münzreform in der Ära der Republik.
Ungefähr 211 v.Chr. wurde eine neue
Silbermünze der Denar, die wichtigste römische
Münze für die ca. nächsten 400 Jahre,
eingeführt. Dieser hatte zunächst ein Gewicht von ca.
4,55 g und entsprach einem Gegenwert von zehn Assen.
Zusätzlich wurden zwei silberne Teilstücke der
Quinar, im Wert eines halben Denars, und der
Sesterz, im Wert eines viertel Denars,
eingeführt. Die Emission der Teilstücke wurde kurzfristig
eingestellt, jedoch kam es in der Folgezeit nochmals zu ereinzelten
Prägungen. Als wichtigste monetäre, rechnerische Einheit
etablierte sich der Sesterz. Quellen sind hier historische
Dokumente in denen Entlohnung, Vermögen, Steuern etc. in
Sesterzen beziffert wurden. In der späten Zeit der
Republik wechselte das Metall, der Sesterz wurde wieder in
Bronze ausgegeben. In der Kaiserzeit wurde dieser in
Messing geprägt.
Anhand der Erscheinungsform und geprägten
Abbildungen ist eine genaue historische Zuordnung
möglich.
Frühe Denare zeigen avers das
behelmte Kopfbild der Roma zusammen mit dem römischen
Zahlbuchstaben X. Revers sind die Dioskuren Castor
und Pollux abgebildet, darunter im Abschnitt die
Schriftzeichen ROMA. Im Zeitverlauf wich Rom vom stereotypen
Erscheinungsbild seiner Münzbilder ab. Verschiedene
Gottheiten, historische Bezüge und Monogramme
der Münzmeister wurden zunehmend
propagandistisch geprägt.
Amt des Münzmeisters
Zur Zeit der Römischen Republik lag
die Prägehoheit beim Senat. Jeweils für die
Dauer von einem Jahr wurde ein Kollegium von drei
Männern ernannt, die stellvertretend für den
Senat die Münzen prägten: III VIRI AAA FF
(tres VIRI Aere Argento Auro Flando Feriundo = das Kollegium von
drei Männern, die Kupfer, Silber und Gold schmelzen und
prägen). Die Regelung bezog sich auf Kupfer und
Bronzelegierungen. Silber wurde in kleineren Mengen zur
Münzprägung verwendet. Gold wurde sehr selten
ausgemünzt und war von der Regelung nicht betroffen. Bis kurz
vor Ende der Regierungszeit von Augustus 14 n.Chr. erschien der
Name des senatorischen Münzmeisters und die Abkürzung III
VIRI AAA FF noch auf den Prägungen. Danach wurde nur noch der
Titel verliehen. Das Amt des Münzmeisters gehörte nicht
zu den wichtigsten Beamtenposten. Es war eines der 20 kleinen
Ämter am Fuße der Beamtenleiter, aber begehrt. Es war
die Möglichkeit, seinen Namen und z.T. die Legende der eigenen
Familie zu verbreiten. Es war niederen Richtern und
Sicherheitsbeamten gleichgestellt.
.... Fortsetzung in
Arbeit .......